Kapital I.: 62-64

Marx unterschied an der Ware zunächst Gebrauchswert und Warenwert und zeigte dann, dass dieser Doppelcharakter der Ware auf einen Doppelcharakter der menschlichen Arbeit zurückgeht:
Der Gebrauchswert einer Ware wird von konkret-nützlicher Arbeit geschaffen (= das Wie und Was der Arbeit). Der Warenwert wird von wertbildender oder abstrakt-menschlicher Arbeit geschaffen (= das Wieviel der Arbeit).

Zwar schafft hochqualifizierte, komplizierte Arbeit in gleicher Zeit mehr Wert als unqualifizierte, einfache Arbeit, aber im Austausch der Waren werden sie doch einander gleichgesetzt. Dann gilt das Produkt hochqualifizierter Arbeit nur als das Vielfache von einfacher Arbeit.

 

3) Die Wertform oder der Tauschwert

„Jedermann weiß, wenn er auch sonst nichts weiß, dass die Waren eine ... gemeinsame Wertform besitzen - die Geldform. Hier gilt es ... die Entstehung dieser Geldform nachzuweisen, also die Entwicklung des im Wertverhältnis der Waren enthaltenen Wertausdrucks von seiner einfachsten unscheinbarsten Gestalt bis zur blendenden Geldform zu verfolgen. Damit verschwindet zugleich das Geldrätsel.“ K. Marx, Kapital I : 62.

„Man mag ... eine einzelne Ware drehen und wenden, wie man will, sie bleibt unfassbar als Wertding. Erinnern wir uns jedoch, dass die Waren nur Wertgegenständlichkeit besitzen, sofern sie Ausdrücke derselben gesellschaftlichen ... Arbeit sind, dass ihre Wertgegenständlichkeit also rein gesellschaftlich ist, so versteht sich auch von selbst, dass sie nur im gesellschaftlichen Verhältnis von Ware zu Ware erscheinen kann.“ K. Marx, Kapital I : 62.

Nur die Gleichsetzung „verschiedenartiger Waren bringt den spezifischen Charakter der wertbildenden Arbeit zum Vorschein, indem er die in den verschiedenartigen Waren steckenden, verschiedenartigen Arbeiten tatsächlich auf ihr Gemeinsames reduziert, auf menschliche Arbeit überhaupt.“ K. Marx, Kapital I : 65.

„Das einfachste Wertverhältnis ist offenbar das Wertverhältnis einer Ware zu einer einzigen verschiedenartigen Ware, gleichgültig welcher (x Ware A = y Ware B). Das Wertverhältnis zweier Waren liefert daher den einfachsten Wertausdruck für eine Ware.“ K. Marx, Kapital I : 62.

A) Einfache, einzelne oder zufällige Wertform

(Form I = Wertvergleich in einfachster und vereinzelter Form)

x Ware A = y Ware B oder:

20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder:

20 Ellen Leinwand sind 1 Rock wert.

“Diese Form kommt offenbar praktisch nur vor in den ersten Anfängen, wo Arbeitsprodukte durch zufälligen und gelegentlichen Austausch in Waren verwandelt werden.“ K. Marx, Kapital I : 80.

„Das Geheimnis aller Wertform steckt in dieser einfachen Wertform. Ihre Analyse bietet daher die eigentliche Schwierigkeit.“ K. Marx, Kapital I : 63.

Die beiden Pole des Wertausdrucks (des Wertvergleichs):

Relative Wertform und Äquivalentform

 „Der Wert der Leinwand kann ... nur relativ ausgedrückt werden, d. h. in andrer Ware.“ K. Marx, Kapital I : 63.

„Die erste Ware spielt eine aktive, die zweite eine passive Rolle. Der Wert der ersten Ware ist als relativer Wert dargestellt, oder sie befindet sich in relativer Wertform. Die zweite Ware funktioniert als Äquivalent (= Wertgleiches) oder befindet sich in Äquivalentform.“ K. Marx, Kapital I : 63.

Der Wert der Leinwand wird gesucht:

Wie viel sind diese 20 Ellen Leinwand wert?

Die Leinwand sucht das Verhältnis zu einem ihr gleichen Wert = aktiv =  relative Wertform.

Der Wert der Leinwand wird im Rock gefunden:

Die 20 Ellen Leinwand sind diesen Rock wert!

Der Rock dient hier der Leinwand als Wertgleiches = passiv = Äquivalentform.

„Ob eine Ware sich nun in relativer Wertform befindet oder in der entgegengesetzten Äquivalentform, hängt ausschließlich ab von ihrer jedesmaligen Stelle im Wertausdruck, d. h. davon, ob sie die Ware ist, deren Wert (Leinwand), oder aber die Ware, worin Wert ausgedrückt wird (Rock).“  K. Marx, Kapital I :. 64.

 

Zur Methode dieser Online-Lektüre:

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.

Jedem neuen Abschnitt wird eine Zusammenfassung des bisherigen Gedankengangs vorangestellt.

Wo es dem Verständnis dient, wurden Fremd­wörter, Maß­einhei­ten und teilweise auch Zahlenbeispiele modernisiert.

Diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht. Hervor­hebungen von Marx sind normal fett gedruckt. Jedes Zitat enthält die Seitenangabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.

Wal Buchenberg