Kapital 2.:
104 - 123
Der
Kreislauf des Warenkapitals
„Die allgemeine Formel für den
Kreislauf des Warenkapitals ist: W’ - G’ - W .... P .... W‘.“ K. Marx,
Kapital 2.: 91. “...In ... W’(=W + w) - G’(=G + g) - W (=w + A/Pm) ...
P .... W’ ist W zweimal außerhalb des Kreislaufs
vorausgesetzt. Einmal im Kreislauf W - G - W=A/Pm. Dies W, soweit es
aus Pm besteht, ist Ware in der Hand des Verkäufers (z.B.: eines
Maschinenherstellers oder Stromlieferanten)... Das andre Mal in dem
zweiten w in w - g - w, das ebenfalls als Ware vorhanden sein muss, um
gekauft werden zu können... (Dieses w geht in den privaten Konsum
unseres Kapitalisten ein, stammt aber aus der Produktion und den
Dienstleistungen anderer Kapitalisten). K. Marx, Kapital 2.:
99. „Aber eben weil der Kreislauf W‘...W‘ innerhalb seiner Beschreibung
andres industrielles Kapital in Form von W (=A+Pm) voraussetzt (und Pm
umschließt verschiedenartige andre Kapitale, z.B. in unserm Fall
Maschinen, Kohlen, Öl, etc.) fordert er selbst dazu heraus, ihn zu
betrachten nicht nur als allgemeine Form des Kreislaufs, d. h. als
eine gesellschaftliche Form, worunter jedes einzelne industrielle Kapital
(außer bei seiner ersten Anlage) betrachtet werden kann, daher nicht nur
als eine allen individuellen industriellen Kapitalen gemeinsame
Bewegungsform, sondern zugleich als Bewegungsform der Summe der
individuellen Kapitale, also des Gesamtkapitals der Kapitalistenklasse,
eine Bewegung, worin die
Bewegung jedes individuellen industriellen Kapitals nur als
eine Teilbewegung erscheint, die mit der Bewegung der anderen sich
verschlingt und durch sie bedingt wird. Betrachten wir z.B. das
jährliche Gesamtwarenprodukt eines Landes und analysieren die Bewegung,
wodurch ein Teil desselben das produktive Kapital in allen individuellen
Geschäften ersetzt, ein andrer Teil in die individuelle Konsumtion der
verschiedenen Klassen eingeht, so betrachten wir W‘ ... W‘ als
Bewegungsform sowohl des gesellschaftlichen Kapitals, als des von diesem
erzeugten Mehrwerts, bzw. Mehrprodukts.“ K. Marx, Kapital 2.:
100f.
Gesamtgesellschaftliche Nachfrage und
Zufuhr
„Der
Kapitalist wirft weniger Wert in der Form von Geld in die Zirkulation
hinein, als er aus ihr herauszieht, weil er mehr Wert in der Form von Ware
hineinwirft, als er ihr in Form von Ware entzogen hat. Soweit er bloß als
Personifikation des Kapitals fungiert, als industrieller Kapitalist, ist
seine Zufuhr von Warenwert stets größer als seine Nachfrage nach
Warenwert.“ K. Marx, Kapital 2.: 120. „Soweit der Kapitalist bloß das
industrielle Kapital personifiziert, besteht seine eigene Nachfrage nur in
der Nachfrage nach Produktionsmitteln und Arbeitskraft. ... Die
Maximalgrenze der Nachfrage des Kapitalisten ist = C = c + v, aber seine
Zufuhr ist = c + v + m; Ist also die Zusammensetzung seines
Warenkapitals 80c + 20v + 20m, so ist seine Nachfrage = 80c + 20v, also
der Wertigkeit nach betrachtet ein Fünftel kleiner als seine Zufuhr. ...“
K. Marx, Kapital II :121.
„Kommen wir
nun zur Reproduktion. Sein Warenkapital war 80c + 20v + 20m.
Gesetzt, der Kapitalist verzehre den ganzen Mehrwert g und setze nur
die ursprüngliche Kapitalgröße C wieder in produktives Kapital
um. Jetzt ist die Nachfrage des Kapitalisten gleichwertig mit seiner
Zufuhr. Aber nicht mit Bezug auf die Bewegung seines Kapitals; ... als
Kapitalist übt er nur Nachfrage aus nach 4/5 seiner Zufuhr (der Wertgröße
nach); 1/5 verzehrt er ... nicht in seiner Funktion als Kapitalist,
sondern für sein Privatbedürfnis oder Vergnügen.“ K. Marx, Kapital 2.:
122f.
Viertes
Kapitel Die drei Figuren des
Kreislaufprozesses
„Die drei
Figuren können dargestellt werden...: I. G - W ...P...W‘ - G‘ (=
Geldkapital) II. P
... W - G - W ... P (= produktives Kapital) III. W - G - W... P
(W‘). (= Warenkapital) Fassen wir alle drei Formen zusammen, so
erscheinen alle Voraussetzungen des Prozesses als sein Resultat, als von
ihm selbst produzierte Voraussetzung. ... Der Gesamtprozess stellt sich
dar als Einheit von Produktionsprozess (P) und Zirkulationsprozess
(W - G - W): Der Produktionsprozess wird Vermittler des
Zirkulationsprozess und umgekehrt. Allen drei Kreisläufen ist
gemeinsam: Verwertung des Werts als bestimmender Zweck, als treibendes
Motiv. In I ist das in der Form ausgedrückt. Form II beginnt mit P, dem
Verwertungsprozess selbst. In III beginnt der Kreislauf mit dem
verwerteten Wert und schließt mit neu verwertetem Wert, selbst wenn die
Bewegung auf gleichbleibender Stufe wiederholt wird.“ K. Marx, Kapital 2.:
104. „Sofern jeder dieser drei Kreisläufe als besondre Form der
Bewegung betrachtet wird, worin sich verschiedne individuelle industrielle
Kapitale befinden, so existiert diese Verschiedenheit immer nur als eine
individuelle. In Wirklichkeit aber befindet sich jedes individuelle
industrielle Kapital in allen dreien zugleich. Die drei Kreisläufe, die
Reproduktionsformen der drei Gestalten des Kapitals, vollziehen sich
kontinuierlich nebeneinander. ... Die Reproduktion des Kapitals in
jeder seiner Formen und jedem seiner Stadien ist ebenso kontinuierlich,
wie die Umwandlung dieser Formen und der sukzessive Verlauf durch
die drei Stadien. Hier ist der gesamte Kreislauf wirkliche Einheit seiner
drei Formen.“ K. Marx, Kapital 2.: 105.
„Der
Kreislaufprozess des Kapitals ist beständige Unterbrechung, Verlassen
eines Stadiums, Eintreten in das nächste; Abstreifen einer Form, Dasein in
einer andren; jedes dieser Stadien bedingt nicht nur das andre, sondern
schließt es zugleich aus.“ K. Marx, Kapital 2.: 106. „Sehn wir also,
wie die Sache in der Wirklichkeit zugeht. ... Z.B. die 10000 Pfund Garn
sind das Wochenprodukt eines Spinners. Diese 10000 Pfund Garn treten ganz
aus der Produktionssphäre hinaus in die Zirkulationssphäre; der in ihm
enthaltene Kapitalwert muss ganz in Geldkapital verwandelt werden, und
solange er in der Form von Geldkapital verharrt, kann er nicht von neuem
in den Produktionsprozess eingehen; er muss vorher in die Zirkulation
eintreten und die Elemente des produktiven Kapitals A + Pm rückverwandelt
werden. ... Während z.B. die 10000 Pfund Garn als Warenkapital auf den
Markt treten und ihre Verwandlung in Geld ... vollziehen, tritt neue
Baumwolle, Kohle etc. im Produktionsprozess an ihre Stelle, hat also schon
aus Geldform und Warenform sich wieder in die Form des produktiven
Kapitals rückverwandelt und beginnt ihre Funktion als solches; während
zur selben Zeit, wo die ersten 10000 Pfund Garn in Geld umgesetzt werden,
frühere 10000 Pfund Garn schon das zweite Stadium ihrer Zirkulation
beschreiben und sich aus Geld in die Elemente des produktiven Kapitals
rückverwandeln.
Alle Teile des
Kapitals machen den Kreislaufprozess der Reihe nach durch, befinden sich
gleichzeitig in verschiedenen Stadien desselben. So befindet sich das
industrielle Kapital in der Kontinuität seines Kreislaufs gleichzeitig in
allen seinen Stadien und den ihnen entsprechenden verschiedenen
Funktionsformen. Für den Teil, der zum ersten Mal aus Warenkapital sich
in Geld verwandelt, ist der Kreislauf W’ ... W’ eröffnet, während für das
industrielle Kapital, als sich bewegendes Ganzes, der Kreislauf W’ ... W’
durchlaufen ist. Mit der einen Hand wird Geld vorgeschossen, mit der
anderen eingenommen; die Eröffnung des Kreislaufs G ... G’ auf einem
Punkt ist zugleich seine Rückkehr auf einem anderen. Das gleiche gilt für
das produktive Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 106. „Der wirkliche
Kreislauf des industriellen Kapitals in seiner Kontinuität ist daher nicht
nur Einheit von Zirkulations- und Produktionsprozess, sondern Einheit
aller seiner drei Kreisläufe. Solche Einheit kann er aber nur sein,
sofern jeder verschiedene Teil des Kapitals nacheinander die
einander folgenden Phase des Kreislaufs durchmessen kann, aus einer Phase,
einer Funktionsform in die andere übergehen kann, das industrielle
Kapital, als Ganzes dieser Teile, sich also gleichzeitig in den
verschiedenen Phasen und Funktionen befindet, und so alle Kreisläufe
gleichzeitig beschreibt. Das Nacheinander jedes Teils ist hier bedingt
durch das Nebeneinander der Teile, d.h. durch die Teilung des Kapitals....
Das Nebeneinander ist selbst nur Resultat des Nacheinander. ... So
befindet sich in dem gegliederten Fabriksystem das Produkt ebenso
fortwährend auf den verschiedenen Stufen seines Bildungsprozesses, wie im
Übergang aus einer Produktionsphase in die andere. ... Jede Stockung
des Nacheinander bringt das Nebeneinander in Unordnung, jede Stockung in
einem Stadium bewirkt größere oder geringere Stockung im gesamten
Kreislauf nicht nur des stockenden Kapitalteils, sondern auch des gesamten
individuellen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 107. „Allgemein ... ist
zu bemerken, dass die Ökonomen sehr geneigt sind zu vergessen, dass ein
Teil des im Geschäft nötigen Kapitals beständig nicht nur die drei Formen
von Geldkapital, produktivem Kapital und Warenkapital wechselweise
durchläuft, sondern dass verschiedene Portionen desselben beständig
nebeneinander diese Formen besitzen, wenn auch die relative Größe dieser
Portionen beständig wechselt.“ K. Marx, Kapital 2.: 258. „Der
Gesamtkreislauf stellt sich für jede Funktionsform des Kapitals als ihr
spezifischer Kreislauf dar, und zwar bedingt jeder dieser Kreisläufe die
Kontinuität des Gesamtprozesses; ... Es ist eine notwendige Bedingung
für den Gesamtproduktionsprozess, besonders für das gesellschaftliche
Kapital, dass er zugleich Reproduktionsprozess, und daher Kreislauf jedes
seiner Momente ist... Ein Teil des Kapitals, aber ein stets
wechselnder, ... existiert als Warenkapital, das sich in Geld verwandelt;
ein andrer als Geldkapital, das sich in produktives verwandelt; ein
dritter als produktives Kapital, das sich in Warenkapital verwandelt. Das
beständige Vorhandensein aller drei Formen ist vermittelt durch den
Kreislauf des Gesamtkapitals durch eben diese drei Phasen.“ K. Marx,
Kapital 2.: 108. „Nur in der Einheit der drei Kreisläufe ist die
Kontinuität des Gesamtprozesses verwirklicht... Das gesellschaftliche
Gesamtkapital besitzt stets diese Kontinuität, und besitzt sein Prozess
stets die Einheit der drei Kreisläufe. Für individuelle Kapitale wird
die Kontinuität der Reproduktion stellenweise mehr oder minder
unterbrochen... Am regelmäßigsten und uniformsten verläuft der Prozess in
der Fabrik und im Bergbau.“ K. Marx, Kapital 2.: 108f. „Das Kapital als
sich verwertender Wert umschließt nicht nur Klassenverhältnisse, einen
bestimmten gesellschaftlichen Charakter, der auf dem Dasein der Arbeit als
Lohnarbeit ruht. Es ist eine Bewegung, ein Kreislaufprozess durch
verschiedne Stadien, der selbst wieder drei verschiedne Formen des
Kreislaufsprozesses einschließt. Es kann daher nur als Bewegung und nicht
als ruhendes Ding begriffen werden.“ K. Marx, Kapital 2.: 109. „Wie die
kapitalistische Produktionsweise große Stufenleiter der Produktion
voraussetzt, so auch notwendig große Stufenleiter des Verkaufs; also
Verkauf an den Kaufmann, nicht an den einzelnen Konsumenten. Soweit dieser
Konsument selbst produktiver Konsument, also industrieller Kapitalist,
also soweit das industrielle Kapital eines Produktionszweigs dem andren
Zweig Produktionsmittel liefert, findet ... auch direkter Verkauf eines
industriellen Kapitalisten an viele andre statt. Jeder industrielle
Kapitalist ist sofern direkter Verkäufer, selbst sein Kaufmann, was er
übrigens auch im Verkauf an den Kaufmann ist.“ K. Marx, Kapital 2.:
114.
Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände
online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den
vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in
seinen eigenen Worten. Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung
des vorherigen Abschnitts voran. Auslassungen im laufenden Text sind
durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit
willkommen. Bisherige Texte dieser online Kurzfassung können unter
www.marx-forum.de nachgelesen werden. Wal Buchenberg |