Kapital 2.: 169 - 182

8. Kapitel
Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital

a)Fixes Kapital (Gebäude, Maschinen etc) geht nur als Wert stückweise in das produzierte Produkt ein, aber nicht stofflich. Sie wirken stofflich als Körper weiter, bis er seinen Gebrauchswert verliert.
b1) Hilfsstoffe (Energieträger, Schmiermittel etc) gehen als Wert ganz in das Produkt ein, aber stofflich gehen sie nicht ein. Sie werden für jedes einzelne Produkt verbraucht, werden aber nicht stofflicher Teil des Produkts.
b2) Rohstoffe gehen als Wert ganz in das Produkt ein, stofflich gehen sie zum großen Teil ein. Sie bilden den Körper des Produkts.
b3) variables Kapital als Arbeitslohn geht als Wert ganz in das Produkt ein.
„Vom Standpunkt des Zirkulationsprozesses stehen auf der einen Seite die Arbeitsmittel: fixes Kapital, auf der andern Seite Arbeitsmaterial und Arbeitslohn: flüssiges Kapital.
Dagegen vom Standpunkt des Arbeits- und Verwertungsprozesses steht auf der einen Seite: Produktionsmittel (Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial), konstantes Kapital; auf der andern Seite Arbeitskraft, variables Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 218.

II. Bestandteile, Ersatz, Reparatur, Akkumulation des fixen Kapitals
Reparatur des fixen Kapitals geschieht stückweise:

„Ein Pferd kann nicht stückweise, sondern nur durch ein andres Pferd ersetzt werden. Andre Elemente des fixen Kapitals lassen periodische oder teilweise Erneuerung zu. Hier ist der teilweise oder periodische Ersatz zu unterscheiden von allmählicher Ausdehnung des Geschäftsbetriebs. ...
Andre Stücke des fixen Kapitals bestehen aus ungleichen Bestandteilen, die in ungleichen Zeiträumen abnutzen und daher ersetzt werden müssen. Dies findet namentlich bei Maschinen statt.“ K. Marx, Kapital 2.: 171-172.
„In derselben Kapitalanlage haben die einzelnen Elemente des fixen Kapitals eine verschiedne Lebenszeit, daher auch verschiedne Umschlagszeiten. In einer Eisenbahn z.B. haben Schienen, Schwellen, Erdarbeiten, Bahnhofsgebäude, Brücken, Tunnels, Lokomotiven und Waren verschiedene Funktionsdauer und Reproduktionszeit, also auch das in ihnen vorgeschossene Kapital verschiedne Umschlagszeiten.“ K. Marx, Kapital 2.: 169.
„Die Beschädigungen, denen einzelne Teile der Maschinerie etc. ausgesetzt sind, sind der Natur der Sache nach zufällig, und so sind es daher auch die dadurch ernötigten Reparaturen. Dennoch scheiden sich aus dieser Masse zwei Sorten von Reparaturarbeiten ab, die einen mehr oder minder festen Charakter haben und in verschiedne Perioden der Lebenszeit des fixen Kapitals fallen - Krankheiten des Kindesalters und die viel zahlreicheren Krankheiten des über die mittlere Lebenszeit hinausgerückten Alters.“ K. Marx, Kapital 2.: 175.
„Da es von der höchsten Wichtigkeit ist, sofort jeden Defekt der Maschinerie zu kurieren, so befindet sich bei jeder größeren Fabrik ein den eigentlichen Fabrikarbeitern beigegebenes Personal, Ingenieur, Schreiner, Mechaniker, Schlosser usw. Ihr Lohn bildet Teil des variablen Kapitals, und der Wert ihrer Arbeit verteilt sich auf das Produkt.“ K. Marx, Kapital 2.: 176.
„Die Grenze zwischen eigentlichen Reparatur und Ersatz, zwischen Erhaltungskosten und Erneuerungskosten, ist eine mehr oder weniger fließende.“ K. Marx, Kapital 2.: 178.

Kosten für a)Erhaltung, b)Reinigung c)Reparatur d)Versicherung:

a) Erhaltung: „Das fixe Kapital verursacht besondre Erhaltungskosten. Ein Teil der Erhaltung wird durch den Arbeitsprozess selbst bewirkt; das fixe Kapital verdirbt, wenn es nicht im Arbeitsprozess fungiert... Diese Erhaltung, die aus dem Gebrauch im Arbeitsprozess hervorgeht, ist eine Gratisnaturgabe der lebendigen Arbeit. Und zwar ist die erhaltende Kraft der Arbeit doppelter Art. Einerseits erhält sie den Wert der Arbeitsmaterialien, indem sie ihn auf das Produkt überträgt, andererseits erhält sie den Wert der Arbeitsmittel, soweit sie nicht auch diesen auf das Produkt überträgt, durch Erhaltung des Gebrauchswerts, vermittelst ihrer Aktion im Produktionsprozess.“ K. Marx, Kapital 2.: 173.
b) Reinigung: „Das fixe Kapital erfordert aber auch positive Arbeitsauslage zu seiner Instandhaltung. Die Maschinerie muss von Zeit zu Zeit gereinigt werden. Es handelt sich hier um zusätzliche Arbeit, ohne welche sie gebrauchsunfähig wird; ... Die normale Lebenszeit des fixen Kapitals ist selbstredend darauf berechnet, dass die Bedingungen erfüllt werden, unter denen es während dieser Zeit normal fungieren kann... Das in dieser Arbeit (der Reinigung) ausgelegte Kapital ... gehört zum flüssigen Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 173f.
c) Reparatur: „Die eigentlichen Reparaturen oder Flickarbeiten erheischen Auslage von Kapital und Arbeit, die nicht in dem ursprünglich vorgeschossenen Kapital enthalten sind, also auch durch den allmählichen Wertersatz des fixen Kapitals jedenfalls nicht immer ersetzt und gedeckt werden können... Es ist dies ein zuschüssiger Wertbestandteil, der auch nicht auf einmal vorgeschossen wird, sondern je nach Bedürfnis, und dessen verschiedne Vorschusszeiten ... zufällig sind.“ K. Marx, Kapital 2.: 174f.
„Andrerseits ist es ebenso klar, dass der durch diese zuschüssige Ausgabe von Kapital und Arbeit zugesetzte Wert nicht in den Preis der Waren eingehen kann gleichzeitig mit der wirklichen Ausgabe. Ein Spinner z.B. kann diese Woche sein Garn nicht teurer verkaufen als vorige Woche, weil ihm diese Woche ein Rad gebrochen oder ein Riemen zerrissen ist.... Hier, wie bei aller Wertbestimmung, bestimmt der Durchschnitt.... Diese Durchschnittsausgabe wird verteilt auf die Durchschnitts-Lebensperiode und wird in entsprechenden aliquoten Teilen auf den Preis des Produkts geschlagen....“ K. Marx, Kapital 2.: 176.
„Bei der Bestimmung des Verschleißes, wie der Reparaturkosten, nach gesellschaftlichem Durchschnitt, ergeben sich notwendig große Ungleichheiten... Die Reparaturkosten des einen sind über, die des andren unter dem Durchschnitt. Der durch den Verschleiß, wie durch die Reparaturkosten, bestimmte Preiszuschlag der Ware ist aber derselbe und wird durch den Durchschnitt bestimmt. Der eine erhält also durch diesen Preiszusatz mehr, als er wirklich zusetzt, der andre weniger. Dies, wie alle andren Umstände, die bei gleicher Exploitation der Arbeitskraft den Gewinn verschiedener Kapitalisten in demselben Geschäftszweig verschieden machen, trägt dazu bei, die Einsicht in die wahre Natur des Mehrwerts zu erschweren.“ K. Marx, Kapital 2.: 178.

d) Versicherungskosten: „Ganz verschieden, sowohl vom Ersatz des Verschleißes wie von den Arbeiten der Erhaltung und Reparatur ist die Versicherung, die sich auf Zerstörung durch außerordentliche Naturereignisse, Feuersbrunst, Überschwemmungen etc. bezieht. Diese muss aus dem Mehrwert gutgemacht werden und bildet einen Abzug von demselben. Oder, vom Standpunkt der ganzen Gesellschaft betrachtet: Es muss eine beständige Überproduktion stattfinden, d.h. Produktion auf größerer Stufenleiter, als zu einfachem Ersatz und Reproduktion des vorhandenen Reichtums nötig - ganz abgesehen von Zunahme der Bevölkerung -, um die Produktionsmittel zur Verfügung zu haben, zur Ausgleichung der außerordentlichen Zerstörung, welche Zufälle und Naturkräfte anrichten.“ K. Marx, Kapital 2.: 178.

Ersatz von fixem Kapital geschieht teils stückweise teils als Ganzes, aber meist in verbesserter Gestalt:
„Mit Bezug auf allmähliche Ausdehnung des Geschäfts im Lauf der teilweisen Erneuerung bemerken wir folgendes. Obgleich, wie wir gesehen, das fixe Kapital fortfährt, in natura im Produktionsprozess zu wirken, hat ein Teil seines Werts, je nach dem Durchschnittsverschleiß, mit dem Produkt zirkuliert, ist in Geld verwandelt worden... Dieser so in Geld verwandelte Teil des fixen Kapitalwerts kann dazu dienen, das Geschäft zu erweitern oder Verbesserungen an den Maschinen anzubringen, welche deren Wirksamkeit vermehren. In kürzeren oder längeren Abschnitten findet so Reproduktion statt, und zwar ... Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter; extensiv, wenn das Produktionsfeld ausgedehnt; intensiv, wenn das Produktionsmittel wirksamer gemacht.“ K. Marx, Kapital 2.: 172.
„Die Arbeitsmittel werden großenteils beständig umgewälzt durch den Fortschritt der Industrie. Sie werden daher nicht in ihrer ursprünglichen Form ersetzt, sondern in der umgewälzten Form. Einerseits bildet die Masse des fixen Kapitals, die in einer bestimmten Naturalform angelegt ist und innerhalb derselben eine bestimmte Durchschnittslebenszeit auszudauern hat, einen Grund der nur allmählichen Einführung neuer Maschinen etc., und daher ein Hindernis gegen die rasche allgemeine Einführung der verbesserten Arbeitsmittel. Andrerseits zwingt der Konkurrenzkampf, namentlich bei entscheidenden Umwälzungen, die alten Arbeitsmittel vor ihrem natürlichen Lebensende durch die neuen zu ersetzen. Es sind hauptsächlich Katastrophen, Krisen, die solche vorzeitige Erneuerung des Betriebsgeräts auf größerer gesellschaftlicher Stufenleiter erzwingen.“ K. Marx, Kapital 2.: 171.
„Endlich, wie überall in der großen Industrie, spielt auch hier der moralische Verschleiß seine Rolle: Nach Verlauf von zehn Jahren kann man gewöhnlich dasselbe Quantum Waggons und Lokomotiven für 30000 Pfd. St. kaufen, das vorher 40000 Pfd. St. kostete. Man muss so auf dies Material eine Entwertung von 25 % des Marktpreises rechnen, selbst wenn keine Entwertung des Gebrauchswerts stattfindet.“ K. Marx, Kapital 2.: 170f.

Ersatz im Ganzen macht Schatzbildung nötig:
„Obgleich, wie wir gesehen, ein größerer Teil des zum Ersatz des Verschleißes des fixen Kapitals zurückfließenden Geldes jährlich, oder selbst in kürzeren Zeiträumen, wieder in seine Naturalform rückverwandelt wird, ist dennoch für jeden einzelnen Kapitalisten ein Amortisationsfonds nötig für den Teil des fixen Kapitals, der nur nach Verlauf von Jahren auf einmal in seinen Reproduktionstermin tritt und dann ganz zu ersetzen ist. Ein bedeutender Bestandteil des fixen Kapitals schließt durch seine Beschaffenheit die stückweise Reproduktion aus.“ K. Marx, Kapital 2.: 181f.
„In unserm Fall wird nun Geld, das als Schatz in der Hand eines größeren Kapitalisten in größerem Umfang aufgehäuft sein muss, beim Einkauf des fixen Kapitals auf einmal in die Zirkulation geworfen. Es verteilt sich selbst wieder in der Gesellschaft als Zirkulationsmittel und als Schatz. ... Es ist eine beständig wechselnde Verteilung des in der Gesellschaft existierenden Schatzes, der abwechselnd als Zirkulationsmittel fungiert, und dann wieder als Schatz aus der Masse des zirkulierenden Geldes abgeschieden wird. Mit der Entwicklung des Kreditwesens, welche mit der Entwicklung der großen Industrie und der kapitalistischen Produktion notwendig parallel geht, fungiert dies Geld nicht als Schatz, sondern als Kapital, aber in der Hand nicht seines Eigentümers, sondern andrer Kapitalisten, denen es zur Verfügung gestellt ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 182.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
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Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
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Wal Buchenberg