Kapital 2.394 - 397
Wir „betrachten ... die jährliche Funktion des gesellschaftlichen Kapitals - also des Gesamtkapitals ... - in ihrem Resultat, d.h. wir betrachten ... das Warenprodukt, welches die Gesellschaft während des Jahres liefert ...“ K. Marx, Kapital 2.: 391.
„Das Jahresprodukt umschließt sowohl die Teile des gesellschaftlichen Produkts, welche Kapital ersetzen, die gesellschaftliche Reproduktion, wie die Teile, welche dem Konsumtionsfonds anheimfallen, durch Arbeiter und Kapitalisten verzehrt werden, also sowohl die produktive wie die individuelle Konsumtion.
Sie umschließt ebensowohl die Reproduktion (d.h. Erhaltung) der Kapitalistenklasse und der Arbeiterklasse, daher auch Reproduktion des kapitalistischen Charakters des gesamten Produktionsprozesses.“ K. Marx, Kapital 2.: 391.
„Und zwar ist der Reproduktionsprozess für unsern vorliegenden Zweck zu betrachten vom Standpunkt sowohl des Wert- wie des Stoffersatzes der einzelnen Bestandteile von W‘.“ K. Marx, Kapital 2.: 391f.
„Die Rückverwandlung eines Teils des Produktenwerts in Kapital, das Eingehen eines andern Teils in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- wie der Arbeiterklasse bildet eine Bewegung innerhalb des Produktenwerts selbst, worin das Gesamtkapital resultiert hat;
und diese Bewegung ist nicht nur Wertersatz, sondern Stoffersatz, und ist daher ebenso sehr bedingt durch das gegenseitig Verhältnis der Wertbestandteile des gesellschaftlichen Produkts wie durch ihren Gebrauchswert, ihre stoffliche Gestalt.“ K. Marx, Kapital 2.: 393.
„Die Frage, wie sie unmittelbar vorliegt, ist die: Wie wird das in der Produktion verzehrte Kapital seinem Wert nach aus dem jährlichen Produkt ersetzt, und wie verschlingt sich die Bewegung dieses Ersatzes mit der Konsumtion des Mehrwerts durch die Kapitalisten und des Arbeitslohns durch die Arbeiter?
Es handelt sich also zunächst um die Reproduktion auf einfacher Stufenleiter.“ K. Marx, Kapital 2.: 392.
II. Die zwei Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion
„Das Gesamtprodukt, also auch die Gesamtproduktion, der Gesellschaft zerfällt in zwei große Abteilungen:
I. Produktionsmittel, Waren, welche eine Form besitzen, worin sie in die produktive Konsumtion eingehen müssen oder wenigsten eingehen können.
II. Konsumtionsmittel; Waren, welche eine Form besitzen, worin sie in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- und Arbeiterklasse eingehen.
In jeder dieser Abteilungen bilden sämtliche verschiedene ihr angehörige Produktionszweige einen einzigen großen Produktionszweig, die einen den der Produktionsmittel, die anderen den der Konsumtionsmittel. Das in jedem der beiden Produktionszweige angewandte gesamte Kapital bildet eine besondere große Abteilung des gesellschaftlichen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 394.

„In jeder Abteilung zerfällt das Kapital in zwei Bestandteile:
1. Variables Kapital. Dies, dem Wert nach betrachtet, ist gleich dem Wert der in diesem Produktionszweig angewandten gesellschaftlichen Arbeitskraft, also gleich der Summe der dafür gezahlten Arbeitslöhne.
Dem Stoff nach betrachtet, besteht es aus der sich betätigenden Arbeitskraft selbst, d.h. aus der von diesem Kapitalwert in Bewegung gesetzten lebendigen Arbeit.
2. Konstantes Kapital, d.h. den Wert aller zur Produktion in diesem Zweig angewandten Produktionsmittel. Diese zerfallen ihrerseits wieder in fixes Kapital: Maschinen, Arbeitswerkzeuge, Baulichkeiten, Arbeitsvieh etc.; und in zirkulierendes konstantes Kapital: Produktionsmaterialien, wie Roh- und Hilfsstoffe, Halbfabrikate etc.“ K. Marx, Kapital 2.: 395.
3. Mehrwert: „Der Wert des mit Hilfe dieses Kapitals in jeder der beiden Abteilungen erzeugten gesamten Jahresprodukts (c+v+m) zerfällt in einen Wertteil, der das in der Produktion aufgezehrte und seinem Wert nach auf das Produkt nur übertragene konstante Kapital c darstellt, und in den durch die gesamte Jahresarbeit zugesetzten Wertteil.
Dieser letztere zerfällt wieder in den Ersatz des vorgeschossenen variablen Kapitals v und in den Überschuss darüber, der den Mehrwert m bildet. Wie der Wert jeder einzelnen Ware, so zerfällt also auch der des gesamten Jahresprodukts jeder Abteilung in c + v + m.“ K. Marx, Kapital 2.: 395.

„Für unsere Untersuchung der einfachen Reproduktion wollen wir folgendes Schema zugrunde legen, worin c = konstantes Kapital, v= variables Kapital, m = Mehrwert ist und das Verwertungsverhältnis m/v zu 100 % angenommen wird. Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling (oder Milliarden Euro) bedeuten.
I. Produktion von Produktionsmitteln:
Kapital 4000 c + 1000 v = 5000
Warenprodukt 4000 c + 1000 v + 1000 m = 6000
existierend in Produktionsmitteln.
II. Produktion von Konsumtionsmitteln:
Kapital 2000 c + 500 v = 2500
Warenprodukt 2000 c + 500 v + 500 m = 3000
existierend in Konsumtionsmitteln.
Oder anders: jährliches Gesamtwarenprodukt:
I. 4000 c + 1000 v + 1000 m = 6000 Produktionsmittel.
II. 2000 c + 500 v + 500 m = 3000 Konsumtionsmittel.
Gesamtwert = 9000.“ K. Marx, Kapital 2.: 396.

„Wenn wir nun die auf Grundlage einfacher Reproduktion, wo also der ganze Mehrwert unproduktiv konsumiert wird, notwendigen Umsätze untersuchen und dabei zunächst die sie vermittelnde Geldzirkulation unbeachtet lassen, so ergeben sich uns von vornherein drei große Anhaltspunkte.
1. Die 500 v, Arbeitslohn der Arbeiter, und die 500 m, Mehrwert der Kapitalisten der Abteilung II, müssen in Konsumtionsmitteln verausgabt werden. Aber ihr Wert existiert in den Konsumtionsmitteln zum Wert von 1000, die in den Händen der Kapitalisten, Abteilung II, die vorgeschossenen 500 v ersetzen und die 500 m repräsentieren.
Arbeitslohn und Mehrwert der Abteilung II werden also innerhalb Abteilung II gegen Produkt von II umgesetzt. Damit verschwinden aus dem Gesamtprodukt (500 v + 500 m) II = 1000 in Konsumtionsmitteln.
2. Die 1000 v + 1000 m der Abteilung I müssen ebenfalls in Konsumtionsmitteln verausgabt werden, also in Produkt von Abteilung II.
Sie müssen sich also austauschen gegen den von diesem Produkt noch übrigen, dem Betrag nach gleichen, konstanten Kapitalteil 2000 c.
Dafür erhält Abteilung II einen gleichen Betrag von Produktionsmitteln, Produkt von I, worin der Wert der 1000 v + 1000 m von I verkörpert ist.
Damit verschwinden aus der Rechung 2000 II c und (1000 v + 1000 m) I.
3. Es bleiben noch 4000 I c. Diese bestehen in Produktionsmitteln, die nur in Abteilung I vernutzt werden können und zum Ersatz ihres verzehrten konstanten Kapitals dienen, und daher durch gegenseitigen Austausch zwischen den einzelnen Kapitalisten von I ebenso ihre Erledigung finden wie die (500 v + 500 m) II durch Austausch zwischen den Arbeitern und Kapitalisten, bzw. zwischen den einzelnen Kapitalisten von II.

Dies einstweilen nur zum besseren Verständnis des Nachfolgenden.“ K. Marx, Kapital 2.: 396-397.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg