Kapital 2.501-509

„Betrachten wir nun die Akkumulation in Abteilung II etwas näher. Die erste Schwierigkeit mit Bezug auf II c, d.h. seine Rückverwandlung aus einem Bestandteil des Warenkapitals II in die Naturalform von konstantem Kapital II, betrifft die einfache Reproduktion. Nehmen wir das frühere Schema:
(1000 v + 1000 m) I setzen sich um gegen: 2000 II c.
Wird nun z.B. die Hälfte des Mehrprodukts I, also ... 500 I m, wieder selbst als konstantes Kapital der Abteilung I einverleibt, so kann dieser in I rückbehaltene Teil des Mehrprodukts keinen Teil von II c ersetzen. Statt in Konsumtionsmitteln umgesetzt zu werden ... soll es als zusätzliches Produktionsmittel in I selbst dienen. Es kann diese Funktion nicht gleichzeitig in I und II verrichten. ...
Statt 2000 I (v + m) sind also nur 1500, nämlich (1000 v + 500 m) I umsetzbar in 2000 II c; es sind also 500 II c aus ihrer Warenform nicht rückverwandelbar in produktives (konstantes) Kapital II.
Es fände also in II eine Überproduktion statt, ihrem Umfang nach genau entsprechend dem Umfang der in I vorgegangenen Erweiterung der Produktion.“ K. Marx, Kapital 2.: 499.
„Der einfache Umstand, dass die Schwierigkeit ... uns nicht aufstieß bei Betrachtung der einfachen Reproduktion, beweist, dass es sich um ein spezifisches Phänomen handelt, das nur der verschiedenen Gruppierung (mit Bezug auf Reproduktion) der Elemente I geschuldet ist, einer veränderten Gruppierung, ohne welche überhaupt keine Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfinden könnte.“ K. Marx, Kapital 2.: 501.

III. Schematische Darstellung der Akkumulation
1. Erstes Beispiel
A) Schema einfacher Reproduktion
I. 4000 c + 1000 v + 1000 m = 6000
II. 2000 c + 500 v + 500 m = 3000
Summe = 9000

B) Ausgangsschema für Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter
I. 4000 c + 1000 v + 1000 m = 6000
II. 1500 c + 750 v + 750 m = 3000
Summe = 9000.“
 K. Marx, Kapital 2.: 505.
„Angenommen, dass in Schema B die Hälfte des Mehrwerts von I akkumuliert wird, also 500, so erhalten wir zunächst (1000 v + 500 m) I oder 1500 I (v+m) zu ersetzen durch 1500 II c; ... Die Ersetzung von  (1000 v + 500 m) I durch 1500 II c ist ein Prozess der einfachen Reproduktion und schon bei letzterer erläutert.“ K. Marx, Kapital 2.: 505.
„...Es bleibt dann in I:  4000 c + 500 m, welche letztere zu akkumulieren....
Nehmen wir an, dass von den 500 I m 400 in konstantes Kapital zu verwandeln, 100 in variables.
Der Umsatz innerhalb I der 400 m, die so kapitalisiert werden sollen, ist bereits erörtert; sie können also ohne weiteres ... I c zugeschlagen werden, und wir erhalten dann für I:
4400 c + 1000 v + 100 m (die in 100 v umzusetzen sind).“ K. Marx, Kapital 2.: 505f.
„Seinerseits kauft II zum Zweck der Akkumulation von I die 100 I m (in Produktionsmittel existierend), die nun zuschüssiges konstantes Kapital von II bilden, während die 100 Geld, die es dafür zahlt, in Geldform des zuschüssigen variablen Kapitals von I verwandelt werden. Wir haben dann für I ein Kapital von 4400 c + 1100 v (die letzteren in Geld) = 5500.“ K. Marx, Kapital 2.: 506.
„II hat jetzt für konstantes Kapital 1600 c; es muss zu deren Bearbeitung weitere 50 v in Geld für Ankauf neuer Arbeitskraft zuschießen, so dass sein variables Kapital von 750 auf 800 wächst. Diese Ausdehnung des konstanten wie variablen Kapitals von II um zusammen 150 wird bestritten aus seinem Mehrwert;
von den 750 II m bleiben also nur 600 m als Konsumtionsfonds der Kapitalisten II, deren Jahresprodukt sich nun verteilt wie folgt:
II. 1600 c + 800 v + 600 m (Konsumtionsfonds) = 3000.“ K. Marx, Kapital 2.: 506.

„Das zum Zweck der Akkumulation veränderte Arrangement steht nun wie folgt:
I. 4400 c + 1100 v + 500 Konsumtionsfonds = 6000
II. 1600 c + 800 v + 600 Konsumtionsfonds = 3000
Summe wie oben = 9000. (Und (1100 v + 500 m) I können gegen 1600 II c tauschen.)
Davon sind Kapital:
I. 4400 c + 1100 v (Geld) = 5500
II. 1600 c + 800 v (Geld) = 2400
Summe = 7900,
während die Produktion begann mit:
I. 4000c + 1000v = 5000
II. 1500c + 750v = 2250
= 7250.“
 K. Marx, Kapital 2.: 506.
„Wie also I das zusätzliche konstante Kapital von II aus seinem Mehrprodukt zu liefern hat, so liefert II in diesem Sinn das zuschüssige variable Kapital für I.
II akkumuliert für I und für sich selbst, soweit das variable Kapital in Betracht kommt, indem es einen größeren Teil seiner Gesamtproduktion, also auch namentlich seines Mehrprodukts, in Form von notwendigen Lebensmitteln reproduziert.“ K. Marx, Kapital 2.: 512.
I (v + m) muss bei Produktion auf wachsender Kapitalbasis sein = II c plus dem Teil des Mehrprodukts, der als Kapital wieder eingegliedert wird, plus dem zuschüssigen Teil von konstantem Kapital, nötig zur Erweiterung der Produktion in II; und das Minimum dieser Erweiterung ist das, ohne welches die wirkliche Akkumulation, d.h. die wirkliche Produktionsausdehnung in I selbst nicht ausführbar ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 512.
„Geht die wirkliche Akkumulation nun auf dieser Basis vor sich, d.h. wird mit diesem vermehrten Kapital nun wirklich produziert, so erhalten wir am Ende des nächsten Jahres:
I. 4400 c + 1100 v + 1100 m = 6600
II. 1600 c + 800 v + 800 m = 3200
= 9800.“
 K. Marx, Kapital 2.: 507.
„Es werde nun ... in derselben Proportion fortakkumuliert;“ K. Marx, Kapital 2.: 507.
„Im Verlauf von fünfjähriger Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter ist das Gesamtkapital von I und II gestiegen von
5500 c + 1750 v = 7250 auf
8784 c + 2782 = 11566, also im Verhältnis von 100: 160.
Der Gesamtmehrwert war ursprünglich 1750, er ist 2782. Der verzehrte Mehrwert war anfangs 500 für I und 600 für II, zusammen = 1100; er war im letzten Jahr 732 für I und 745 für II, zusammen 1477. Er ist also gewachsen im Verhältnis von 100: 134.“ K. Marx, Kapital 2.: 509.

Marx rechnete hier mit einer Akkumulation beiden Abteilungen, was auch der Realität entspricht. Um das Prinzip zu vereinfachen, zeige ich in meinen Grafiken eine getrennte Akkumulation von I und II.
Diese Gegenüberstellung hat insofern historischen Wert, als der „Kapitalismus im Aufbau“ vor allem die Produktionsmittelproduktion entwickelt hat, während der heutige Kapitalismus als „Konsum-“ oder „Dienstleistungsgesellschaft“ mehr  in der Konsumtionsmittelindustrie expandiert.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg