Kapital 2.: 509-518 (Schluss von Band 2)
Marx rechnet hier mit einer Akkumulation beiden Abteilungen, was auch der Realität entspricht. Um das Prinzip zu vereinfachen, zeige ich in meinen Grafiken eine getrennte Akkumulation von I und II.
Diese Gegenüberstellung hat insofern historischen Wert, als der „Kapitalismus im Aufbau“ vor allem die Produktionsmittelproduktion entwickelt hat, während der heutige Kapitalismus als „Konsum-“ oder „Dienstleistungsgesellschaft“ mehr  in der Konsumtionsmittelindustrie expandiert.

 

2. Beispiel:
„Nehmen wir nun das jährliche Produkt von 9000 ... in einer Form, wo das allgemeine Durchschnittsverhältnis des variablen und konstanten Kapitals das von 1 : 5 ist.
Es setzt dies voraus:
schon bedeutende Entwicklung der kapitalistischen Produktion und ... der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit;
bedeutende, schon vorhergegangene Erweiterung der Produktionsleiter;
endlich Entwicklung aller Umstände, die eine relative Überbevölkerung in der Arbeiterklasse produzieren.
Das Jahresprodukt wird sich dann, nach Abrundung der Brüche, verteilen wie folgt:
I. 5000 c + 1000 v + 1000 m = 7000
II. 1430 c + 285 v + 285 m = 2000
= 9000.“
 K. Marx, Kapital 2.: 509f.
„Gesetzt jetzt, die Kapitalistenklasse I konsumiere den halben Mehrwert = 500 und akkumuliere die andere Hälfte.
Dann wären (1000v + 500 m) I = 1500 umzusetzen in 1500 II c.
Da hier II c nur = 1430, so ist vom Mehrwert 70 zuzusetzen;
dies von 285 II m abgezogen lässt 215 II m. Wir erhalten also:
I. 5000 c + 500 m (zu kapitalisieren) + 1500 (v + m) in Konsumtionsfonds der Kapitalisten und Arbeiter. II. 1430 c + 70 m (zu kapitalisieren) + 285 v + 215 m. Da hier 70 II m direkt gebunden werden an II c, so ist erheischt, um dies zuschüssige konstante Kapital in Bewegung zu setzen, ein variables Kapital von 70/5 = 14; diese 14 gehen also weiter ab von 215 II m; bleibt 201 II m, und wir haben:
II. (1430 c + 70 c) + 285 v + 14 v) + 210 m.“ K. Marx, Kapital 2.: 509.
„Der Umsatz von 1500 I (v + 0,5 m) gegen 1500 II c ist ein Prozess der einfachen Reproduktion und sofern abgemacht.“ K. Marx, Kapital 2.: 509.
„Dass, Akkumulation vorausgesetzt, I (v+m) größer ist als II c und nicht gleich II c, wie in der einfachen Reproduktion, versteht sich von selbst;
denn 1. fügt I einen Teil seines Mehrprodukts in seinem produktiven Kapital zu und verwandelt davon 5/6 in konstantes Kapital, kann diese 5/6 also nicht gleichzeitig ersetzen durch Konsumtionsmittel II;
2. I hat aus seinem Mehrprodukt für das zur Akkumulation innerhalb II nötige konstante Kapital den Stoff zu liefern, ganz wie II den Stoff zu liefern hat für das variable Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 510.
„Wir wissen: das wirkliche variable Kapital besteht aus Arbeitskraft... Es ist nicht der Kapitalist I, der etwa von II notwendige Lebensmittel auf Vorrat kauft oder aufhäuft für die von ihm zu verwendende zusätzliche Arbeitskraft, wie es der Sklavenhalter tun musste. Es sind die Arbeiter selbst, die mit II handeln. Dies verhindert aber nicht, dass vom Standpunkt des Kapitalisten aus die Konsumtionsmittel zuschüssiger Arbeitskraft, ... also die Naturalform seines variablen Kapitals sind.“ K. Marx, Kapital 2.: 510.
„Wie also I das zusätzliche konstante Kapital von II aus seinem Mehrprodukt zu liefern hat, so liefert II in diesem Sinn das zuschüssige variable Kapital für I.
II akkumuliert für I und für sich selbst, soweit das variable Kapital in Betracht kommt, indem es einen größeren Teil seiner Gesamtproduktion, also namentlich seines Mehrprodukts, in Form von notwendigen Konsumtionsmitteln reproduziert.“ K. Marx, Kapital 2.: 512.
„I (v + m) muss bei Produktion auf wachsender Kapitalbasis sein = II c plus dem Teil des Mehrprodukts, der als Kapital wieder hinzugefügt wird, plus dem zuschüssigen Teil von konstantem Kapital, nötig zur Erweiterung der Produktion in II;“ K. Marx, Kapital 2.: 512.
„Die Kapitalisation geht nun vor sich wie folgt: In I teilen sich die 500 m, die kapitalisiert werden, in 5/6 = 417 c + 1/6 = 83 v.
Die 83 v entziehen einen gleichen Betrag von II m, der Elemente des konstanten Kapitals kauft, also zu II c geschlagen wird.
Eine Vermehrung von II c um 83 bedingt eine Vermehrung von II v um 1/5 von 83 = 17.
Wir haben also nach dem Umsatz:
I. (5000 c + 417 m) c + (1000 v + 83 m)v = 5417 c + 1083 v = 6500
II. (1500 c + 83 m) c + (299 v + 17 m) v = 1583 c + 316 v = 1899.
Zusammen: 8399.
Das Kapital in I ist gewachsen von 6000 auf 6500 .... In II von 1715 auf 1899 ...“
 K. Marx, Kapital 2.: 514.
„In drei Jahren wachsender Reproduktion ist ... das Gesamtkapital von I gewachsen von 6000 auf 7629, das von II auf 1715 auf 2229, das gesellschaftliche Gesamtkapital von 7715 auf 9858.“ K. Marx, Kapital 2.: 514.

3. Umsatz von II c bei Akkumulation
„Im Austausch von I (v + m) mit II c finden also verschiedene Fälle statt. Bei der einfachen Reproduktion müssen beide gleich sein und einander ersetzen, da sonst, wie oben gesehen, die einfache Reproduktion nicht ohne Störung vor sich gehen kann. Bei der Akkumulation kommt vor allem die Akkumulationsrate in Betracht.
In den bisherigen Fällen nahmen wir an, dass die Akkumulationsrate in I = ½ m I war und ebenfalls , dass sie in den verschiedensten Jahren konstant blieb.
Wir ließen nur die Proportion wechseln, nach welcher dies akkumulierte Kapital sich in variables und konstantes teilt.
Dabei ergaben sich drei Fälle:
1. I (v + ½ m) = II c, welches also kleiner ist als I(v+m). Dies muss es immer sein, sonst akkumulierte I nicht.
2. I(v + ½ m) ist größer als II c.
In diesem Fall wird der Ersatz dadurch bewirkt, dass zu II c ein entsprechender Teil von II m hinzugefügt wird, so dass diese Summe = I (v + ½ m).
Hier ist der Umsatz für II nicht einfache Reproduktion seines konstanten Kapitals, sondern schon Akkumulation, Vermehrung desselben um den Teil seines Mehrprodukts, den es austauscht gegen Produktionsmittel I;
diese Vermehrung schließt zugleich ein, dass II außerdem sein variables Kapital aus seinem eignen Mehrprodukt entsprechend vergrößert.“ K. Marx, Kapital 2.: 515.
3. I (v + ½ m) ist kleiner als II c.
In diesem Fall hat II durch den Umsatz sein konstantes Kapital nicht vollständig reproduziert, muss also das Defizit durch Kauf von I ersetzen.
Dies ernötigt aber keine weitere Akkumulation von variablem Kapital II, da sein konstantes Kapital der Größe nach durch diese Operation erst vollständig reproduziert wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 515.
„Die Voraussetzung der einfachen Reproduktion, dass I (v + m) = II c sei, ist nicht nur unverträglich mit der kapitalistischen Produktion, was übrigens nicht ausschließt, dass im industriellen Zyklus von 10-11 Jahren ein Jahr oft geringere Gesamtproduktion hat als das vorhergehende, also nicht einmal einfache Reproduktion stattfindet im Verhältnis zum vorhergehenden Jahr.
Sondern auch, bei dem natürlichen Wachstum der Bevölkerung könnte einfache Reproduktion nur insofern stattfinden, als von den 1500, die den Gesamtmehrwert repräsentieren, eine entsprechend größere Zahl unproduktiver Dienstleute mitzehrten. Akkumulation von Kapital, also wirkliche kapitalistische Produktion, wäre dagegen hierbei unmöglich.
Die Tatsache der kapitalistischen Akkumulation schließt demnach aus, dass II c = I (v+m).“ K. Marx, Kapital 2.: 515f.
„Also bei kapitalistischer Produktion kann I (v + m) nicht gleich II c sein, oder beide können sich nicht im Umsatz gegeneinander decken.
Dagegen kann, wenn I m/x der Teil von I m ist, der als Revenue von den Kapitalisten I ausgegeben wird, I (v + m/x) gleich, größer oder kleiner sein als II c;
I (v+m/x) muss aber immer kleiner sein als II (c + m), und zwar um so viel kleiner als der Teil von II m, den die Kapitalistenklasse II unter allen Umständen selbst verzehren muss.“ K. Marx, Kapital 2.: 516.
Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg