Kapital 3.044 - 050

1) Warenwert und Kostpreis: „Der Wert einer Ware ist gleich dem Wert des in ihr enthaltenen konstanten Kapitals plus dem Wert des in ihr reproduzierten variablen Kapitals, plus dem Zuwachs dieses variablen Kapitals, dem produzierten Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 159.
„Der Wert jeder kapitalistisch produzierten Ware W stellt sich dar in der Formel: W = c + v + m... Verursacht z.B. die Herstellung eines gewissen Artikels eine Kapitalausgabe von 50000 Euro: 2000 Euro für Verschleiß von Arbeitsmitteln, 38000 Euro für Produktionsstoffe, 10000 Euro für Arbeitskraft, und beträgt die Rate des Mehrwerts 100 %, so ist der Wert des Produkts = 40000 c + 10000 v + 10000 m = 60000 Euro“ K. Marx, Kapital 3. S. 34.
„Nach Abzug des Mehrwerts von 10000 Euro bleibt ein Warenwert von 50000 Euro..... Dieser Wertteil der Ware, der den Preis der verzehrten Produktionsmittel und den Preis der angewandten Arbeitskraft ersetzt, ersetzt nur, was die Ware dem Kapitalisten selbst kostet, und bildet daher für ihn den Kostpreis der Ware...
Nennen wir den Kostpreis k, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m in die Formel W = k + m, oder Warenwert = Kostpreis + Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 34.
„Der Kostpreis einer Ware bezieht sich nur auf das Quantum der in ihr enthaltenen bezahlten Arbeit, der Wert auf das Gesamtquantum der in ihr enthaltenen bezahlten und unbezahlten Arbeit;“ K. Marx, Kapital 3. S. 175.
„Der in der Ware enthaltene Wert ist gleich der Arbeitszeit, die ihre Herstellung kostet, und die Summe dieser Arbeit besteht aus bezahlter und unbezahlter.
Die Kosten der Ware für den Kapitalisten bestehen dagegen nur aus dem Teil der in ihr vergegenständlichten Arbeit, den er gezahlt hat. Die in der Ware enthaltene Mehrarbeit kostet dem Kapitalisten nichts, obgleich sie dem Arbeiter, ganz so wie die bezahlte, Arbeit kostet, und obgleich sie, ganz so gut wie jene, Wert schafft und als wertbildendes Element in die Ware eingeht. Der Profit des Kapitalisten kommt daher, dass er etwas zu verkaufen hat, das er nicht bezahlt hat.“ K. Marx, Kapital 3. S. 52.
„Dieser wirkliche Sachverhalt erscheint aber notwendig in verkehrter Weise vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion.... Der variable Wertteil des Kapitalvorschusses erscheint ... als ein Kapitalwert, der den Wert, bzw. Preis, aller in der Produktion verausgabten Arbeit zahlt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 41.

2) Kostpreis, Mehrwert und Profit: „Wir haben bisher nur ein Element des Warenwerts betrachtet, den Kostpreis. Wir müssen uns jetzt auch nach dem anderen Bestandteil des Warenwerts umsehen, dem Überschuss über den Kostpreis oder dem Mehrwert.
Zunächst ist der Mehrwert also ein Überschuss des Werts der Ware über ihren Kostpreis. Da aber der Kostpreis gleich dem Wert des verausgabten Kapitals, in dessen stoffliche Elemente er auch beständig rückverwandelt wird, so ist dieser Wertüberschuss ein Wertzuwachs des in der Produktion der Ware verausgabten und aus ihrer Zirkulation zurückkehrenden Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 44.
“Man sah bereits früher, dass, obgleich m, der Mehrwert, nur aus einer Wertveränderung von v, dem variablen Kapital entspringt und daher ursprünglich bloß ein Zuwachs des variablen Kapitals ist, er dennoch nach beendigtem Produktionsprozess ebensosehr einen Wertzuwachs von c + v, dem verausgabten Gesamtkapital bildet.
Die Formel c + (v + m) ... stellt sich ebenso dar als (c + v) + m.“ K. Marx, Kapital 3. S. 44.

„Vor der Produktion hatten wir ein Kapital von 50000 Euro. Nach der Produktion haben wir das Kapital von 50000 Euro plus einem Wertzuwachs von 10000 Euro.“ K. Marx, Kapital 3. S. 44.
„Der Mehrwert bildet jedoch einen Zuwachs, nicht nur zu dem in den Verwertungsprozess eingehenden, sondern auch zu dem nicht darin eingehenden Teil des vorgeschossenen Kapitals, also einen Wertzuwachs, nicht nur zu dem verausgabten Kapital, das aus dem Kostpreis der Ware ersetzt wird, sondern zu dem in der Produktion überhaupt angewandten Kapital.
Vor dem Produktionsprozess hatten wir einen Kapitalwert von 168000 Euro:
120000 Euro
in Arbeitsmitteln ausgelegtes fixes Kapital, wovon nur 2000 Euro für Verschleiß in den Wert der Ware eingehen,
plus 48000 Euro zirkulierendes Kapital in Produktionsstoffen und Arbeitslohn.
Nach dem Produktionsprozess haben wir 118000 Euro als Wertbestandteil des produktiven Kapitals plus einem Warenkapital von 60000 Euro.
Addieren wir diese beiden Wertsummen, so besitzt der Kapitalist jetzt einen Wert von 178000 Euro.
Zieht er davon das vorgeschossene Gesamtkapital von 168000 Euro ab, so bleibt ein Wertzuwachs von 10000 Euro.
Die 10000 Euro Mehrwert bilden also ebenso sehr einen Wertzuwachs zu dem angewandten Kapital von 168000 Euro, wie zu dem während der Produktion verausgabten Bruchstück desselben von 50000 Euro.“ K. Marx, Kapital 3. S. 45.
„Es ist dem Kapitalisten nun klar, dass dieser Wertzuwachs aus den produktiven Vorgängen entspringt, die mit dem Kapital vorgenommen wurden, dass er also aus dem Kapital selbst entspringt; denn nach dem Produktionsprozess ist er da, und vor dem Produktionsprozess war er nicht da.
Was das zunächst in der Produktion verausgabte Kapital betrifft, so scheint der Mehrwert gleichmäßig aus dessen verschiedenen, in Produktionsmitteln und Arbeit bestehenden Wertelementen zu entspringen. Denn diese Elemente gehen gleichmäßig in die Bildung des Kostpreises ein.“ K. Marx, Kapital 3. S. 45.
„Andererseits aber kann der vorgeschossene Kapitalwert den Mehrwert nicht aus dem Grunde bilden, weil er verausgabt worden ist, und daher den Kostpreis der Ware bildet. Denn gerade soweit er den Kostpreis der Ware bildet, bildet er keinen Mehrwert, sondern nur ein Äquivalent, einen Ersatzwert des verausgabten Kapitals.
Soweit er also Mehrwert bildet, bildet er ihn nicht in seiner spezifischen Eigenschaft als verausgabtes, sondern als vorgeschossenes und daher angewandtes Kapital...
Der Mehrwert entspringt daher ebenso sehr aus dem Teil des vorgeschossenen Kapitals, der in den Kostpreis eingeht, wie aus dem Teil desselben, der nicht in den Kostpreis eingeht;
in einem Wort: gleichmäßig aus den fixen und zirkulierenden Bestandteilen des angewandten Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 45f.
„Das Gesamtkapital dient stofflich als Produktbildner, die Arbeitsmittel sowohl wie die Produktionsstoffe und die Arbeit. Das Gesamtkapital geht stofflich in den wirklichen Arbeitsprozess ein, wenn auch nur ein Teil desselben in den Verwertungsprozess eingeht... das Fazit bleibt, dass der Mehrwert (für den Kapitalisten) gleichzeitig aus allen Teilen des angewandten Kapitals entspringt. Die Deduktion kann noch sehr abgekürzt werden, wenn man mit Malthus ebenso derb wie einfach sagt: ‚Der Kapitalist erwartet gleichen Vorteil auf alle Teile des Kapitals, die er vorstreckt.‘ “ K. Marx, Kapital 3. S. 46.
„Als solcher vorgestellter Abkömmling des vorgeschossenen Gesamtkapitals erhält der Mehrwert die verwandelte Form des Profits.
Eine Wertsumme ist daher Kapital, weil sie ausgelegt wird, um einen Profit zu erzeugen, oder der Profit kommt heraus, weil eine Wertsumme als Kapital angewandt wird.
Nennen wir den Profit p, so verwandelt sich
die Formel W = c + v + m = k + m in
die Formel W = k + p oder Warenwert = Kostpreis + Profit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 46.
„Der Profit, wie wir ihn hier zunächst vor uns haben, ist also dasselbe, was der Mehrwert ist, nur in einer mystifizierten Form, die jedoch mit Notwendigkeit aus der kapitalistischen Produktionsweise herauswächst.
Weil in der scheinbaren Bildung des Kostpreises kein Unterschied zwischen konstantem und variablem Kapital zu erkennen ist, muss der Ursprung der Wertveränderung, die während des Produktionsprozesses sich ereignet, von dem variablen Kapital in das Gesamtkapital verlegt werden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 46.

Kostpreis und Wert, Profit und Mehrwert: „Wir haben gesehen: Der Kostpreis der Ware ist kleiner als ihr Wert... Wird die Ware daher zu ihrem Wert verkauft, so wird ein Profit realisiert, der gleich dem Überschuss ihres Werts über ihren Kostpreis ist, also gleich dem ganzen im Warenwert steckenden Mehrwert.
Aber der Kapitalist kann die Ware mit Profit verkaufen, obgleich er sie unter ihrem Wert verkauft. Solange ihr Verkaufspreis über ihrem Kostpreis liegt..., wird stets ein Teil des in ihr enthaltenen Mehrwerts realisiert, also stets ein Profit gemacht.
In unserem Beispiel ist der Warenwert = 60000 Euro, der Kostpreis = 50000 Euro.
Wird die Ware zu 51000, 52000, 53000, 56000, 59000 Euro verkauft, so wird sie jeweils 9000, 8000, 7000, 4000, 1000 Euro unter ihrem Wert verkauft und dennoch wird ein Profit von jeweils 1000, 2000, 3000, 6000 oder 9000 Euro aus ihrem Wert herausgeschlagen.
Zwischen dem Wert der Ware und ihrem Kostpreis ist offenbar eine unbestimmte Reihe von Verkaufspreisen möglich. Je größer das aus Mehrwert bestehende Element des Warenwerts, desto größer der praktische Spielraum dieser Zwischenpreise.“ K. Marx, Kapital 3. S. 47.
„Die Minimalgrenze des Verkaufspreises der Ware ist gegeben durch ihren Kostpreis. Wird sie unter ihrem Kostpreis verkauft, so können die verausgabten Bestandteile des produktiven Kapitals nicht völlig aus dem Verkaufspreis ersetzt werden. Dauert dieser Prozess fort, so verschwindet der vorgeschossene Kapitalwert. Schon von diesem Geschichtspunkt aus ist der Kapitalist geneigt, den Kostpreis für den eigentlichen inneren Wert der Ware zu halten, weil er der zur bloßen Erhaltung seines Kapitals notwendige Preis ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 47f.
„Es kommt aber hinzu, dass der Kostpreis der Ware der Kaufpreis ist, den der Kapitalist selbst für ihre Produktion gezahlt hat, also der durch ihren Produktionsprozess selbst bestimmte Kaufpreis. Der beim Verkauf der Ware realisierte Wertüberschuss oder Mehrwert erscheint dem Kapitalisten daher als Überschuss ihres Verkaufspreises über ihren Wert, statt als Überschuss ihres Werts über ihren Kostpreis, so dass der in der Ware steckende Mehrwert sich nicht durch ihren Verkauf realisiert, sondern aus dem Verkauf selbst entspringt.
Wir haben diese Illusion bereits näher beleuchtet in Buch I, Kap. IV, 2 (Widersprüche der allgemeinen Formel des Kapitals)...“ K. Marx, Kapital 3. S. 48.

„Es bedarf hier keiner Erörterung, dass, wenn eine Ware über oder unter ihrem Wert verkauft wird, nur eine andere Verteilung des Mehrwerts stattfindet, und dass diese verschiedene Verteilung, das veränderte Verhältnis, worin verschiedene Personen sich den Mehrwert teilen, weder an der Größe noch an der Natur des Mehrwerts irgend etwas ändert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 53.
“Das bisher von der politischen Ökonomie unbegriffene Grundgesetz der kapitalistischen Konkurrenz, das Gesetz, welches die allgemeine Profitrate und die durch sie bestimmten sogenannten Produktionspreise regelt, beruht, wie man später sehen wird, auf dieser Differenz zwischen Wert und Kostpreis der Ware und der daher entspringenden Möglichkeit, die Ware mit Profit unter ihrem Wert zu verkaufen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 47.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg