Kapital 3.:051-058


„Wir haben bisher nur ein Element des Warenwerts betrachtet, den Kostpreis. Wir müssen uns jetzt auch nach dem anderen Bestandteil des Warenwerts umsehen, dem Überschuss über den Kostpreis oder dem Mehrwert.
Zunächst ist der Mehrwert also ein Überschuss des Werts der Ware über ihren Kostpreis. Da aber der Kostpreis gleich dem Wert des verausgabten Kapitals, in dessen stoffliche Elemente er auch beständig rückverwandelt wird, so ist dieser Wertüberschuss ein Wertzuwachs des in der Produktion der Ware verausgabten und aus ihrer Zirkulation zurückkehrenden Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 44.
“Man sah bereits früher, dass, obgleich m, der Mehrwert, nur aus einer Wertveränderung von v, dem variablen Kapital entspringt und daher ursprünglich bloß ein Zuwachs des variablen Kapitals ist, er dennoch nach beendigtem Produktionsprozess ebenso sehr einen Wertzuwachs von c + v, dem verausgabten Gesamtkapital bildet.
Die Formel c + (v + m) ... stellt sich ebenso dar als (c + v) + m.“ K. Marx, Kapital 3. S. 44.
„Vor der Produktion hatten wir ein Kapital von 50000 Euro. Nach der Produktion haben wir das Kapital von 50000 Euro plus einem Wertzuwachs von 10000 Euro.“ K. Marx, Kapital 3. S. 44.
„Der Mehrwert bildet jedoch einen Zuwachs, nicht nur zu dem in den Verwertungsprozess eingehenden, sondern auch zu dem nicht darin eingehenden Teil des vorgeschossenen Kapitals, also einen Wertzuwachs, nicht nur zu dem verausgabten Kapital, das aus dem Kostpreis der Ware ersetzt wird, sondern zu dem in der Produktion überhaupt angewandten Kapital.
Vor dem Produktionsprozess hatten wir einen Kapitalwert von 168000 Euro:
120000 Euro
in Arbeitsmitteln ausgelegtes fixes Kapital, wovon nur 2000 Euro für Verschleiß in den Wert der Ware eingehen,
plus 48000 Euro zirkulierendes Kapital in Produktionsstoffen und Arbeitslohn.
Nach dem Produktionsprozess haben wir 118000 Euro als Wertbestandteil des produktiven Kapitals plus einem Warenkapital von 60000 Euro.
Addieren wir diese beiden Wertsummen, so besitzt der Kapitalist jetzt einen Wert von 178000 Euro.
Zieht er davon das vorgeschossene Gesamtkapital von 168000 Euro ab, so bleibt ein Wertzuwachs von 10000 Euro.
Die 10000 Euro Mehrwert bilden also ebenso sehr einen Wertzuwachs zu dem angewandten Kapital von 168000 Euro, wie zu dem während der Produktion verausgabten Bruchstück desselben von 50000 Euro.“ K. Marx, Kapital 3. S. 45.
„Das Gesamtkapital dient stofflich als Produktbildner, die Arbeitsmittel sowohl wie die Produktionsstoffe und die Arbeit. Das Gesamtkapital geht stofflich in den wirklichen Arbeitsprozess ein, wenn auch nur ein Teil desselben in den Verwertungsprozess eingeht... das Fazit bleibt, dass der Mehrwert (für den Kapitalisten) gleichzeitig aus allen Teilen des angewandten Kapitals entspringt. Die Deduktion kann noch sehr abgekürzt werden, wenn man mit Malthus ebenso derb wie einfach sagt: ‚Der Kapitalist erwartet gleichen Vorteil auf alle Teile des Kapitals, die er vorstreckt.‘ “ K. Marx, Kapital 3. S. 46.
„Als solcher vorgestellter Abkömmling des vorgeschossenen Gesamtkapitals erhält der Mehrwert die verwandelte Form des Profits.
Eine Wertsumme ist daher Kapital, weil sie ausgelegt wird, um einen Profit zu erzeugen, oder der Profit kommt heraus, weil eine Wertsumme als Kapital angewandt wird.
Nennen wir den Profit p, so verwandelt sich
die Formel W = c + v + m = k + m in
die Formel W = k + p oder Warenwert = Kostpreis + Profit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 46.

2. Kapitel
Die Profitrate
„Die allgemeine Formel des Kapitals ist G - W - G‘; d. h. eine Wertsumme wird in Zirkulation geworfen, um eine größere Wertsumme aus ihr herauszuziehen. Der Prozess der diese größere Wertsumme erzeugt, ist die kapitalistische Produktion; der Prozess, der sie realisiert, ist die Zirkulation des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 51.
„Der Kapitalist produziert die Ware nicht ihrer selbst wegen, nicht ihres Gebrauchswerts oder seiner persönlichen Konsumtion werden. Das Produkt, um das es sich in der Tat für den Kapitalisten handelt, ist nicht das handgreifliche Produkt selbst, sondern der Wertüberschuss des Produkts über den Wert des in ihm konsumierten Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 51.
„Der Kapitalist schießt das Gesamtkapital vor ohne Rücksicht auf die verschiedene Rolle, die seine Bestandteile in der Produktion des Mehrwerts spielen...
Er kann den Wert des variablen Kapitals, den er vorschießt, nur in höheren Wert verwandeln durch seinen Austausch mit lebendiger Arbeit, durch Ausbeutung lebendiger Arbeit. Aber er kann die Arbeit nur ausbeuten, indem er gleichzeitig die Bedingungen für die Verwirklichung dieser Arbeit, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, Maschinerie und Rohstoffe vorschießt... wie er überhaupt nur Kapitalist ist... weil er als Eigentümer der Arbeitsbedingungen dem Arbeiter als bloßem Besitzer der Arbeitskraft gegenübersteht.
Es hat sich schon früher, im ersten Buch, gezeigt, dass es grade der Besitz dieser Produktionsmittel durch die Nichtarbeiter ist, welcher die Arbeiter in Lohnarbeiter, die Nichtarbeiter in Kapitalisten verwandelt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 51.
„Dem Kapitalisten ist es gleichgültig, die Sache so zu betrachten, dass er das konstante Kapital vorschießt, um aus dem variablen Gewinn zu schlagen, oder das variable vorschießt, um das konstante zu verwerten... Obgleich nur der variable Teil des Kapitals Mehrwert schafft, so schafft er ihn unter der Bedingung, dass auch die anderen Teile vorgeschossen werden... Da der Kapitalist die Arbeit nur ausbeuten kann durch Vorschuss des konstanten Kapitals, da er das konstante Kapital nur verwerten kann durch Vorschuss des variablen, so fallen ihm diese in der Vorstellung alle gleichmäßig zusammen....“ K. Marx, Kapital 3. S. 52.
„Indem alle Teile des Kapitals gleichmäßig als Quelle des überschüssigen Werts (Profits) erscheinen, wird das Kapitalverhältnis verschleiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 55.
„Der Profit des Kapitalisten kommt daher, dass er etwas zu verkaufen hat, das er nicht bezahlt hat. Der Mehrwert bzw. Profit besteht gerade in dem Überschuss des Warenwerts über ihren Kostpreis, d.h. in dem Überschuss der in der Ware enthaltenen Gesamtsumme von Arbeit über die in ihr enthaltene bezahlte Summe Arbeit.
Der Mehrwert, woher er auch immer entspringe, ist sonach ein Überschuss über das vorgeschossene Gesamtkapital. Dieser Überschuss steht also in einem Verhältnis zum Gesamtkapital, das sich ausdrückt in dem Bruch m : C, wo C das Gesamtkapital bedeutet.
So erhalten wir die Profitrate m : C = m : (c + v),
im Unterschiede von der Rate des Mehrwerts m : v.
Die Rate des Mehrwerts gemessen am variablen Kapital heißt Rate des Mehrwerts; die Rate des Mehrwerts gemessen am Gesamtkapital heißt Profitrate. Es sind zwei verschiedene Messungen derselben Größe...“ K. Marx, Kapital 3. S. 52f.
„Der Mehrwert ist gegeben, aber gegeben als Überschuss des Verkaufspreises der Ware über ihren Kostpreis; wobei es mysteriös bleibt, woher dieser Überschuss stammt, aus der Ausbeutung der Arbeit im Produktionsprozess, aus der Übervorteilung der Käufer im Zirkulationsprozess, oder aus beiden.
Was ferner gegeben, ist das Verhältnis dieses Überschusses zum Wert des Gesamtkapitals, oder die Profitrate. Die Berechnung dieses Überschusses über den Kostpreis auf den Wert des vorgeschossenen Gesamtkapitals ist sehr wichtig und natürlich, da hierdurch in der Tat die Verhältniszahl gefunden wird, worin sich das Gesamtkapital verwertet hat, oder sein Verwertungsgrad.“ K. Marx, Kapital 2.: 57.
„Obgleich ... die Profitrate von der Rate des Mehrwerts zahlenmäßig verschieden ist, während Mehrwert und Profit in der Tat dasselbe und auch zahlenmäßig gleich sind, so ist der Profit jedoch eine verwandelte Form des Mehrwerts, eine Form, worin sein Ursprung und das Geheimnis verschleiert und ausgelöscht ist.
In der Tat ist der Profit die Erscheinungsform des Mehrwerts, welcher letztere erst durch Analyse aus der ersteren herausgeschält werden muss.
Im Mehrwert ist das Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit bloßgelegt;
im Verhältnis von Kapital und Profit... erscheint das Kapital als Verhältnis zu sich selbst, ein Verhältnis, worin es sich als ursprüngliche Wertsumme von einem, von ihm selbst gesetzten Neuwert unterscheidet.
Dass es diesen Neuwert während seiner Bewegung durch den Produktionsprozess und den Zirkulationsprozess erzeugt, dies ist im Bewusstsein. Aber wie dies geschieht, das ist nun verschleiert und scheint von ihm selbst zukommenden, verborgenen Qualitäten herzustammen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 58.
„Mehrwert und Rate des Mehrwerts sind ... das Unsichtbare und das zu erforschende Wesentliche, während Profitrate und daher die Form des Mehrwerts als Profit sich auf der Oberfläche der Erscheinungen zeigen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 53.
„Je weiter wir den Verwertungsprozess des Kapitals verfolgen, um so mehr wird sich das Kapitalverhältnis verschleiern, und um so weniger das Geheimnis seines inneren Organismus bloßlegen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 58.
„In diesem Abschnitt ist die Profitrate zahlenmäßig von der Rate des Mehrwerts verschieden; dagegen sind Profit und Mehrwert behandelt als dieselbe zahlenmäßige Größe, nur in verschiedener Form. Im folgenden Abschnitt werden wir sehen, wie die Veräußerlichung weitergeht und der Profit auch zahlenmäßig als eine vom Mehrwert verschiedene Größe sich darstellt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 58.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg