Kapital 3.175-177
„Wir hatten es in Buch I und II nur mit den Werten der Waren zu tun. Einerseits hat sich jetzt abgesondert als ein Teil dieses Werts der Kostpreis, andererseits hat sich entwickelt als eine verwandelte Form des Werts der Produktionspreis der Ware.“ K. Marx, Kapital 3.: 173.
„Die Formel, dass der Produktionspreis einer Ware = k + p, gleich Kostpreis plus Profit ist, hat sich jetzt näher dahin bestimmt, dass p = kp‘ ist (wo p‘ die allgemeine Profitrate), und daher der Produktionspreis = k + kp‘.
Ist (der individuelle Kostpreis) k = 300 und p‘ = 15 %, so ist der Produktionspreis k + kp‘ = 300 + (300 x 0,15) = 345.“ K. Marx, Kapital 3.: 175.
„Die Preise, die dadurch entstehen, dass der Durchschnitt der verschiedenen Profitraten der verschiedenen Produktionssphären gezogen und dieser Durchschnitt den Kostpreisen der verschiedenen Produktionssphären zugesetzt wird, sind die Produktionspreise. Ihre Voraussetzung ist die Existenz einer allgemeinen Profitrate, und diese setzt wiederum voraus, dass die Profitraten in jeder besonderen Produktionssphäre für sich genommen, bereits auf ebensoviel Durchschnittsraten reduziert sind. Diese besonderen Profitraten sind in jeder Produktionssphäre = m : C, und sind, wie dies im ersten Abschnitt dieses Buches geschehen, aus dem Wert der Ware zu entwickeln.
Ohne diese Entwicklung bleibt die allgemeine Profitrate (und daher auch der Produktionspreis der Ware) eine sinn- und begriffslose Vorstellung.“ K. Marx, Kapital 3.: 167.
“Der Produktionspreis der Ware ist also gleich ihrem Kostpreis plus dem, entsprechend der allgemeinen Profitrate, prozentig ihm zugesetzten Profit oder gleich ihrem Kostpreis plus dem Durchschnittsprofit.“ K. Marx, Kapital 3.: 167
„Wenn ein Kapitalist also seine Ware zu ihrem Produktionspreis verkauft, so zieht er Geld zurück im Verhältnis zur Wertgröße des in der Produktion von ihm verzehrten Kapitals und schlägt Profit heraus im Verhältnis zu seinem vorgeschossenen Kapital als bloßem aliquoten Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Seine Kostpreise sind spezifisch. Der Profitzuschlag auf diesen Kostpreis ist unabhängig von seiner besonderen Produktionssphäre...“ K. Marx, Kapital 3.: 168f.
Relatives Gewicht der Produktionszweige und Bildung der Durchschnittsprofitrate: „Da aber die Profitraten in den verschiedenen Produktionssphären verschieden sind, indem in denselben, je nach dem Verhältnis des variablen Kapitals zum Gesamtkapital, sehr verschiedene Massen Mehrwert und daher Profit produziert werden, so ist klar, dass der Durchschnittsprofit pro 100 des gesellschaftlichen Kapitals und daher die Durchschnittsprofitrate oder allgemeine Profitrate sehr verschieden sein wird, je nach den jeweiligen Größen der in den verschiedenen Sphären angelegten Kapitale.
Nehmen wir vier Kapitale A, B, C, D.
Die Mehrwertrate sei für alle = 100%.
Auf jede 100 vom Gesamtkapital sei das variable Kapital
von A = 25,
für B = 40,
für C = 15,
für D = 10.
Auf jede 100 vom Gesamtkapital fiele dann ein Mehrwert oder Profit
A = 25,
B = 40,
C = 15,
D = 10; zusammen = 90, also wenn die vier Kapitale gleich groß sind,
Durchschnittsprofitrate = 90/4 = 22,5%.
Wenn aber die Gesamtkapitalgrößen sind wie folgt:
A = 200,
B = 300,
C = 1000,
D = 4000,
so würden die produzierten Profite sein jeweils 50, 120, 150 und 400.
Zusammen auf 5500 Kapital ein Profit von 720 oder eine Durchschnittsprofitrate von 13,1%.“ (Vgl. folgende Tabelle) K. Marx, Kapital 3.: 171f.
Branche            C =                  v/c =                v =             m=

A:                    200                  25 %               50            50
B:                   
300                  40 %               120            120
C:                   
1000                15 %               150            150
D:                   
4000                10 %               400            400
Summe
:            5500                                        720            720

„Die Massen des produzierten Gesamtwerts sind verschieden je nach den verschiedenen Größen der in A, B, C, D jeweils vorgeschossenen Gesamtkapitale.
Bei Bildung der allgemeinen Profitrate handelt es sich daher nicht nur um den Unterschied der Profitraten in den verschiedenen Produktionssphären, deren einfacher Durchschnitt zu ziehen wäre, sondern um das relative Gewicht, womit diese verschiedenen Profitraten in die Bildung des Durchschnitts eingehen.
Dies aber hängt ab von der verhältnismäßigen Größe des in jeder besonderen Sphäre angelegten Kapitals oder davon, welchen aliquoten Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals das in jeder besonderen Produktionssphäre angelegte Kapital bildet.
Es muss natürlich ein sehr großer Unterschied stattfinden, je nachdem ein größerer oder geringerer Teil des Gesamtkapitals eine höhere oder niedere Profitrate abwirft. Und diese hängt wieder davon ab, wie viel Kapital in den Sphären angelegt ist, wo das variable Kapital relativ zum Gesamtkapital groß oder klein ist.
Es ist ganz damit wie mit dem Durchschnittszinsfuß, den ein Wucherer macht, der verschiedene Kapitale zu verschiedenen Zinsen ausleiht, z.B. zu 4, 5, 6, 7 % etc.
Die Durchschnittsrate hängt ganz davon ab, wie viel von seinem Kapital er zu jeder der verschiedenen Zinsraten ausgeliehen hat.“ K. Marx, Kapital 3.: 172.

Höhere und niedrigere Zusammensetzung der Kapitale:

„Die spezifische Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist in jeder besonderen Produktionssphäre dem Grade nach verschieden, höher oder niedriger, im Verhältnis wie das von einem bestimmten Quantum Arbeit ... in Bewegung gesetzte Quantum Produktionsmittel groß und daher das für ein bestimmtes Quantum Produktionsmittel nötige Quantum Arbeit klein ist.
Wir nennen daher Kapitale, die prozentig mehr konstantes, also weniger variables Kapital enthalten als das gesellschaftliche Durchschnittskapital: Kapital von höherer Zusammensetzung.
Umgekehrt solche, wo das konstante Kapital einen relativ kleineren und das variable einen größeren Raum einnimmt als beim gesellschaftlichen Durchschnittskapital, nennen wir: Kapitale von niedrigerer Zusammensetzung.
Kapitale von durchschnittlicher Zusammensetzung endlich nennen wir solche, deren Zusammensetzung mit der des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals zusammenfällt.
Ist das gesellschaftliche Durchschnittskapital prozentig zusammengesetzt aus 80 c + 20 v, so steht ein Kapital von 90 c + 10 v über, eins von 70 c + 30 v unter dem gesellschaftlichen Durchschnitt.“ K. Marx, Kapital 3.: 173.
„Wie diese Kapitale fungieren nach Herstellung der Durchschnittsprofitrate, unter Voraussetzung einmaligen Umschlags im Jahr, zeigt folgende Übersicht, worin B die Durchschnittszusammensetzung vorstellt und die Durchschnittsprofitrate somit = 20 % ist:“  K. Marx, Kapital 3.: 174.
    c+v+m        Durchschn.            Prod.preis       Wert
                        profitrate p’          (c + v + p)      (c+v+m)
A: 70c+30v+30m      20 %           120                130
B: 80c+20v+20m      20 %           120                120
C: 90c+10v+10m      20 %           120                110
vgl. K. Marx, Kapital 3.: 174.
„Für die von Kapital C produzierten Waren wäre also ihr Wert kleiner als ihr Produktionspreis, für die des Kapital A der Produktionspreis kleiner als der Wert, und nur für die Kapitale B der Produktionszweige, deren Zusammensetzung zufällig die des gesellschaftlichen Durchschnitts ist, wären Wert und Produktionspreis gleich.“ K. Marx, Kapital 3.: 174.
„Für die Kapitale von mittlerer oder annähernd mittlerer Zusammensetzung fällt der Produktionspreis also mit dem Wert ganz oder annähernd zusammen, und der Profit mit dem von ihnen erzeugten Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3.: 183.
„Ist die Zusammensetzung des Kapitals in einer Produktionssphäre niedriger als die des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals (wie Kapital A), d.h. ist sein variabler, in Arbeitslohn angelegter Bestandteil, im Verhältnis zu seinem konstanten, in den sachlichen Arbeitsbedingungen ausgelegten Bestandteil, größer als dies beim gesellschaftlichen Durchschnittskapital ist, so muss der Wert seines Produkts über seinem Produktionspreis stehen.
D.h. ein solches Kapital produziert, weil es mehr lebendige Arbeit anwendet, bei gleicher Ausbeutung der Arbeit mehr Mehrwert, also mehr Profit, als ein gleich großer aliquoter Teil des gesellschaftlichen Durchschnittkapitals. Der Wert seines Produkts steht daher über seinem Produktionspreis...
Umgekehrt verhält es sich, wenn das in einer bestimmten Produktionssphäre angelegte Kapital von höherer Zusammensetzung ist als das gesellschaftliche Durchschnittskapital (wie Kapital C). Der Wert der von ihm produzierten Waren steht unter ihrem Produktionspreis, was allgemein bei den Produkten der meistentwickelten Industrien der Fall ist. ...
Ist ... das Kapital in einer bestimmten Produktionssphäre höher zusammengesetzt, so drückt dies eine über dem Durchschnittsniveau stehende Entwicklung der Produktivkraft aus.“ K. Marx, Kapital 3. : 767.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg