Kapital 3.233-241

„Fällt die Profitrate um 50 %, so fällt sie um die Hälfte.
Soll daher die Masse des Profits gleich bleiben, so muss das Kapital sich verdoppeln.
Damit die Profitmasse bei abnehmender Profitrate gleich bleibt, muss der Multiplikator, der das Wachstum des Gesamtkapitals anzeigt, gleich sein dem Divisor, der das Fallen der Profitrate anzeigt....
Dies gilt, damit das Resultat dasselbe bleibe. Soll es dagegen wachsen, so muss das Kapital in größerer Proportion wachsen, als die Profitrate fällt.
In anderen Worten: Damit der variable Bestandteil des Gesamtkapitals nicht nur absolut derselbe bleibt, sondern absolut wachse, obgleich sein Prozentsatz als Teil des Gesamtkapitals fällt, muss das Gesamtkapital in stärkerem Verhältnis wachsen, als der Prozentsatz des variablen Kapitals fällt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 232f.
„Also dieselbe Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit drückt sich im Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise aus einerseits in einer Tendenz zu fortschreitendem Fall der Profitrate und andererseits in beständigem Wachstum der absoluten Masse des angeeigneten Mehrwerts oder Profits; so dass im ganzen der relativen Abnahme des variablen Kapitals und Profits eine absolute Zunahme beider entspricht. Diese doppelseitige Wirkung kann sich, wie gezeigt, nur darstellen in einem Wachstum des Gesamtkapitals in rascherer Progression als die, worin die Profitrate fällt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 233.

3) Fall der Profitrate bei steigender Gesamtmasse der Waren und sinkenden Preisen der Einzelware:
„Da die Entwicklung der Produktivkraft und die ihr entsprechende höhere Zusammensetzung des Kapitals ein stets größeres Quantum Produktionsmittel durch ein stets geringeres Quantum Arbeit in Bewegung setzt, absorbiert jeder aliquote Teil des Gesamtprodukts, jede einzelne Ware oder jedes bestimmte einzelne Warenmaß der produzierten Gesamtmasse weniger lebendige Arbeit und enthält ferner weniger vergegenständlichte Arbeit, sowohl im Verschleiß des angewandten fixen Kapitals wie in den verbrauchten Roh- und Hilfsstoffen.
Jede einzelne Ware enthält also eine geringere Summe von in Produktionsmitteln vergegenständlichter und während der Produktion neu zugesetzter Arbeit.
Der Preis der einzelnen Ware fällt daher.“ K. Marx, Kapital 3. S. 236.
„Mit der im Lauf der Produktionsmittelentwicklung enorm gesteigerten absoluten Abnahme der Summe der, in der einzelnen Ware neu zugesetzten, lebendigen Arbeit wird auch die Masse der in ihr enthaltenen unbezahlten Arbeit absolut abnehmen, wie sehr sie auch relativ gewachsen sei, im Verhältnis ... zum bezahlten Teil.
Die Profitmasse auf jede einzelne Ware wird sich sehr vermindern mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit...“ K. Marx, Kapital 3. S. 236.
„Dass der Preis der einzelnen Waren fällt, aus deren Summe das Gesamtprodukt des Kapitals besteht, heißt weiter nichts, als dass sich ein gegebenes Quantum Arbeit in einer größeren Masse Waren realisiert, jede einzelne Ware also weniger Arbeit als früher enthält.“ K. Marx, Kapital 3. S. 236.
“Mit Ausnahme einzelner Fälle (z.B. wenn die Produktivkraft der Arbeit gleichmäßig alle Elemente des konstanten wie des variablen Kapitals verbilligt) wird die Profitrate sinken, trotz der erhöhten Rate des Mehrwerts,
1. weil selbst ein größerer unbezahlter Teil der geringeren Gesamtsumme der neu zugesetzten Arbeit kleiner ist, als ein geringerer ... unbezahlter Anteil der größeren Gesamtsumme war, und
2. weil die höhere Zusammensetzung des Kapitals in der einzelnen Ware sich darin ausdrückt, dass der Wertteil derselben, worin überhaupt neu zugesetzte Arbeit sich darstellt, fällt gegen den Wertteil, der sich darstellt in Rohstoff, Hilfsstoff und Verschleiß des fixen Kapitals.
Dieser Wechsel im Verhältnis der verschiedenen Bestandteile des Preises der einzelnen Ware, die Abnahme des Preisteils, worin sich neu zugesetzte lebendige Arbeit, und die Zunahme der Preisteile, worin sich früher vergegenständlichte Arbeit darstellt - ist die Form, worin sich im Preis der einzelnen Ware die Abnahme des variablen gegen das konstante ausdrückt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 236.
„Vermehrt sich die Produktivität der Industrie, so fällt der Preis der einzelnen Ware. Es ist weniger Arbeit in ihr enthalten, weniger bezahlte und unbezahlte.
Dieselbe Arbeit produziere z.B. das dreifache Produkt; es kommt dann 2/3 weniger Arbeit auf das einzelne Produkt. Und da der Profit nur einen Teil dieser in der einzelnen Ware enthaltenen Arbeitsmasse bilden kann, muss die Masse des Profits auf die einzelne Ware abnehmen ...“ K. Marx, Kapital 3. S. 239.
“Diese Verminderung des in die Ware eingehenden Gesamtarbeitsquantums scheint hiernach das wesentliche Kennzeichen gesteigerter Produktivkraft der Arbeit zu sein, gleichgültig unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen produziert wird.
In einer Gesellschaft, worin die Produzenten ihre Produktion nach einem voraus entworfenen Plan regeln, ja selbst in der einfachen Warenproduktion würde die Produktivität der Arbeit auch unbedingt nach diesem Maßstab gemessen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 271.
„Das aus der Natur der kapitalistischen Produktionsweise hervorgehende Phänomen, dass bei wachsender Produktivität der Arbeit der Preis der einzelnen Ware oder eines gegebenen Warenquotums sinkt, die Anzahl der Waren steigt, die Profitmasse auf die einzelne Ware und die Profitrate auf die Warensumme sinkt, die Profitmasse aber auf die Gesamtsumme der Waren steigt - dies Phänomen stellt sich auf der Oberfläche nur so dar:
- Fallen der Profitmasse auf die einzelne Ware.
- Fallen ihres Preises,
- Wachsen der Profitmasse auf die vermehrte Gesamtzahl der Waren, die das Gesamtkapital der Gesellschaft oder auch der einzelne Kapitalist produziert.
Es wird dies dann so aufgefasst, dass der Kapitalist aus freiem Belieben weniger Profit auf die einzelne Ware schlägt, aber sich entschädigt durch die größere Anzahl Waren, die er produziert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 240.
„Da in der Konkurrenz sich alles falsch darstellt, nämlich verkehrt, so kann sich der einzelne Kapitalist einbilden:
1. dass er seinen Profit auf die einzelne Ware durch ihre Preissenkung herabsetzt, aber größeren Profit macht wegen der größeren Warenmasse, die er verkauft;
2. dass er den Preis der einzelnen Waren festsetzt und durch Multiplikation den Preis des Gesamtprodukts bestimmt, während der ursprüngliche Prozess der der Division ist...“ K. Marx, Kapital 3. S. 240f.
„Wie alles in der Konkurrenz und daher im Bewusstsein der Agenten der Konkurrenz sich verkehrt darstellt, so auch dies Gesetz...
Es ist sichtbar, dass innerhalb der oben entwickelten Proportionen ein Kapitalist, der über großes Kapital verfügt, mehr Profitmasse macht, als ein kleiner Kapitalist, der scheinbar hohe Profite macht. Die oberflächlichste Betrachtung der Konkurrenz zeigt ferner, dass unter gewissen Umständen, wenn der größere Kapitalist sich Raum auf dem Markt schaffen, die kleineren verdrängen will, wie in Zeiten der Krise, er dies praktisch benutzt, d.h. seine Profitrate absichtlich heruntersetzt, um die kleineren aus dem Feld zu schlagen.... Die Abnahme der Profitrate erscheint hier als Folge der Zunahme des Kapitals und der damit verbundenen Berechnung der Kapitalisten, dass bei kleinerer Profitrate die von ihnen eingesteckte Profitmasse größer sein werde.“ K. Marx, Kapital 3. S. 235.

Fall der Profitrate, Resümee:
“Die Profitrate ist die treibende Macht in der kapitalistischen Produktion, und es wird nur produziert, was und soweit es mit Profit produziert werden kann.“ K. Marx, Kapital 3. S. 269.
„Kein Kapitalist wendet eine neue Produktionsweise, sie mag noch soviel produktiver sein oder um noch soviel die Rate des Mehrwerts vermehren, freiwillig an, sobald sie seine Profitrate vermindert.
Aber jede solche neue Produktionsweise verbilligt die Waren. Er verkauft sie daher ursprünglich über ihrem Produktionspreis, vielleicht über ihrem Wert. Er steckt die Differenz ein, die zwischen ihren Produktionskosten und dem Marktpreis der übrigen, zu höheren Produktionskosten produzierten Waren besteht. Er kann dies, weil der Durchschnitt der zur Produktion dieser Waren gesellschaftlich nötigen Arbeitszeit größer ist als die mit der neuen Produktionsweise nötigen Arbeitszeit.
Seine Produktionstechnik steht über dem Durchschnitt der gesellschaftlichen.
Aber die Konkurrenz verallgemeinert sie und unterwirft sie dem allgemeinen Gesetz. Dann tritt das Sinken der Profitrat ein ..., das also ganz und gar unabhängig ist vom Willen der Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 275.
„Sinkt die Profitrate, so einerseits Anspannung des Kapitals, damit der einzelne Kapitalist durch bessere Methoden etc. den individuellen Wert seiner einzelnen Waren unter ihren gesellschaftlichen Durchschnittswert herabdrückt und so, bei gegebenem Marktpreis, einen Extraprofit macht;
andererseits Schwindel und allgemeine Begünstigung des Schwindels durch leidenschaftliche Versuche in neuen Produktionsmethoden, neuen Kapitalanlagen, neuen Abenteuern, um irgendeinen Extraprofit zu sichern, der vom allgemeinen Durchschnitt unabhängig ist und sich über ihn erhebt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 269.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg