Autoritätsglaube und Führerpersönlichkeiten

Die Meinung, Faschismus sei in (deutschen ?!) Genen verankert und die Meinung, Faschismus drohe in jeder schweren Krise, sei also ständig wiederholbar, sind beide wirklichkeitsfern.

Folgende Umfrageergebnisse haben zwar keine Beweiskraft, helfen jedoch vielleicht als Denkanstoß.

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Aufgelistet sind 10 weltbekannte Staats- und andere „Führer“. Gemessen wurde in sechs Ländern, wie viele Leute von diesen zehn „Führern“ eine „sehr gute“ oder eine „ziemlich gute Meinung“ haben.
Im Durchschnitt der sechs Länder haben nur knapp 50 Prozent aller Leute eine hohe Meinung von diesen „Führern“. Großbritannien und die USA liegen mit 34,5 und 38,7 Prozent deutlich unter diesem Prozentsatz. Die große Mehrheit in diesen Ländern ist nicht autoritätsgläubig und hält wenig von „Führerpersönlichkeiten“.

Die Deutschen schneiden meines Erachtens nicht schlecht ab. Sie liegen im Durchschnitt und noch unter dem Prozentsatz von Frankreich (50,1%) und Spanien (52%). In Deutschland hat gut die Hälfte keine gute Meinung von den "Führern der Welt".

In Italien ist der gute Glaube an Führerpersönlichkeiten stärker verbreitet. Knapp 64 Prozent haben großes Vertrauen in sie. Das ist in meinen Augen bedenklich, nicht bedrohlich.

Als Frage muss/kann sich hier anschließen, was die Unterschiede in den einzelnen Ländern denn ausmacht. Das führt in die Faschismustheorie.

Meiner Meinung nach sind vor allem solche Gebiete und Personen anfällig für Faschismus und Führerkult, wo noch kleinkapitalistische Betriebe mit einem aktiven Kapitalisten als „Patron“ vorherrschen. Das sind Verhältnisse, wo „Führerpersönlichkeiten“ noch etwas bewegen und bewirken.

In reifen kapitalistischen Verhältnissen kommt es längst nicht mehr auf „Führer“ an, sondern auf Kooperation von Teams und Kollektiven. Mit solchen Erfahrungen im Hinterkopf weiß mensch, dass „Führer“, je mehr sie tun, desto mehr verschlimmbessern.

Wal Buchenberg