DGB

Die Neu- oder Wiedergründung der deutschen Gewerkschaftsbewegung war kein (selbstkritischer) Neuanfang. Weder die widerstandslose Kapitulation der alten Gewerkschaftsführer vor der Hitlerbewegung noch die Kollaboration mit den Unternehmensführungen in der faschistischen "Arbeitsfront" während der Hitlerdiktatur wurden angesprochen und aufgearbeitet.

In einer offiziösen Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung heißt es (S. 275) lapidar:

"Die möglichst rasche Wiederingangsetzung der Produktion war eine zentrale Aufgabe der Nachkriegszeit und wurde, auch von den Gewerkschaften, als eine notwendige Voraussetzung für den Aufbau eines neuen, demokratischen Staatswesens angesehen."

Die Lohnarbeiter wurden nach 1945 als Malocher gebraucht und sollten auch Malocher bleiben. Antikapitalismus oder wenigstens Antifaschismus war nicht angesagt.

Die DGB-Gewerkschaften machten 1945 da weiter, wo sie 1933 aufgehört hatten: Statt konsequente Interessenvertreter der Lohnarbeiter zu werden, blieben sie staatstreue Lobby der SPD und ihr Wahlhelfer-Verein.

 Die Geschichte der BRD-Gewerkschaften wird - mindestens bis zur Kohlregierung - als große Erfolgsstory verkauft. Tatsächlich datiert die Krise der Gewerkschaften und folgender Mitgliederrückgang aus dem Jahr 1920/21, als die Gewerkschaften in Deutschland einen Organisierungsgrad von mehr als 50% aller Lohnarbeiter verloren und nie wieder erreichten. In den zwanziger Jahren ging es steil bergab mit den Gewerkschaften. Die genauen Gründe dafür müssten erst noch untersucht werden.

Andererseits ist der gewerkschaftliche Organisierungsgrad kein genauer Indikator für politisches Bewusstsein und Kampfbereitschaft. In einigen europäischen Ländern lag der Gewerkschaftsgrad dauerhaft unter dem deutschen, und dennoch ist anderswo die gewerkschaftliche Kampfbereitschaft und Kampfkraft höher als hier. Siehe dazu die folgenden Daten.

 Wal Buchenberg, 26.03.2007

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