Die deutsche Exportmaschine stottert

Seit langem machten deutsche Kapitalisten Profite im Ausland und waren stolz auf den Titel „Exportweltmeister“.

Reformlinke plädieren seit langem für eine stärkere Ausrichtung der deutschen Industrie auf den Binnenmarkt. Sie fordern in der jetzigen Krise: Kurbelt die private Nachfrage endlich an!

Die private Nachfrage in Deutschland ist sehr gedrückt worden durch niedrige Lohnabschlüsse, durch Ausweitung des Niedriglohnsektors und durch menschenunwürdige Almosen für Arbeitslose und Arbeitsunfähige.
Kapitalisten produzieren jedoch nicht für die Bedarfsbefriedigung im eigenen Land, sondern für ihren Profit.
Dieser Profit hängt von zwei Faktoren ab: Von niedrigen Produktionskosten und von unbegrenzten Märkten. Im eigenen Land kann man nicht beides haben.
Niedriglöhner kaufen keine Windanlagen und HartzIV-Empfänger kaufen keine BMWs. Das Erfolgsrezept der deutschen Exportweltmaschine heißt: Möglichst billig produzieren, möglichst weltweit verkaufen.

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Niemand kümmert sich um die netten Vorschläge der Reformlinken.
Die deutsche Exportmaschine hat jedoch im Krisenjahr 2009 nicht nur ihren Weltmeistertitel verloren, sondern auch einen tieferen Wirtschaftseinbruch erlebt als die meisten anderen Industriestaaten der Welt.

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Der deutsche Binnenmarkt stagniert seit Jahren und die deutsche Exportmaschine ist längst zu groß geworden, um nur für den Binnenmarkt zu produzieren. Aber auch der Weltmarkt ist nicht unbegrenzt. In der jetzigen Weltwirtschaftskrise schrumpfen die Märkte für deutsche Produkte weltweit.

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Die Grafik zeigt auch, dass die deutschen Kapitalisten verzweifelt versuchen, ihre Abnehmerländer umzuschichten.
Die Aktienkrise von 2001 bremste auf dem US-Markt und in Großbritannien den deutschen Export. Dafür wurden mehr deutsche Waren in das südliche Europa verkauft.
Die Schuldenkrise dieser PIICS-Staaten trifft die deutsche Exportwirtschaft nun besonders hart. Die Überschuldung der wichtigsten deutschen Auslandsmärkte bremst die deutsche Exportmaschine.
Der deflationäre Druck, den die verschuldeten Abnehmerstaaten auf die deutschen Exporteure ausüben, wird deren Druck auf die Löhne in Deutschland weiter verstärken. Indem die IG-Metall-Führung in diesem Jahr auf Lohnforderungen ganz verzichtet, beweist sie einmal mehr, dass sie weniger von den Interessen ihrer Mitglieder, als von den Interessen der Kapitalisten getrieben wird.

In den PIICS-Staaten und in den angelsächsichen Schuldenstaaten beschleunigen hochwertige deutsche Konsumwaren den Ruin ihrer bisherigen Abnehmer. In den BRIC-Staaten stärken und fördern hochwertige deutsche Produktionsanlagen ihre künftigen Konkurrenten, die deutsche Waren zunehmend aus dem Weltmarkt werfen werden.

Die Phantasien der deutschen Reformlinken scheitern am kapitalistischen Profitzwang.
Die Phantasien der deutschen Kapitalisten scheitern an der Überschuldung ihrer Abnehmer von Konsumgütern und der wachsenden Stärke ihrer Abnehmer von Produktionsgütern.

Wal Buchenberg, 15.02.2010