Wer verdient wie viel?
Festgeld oder Prozent?

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Grundsätzlich bringt eine höhere Qualifikation einen höheren Lohn. Für komplexe (hochqualifizierte) Arbeit müssen die Kapitalisten höheren Lohn bezahlen, weil die Arbeitskraft, die komplexe Arbeit liefert, höhere Ausbildungskosten hat und seltener ist. Für komplexe (hochqualifizierte) Arbeit können die Kapitalisten höheren Lohn bezahlen, weil komplexe Arbeit auch höheren Mehrwert liefert als einfache Arbeit.
Im Allgemeinen lassen sich Lohnunterschiede zwischen Gebäudereinigern und Informatikern verstehen.
Im Konkreten sind die krassen Unterschiede zwischen einzelnen Tätigkeitsfeldern und erst recht zwischen Männern und Frauen derselben Tätigkeit nicht nachvollziehbar.
Eine Hotelfachkraft bekommt fast 200 Euro weniger im Monat als ein Fleischfachverkäufer und gar 700 Euro weniger als ein Paketzusteller.
Wie das Beispiel SekretärINNEN zeigt, können Kapitalisten (beim Berufseinstieg) gleichen Lohn für Männer und Frauen zahlen. Bei den WebdesignerINNEN beträgt der Unterschied der Geschlechtsbezahlung nur gut 50 Euro, bei den InformatikerINNEN jedoch über 400 Euro. Das verstehe, wer will.
In Sonntagsreden sprechen Gewerkschaftsführer schon mal diese kapitalistischen Willkür an. Wenn über Lohntarife verhandelt wird, sind die Sonntagsreden vergessen. Den Frauen (und den Ostdeutschen) als den schlechter Bezahlten wäre bei Lohnerhöhungen mit Festgeldbeträgen am meisten geholfen.

Ein monatlicher Festgeldbetrag von 150 Euro brächte zum Beispiel der Industriekauffrau eine Lohnerhöhung von 7 Prozent, ihrem Kollegen, dem Industriekaufmann, eine Erhöhung von 6,3 Prozent.
Für die Gebäudereinigerin bedeutet ein Festgeldbetrag von 150 Euro eine Lohnerhöhung von 10 Prozent, für den Informatiker brächte der selbe Betrag noch eine Erhöhung von 4,5 Prozent.
Unsere Gewerkschaften handeln genau andersherum: Sie vereinbaren meist niedrige Prozentsteigerungen, die den Gutverdienern nützen, und die Niedrigverdiener im Regen stehen lassen.
Nehmen wir als Beispiel eine Prozenterhöhung von 5 Prozent:
Für den Monatslohn des Informatikers (3300 Euro), bringen 5 Prozent mehr Lohn 165 Euro mehr in seinen Geldbeutel. Die Gebäudereinigerin (1495 Euro) bekommt mit 5 Prozent mehr nur 75 Euro zusätzlich. Jede Prozenterhöhung des Lohns macht den Abstand zwischen den Niedriglöhnern und den Besserverdienenden nur größer.

Statt nach dem Staat zu schreien, um Niedriglöhne verbieten und einen Mindestlohn festsetzen zu lassen, sollten sich die Gewerkschaften besser ein Herz fassen und mit Festgeldforderungen den Niedriglohnsektor bekämpfen statt ihn mit Prozentforderungen auszuweiten.

Wal Buchenberg, 25.11.2009