Bankenkrise, Schuldenkrise, Kreditkrise

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1. Die Verschuldung Griechenlands (hellgrün) ist noch das kleinste Schulden-Problem in der EU.

2. Dem "Griechenlandpaket" mit 110 Mrd. Euro folgte kurz darauf das "Europaket" mit versprochenen 750 Mrd. Euro. Obwohl Spötter meinen, die EU-Politiker hätten damit alles in die Waagschale geworfen, einschließlich der Closchüsseln ihrer Brüsseler EU-Zentrale, könnten sich diese Summen bald als zu gering erweisen, sobald andere EU-Staaten von der "Griechischen Krankheit" angesteckt sind.
Egal, wieviel Geld auch in "Rettungspakete" gesteckt wird, die Summen kommen tatsächlich den europäischen Gläubigerbanken zugute, nicht der jeweiligen Regierung oder dem jeweiligen Land. Rettungspakete retten für die Gläubiger faule Kredite vor dem Ausfall.

3. Die Bankenkrise von 2008 wurde ausgelöst durch riskante Wetten und fragwürdige (Subprime)Kredite der Banken und anderer Finanzfirmen.
Diese Bankenkrise wurde überbrückt durch inflationäre Verlagerung der Bankenausfälle auf Regierungskonten.
Das beschleunigte die jetzige Schuldenkrise der Staaten.In dieser öffentlichen Schuldenkrise wurde noch mehr inflationäres Geld locker gemacht. Indem die Europäische Zentralbank EZB griechische Staatsanleihen "kauft", wird in Brüssel das Geld gedruckt, das von der Athener Regierung an ihre Gläubigerbanken überwiesen wird.

Nach der öffentlichen Schuldenkrise wird die private Schuldenkrise von Unternehmen kommen, deren Profite stagnieren oder sinken und die nicht mehr wie bislang an billige (Überbrückungs)Kredite kommen werden.
Die Insolvenzzahlen werden weiter steigen. Das bringt dann auch die Banken als Gläubiger der Bankrottfirmen wieder in neue Schwierigkeiten.
Im Februar 2010 meldeten die deutschen Amtsgerichte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 2.558 Unternehmensinsolvenzen. Das waren 6,9% mehr als im Februar 2009.

Die Bankenkrise, die Staatsschuldenkrise und die Unternehmenskreditkrise sind miteinander verbundene und voneinander abhängige Erscheinungen, deren letzter Grund ein Stocken der kapitalistischen Profitproduktion ist.

„Die Krisen sind immer nur momentane gewaltsame Lösungen der vorhandenen Widersprüche, gewaltsame Eruptionen, die das gestörte Gleichgewicht für den Augenblick wiederherstellen.
Der Widerspruch ganz allgemein ausgedrückt, besteht darin, dass die kapitalistische Produktionsweise eine Tendenz einschließt nach absoluter Entwicklung der Produktivkräfte, abgesehen vom Wert und dem in ihm eingeschlossenen Mehrwert, auch abgesehen von den gesellschaftlichen Verhältnissen, innerhalb deren die kapitalistische Produktion stattfindet; während sie andererseits die Erhaltung des existierenden Kapitalwerts und seine Verwertung im höchsten Maß (d. h. stets beschleunigten Anwachs dieses Werts) zum Ziel hat.
Ihr spezifischer Charakter ist auf den vorhandenen Kapitalwert als Mittel zur größtmöglichen Verwertung dieses Werts gerichtet. Die Methoden, wodurch sie dies erreicht, schließen ein: Abnahme der Profitrate, Entwertung des vorhandenen Kapitals und Entwicklung der Produktivkräfte der Arbeit auf Kosten der schon produzierten Produktivkräfte. ...
Die kapitalistische Produktion strebt beständig, diese ihr immanenten Schranken zu überwinden, aber sie überwindet sie nur durch Mittel, die ihr diese Schranken aufs neue und auf gewaltigerem Maßstab entgegenstellen.
Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst, ist dies: dass das Kapital und seine Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint; dass die Produktion nur Produktion für das Kapital ist und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloße Mittel für eine stets sich erweiternde Gestaltung des Lebensprozesses für die Gesellschaft der Produzenten sind. ...
Das Mittel – unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte – gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandenen Kapitals.
Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 259f.


Gruß Wal Buchenberg, 23.05. 2010