Aktiengesellschaften„Die kapitalistischen Aktienunternehmungen sind ebenso sehr wie die Kooperativfa-briken als Übergangsformen aus der kapitalistischen Produktionsweise in die kommunistische zu betrachten, ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 456. 1. Herausbildung von
Aktiengesellschaften „In der
entwickelten kapitalistischen Ära ... tritt ... neben den Einzelkapitalisten der
assoziierte Kapitalist (Aktiengesellschaf-
„Das Minimum der
Wertsumme, worüber der einzelne Geld- oder Warenbesitzer verfügen muss, um
sich in einen Kapitalisten zu entpuppen, wechselt auf verschiedenen
Entwicklungsstufen der kapitalistischen Produktion und ist, bei gegebener
Entwicklungsstufe, verschieden in verschiedenen Produktionssphären, je
nach ihren besonderen technischen Bedingungen. Gewisse Produktionssphären machen schon in den Anfängen der kapitalistischen Produktion ein Minimum von Kapital nötig, das sich noch nicht in der Hand einzelner Individuen vorfindet. Dies veranlasst teils Staatssubsidien an solche Private ..., teils die Bildung von Gesellschaften mit gesetzlichem Monopol für den Betrieb gewisser Industrie- und Handelszweige – die Vorläufer der modernen Aktiengesellschaften.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 327f.
„Auf Basis der
kapitalistischen Produktion ... bedingen ausgedehntere Operationen von
längerer Dauer größere Vorschüsse von Geldkapital für längere Zeit. Die
Produktion in solchen Sphären ist also abhängig von den Grenzen, innerhalb
deren der einzelne Kapitalist über Geldkapital
verfügt. Diese Schranke wird durchbrochen durch Kreditwesen und damit zusammenhängende Assoziation, z. B. Aktiengesellschaften.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 357f.
„Die Welt wäre noch ohne Eisenbahnen, hätte sie so lange warten müssen, bis die Akkumulation einige Einzelkapitale dahin gebracht hätte, dem Bau einer Eisenbahn gewachsen zu sein. Die Zentralisation dagegen hat dies, vermittelst der Aktiengesellschaften, im Handumdrehen fertiggebracht.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 656.
„Die Gesetze dieser
Zentralisation der Kapitale ... können hier nicht entwickelt werden. Kurze
tatsächliche Andeutung genügt. Der Konkurrenzkampf
wird durch Verbilligung der Waren geführt. Die Billigkeit
der Waren hängt, unter sonst gleichen Bedingungen, von der
Produktivität der Arbeit, diese aber von der Stufenleiter des Produktion
ab. Die größeren Kapitale schlagen daher die kleineren.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 654.
„Bevor
wir weitergehen, ist noch dies ökonomisch Wichtige zu bemerken:
Da der Profit hier (bei den großen Aktiengesellschaften, bei denen Management und Kapitaleigner getrennt sind) rein die Form des Zinses annimmt, sind solche Unternehmungen noch möglich, wenn sie bloßen Zins abwerfen, und es ist dies einer der Gründe, die das Fallen der allgemeinen Profitrate aufhalten, indem diese Unternehmungen, wo das konstante Kapital in so ungeheurem Verhältnis zum variablen steht, nicht notwendig in die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate eingehen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 453.
„Mit dem
Fall der Profitrate wächst das Kapitalminimum, das in der Hand des
einzelnen Kapitalisten zur produktiven Anwendung der Arbeit nötig ist;
... Und
gleichzeitig wächst die Konzentration, weil jenseits gewisser Grenzen
großes Kapital mit kleiner Profitrate rascher akkumuliert als kleines Kapital mit großer Profit-rate. Diese
wachsende Konzentration führt ihrerseits wieder auf einer gewissen Höhe
einen neuen Fall der Profitrate herbei. Die
Masse der kleinen zersplitterten Kapitale wird dadurch auf die Bahn der
Abenteuer gedrängt: Spekulation, Kreditschwindel, Aktienschwindel,
Krisen. Die sog.
Plethora (Überfluss) des
Kapitals bezieht sich immer wesentlich auf den Überfluss von Kapital, für das der Fall der Profitrate
nicht durch seine Masse aufgewogen wird – und dies sind immer die neu sich
bildenden frischen Kapitalableger – oder auf den Überfluss, welche diese, für sich
selbst zu eigener Aktion unfähigen Kapitale den Leitern der großen
Geschäftszweige in der Form des Kredits zur Verfügung
stellt. Dieser Überfluss des Kapitals erwächst aus denselben Umständen, die eine relative Überbevölkerung (Arbeitslosigkeit) hervorrufen, und ist daher eine diese letztere ergänzende Erscheinung, obgleich beide auf entgegengesetzten Polen stehen, unbeschäftigtes Kapital auf der einen und unbeschäftigte Arbeiterbevölkerung auf der anderen Seite.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 261. 2. Aktiengesellschaften als Vorstufe „...
Bildung von Aktiengesellschaften. Hierdurch: 1.
Ungeheure Ausdehnung der Stufenleiter der Produktion und Unternehmungen,
die für Einzelkapitale unmöglich waren. Solche Unternehmungen ..., die
früher Regierungsunternehmungen waren, werden
gesellschaftliche. 2. Das
Kapital, das an sich auf gesellschaftlicher Produktionsweise beruht und
eine gesellschaftliche Konzentration von Produktionsmitteln und
Arbeitskräften voraussetzt, erhält hier direkt die Form von
Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen) im Gegensatz
zum Privatkapital, und seine Unternehmungen treten auf als
Gesellschaftsunternehmungen im Gegensatz zu
Privatunternehmungen. Es ist
die Aufhebung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der
kapitalistischen Produktionsweise selbst. 3.
Verwandlung des wirklich fungierenden Kapitalisten in einen bloßen Manager, Verwalter fremdes
Kapitals, und der Kapitaleigentümer in bloße Eigentümer, bloße
Geldkapitalisten. Selbst wenn die Dividenden, die sie beziehen, den Zins
und Unternehmergewinn, d. h. den Totalprofit einschließen (...), so wird
dieser Totalprofit nur noch bezogen in der Form des Zinses, d. h. als
bloße Vergütung des Kapitaleigentums, das nun ganz so von der Funktion im
wirklichen Reproduktionsprozess getrennt wird wie diese Funktion, in der
Person des Managers, vom
Kapitaleigentum.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 452f. 2.1. Kapitalmacht wächst, „Das
Kapital zeigt sich immer mehr als gesellschaftliche Macht, deren
Funktionär der Kapitalist ist und die in gar keinem möglichen Verhältnisse
mehr zu dem steht, was die Arbeit eines einzelnen Individuums schaffen
kann – aber es zeigt sich als
entfremdete, verselbständigte gesellschaftliche Macht, die als Sache ...
der Gesellschaft gegenübertritt. Der private Kapitalist verschwindet
hinter dem Kapital als Sache. Der
Widerspruch zwischen der allgemeinen gesellschaftlichen Macht, zu der sich
das Kapital gestaltet, und der Privatmacht der einzelnen Kapitalisten über
diese gesellschaftlichen Produktionsbedingungen entwickelt sich immer
schreiender und schließt die Auflösung dieses Verhältnisses ein, indem sie
zugleich die Herausarbeitung der Produktionsbedingungen zu allgemeinen,
gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Produktionsbedingungen
einschließt. Diese Herausarbeitung ist gegeben durch die Entwicklung der Produktivkräfte unter der kapitalistischen Produktion und durch die Art und Weise, worin sich diese Entwicklung vollzieht.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 274f.
„In den
Aktiengesellschaften ist die Leitungsfunktion des
Kapitalisten getrennt vom Kapitaleigentum, also auch die Arbeit
gänzlich getrennt vom Eigentum an den Produktionsmitteln und an der
Mehrarbeit. Es ist
dies Resultat der höchsten Entwicklung der kapitalistischen Produktion ein
notwendiger Durchgangspunkt zur Rückverwandlung des Kapitals in Eigentum
der Produzenten, aber nicht mehr als das Privateigentum vereinzelter
Produzenten, sondern als das Eigentum ihrer als assoziierter, als
unmittelbares Gesellschaftseigentum. Es ist andererseits Durchgangspunkt zur Verwandlung aller mit dem Kapitaleigentum bisher noch verknüpften Funktionen im Reproduktionsprozess in bloße Funktionen des assoziierten Produzenten, in gesellschaftliche Funktionen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 453.
„Es ist
dies die Aufhebung der kapitalistischen Produktionsweise innerhalb der
kapitalistischen Produktionsweise selbst und daher ein sich selbst
aufhebender Widerspruch, der auf
den ersten Blick als bloßer Übergangspunkt zu einer neuen
Produktionsform sich darstellt. Als solcher Widerspruch stellt er sich
dann auch in der Erscheinung dar. Er stellt in gewissen Sphären das
Monopol her und fordert daher die Staatseinmischung heraus.
Er
reproduziert eine neue Finanzaristokratie, eine neue Sorte Parasiten in
Gestalt von Projektenmachern, Gründern und bloß nominellen Direktoren; ein
ganzes System des Schwindels und Betrugs mit Bezug auf Gründungen,
Aktienausgabe und Aktienhandel. Es ist Privatproduktion ohne die Kontrolle
des Privateigentums.“ K. Marx, Kapital
III, MEW 25, 454.
2.2. Leitungsarbeit (Management) wird
vergesellschaftet „Die
Arbeit der Oberaufsicht und Leitung entspringt notwendig überall, wo der
unmittelbare Produktionsprozess die Gestalt eines gesellschaftlich
kombinierten Prozesses hat und nicht als vereinzelte Arbeit der
selbständigen Produzenten auftritt. Sie ist aber doppelter
Natur. Einerseits
in allen Arbeiten, worin viele Individuen kooperieren, stellt sich
notwendig der Zusammenhang und die Einheit des Prozesses in einem
kommandierenden Willen dar, und in Funktionen, die nicht die Teilarbeiten,
sondern die Gesamttätigkeit der Werkstatt betreffen, wie bei dem Dirigenten eines
Orchesters. Es ist
dies eine produktive Arbeit, die verrichtet werden muss in jeder
kombinierten Produktionsweise. Andererseits
... entspringt diese Arbeit der Oberaufsicht notwendig in allen
Produktionsweisen, die auf dem Gegensatz zwischen dem Arbeiter als dem
unmittelbaren Produzenten und dem Eigentümer der Produktionsmittel
beruhen. Je
größer dieser Gegensatz, desto größer ist die Rolle, die diese Arbeit
der Oberaufsicht spielt. Sie erreicht daher ihr Maximum im Sklavensystem.
Sie ist aber auch in der kapitalistischen Produktionsweise unentbehrlich,
da hier der Produktionsprozess zugleich Konsumtionsprozess der
Arbeitskraft durch den Kapitalisten ist. Ganz wie in despotischen Staaten die Arbeit der Oberaufsicht und allseitigen Einmischung der Regierung beides einbegreift: sowohl die Verrichtung der gemeinsamen Geschäfte, die aus der Natur aller Gemeinwesen hervorgehen, wie die spezifischen Funktionen, die aus dem Gegensatz der Regierung zu der Volksmasse entspringen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 397.
„Die
Arbeit der Oberaufsicht und Leitung, soweit sie aus dem gegensätzlichen
Charakter, aus der Herrschaft des Kapitals über die Arbeit entspringt und
daher allen auf dem Klassengegensatz beruhenden Produktionsweisen mit der
kapitalistischen gemeinsam ist, ist auch im kapitalistischen System
unmittelbar und unzertrennbar verquickt mit den produktiven Funktionen,
die alle kombinierte gesellschaftliche Arbeit einzelnen Individuen als
besondere Arbeit auferlegt. Der
Arbeitslohn eines Managers oder
Regisseurs, wie er im feudalen Frankreich hieß, trennt sich
vollständig vom Profit und nimmt auch die Form des Arbeitslohns für
geschickte Arbeit an, sobald das Geschäft auf hinreichend großer
Stufenleiter betrieben wird, um einen solchen Dirigenten (Manager)
zu zahlen ... Dass nicht die industriellen Kapitalisten, sondern die industriellen Manager ‚die Seele unseres Industriesystems‘ sind, hat schon Herr Ure bemerkt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 399f.
„Die
kapitalistische Produktion selbst hat es dahin gebracht, dass die Arbeit
der Oberleitung, ganz getrennt vom Kapitaleigentum, auf der Straße
herumläuft. Es ist daher nutzlos geworden, dass diese Arbeit der
Oberleitung vom Kapitalisten ausgeübt werde. Ein
Musikdirektor braucht durchaus nicht Eigentümer der Instrumente des
Orchesters zu sein, noch gehört es zu seiner Funktion als Dirigent, dass
er irgendetwas mit dem ‚Lohn‘ der übrigen Musikanten zu tun
hat. Die Kooperativfabriken liefern den Beweis, dass der Kapitalist als Funktionär der Produktion ebenso überflüssig geworden, wie der Kapitalist selbst ... den Großgrundbesitzer überflüssig findet.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 400.
„Der
Verwaltungslohn, sowohl für den kaufmännischen wie den
industriellen Manager,
erscheint vollständig getrennt vom Unternehmergewinn sowohl in den
Kooperativfabriken der Arbeiter wie in den kapitalistischen
Aktienunternehmungen. Die
Trennung des Verwaltungslohns vom Unternehmergewinn, die sonst zufällig
erscheint, ist hier konstant. Bei der
Kooperativfabrik fällt der gegensätzliche (doppelseitige) Charakter der
Aufsichtsarbeit weg, indem der Manager von den Arbeitern bezahlt
wird, statt ihnen gegenüber das Kapital zu
vertreten. Die Aktienunternehmungen überhaupt ... haben die Tendenz, diese Verwaltungsarbeit mehr und mehr zu trennen von dem Besitz des Kapitals, sei es eigenes oder geborgtes; ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 401.
„Indem aber einerseits dem bloßen Eigentümer des Kapitals, dem Geldkapitalisten, der fungierende Kapitalist gegenübertritt und mit der Entwicklung des Kredits dies Geldkapital selbst einen gesellschaftlichen Charakter annimmt, in Banken konzentriert und von diesen, nicht mehr von seinen unmittelbaren Eigentümern ausgeliehen wird; indem andererseits aber der bloße Manager, der das Kapital unter keinerlei Titel besitzt, weder leihweise noch sonst wie, alle realen Funktionen versieht, die dem fungierenden Kapitalisten als solchem zukommen, bleibt nur der Funktionär und verschwindet der Kapitalist als überflüssige Person aus dem Produktionsprozess.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 401.
„Mit der
Entwicklung der Kooperation auf Seiten der Arbeiter, der
Aktienunternehmungen auf Seiten der Bourgeoisie wurde auch der letzte
Vorwand zur Verwechslung des Unternehmergewinns mit dem Verwaltungslohn
unter den Füßen weggezogen und erschien der Profit auch praktisch, als was
er theoretisch unleugbar war, als bloßer Mehrwert, Wert, für den kein
Gegenwert gezahlt ist ...“ K.
Marx, Kapital III, MEW 25, 403. |
Zur Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.
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