Journalismus
Marx
war 1841/42 Redakteur der bürgerlichen ‚Rheinischen Zeitung’ in Köln -
seine erste und einzige persönliche Erfahrung als Lohnarbeiter -, dann
1848/49 Herausgeber und Chefredakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung“, mit
der er sein Familienvermögen verlor. Seit 1851 schickte Marx von London
aus jede Woche bezahlte Artikel (von denen Engels einen Großteil
geschrieben hatte) an die sozialistische „New York Daily Tribune“. Ab 1854
schrieb er von London aus auch für die bürgerliche „Neue Oder-Zeitung“ in
Deutschland. Außerdem waren Engels und Marx freie Mitarbeiter
verschiedener anderer Presseorgane in England und auf dem
Kontinent. Die meisten der 40 „blauen Bände“ (Marx-Engels-Werke, MEW)
füllen Zeitungsartikel.
„1841 ... wurde in Köln die ‚Rheinische Zeitung’
gestiftet; Marx kritisierte in ihr mit damals unerhörter Kühnheit die
Verhandlungen des rheinischen Provinzlandtages in Artikeln, die großes
Aufsehen machten. Ende 1842 übernahm er selbst die Redaktion und machte
der Zensur so viel zu schaffen, dass man ihm die Ehre antat, für die
‚Rheinische Zeitung’ einen Spezialzensor von Berlin zu schicken. ... und
Anfang 1843 erließ das Ministerium ein Dekret, wonach die ‚Rheinische
Zeitung’ Ende des ersten Quartals aufhören musste. Marx trat sofort ab, da
die Aktionäre einen Vermittlungsversuch machen wollten, aber auch dieser
schlug fehl, und die Zeitung hörte auf zu erscheinen.“ F. Engels,
Lexikonartikel ‚K. Marx’, MEW 16, 362.
1848 ging Marx „mit seinen Freunden nach Köln und
gründete dort die ‚Neue Rheinische Zeitung’, die bis zum Juni 1949 bestand
... Die Pressefreiheit von 1848 ist wohl nirgends so erfolgreich
ausgebeutet worden als damals, mitten in einer preußischen Festung, von
jener Zeitung. Nachdem die Regierung vergeblich versucht hatte, die
Zeitung durch gerichtliche Verfolgung totzumachen – Marx stand zweimal vor
dem Gericht wegen Pressevergehen und wegen Aufforderung zur
Steuerverweigerung und wurde beide Male freigesprochen -, wurde sie zur
Zeit der Maiaufstände 1849 dadurch zu Fall gebracht, dass Marx unter dem
Vorwand, seine preußische Staatsangehörigkeit verloren zu haben,
und die übrigen Redakteure (zu denen auch F. Engels zählte) unter
ähnlichen Vorwänden ausgewiesen wurden.“ F. Engels, Lexikonartikel ‚K.
Marx’, MEW 16, 363.
„Zweimal in meinem Leben hatte ich
die Ehre und die Freude, an einem Blatt mitzuarbeiten, wo ich die beiden
günstigen Bedingungen vollauf genoss, unter welchen man überhaupt in der
Presse wirken kann: erstens unbedingte Pressefreiheit und zweitens die
Gewissheit, von grade dem Publikum gehört zu werden, von dem man gehört
sein will. Das erstemal 1848 – 1849 bei der ‚Neuen Rheinischen
Zeitung’. Das waren Revolutionszeiten, und da ist es ohnehin eine Lust, an
der Tagespresse zu arbeiten. Man sieht die Wirkung jedes Wortes vor Augen,
man sieht, wie die Artikel förmlich einschlagen, als wären sie Granaten,
und wie die Sprengladung platzt. Das zweitemal beim ‚Sozialdemokrat’.
Und das war auch ein Stück Revolutionszeit, seit die Partei sich auf dem
Wydener Kongress wiederfand und von da an ‚mit allen Mitteln’, gesetzlich
oder nicht, den Kampf wieder aufnahm. ‚Der Sozialdemokrat’ war die
Verkörperung dieser Ungesetzlichkeit. ... Und das Blatt war der Mühen
und Gefahren wert, die seine Verbreitung kostete. Es war unbedingt das
beste Blatt, das die Partei je besessen. ... Dabei war der
‚Sozialdemokrat’ alles, nur kein Sprachrohr der Fraktion.“ F.
Engels, im ‚Sozialdemokrat’ 27.9.1890. MEW 22, 76f.
„Die
Journalistik ist namentlich für uns Deutsche, die wir doch alle etwas
unbeholfen veranlagt sind ..., eine sehr nützliche Schule, man wird nach
allen Seiten hin gelenkiger, man lernt seine eigenen Kräfte besser kennen
und abwägen und vor allem eine gegebenes Stück Arbeit in einer gegebenen
Zeit fertig machen. Andererseits treibt sie aber auch zur Verflachung,
weil man sich daran gewöhnt, Dinge aus Zeitmangel übers Knie zu brechen,
von denen man sich bewusst ist, dass man sie noch nicht vollständig
beherrscht.“ F. Engels an C. Schmidt, 9.12.1889. MEW 37,
324.
„Solange die Zeitungspresse anonym war, erschien sie als Organ
der zahl- und namenlosen öffentlichen Meinung; sie war die dritte Macht im
Staate. Durch die Unterzeichnung jedes Artikels wurde eine Zeitung zu
einer bloßen Sammlung von schriftstellerischen Beträgen mehr oder minder
bekannter Individuen. Jeder Artikel sank zu einer Annonce herab.“ K. Marx,
Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850, MEW 7, 100.
„Respekt
vor der englischen Presse, das ist beinah noch schlimmer als vor den
Bullen.“ F. Engels an Marx, 29.5.1864. MEW 30, 392.
„Das
Zeitungsschreiben ... ist ja weiter nichts als ein fortlaufendes
Wortemachen über Dinge, die man nicht gelernt hat...“ F. Engels an
Marx, 4.9.1870. MEW 33, 52.
„Von allem Zeug, was Du in den
Zeitungen über die inneren Vorgänge in Paris zu Gesicht bekommst, musst Du
kein Wort glauben. Es ist alles Lug und Trug. Niemals hat sich die
bürgerliche Zeitungsschreiberei-Gemeinheit glänzender geltend gemacht.“ K.
Marx an W. Liebknecht, 6.5.1871. (während des Arbeiter-Aufstandes der
Kommune in Paris), MEW 33, 200.
„Advokaten, Journalisten und andere
doktrinäre Bourgeois....“ K. Marx, Spaltungen der IAA, MEW 18,
17.
„Die ‚Norddeutsche Allgemeine Zeitung’, das Leiborgan des
Fürsten Bismarck, ist vermöge ihrer Stellung nicht bloß über alle Regeln
des Anstandes, sondern auch der Logik und des gesunden Menschenverstandes
erhaben. Sie hat das Privileg zu schimpfen, zu verleumden, zu lügen und
staatsmännischen wie unstaatsmännischen Unsinn zu schreiben. Mit Ausnahme
einiger Lakaien mit und ohne Uniform, welche die Expektorationen (=
Speichel) und Exkremente (=Kot) des Dalai Lama als Ausflüsse
der Gottheit zu verehren, und, wenn es sein muss, auch aufzuspeisen
pflegen, weiß jedermann, dass dieses Blatt das Asyl aller
Niederträchtigkeit und Dummheit ist. Wenn es gilt, einen Gegner zu
beschmutzen, eine recht dicke Lüge, eine recht saftige Verleumdung in die
Welt zu schicken und recht tief in den Straßenkot zu greifen - dann ist es
die ‚Norddeutsche Allgemeine’, die für dieses Ehrenamt ausersehen wird.
Und sie verrichtet es mit sichtbarem Wohlgefallen.“ F. Engels im
‚Sozialdemokrat’ vom 2.11. 1882. MEW 19, 312.
Wal
Buchenberg, 21.2.2002 |