Über das "Das Kapital" von K. Marx
(Äußerungen von Marx und Engels)


1.1. Zum ersten Band (MEW 23)

„1867 ... erschien in Hamburg: ‚Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie’, Erster Band. Dies Werk enthält die Resultate des Studiums eines ganzen Lebens. Es ist die politische Ökonomie der arbeitenden Klasse, auf ihren wissenschaftlichen Ausdruck reduziert. Hier handelt es sich nicht um agitatorische Phrasen, sondern um streng wissenschaftliche Deduktionen. Mag man sich zum Sozialismus verhalten, wie man will, man wird immerhin anerkennen müssen, dass hier derselbe zuerst wissenschaftlich dargestellt ist...
Wer jetzt noch den Sozialismus bekämpfen will, wird mit Marx fertig werden müssen...
Das Marxsche Buch hat aber auch noch nach anderer Seite hin ein Interesse. Es ist die erste Schrift, in der die tatsächlichen Verhältnisse, die zwischen Kapital und Arbeit bestehen, in ihrer klassischen Form, wie sie solche in England erlangt haben, vollständig und übersichtlich geschildert werden.
Die Britischen Parlamentsberichte lieferten hierzu ein reichliches, einen Zeitraum von fast vierzig Jahren umfassendes und selbst in England so gut wie unbekanntes Material über die Verhältnisse der Arbeiter in fast allen Industriezweigen, über die Arbeit von Frauen und Kindern, über Nachtarbeit usw.; dies alles ist hier zum erstenmal zugänglich gemacht.
Daran reiht sich die Geschichte der Fabrikgesetzgebung in England, welche, von den bescheidenen Anfängen der ersten Gesetze von 1802 an, jetzt dahin gekommen ist, die Arbeitszeit in fast allen fabrikmäßig oder häuslich betriebenen Geschäftszweigen für Frauen und junge Leute unter 18 Jahren auf 60 Stunden wöchentlich, für Kinder unter 13 Jahren auf 39 Stunden wöchentlich zu beschränken.“ F. Engels, ‚Karl Marx’, 1869. MEW 16, 365.

Es „gibt der erste Band des Marxschen ‚Kapital’ eine ausführliche Darstellung der Lage der britischen Arbeiterklasse für die Zeit von etwa 1865, d.h. die Zeit, wo die britische industrielle Prosperität ihren Höhepunkt erreichte.“ F. Engels 1892, Vorwort zur Lage der Arbeiterklasse in England, MEW 2, 641.

„... 1867 erschien in Hamburg: ‚Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band’ - das Hauptwerk von Marx, das die Grundlagen seiner ökonomisch-sozialistischen Anschauungen und die Hauptzüge seiner Kritik der bestehenden Gesellschaft, der kapitalistischen Produktionsweise und ihrer Folgen darlegt. ...
Mit der Ausarbeitung des zweiten Bandes ist der Verfasser beschäftigt.“ F. Engels, ‚Karl Marx’ 1877. MEW 19, 100.

„Das Beste an meinem Buch ist
1. (darauf beruht alles Verständnis der Fakten) der gleich im ersten Kapitel hervorgehobene Doppelcharakter der Arbeit, je nachdem sie sich in Gebrauchswert oder Tauschwert ausdrückt;
2. die Behandlung des Mehrwerts unabhängig von seinen besonderen Formen als Profit, Zins, Grundrente etc. Namentlich im zweiten Band (heute Band II. und III.) wird sich dies zeigen.
Die Behandlung der besonderen Formen (Zins, Profit, Grundrente etc.) in der klassischen Ökonomie, die sie beständig mit der allgemeinen Form (Mehrwert) zusammenwirft, ist wie Kraut und Rüben. K. Marx an Engels, 24.8.1867. MEW 31, 326.

Der 4. Abschnitt (Die Produktion des relativen Mehrwerts: Kooperation, Teilung der Arbeit, Maschinerie, große Industrie, MEW 23, 331 - 530) „ist  fast 200 Seiten lang und hat nur 4 durch dünngedruckte, kaum wiederzufindende Überschriften bezeichnete Abschnitte. Dabei der Gedankengang fortwährend durch Illustration unterbrochen und der zu illustrierende Punkt nie am Schluss der Illustration resümiert, so dass man stets von der Illustration eines Punkts direkt in die Aufstellung eines anderen Punkts hineinplumpst. Das ist scheußlich ermüdend und bei nicht ganz scharfer Aufmerksamkeit auch verwirrend. Hier wären häufigere Unterabteilung und stärkere Hervorhebung der Hauptabschnitte entschieden am Platz gewesen. ...
Der äußeren Form der Darstellung nach scheint dieser 4. Abschnitt auch am raschesten geschrieben und am wenigsten wieder durchgearbeitet zu sein.“ F. Engels an Marx, 23.8.1867. MEW 31, 324.

„Was den vierten Abschnitt angeht, so hatte es viel Schweiß gekostet, die Sachen selbst zu finden, d.h. ihren Zusammenhang. Dann, nachdem das geschehen, stürzte ein Parlamentsbericht über Fabrikarbeit nach dem anderen bei der letzten Ausarbeitung dazwischen, und ich war entzückt, meine theoretischen Resultate durch die Tatsachen fast vollständig bestätigt zu sehen. Endlich geschrieben mit Furunkeln und täglichem Geldgläubigertritt!“ K. Marx an Engels, 24.8.1867. MEW 31, 326f.

„Heute, an meinem Geburtstag, erhielt ich den ersten ‚Bogen’ des ersten Bandes zur Durchsicht. Ich fürchte, das Buch wird etwas zu dick werden.“ K. Marx an seine Tochter Jenny, MEW 31, 546.

"Niemand ist näher 'an die bestimmten konkreten Verhältnisse der Gesellschaft herangetreten' als Marx im 'Kapital'. Er hat fünfundzwanzig Jahre darauf verwandt, sie nach allen Seiten hin zu untersuchen, und die Resultate seiner Kritik enthalten überall ebenfalls die Keime der sogenannten Lösungen, soweit solche überhaupt heutzutage möglich sind." F. Engels, Wohnungsfrage, MEW 18, 286.



1.2 Zum zweiten Band (MEW 24)


 „Im zweiten Band des ‚Kapitals’ werden diese und andere kaum minder wichtige wissenschaftlichen Entdeckungen des kapitalistischen Gesellschaftssystems weiterentwickelt und damit auch die im ersten Bande noch nicht berührten Seiten der politischen Ökonomie einer Umwälzung unterworfen.“ F. Engels, ‚Karl Marx’ 1877, MEW 19, 106.

„Der 2. Band des Kapitals wird die Vulgärsozialisten sehr enttäuschen, er enthält fast nur streng wissenschaftliche, sehr feine Untersuchungen über Dinge, die innerhalb der Kapitalistenklasse selbst vorgehen, gar nichts, woraus man Stichwörter und Deklamationen fabrizieren kann.“ F. Engels an Kautsky, 18.9.1883. MEW 36, 61.

„Das II. Buch des ‚Kapitals’ wird noch mehr Kopfzerbrechen machen, wenigstens im Anfang, als das erste. Es sind aber wunderschöne Untersuchungen, die den Leuten erst klarmachen werden, was Geld und was Kapital ist und manches andere.“ F. Engels, MEW 36, 165.

 „Dieser zweite Band liegt vor und wird in kurzem veröffentlicht. Dann wird man vielleicht auch endlich den Unterschied zwischen Mehrwert und Profit begreifen lernen.“ F. Engels, Zum Tode von Karl Marx, 12.4.1883. MEW 19, 347.



1.3 Zum dritten Band (MEW 25)


 „Im ersten Buch wurden die Erscheinungen untersucht, die der kapitalistische Produktionsprozess, für sich genommen, darbietet, als unmittelbarer Produktionsprozess, bei dem noch von allen sekundären Einwirkungen ihm fremder Umstände abgesehen wurde.
Aber dieser unmittelbare Produktionsprozess innerhalb eines kapitalistischen Unternehmens erschöpft nicht den Lebenslauf des Kapitals. Er wird in der wirklichen Welt ergänzt durch den Zirkulationsprozess (Verkauf und Kauf), und dieser bildete den Gegenstand der Untersuchungen des zweiten Buchs. Hier zeigte sich, namentlich im dritten Abschnitt, ... dass der kapitalistische Produktionsprozess, im ganzen betrachtet, Einheit von Produktions- und Zirkulationsprozess ist.
Worum es sich in diesem dritten Buch handelt... ist, die konkreten Formen aufzufinden und darzustellen, welche aus dem Bewegungsprozess des Kapitals, als Ganzes betrachtet, hervorwachsen. ...
Die Gestaltungen des Kapitals, wie wir sie in diesem Buch entwickeln, nähern sich also schrittweise der Form, worin sie auf der Oberfläche der Gesellschaft, in der Aktion der verschiedenen Kapitale aufeinander, der Konkurrenz, und im gewöhnlichen Bewusstsein der Produktionsagenten selbst auftreten.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 33.



1.4 Zum vierten Band
(„Theorien über den Mehrwert“, MEW 26.1, 26.2, 26.3)


„Es sind noch 3 Kapitel zu schreiben, um den theoretischen Teil (die 3 ersten Bücher) fertig zu machen. Dann ist noch das 4. Buch, das historisch-literarische, zu schreiben, was mir relativ der leichteste Teil ist, da alle Fragen in den 3 ersten Büchern gelöst sind, dies letzte also mehr Wiederholung in historischer Form ist.“ K. Marx an Engels 31.7.1865, MEW 31, 132.



2. Zur wissenschaftliche Methode des „Kapital“


„Dieser erste Versuch, die dialektische Methode auf die Politische Ökonomie anzuwenden...“ K. Marx, MEW 31, 379.

„In Russland müssen die bereits fertig gedruckten Bücher, bevor sie fürs Publikum ausgegeben werden, der Zensur unterbreitet werden, die, wenn sie selbe nicht passieren lassen will, gerichtliche Klage einbringen muss.
Man schreibt mir über die russische Übersetzung meines Buches (die meisterhaft ist) aus Russland:
’In der Zensur haben zwei Zensoren das Werk vorgenommen und ihre Beschlüsse darüber dem Zensurkomitee vorgelegt. ... Folgendes ist das Resümee des Beschlusses, welcher vom Zensurkomitee einstimmig angenommen ... wurde.
’’Obgleich der Verfasser nach seinen Überzeugungen ein vollständiger Sozialist ist und das ganze Buch einen vollständig bestimmten sozialistischen Charakter führt, jedoch in Rücksicht darauf, dass die Darstellung durchaus nicht für jeden zugänglich genannt werden kann und dass sie von der anderen Seite die Form streng mathematisch wissenschaftlicher Beweisführung besitzt, erklärt das Komitee die Verfolgung dieses Werks vor Gericht für unmöglich.’’“ K. Marx an A. Sorge, 21.6.1872. MEW 33, 492.

„Eins der für die Gegner ärgerlichsten Dinge in meinem Werke ‚Das Kapital’ sind die massenhaften amtlichen Belege zur Schilderung der Fabrikantenwirtschaft, an denen kein Gelehrter bisher Fehler zu finden wusste. Das war selbst den Herren vom deutschen Fabrikantenbunde gerüchtweise zu Ohren gekommen.“ K. Marx, MEW 18, 92.

„Niemand ist näher ‚an die bestimmten konkreten Verhältnisse der Gesellschaft herangetreten’ als Marx im ‚Kapital’. Er hat 25 Jahre darauf verwandt, sie nach allen Seiten hin zu untersuchen, und die Resultate seiner Kritik enthalten überall ebenfalls die Keime der sogenannten Lösungen, soweit solche überhaupt heutzutage möglich sind.“ F. Engels, Wohnungsfrage, MEW 18, 286.



3. Zur Arbeitsweise von Marx am „Kapital“


„Ich kann mich aber nicht entschließen, irgendetwas wegzuschicken, bevor das Ganze vor mir liegt. Welche Mängel sie vielleicht haben mögen, das ist der Vorzug meiner Schriften, dass sie ein kunstvolles Ganzes sind, und das ist nur erreichbar mit einer Weise, sie nie drucken zu lassen, bevor sie ganz vor mir liegen.“ K. Marx an Engels, 31.7.1865, MEW 31, 132.

„Im übrigen... (führe) ich abwechselnd verschiedene Teile des Werks aus... In der Tat begann ich ‚Das Kapital’ privat genau in der umgekehrten Reihenfolge (beginnend mit dem 3ten historischen Teil (heute: 4. Band, Theorien über den Mehrwert, MEW 26.1, 26.2, 26.3), worin es dem Publikum vorgelegt wird, nur mit der Beschränkung, dass der erste, zuletzt in Angriff genommene Band gleich für den Druck zurechtgemacht wurde, während die beiden anderen in der rohen Form blieben, welche alle Forschung im Original besitzt.“ K. Marx an S. Schott, 3.11.1877. MEW 34, 307.



4. Zur Ausstattung und Wirkung des „Kapital“

„Ich ziehe in jeder Hinsicht eine billige Volksausgabe vor.“ K. Marx über die französische Ausgabe an seine Tochter Laura, 18.12.1871. MEW 33, 363.

„Unter ‚Erfolg des Buchs’ verstehe ich nichts als raschen Absatz, von wegen der Rückwirkung auf England.“ K. Marx an Kugelmann, 15.10.1867. MEW 31, 565.

 

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Zur Zitierweise:

Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396.

Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.