Genossenschaften (Kooperativen)
„a) Wir
anerkennen die Kooperativbewegung als eine der Triebkräfte zur Umwandlung
der gegenwärtigen Gesellschaft; die auf Klassengegensätzen beruht. Ihr
großes Verdienst besteht darin, praktisch zu zeigen, dass das bestehende
despotische und Armut hervorbringende System der Unterjochung der
Arbeit unter das Kapital verdrängt werden kann durch das
republikanische und segensreiche System der Assoziation von freien und
gleichen Produzenten.“ K. Marx, Forderungen der IAA - 5.
Kooperativarbeit, MEW 16, 195.
„Die Kooperativfabriken der
Arbeiter selbst sind, innerhalb der alten Form, das erste Durchbrechen der
alten Form, obgleich sie natürlich überall, in ihrer wirklichen
Organisation, alle Mängel des bestehenden Systems reproduzieren und
reproduzieren müssen.
Aber der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit
ist innerhalb derselben aufgehoben, wenn auch zuerst in der Form, dass die
Arbeiter als Assoziation ihr eigener Kapitalist sind, d.h. die
Produktionsmittel zur Verwertung ihrer eigenen Arbeit verwenden.“ K. Marx,
Kapital III. MEW 25, 456.
1. Im Kapitalismus konkurrieren zwar
Genossenschaften noch mit dem Kapital, aber sie tun das selbstbestimmt und
können deshalb erfolgreich konkurrieren.
„Aus den öffentlichen
Rechnungsablagen der Kooperativfabriken in England sieht man, dass - nach
Abzug des Lohns des Managers, der einen Teil des ausgelegten
variablen Kapitals bildet, ganz wie der Lohn der übrigen Arbeiter - der
Profit größer war als der Durchschnittsprofit, obgleich sie stellenweise
einen viel höheren Zins zahlten als die Privatfabrikanten.
Die Ursache
des höheren Profits war in allen diesen Fällen größere Ökonomie in
Anwendung des konstanten Kapitals.“ K. Marx, Kapital III.,
401f.
„c) Wir empfehlen den Arbeitern, sich eher mit
Produktivgenossenschaften als mit Konsumgenossenschaften zu befassen. Die
letzteren berühren nur die Oberfläche des heutigen ökonomischen Systems,
die ersteren greifen es in seinen Grundfesten an.
d) Wir empfehlen
allen Kooperativgesellschaften, einen Teil ihres Gesamteinkommens in einen
Fonds zu verwandeln zur Propagierung ihrer Prinzipien durch Wort und Tat,
mit anderen Worten, durch Förderung der Errichtung von neuen
Produktivgenossenschaften sowie durch Verbreitung ihrer Lehren.
e) Um
zu verhindern, dass Kooperativgesellschaften zu gewöhnlichen bürgerlichen
Aktiengesellschaften ... entarten, sollten alle Arbeiter, die in ihnen
beschäftigt sind, ob Aktieninhaber oder nicht, gleiche Anteile vom Gewinn
erhalten. Wir sind willens zuzugeben, dass die Aktieninhaber als eine nur
zeitweilige Maßnahme Zinsen zu einem niedrigen Prozentsatz erhalten.“ K.
Marx, Forderungen der IAA - 5. Kooperativarbeit, MEW 16, 195f.
2. In Genossenschaften ist - wie in
Aktiengesellschaften - der Kapitalist als Eigentümer und als aktiver
Unternehmer verschwunden. Kooperativen und Aktiengesellschaften sind
daher beides Übergangsformen zum Kommunismus. Die
Kooperativfabriken „zeigen, wie auf einer gewissen Entwicklungsstufe
der materiellen Produktivkräfte und der ihr entsprechenden
gesellschaftlichen Produktionsformen naturgemäß aus einer Produktionsweise
sich eine neue Produktionsweise entwickelt und herausbildet. Ohne das aus
der kapitalistischen Produktionsweise entspringende Fabriksystem könnte
sich nicht die Kooperativfabrik entwickeln und ebenso wenig ohne das aus
derselben Produktionsweise entspringende Kreditsystem. Letzteres, wie
es die Hauptbasis bildet zur allmählichen Verwandlung der kapitalistischen
Privatunternehmungen in kapitalistische Aktiengesellschaften, bietet
ebenso sehr die Mittel zur allmählichen Ausdehnung der
Kooperativunternehmungen auf mehr oder minder nationaler
Stufenleiter. Die kapitalistischen Aktienunternehmen sind ebenso sehr
wie die Kooperativfabriken als Übergangsformen aus der kapitalistischen
Produktionsweise in die assoziierte zu betrachten...“ K. Marx, Kapital
III. MEW 25, 456.
„Es ist dies die Aufhebung der kapitalistischen
Produktionsweise innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise selbst
und daher ein sich selbst aufhebender Widerspruch, der auf den ersten
Blick als bloßer Übergangspunkt zu einer neuen Produktionsform sich
darstellt. ... Es ist Privatproduktion ohne die Kontrolle des
Privateigentums.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 454.
„Die
Kooperativfabriken liefern den Beweis, dass der Kapitalist als Funktionär
der Produktion ... überflüssig geworden ist...“ K. Marx, Kapital
III. MEW 25, 400.
„In den Aktiengesellschaften ist die Funktion
getrennt vom Kapitaleigentum, also auch die Arbeit gänzlich getrennt vom
Eigentum an den Produktionsmitteln und an der Mehrarbeit. Es ist dies
Resultat der höchsten Entwicklung der kapitalistischen Produktion ein
notwendiger Durchgangspunkt zur Rückverwandlung des Kapitals in Eigentum
der Produzenten, aber nicht mehr als das Privateigentum vereinzelter
Produzenten, sondern als das Eigentum ihrer als assoziierter, als
unmittelbares Gesellschaftseigentum. Es ist andererseits
Durchgangspunkt zur Verwandlung aller mit dem Kapitaleigentum bisher noch
verknüpften Funktionen im Reproduktionsprozess in bloße Funktionen des
assoziierten Produzenten, in gesellschaftliche Funktionen.“ K. Marx,
Kapital III. MEW 25, 453.
3. Die kommunistische Wirtschaft ist
eine einzige große Genossenschaft „b) Aber das Kooperativsystem,
beschränkt auf die zwerghafte Formen, die einzelne Lohnsklaven durch ihre
privaten Anstrengungen entwickeln können, ist niemals imstande, die
kapitalistische Gesellschaft umzugestalten. Um die gesellschaftliche
Produktion in ein umfassendes und harmonisches System freier
Kooperativarbeit zu verwandeln, bedarf es allgemeiner gesellschaftlicher
Veränderungen, Veränderungen der allgemeinen Bedingungen der Gesellschaft,
die nur verwirklicht werden können durch den Übergang der organisierten
Gewalt der Gesellschaft, d.h. der Staatsmacht, aus den Händen der
Kapitalisten und Grundbesitzer in die Hände der Produzenten selbst.“ K.
Marx, Forderungen der IAA - 5. Kooperativarbeit, MEW 16,
195.
„Und dass wir beim Übergang in die volle kommunistische
Wirtschaft den genossenschaftlichen Betrieb als Mittelstufe in
ausgedehntem Maß werden anwenden müssen, daran haben Marx und ich nie
gezweifelt. Nur muss die Sache so eingerichtet werden, dass die
Gemeinschaft ... das Eigentum an den Produktionsmitteln behält und so die
Sonderinteressen der Genossenschaft, gegenüber der Gesellschaft im Ganzen,
sich nicht festsetzen können.“ F. Engels an Bebel, 20.1.1886. MEW 36,
426.
„Innerhalb der genossenschaftlichen, auf Gemeingut an
den Produktionsmitteln gegründeten Gesellschaft tauschen die Produzenten
ihre Produkte nicht aus; ... Demgemäß erhält der einzelne Produzent -
nach den Abzügen - exakt zurück, was er ihr gibt. Was er ihr gegeben hat,
ist sein individuelles Arbeitsquantum. Z.B. der gesellschaftliche
Arbeitstag besteht aus der Summe der individuellen Arbeitsstunden. Die
individuelle Arbeitszeit des einzelnen Produzenten ist der von ihm
gelieferte Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags, sein Anteil daran. Er
erhält von der Gesellschaft einen Schein, dass er soundsoviel Arbeit
geliefert (nach Abzug seiner Arbeit für die gemeinschaftlichen Fonds), und
zieht mit diesem Schein aus dem gesellschaftlichen Vorrat von
Konsumtionsmitteln soviel heraus, als gleich viel Arbeit kostet. Dasselbe
Quantum Arbeit, das er der Gesellschaft in einer Form gegeben hat, erhält
er in der anderen zurück. Es herrscht hier offenbar dasselbe Prinzip,
das den Warentausch regelt, soweit er Austausch Gleichwertiger
(Austausch von Äquivalenten) ist. Inhalt und Form sind verändert,
weil unter den veränderten Umständen niemand etwas geben kann außer seiner
Arbeit und weil andererseits nichts in das Eigentum der einzelnen
übergehen kann außer individuellen Konsumtionsmitteln. Was aber die
Verteilung der letzteren unter die einzelnen Produzenten betrifft,
herrscht dasselbe Prinzip wie beim Austausch von Warenäquivalenten, es
wird gleich viel Arbeit in einer Form gegen gleich viel Arbeit in einer
anderen ausgetauscht. ... In einer höheren Phase der kommunistischen
Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die
Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher
Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben,
sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der
allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen
und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen -
erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten
werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen
Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“ K. Marx, Kritik des Gothaer
Programms, MEW 19, 19 – 21.
Wo es dem Verständnis dient, habe
ich die Rechtschreibung, veraltete Fremdwörter, Maßeinheiten und
Zahlenangaben modernisiert. Diese und alle erklärenden Textteile, die
nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Wal
Buchenberg, 2.1.2002
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