Lumpenproletariat1. Die „passive
Verfaulung der untersten Schichten der
Gesellschaft“ Das Lumpenproletariat, „das in allen großen Städten eine vom industriellen Proletariat genau unterschiedene Masse bildet, ist ein Rekrutierplatz für Diebe und Verbrecher aller Art, von den Abfällen der Gesellschaft lebend, Leute ohne bestimmten Arbeitszweig, Herumtreiber, dunkle Existenzen, verschieden nach dem Bildungsgrade der Nation, der sie angehören, nie den Tagediebcharakter verleugnend; ...“. K. Marx, Klassenkämpfe 1848–1850, MEW 7, 26. Das Pariser Lumpenproletariat von 1848, auf das sich Bonaparte bei seinem präfaschistischen Staatstreich gegen die Republik stützte, beschrieb Karl Marx folgendermaßen: „Neben zerrütteten Lebeherren mit zweideutigen Subsistenzmitteln und von zweideutiger Herkunft, verkommene und abenteuerliche Ableger der Bourgeoisie, Vagabunden, entlassene Soldaten, entlassene Zuchthaussträflinge, entlaufene Galeerensklaven, Gauner, Gaukler, Tagediebe, Taschendiebe, Taschen-spieler, Spieler, Zuhälter, Bordellhalter, Lastträger, Literaten, Orgel-dreher, Lumpensammler, Scherenschleifer, Kesselflicker, Bettler, kurz, die ganze unbestimmte, aufgelöste, hin- und hergeworfene Masse, die die Franzosen la bohème nennen ... dieser Auswurf, Abfall, Abhub aller Klassen ...“ K. Marx, 18. Brumaire, MEW 8, 160f. Im „Kapital“ zählte
Marx „Vagabunden,
Verbrecher, Prostituierte“ zum „eigentlichen Lumpenproletariat“.
K.
Marx, Kapital I, MEW 23, 673. Lumpenproletarier gehen meist einem individuellen Erwerb mit
eigenen Arbeitsmitteln nach – und wenn es nur der Hut des Bettlers oder
die Einbruchswerkzeuge des Diebes sind. Lumpenproletarier betreiben ein
Gewerbe mit zweifelhaftem, wenn nicht kriminellem
Ruf. Als Anhaltspunkt für die Größe des Lumpenproletariats in der
heutigen Gesellschaft lassen sich vielleicht die erwachsenen
Tatverdächtigen für Raub und Einbruchsdiebstahl – der illegalen
Eigentumsübertragung in Handarbeit – von rund 55.000 nehmen, plus der
erwachsenen Tatverdächtigen für Betrug – der illegalen
Eigentumsübertragung in Kopfarbeit – von rund 240.000 (Zahlen aus dem Jahr
2000) – dies ist knapp 1 % der
Erwerbsbevölkerung. 2.
Politische Rolle des Lumpenproletariats „Das
Lumpenproletariat, dieser Abhub der verkommenen Subjekte aller Klassen,
der sein Hauptquartier in den großen Städten aufschlägt, ist von allen
möglichen Bundesgenossen der schlimmste. Dies Gesindel ist absolut
käuflich und absolut zudringlich. Wenn die französischen Arbeiter bei
jeder Revolution an die Häuser schrieben: Mort auy voleurs! Tod den
Dieben! Und auch manche erschossen, so geschah dies nicht aus Begeisterung
für das Eigentum, sondern in der richtigen Erkenntnis, dass man vor allem
sich diese Bande vom Hals halten müsse. Jeder Arbeiterführer, der diese
Lumpen als Garde (= Kerntruppe) verwendet oder sich auf sie stützt,
beweist sich schon dadurch als Verräter an der Bewegung.“ F.
Engels, Bauernkrieg, MEW 7, 536. „Das
Lumpenproletariat, diese passive Verfaulung der untersten Schichten der
alten Gesellschaft wird durch eine proletarische Revolution stellenweise
in die Bewegung hineingeschleudert, seiner ganzen Lebenslage nach wird es
bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen“
K.
Marx, Kommunistisches Manifest, MEW 4, 472. Siehe auch die Artikel: |
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Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |