Ökonomie der Produktionsmittel
Ökonomie der Produktionsmittel heißt Sparsamkeit in der Anwendung des konstanten Kapitals und dadurch Steigerung des Profits
Die Profitrate berechnet sich durch das Verhältnis
des Mehrwerts zum gesamten vorgeschossenen Kapital:
p’ = m : C oder
p’= m : (c + v).
Die Profitrate und damit auch der Profit können
also erstens gesteigert werden durch Vergrößerung von m.
(Vergleiche die „Produktion des absoluten und relativen Mehrwerts“ in
Kapital I.)
Zweitens gilt: „Wenn der Mehrwert gegeben ist,
kann die Profitrate nur vermehrt werden, durch Verminderung des Werts des
zur Warenproduktion nötigen konstanten Kapitals.“ MEW 25,
90.
Es gibt also Methoden zur Steigerung des Profits, die von der
Vergrößerung des Mehrwerts ganz unabhängig sind.
Diese Unterschiede von
Profitmachen und Mehrwertmachen betreffen auch das Verhältnis der
Zirkulationsarbeiter zum Rest des Proletariats: Die Zirkulationsarbeiter
tragen zwar nicht zur Vergrößerung des Mehrwerts, wohl aber zur
Vergrößerung des kapitalistischen Profits bei. Die Arbeit der
Zirkulationsarbeiter ist daher nicht „unproduktiv“, wie oft behauptet
wird, sondern für das Kapital „indirekt produktiv“. Sie gehören daher zur
Klasse der produktiven Lohnarbeiter, die Kapital vermehren (=
Proletariat).
1) Vergrößerung des Mehrwerts (und Profits)
durch Verlängerung des Arbeitstages (ohne entsprechende Vergrößerung des
konstanten Kapitals)
„Die Vermehrung des absoluten Mehrwerts oder
die Verlängerung der Mehrarbeit und darum des Arbeitstags ... senkt
relativ den Wert des konstanten Kapitals gegenüber dem Gesamtkapital und
dem variablen Kapital und erhöht dadurch die Profitrate...
Der Umfang
des fixen Teils des konstanten Kapitals, Fabrikgebäude, Maschinerie etc.
bleibt derselbe, ob 16 oder 12 Stunden damit gearbeitet wird.
Die
Verlängerung des Arbeitstags macht keine neue Auslage in diesem,
dem kostspieligsten Teil des konstanten Kapitals, nötig.
Es
kommt hinzu, dass der Wert des fixen Kapitals so in einer kürzeren Reihe
von Umschlagsperioden reproduziert, also die Zeit verkürzt wird, für die
es vorgeschossen werden muss, um einen bestimmten Profit zu machen.
Die
Verlängerung des Arbeitstags steigert daher den Profit, selbst wenn die
Überarbeit bezahlt, und bis zu einer gewissen Grenze, selbst wenn sie
höher bezahlt wird als die normalen Arbeitsstunden.“ MEW 25,
87.
„Eine ganze Reihe laufender Unkosten bleibt sich beinahe oder
ganz gleich bei längerem wie bei kürzerem Arbeitstag. Die Aufsichtskosten
sind geringer für 500 Arbeiter bei 18 Arbeitsstunden als für 750 bei 12
Stunden... Staats- und Gemeindesteuern, Feuerversicherung, Lohn
verschiedener ständiger Angestellter, Entwertung der Maschinerie und
verschiedene andere Unkosten einer Fabrik laufen unverändert voran bei
langer oder kurzer Arbeitszeit;“ MEW 25, 88.
2) Vergrößerung des Mehrwerts (und
Profits) durch Verkürzung der Umschlagszeit
„Die Zeitdauer,
worin sich der Wert der Maschinerie und anderer Bestandteile des fixen
Kapitals reproduziert, ist praktisch bestimmt nicht durch die Zeit ihrer
bloßen Dauer, sondern durch die Gesamtdauer des Arbeitsprozesses, während
dessen sie wirkt und vernutzt wird.
Müssen die Arbeiter 9
Stunden statt 7,5 schanzen, so gibt dies einen Tag mehr auf
die Woche, vier Wochen werden so zu fünf Wochen und vier Jahre werden
zu fünf Jahren. MEW 25,
88.
3) Vergrößerung des Profits (bei gleichbleibendem Mehrwert!)
durch Ökonomisierung des konstanten Kapitals (= relative Verkleinerung von
c)
„Wie das Kapital die Tendenz hat, in der direkten Anwendung der
lebendigen Arbeit sie auf notwendige Arbeit zu reduzieren und die zur
Herstellung eines Produkts notwendige Arbeit stets abzukürzen..., also die
direkt angewandte lebendige Arbeit möglichst zu ökonomisieren, so hat es
auch die Tendenz, diese auf ihre notwendiges Maß reduzierte Arbeit unter
den ökonomischsten Bedingungen anzuwenden, d.h. den Wert des angewandten
konstanten Kapitals auf sein möglichstes Minimum zu reduzieren.“ MEW 25,
97.
a) Ökonomisierung des konstanten Kapitals durch
Produktion auf großer Stufenleiter
„Auch bei gleichbleibender
Arbeitsweise bewirkt die gleichzeitige Anwendung einer größren
Arbeiteranzahl eine Revolution in den gegenständlichen Bedingungen des
Arbeitsprozesses. Baulichkeiten, worin viele arbeiten, Lager für
Rohmaterial usw., Gefäße, Instrumente, Apparate usw. die vielen
gleichzeitig oder abwechselnd dienen, kurz ein Teil der Produktionsmittel
wird jetzt gemeinsam im Arbeitsprozess konsumiert. ...
Die Produktion
einer Werkstatt für 20 Personen kostet weniger Arbeit als die von 10
Werkstätten für je zwei Personen, und so wächst überhaupt der Wert
massenweise konzentrierter und gemeinsamer Produktionsmittel nicht
verhältnismäßig mit ihrem Umfang und ihrem Nutzeffekt.
Gemeinsam
vernutzte Produktionsmittel geben geringeren Wertbestandteil an das
einzelne Produkt ab. ... Damit sinkt ein Wertbestandteil des konstanten
Kapitals, also proportional zu seiner Größe auch der Gesamtwert der Ware.
Die Wirkung ist dieselbe, als ob die Produktionsmittel der Ware
billiger produziert würden.
Diese Ökonomie in der Anwendung der
Produktionsmittel entspringt nur aus ihrem gemeinsamen Konsum im
Arbeitsprozess vieler.“ MEW 23, 343f.
„Die Ökonomie der
Produktionsmittel ist überhaupt von doppeltem Gesichtspunkt zu betrachten.
Das eine Mal, soweit sie Waren verbilligt und dadurch den Wert der
Arbeitskraft senkt. Das andre Mal, soweit sie das Verhältnis des Mehrwerts
zum vorgeschossnen Gesamtkapital, d. h. zur Wertsumme seiner konstanten
und variablen Bestandteile, verändert.“ MEW 23, 344
„Eine
... Steigerung der Profitrate entspringt ... aus der Ökonomie in der
Anwendung des konstanten Kapitals selbst.
Durch die Konzentration der
Arbeiter und ihre Kooperation auf großem Maßstab wird einerseits
konstantes Kapital gespart. Dieselben Gebäude, Heiz- und
Beleuchtungsvorrichtungen usw. kosten verhältnismäßig weniger für große
als für kleine Produktionsstufen. Dasselbe gilt von der Kraft- und
Arbeitsmaschinerie.“ MEW 25, 92.
„In einer großen Fabrik mit einem oder
zwei Zentralmotoren wachsen die Kosten dieser Motoren nicht in demselben
Verhältnis wie ihre Pferdekraft und daher ihre mögliche Wirkungssphäre;
die Kosten der Übertragungsmaschinerie wachsen nicht in demselben
Verhältnis wie die Masse der Arbeitsmaschinen, denen sie die Bewegung
mitteilt...
Die Konzentration der Produktionsmittel erspart ferner
Baulichkeiten aller Art, nicht nur für die eigentlichen Werkstätten,
sondern auch für die Lagerlokale usw. ...
Andere Produktionsbedingungen
bleiben dieselben, ob von wenigen oder vielen benutzt.“ MEW 25,
89.
„Wie bereits bei der Darstellung der Kooperation, der Teilung
der Arbeit und der Maschinerie (vgl. Band I,: 343f) hervorgehoben
wurde, entspringt die Ökonomie in den Produktionsbedingungen,
welche die Produktion auf großer Stufenleiter charakterisiert, wesentlich
daraus, dass diese Bedingungen als Bedingungen ... gesellschaftlich
kombinierter Arbeit ... wirken. Sie werden gemeinsam im Produktionsprozess
konsumiert, vom Gesamtarbeiter, statt in zersplitterter Form von einer
Masse unzusammenhängender oder höchstens auf kleinem Maßstab unmittelbar
kooperierender Arbeiter.“ MEW 25, 89.
„Diese ganze Ökonomie, die aus
der Konzentration der Produktionsmittel und ihrer massenhaften Anwendung
entspringt, setzt ... als wesentliche Bedingung die Anhäufung und das
Zusammenwirken der Arbeiter voraus, also gesellschaftliche Kombination der
Arbeit. ...
Selbst die beständigen Verbesserungen, die hier möglich und
notwendig sind, entspringen einzig und allein aus den gesellschaftlichen
Erfahrungen und Beobachtungen, welche die Produktion des auf großer
Stufenleiter kombinierten Gesamtarbeiters gewährt und erlaubt.“ MEW 25,
89.
„Diese Ersparungen in Anwendung des fixen Kapitals sind wie
gesagt, das Resultat davon, dass die Arbeitsbedingungen auf großer
Stufenleiter angewandt werden...
Es ist einesteils die Bedingung,
worunter allein die mechanischen und chemischen Erfindungen angewandt
werden können, ohne den Preis der Ware zu verteuern...
Andernteils
werden erst bei großer Stufenleiter der Produktion Ökonomien möglich, die
aus der gemeinschaftlichen produktiven Konsumtion hervorfließen. Endlich
aber entdeckt und zeigt erst die Erfahrung des kombinierten Arbeiters, wo
und wie zu ökonomisieren, wie die bereits gemachten Entdeckungen am
einfachsten auszuführen, welche praktischen Komplikationen bei
Ausführung der Theorie - ihrer Anwendung auf den Produktionsprozess - zu
überwinden usw.“ MEW 25, 113.
b) Ökonomisierung des konstanten
Kapitals durch Erfindungen und technische Verbesserungen
„Alles, was den Verschleiß der Maschinerie und überhaupt
des fixen Kapitals für eine gegebene Produktionsperiode vermindert,
verbilligt nicht nur die einzelne Ware, ... sondern vermindert die
anteilige Kapitalauslage für diese Periode.
Reparaturarbeiten u.
dgl. ... zählen bei der Rechnung zu den Originalkosten der Maschinerie.
Ihre Verminderung infolge der größeren Dauerhaftigkeit der Maschinerie,
vermindert insgesamt deren Preis.“ MEW 25, 91.
„Das Charakteristische dieser Art
der Ökonomie des konstanten Kapitals, die aus der fortschreitenden
Entwicklung der Industrie hervorgeht, ist, dass hier das Steigen der
Profitrate in einem Industriezweig geschuldet wird der Entwicklung
der Produktivkraft der Arbeit in einem andern. Was hier dem
Kapitalisten zugute kommt, ist wieder ein Gewinn, der das Produkt der
gesellschaftlichen Arbeit ist, wenn auch nicht das Produkt der direkt von
ihm selbst ausgebeuteten Arbeiter.
Jene Entwicklung der
Produktivkraft führt sich in letzter Instanz immer zurück auf den
gesellschaftlichen Charakter der in Tätigkeit gesetzten Arbeit;
auf die
Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft;
auf die Entwicklung der
geistigen Arbeit, namentlich der Naturwissenschaft.
Was der Kapitalist
hier benutzt, sind die Vorteile des gesamten Systems der
gesellschaftlichen Arbeitsteilung.“ MEW 25, 92.
„Nebenbei bemerkt,
ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner Arbeit und gemeinschaftlicher
Arbeit. Beide spielen im Produktionsprozess ihre Rolle, beide gehen
ineinander über, aber beide unterscheiden sich auch.
Allgemeine Arbeit
ist alle wissenschaftliche Arbeit, alle Entdeckung, alle Erfindung. Sie
ist bedingt teils durch Kooperation mit Lebenden, teils durch Benutzung
der Arbeiten Früherer.
Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die
unmittelbare Kooperation der Individuen.“ MEW 25, 113f.
(Anmerkung:
Es gab in der DDR Leute wie Herr H. Laitko – „Wissenschaft als allgemeine
Arbeit“ - , die auf diese Textstelle eine Wissenschaftstheorie errichten
wollten, die JEDER wissenschaftlichen Tätigkeit diese „Heiligsprechung“
durch Marx (Wissenschaft ist allgemeine Arbeit) zukommen lassen sollte.
Tatsache ist, dass Marx hier nur von solcher wissenschaftlicher Tätigkeit
spricht, die das konstante Kapital ökonomisiert, also die gesellschaftlich
organisierte Arbeit insgesamt erleichtert. Für wissenschaftliche Arbeit
gilt, was von jeder Arbeit gilt: Sofern sie keinen gesellschaftlichen
Nutzen, keinen Gebrauchswert liefert, ist sie verschwendete Zeit und
verlorener Kraftaufwand.)
c) Ökonomisierung des konstanten
Kapitals durch Abfallverwertung
„Dasselbe gilt von dem
zweiten großen Zweig der Ökonomie in den Produktionsbedingungen. Wir
meinen die Rückverwandlung der Exkremente der Produktion, ihrer
sogenannten Abfälle, in neue Produktionselemente sei es desselben, sei es
eines anderen Industriezweiges...
Auch dieser Zweig der Ersparungen,
auf den wir später etwas näher eingehen, ist das Resultat der
gesellschaftlichen Arbeit auf großer Stufenleiter. Es ist die ihr
entsprechende Massenhaftigkeit dieser Abfälle, die sie selbst wieder zu
Handelsgegenständen und damit zu neuen Elementen der Produktion
macht.
Nur als Abfälle gemeinsamer Produktion, und daher der Produktion
auf großer Stufenleiter, erhalten sie diese Wichtigkeit für den
Produktionsprozess, bleiben sie Träger von Tauschwert.
Diese Abfälle
... verbilligen ... die Kosten des Rohstoffs, in welche immer sein
normaler Abfall eingerechnet ist... Die Verminderung der Kosten dieses
Teils des konstanten Kapitals erhöht insgesamt die Profitrate bei
gegebener Größe des variablen Kapitals und gegebener Rate des Mehrwerts.“
MEW 25, 89f.
„Im ganzen sind die Bedingungen dieser
Wiederbenutzung:
Massenhaftigkeit solcher Exkremente, die sich nur
ergibt bei Arbeit auf großer Stufenleiter;
Verbesserung der
Maschinerie, womit Stoffe, die in ihrer gegebenen Form früher unbrauchbar,
in eine der Neuproduktion dienstbare Gestalt übergeführt
werden;
Fortschritt der Wissenschaft, speziell der Chemie, welche die
nutzbaren Eigenschaften solcher Abfälle entdeckt.“ MEW 25,
111.
„Das schlagendste Beispiel von Verwendung von Abfällen liefert
die chemische Industrie. Sie verbraucht nicht nur ihre eigenen Abfälle,
indem sie neue Verwendung dafür findet, sondern auch diejenigen der
verschiedenartigsten andern Industrien und verwandelt z.B. den früher fast
nutzlosen Gasteer in Anilinfarben, Krappfarbstoff (Alizarin), und
neuerdings auch in Medikamente.“ MEW 25, 112.
„Andererseits aber
erscheint hier die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit in
einem Produktionszweig, z.B. in der Produktion von Eisen, Kohlen,
Maschinen, in der Baukunst usw., die zum Teil wieder zusammenhängen mag
mit Fortschritten im Gebiet der geistigen Produktion, namentlich der
Naturwissenschaft und ihrer Anwendung, als die Bedingung der Verminderung
des Werts und damit der Kosten, der Produktionsmittel in anderen
Industriezweigen, z.B. der Textilindustrie oder dem Ackerbau.
Es ergibt
sich dies von selbst, da die Ware, die als Produkt aus einem
Industriezweig herauskommt, als Produktionsmittel in den anderen wieder
eingeht. Ihre größere oder geringer Billigkeit hängt ab von der
Produktivität der Arbeit in dem Produktionszweig, aus dem sie als Produkt
herauskommt, und ist gleichzeitig Bedingung nicht nur für die
Verbilligung der Waren, in deren Produktion sie als
Produktionsmittel eingeht, sondern auch für die Wertverminderung des
konstanten Kapitals, dessen Element sie hier wird und daher für die
Erhöhung der Profitrate.“ MEW 25, 91f.
„Von dieser Ökonomie der
Exkremente der Produktion, durch ihre Wiederbenutzung, ist zu
unterscheiden die Ökonomie bei der Erzeugung von Abfall, also die
Reduktion der Produktionsexkremente auf ihr Minimum, und die unmittelbare
Vernutzung, bis zum Maximum, aller in die Produktion eingehenden Roh- und
Hilfsstoffe.“ MEW 25, 112.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich
die Rechtschreibung, veraltete Fremdwörter, Maßeinheiten und Zahlenangaben
modernisiert. Diese und alle erklärenden Textteile, die nicht wörtlich von
Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Wal Buchenberg,
11.09.2002.
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