Produktive und unproduktive Arbeit

Inhalt:

1. Produktive Arbeit im Allgemeinen

2. Produktive Arbeit im kapitalistischen Produktionsprozess

2.1. Sonderfälle der produktiven Arbeit im Kapitalismus

2.1.1. Zirkulationsarbeiter als indirekt produktive Arbeiter

2.1.2. Dienstleistungen als produktive oder unproduktive Arbeit

2.1.3. Kopfarbeit als produktive Arbeit

2.1.4. Leitungsarbeit als produktive Arbeit.

3. Unproduktive Arbeiter (Bedientenklasse)

3.1. Private Bedientenklasse

3.2. Die Staatsdiener

Text:

Produktive Arbeit im Kapitalismus, ist Arbeit, die Kapital vermehrt. Das sind zunächst alle Lohnarbeiter, die direkt den Mehrwert schaffen. Daneben aber auch alle Lohnarbeiter, die indirekt produktiv sind, indem sie den kapitalistischen Gesamtprofit einer Gesellschaft vergrößern, ohne die Größe des Mehrwerts zu beeinflussen.

„Dass Ursachen den Profit erhöhen oder erniedrigen, überhaupt beeinflussen können, wenn der Mehrwert gegeben ist, übersieht Ricardo, weil er Mehrwert mit Profit identifiziert ...“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 378.

Wie Ricardo übersehen das alle Marxisten, die im Gegensatz zu Marx behaupten, die Lohnarbeiter von Handel, Banken und Versicherungen zählten als „unproduktive Arbeiter“ nicht zum produktiven Gesamtarbeiter, dem Proletariat.

1. Produktive Arbeit im Allgemeinen

„Der Arbeitsprozess ist ... zunächst unabhängig von jeder bestimmten gesellschaftlichen Form zu betrachten. Die Arbeit ist zunächst ein Prozess zwischen Mensch und Natur, ein Prozess, worin der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigne Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. Er tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eignes Leben brauchbaren Form anzueignen. Indem der durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigne Natur.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 192.

„Wir unterstellen die Arbeit in einer Form, worin sie dem Menschen ausschließlich angehört. Eine Spinne verrichtet Operationen, die denen des Webers ähneln, und eine Biene beschämt durch den Bau ihrer Wachszellen manchen menschlichen Baumeister. Was aber von vornherein den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, dass er die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des Arbeitsprozesses kommt ein Resultat heraus, das beim Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters (=Produzenten), also schon ideell vorhanden war. Nicht dass er nur eine Formänderung des Natürlichen bewirkt; er verwirklicht im Natürlichen zugleich seinen Zweck, den er weiß, der die Art und Weise seines Tuns als Gesetz bestimmt und dem er seinen Willen unterordnen muss.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 193.

„Die einfachen Momente des Arbeitsprozesses (d.h. der Produktion) sind die zweckmäßige Tätigkeit oder die Arbeit selbst, ihr Gegenstand und ihr Mittel.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 193.

„Betrachtet man den ... Arbeitsprozess vom Standpunkt seines Resultats, des Produkts, so erscheinen beide, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, als Produktionsmittel und die Arbeit selbst als produktive Arbeit.“ (Anm. 7: „Diese Bestimmung produktiver Arbeit, wie sie sich vom Standpunkt des einfachen Arbeitsprozesses ergibt, reicht keineswegs hin für den kapitalistischen Produktionsprozess.“) K. Marx, Kapital I. MEW 23, 196.

2. Produktive Arbeit im kapitalistischen Produktionsprozess

„Bloß die bürgerliche Borniertheit, die die kapitalistische Formen der Produktion für die absoluten Formen derselben hält - daher für ewige Naturformen der Produktion - kann die Frage, was produktive Arbeit vom Standpunkt des Kapitals aus ist, mit der Frage, welche Arbeit überhaupt produktiv ist oder was produktive Arbeit überhaupt ist, verwechseln und daher sich sehr weise dünken in der Antwort, dass jede Arbeit, die überhaupt etwas produziert, in irgend etwas resultiert, von sich aus produktive Arbeit ist. ...

Nur die Arbeit, die sich direkt in Kapital verwandelt, ist produktiv... Arbeit, die Mehrwert setzt oder dem Kapital als Hebel dient, Mehrwert zu setzen und daher sich als Kapital, als sich verwertenden Wert zu setzen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW 26.1, 369.

„Der Kapitalist produziert nicht, um durch das Produkt ... Bedürfnisse zu befriedigen; er produziert überhaupt nicht mit unmittelbarer Rücksicht auf die Konsumtion. Er produziert, um Mehrwert zu produzieren.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW 26.1, 61f.

In der kapitalistischen Produktion „verengt sich der Begriff der produktiven Arbeit. Die kapitalistische Produktion ist nicht nur Produktion von Ware, sie ist wesentlich Produktion von Mehrwert. Der Arbeiter produziert nicht für sich, sondern für das Kapital. Es genügt daher nicht länger, dass er überhaupt produziert. Er muss Mehrwert produzieren. Nur der Arbeiter ist produktiv, der Mehrwert für den Kapitalisten produziert oder zur Selbstverwertung des Kapitals dient. ...

Der Begriff des produktiven Arbeiters schließt daher keineswegs bloß ein Verhältnis zwischen Tätigkeit und Nutzeffekt, zwischen Arbeiter und Arbeitsprodukt ein, sondern auch ein spezifisch gesellschaftliches, geschichtlich entstandenes Produktionsverhältnis, welches den Arbeiter zum unmittelbaren Verwertungsmittel des Kapitals stempelt.

Produktiver Arbeiter zu sein ist daher kein Glück, sondern ein Pech.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 532.

„Der direkte Zweck der kapitalistischen Produktion ist nicht die Produktion der Ware, sondern des Mehrwerts oder des Profits (in seiner entwickelten Form), nicht das Produkt, sondern das Mehrprodukt. Die Arbeit selbst ist von diesem Standpunkt aus nur produktiv, soweit sie Profit oder Mehrprodukt für das Kapital schafft. Soweit der Arbeiter das nicht schafft, ist seine Arbeit unproduktiv.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 548.

„Produktive Arbeit ist nur ein abkürzender Ausdruck für das ganze Verhältnis und Art und Weise, worin das Arbeitsvermögen im kapitalistischen Produktionsprozess figuriert. Die Unterscheidung von anderen Arten der Arbeit ist aber von der höchsten Wichtigkeit, da sie gerade die Formbestimmtheit der Arbeit ausdrückt, worauf die gesamte kapitalistische Produktionsweise und das Kapital selbst beruht.

Produktive Arbeit ist also solche - im System der kapitalistischen Produktion -, die Mehrwert für ihren Unternehmer produziert oder die die objektiven Arbeitsbedingungen in Kapital und ihren Besitzer in Kapitalisten verwandelt, also Arbeit, die ihr eigenes Produkt als Kapital produziert. ...

Produktive Arbeit kann daher als solche bezeichnet werden, die sich direkt mit dem Geld als Kapital austauscht oder, was nur ein verkürzter Ausdruck dafür ist, die sich unmittelbar mit Kapital austauscht, d.h. mit Geld, das an sich Kapital ist, die Bestimmung hat, als Kapital zu funktionieren, oder dem Arbeitsvermögen als Kapital gegenübertritt.

In dem Ausdruck Arbeit, die sich unmittelbar mit Kapital austauscht, liegt eingeschlossen, dass die Arbeit sich mit dem Geld als Kapital austauscht, und es wirklich in Kapital verwandelt. Was die Bestimmung der Unmittelbarkeit angeht, so wird sich das gleich näher ergeben.

Produktive Arbeit ist also solche, die für den Arbeiter nur den vorher bestimmten Wert seines Arbeitsvermögens reproduziert, dagegen als wertschaffende Tätigkeit das Kapital verwertet oder die von ihr geschaffenen Werte dem Arbeiter selbst als Kapital gegenübersetzt.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW 26.1, 371f.

„Ricardo teilt ganz A. Smith Unterscheidung von produktiver und unproduktiver Arbeit, soweit erstere mit Kapital, letztere direkt mit Revenue (= privater Konsumtionsfonds, privater Konsum) ihre Arbeit austauscht. Aber er teilt nicht mehr Smith Zärtlichkeit für und Illusion über die produktiven Arbeiter. Es ist ein Pech, ein produktiver Arbeiter zu sein. Ein produktiver Arbeiter ist ein Arbeiter, der fremden Reichtum produziert. Nur als solches Produktionsinstrument für fremden Reichtum hat seine Existenz einen Sinn.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW 26.1, 196.

„Der Ausdruck, dass produktive Arbeit solche Arbeit ist, die sich unmittelbar mit Kapital austauscht, ... schließt dies ein:

1. das Verhältnis von Geld und Arbeitsvermögen als Waren gegeneinander, Kauf und Verkauf zwischen dem Geldbesitzer und dem Besitzer des Arbeitsvermögens;

2. die direkte Unterwerfung der Arbeit unter das Kapital;

3. die reelle Verwandlung der Arbeit in Kapital im Produktionsprozess oder, was dasselbe ist, die Schöpfung des Mehrwerts für das Kapital. Es findet zweierlei Austausch von Arbeit und Kapital statt. Der erste drückt bloß den Kauf des Arbeitsvermögens und daher in Wirklichkeit der Arbeit und daher ihres Produkts aus. Der zweite die direkte Verwandlung lebendiger Arbeit in Kapital oder ihre Vergegenständlichung als Verwirklichung des Kapitals.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW 26.1, 375.

2.1. Sonderfälle der produktiven Arbeit im Kapitalismus

2.1.1. Zirkulationsarbeiter als indirekt produktive Arbeiter

Niemand bezweifelt ernsthaft, dass die Handels- und Bankkapitalisten kapitalistische Ausbeuter sind, obwohl sie nicht den Mehrwert in erster Instanz schaffen.

Es ist daher schwer zu verstehen, warum Marxisten im Gegensatz zu Marx behaupten, dass die vom Handels- und Bankkapital ausgebeuteten Lohnarbeiter nicht zum produktiven Gesamtarbeiter, dem Proletariat, gehörten, weil sie „unproduktive Arbeiter“ seien.

Die Feststellung, dass die Zirkulationsarbeiter, die im Handel und bei Banken und Versicherungen arbeiten, zur produktiven Lohnarbeiterklasse gehören, lässt sich auf die Erklärung reduzieren, inwieweit das Handels- und Bankkapital Kapital vermehrt, also kapitalistischen Profit sowohl für Einzelkapitalisten dieser Branchen wie für das gesamte gesellschaftliche Kapital vergrößert.

Der Kürze halber beschränke ich mich im Folgenden auf das Kaufmannskapital. Für das Bank- und Versicherungskapital gilt entsprechendes.

„Wie weit das Kaufmannskapital indirekt produktiv sein kann, ist bereits angedeutet und wird später noch weiter erörtert werden.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 293.

„Man hat gesehen, dass das Dasein des Kapitals als Warenkapital und die Verwandlung, die es innerhalb der Zirkulationssphäre, auf dem Markt, als Warenkapital durchläuft – eine Verwandlung, die sich in Kaufen und Verkaufen auflöst, Verwandlung von Warenkapital in Geldkapital und von Geldkapital in Warenkapital -, eine Phase des Reproduktionsprozesses des industriellen Kapitals bildet, also seines Gesamtproduktionsprozesses; dass es sich zugleich aber in dieser seiner Funktion als Zirkulationskapital von sich selbst als produktives Kapital unterscheidet. Es sind zwei gesonderte, unterschiedene Existenzformen desselben Kapitals. Ein Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals befindet sich fortwährend in dieser Existenzform als Zirkulationskapital auf dem Markt ...

Das Kaufmannskapital nun ist nichts als die verwandelte Form eines Teils dieses beständig auf dem Markt befindlichen, in dem Prozess der Verwandlung befindlichen und stets von der Zirkulationssphäre umfangenen Zirkulationskapitals.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 279.

„Die Verwandlung von Ware (Produkt) in Geld und von Geld in Ware (Produktionsmittel) ist eine notwendige Funktion des industriellen Kapitals und daher notwendige Operation des Kapitalisten... Der Kaufmann, indem er diese Operationen vollzieht..., tritt bloß an die Stelle des industriellen Kapitalisten.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 300.

Es „muss angenommen werden, dass mit der Teilung zwischen kaufmännischem und industriellem Kapital Zentralisation der Handelskosten und daher Verringerung derselben verbunden ist.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 303.

„Das Kaufmannskapital ist nichts als innerhalb der Zirkulationssphäre fungierendes Kapital. Der Zirkulationsprozess ist eine Phase des gesamten Reproduktionsprozesses. Aber im Zirkulationsprozess wird kein Wert produziert, also auch kein Mehrwert. Es gehen nur Formveränderungen derselben Wertmasse vor. ...

Wird beim Verkauf der produzierten Ware ein Mehrwert realisiert, so, weil dieser bereits in ihr existiert; ...

Das Kaufmannskapital schafft daher weder Wert noch Mehrwert, d.h. nicht direkt.

Sofern es zur Abkürzung der Zirkulationszeit beiträgt, kann es indirekt den vom industriellen Kapitalisten produzierten Mehrwert vermehren helfen.

Soweit es den Markt ausdehnen hilft und die Teilung der Arbeit zwischen den Kapitalisten vermittelt, also das gesellschaftliche Kapital befähigt, auf größerer Stufenleiter zu arbeiten, befö¶rdert seine Funktion die Produktivität des industriellen Kapitals und dessen Akkumulation.

Soweit es die Umlaufszeit abkürzt, erhöht es das Verhältnis des Mehrwerts zum vorgeschossenen Kapital, also die Profitrate.

Soweit es einen geringeren Teil des Kapitals als Geldkapital in die Zirkulationssphäre einbannt, vermehrt es den direkt in der Produktion angewandten Teil des Kapitals.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 290f.

Da das Kaufmanns- und Bankkapital nur eine arbeitsteilig wirkende Portion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals ist, ist es sowohl für den gesellschaftlichen Produktionsprozess des Kapitals nötig, als auch indirekt produktiv, indem es den Kapitalaufwand vermindert und den Kapitalumschlag beschleunigt. Die gesellschaftliche Profitmasse wird durch Handel, Banken und Versicherungen vermehrt, indem die Reproduktion des Gesamtkapitals ökonomisiert und beschleunigt wird.

„Es fragt sich jetzt: Wie verhält es sich mit den kaufmännischen Lohnarbeitern, die der kaufmännische Kapitalist, hier der Warenhändler, beschäftigt?

Nach einer Seite hin ist ein solcher kaufmännischer Arbeiter Lohnarbeiter wie ein anderer. Erstens, insofern die Arbeit gekauft wird vom variablen Kapital des Kaufmanns, nicht von dem als Revenue (= privater Konsum) verausgabten Geld, und daher auch nur gekauft wird nicht für Privatbedienung, sondern zum Zweck der Selbstverwertung des darin vorgeschossenen Kapitals.

Zweitens, sofern der Wert seiner Arbeitskraft und daher sein Arbeitslohn bestimmt ist, wie bei allen anderen Lohnarbeitern, durch die Produktions- und Reproduktionskosten seiner spezifischen Arbeitskraft, nicht durch das Produkt seiner Arbeit.

Aber es muss zwischen den kaufmännischen Lohnarbeitern und den direkt vom industriellen Kapital beschäftigten Arbeiter derselbe Unterschied stattfinden, der zwischen dem industriellen Kapital und dem Handelskapital und daher zwischen dem industriellen Kapitalisten und dem Kaufmann stattfindet.

Da der Kaufmann als bloßer Zirkulationsagent weder Wert noch Mehrwert produziert....., so können auch die von ihm in denselben Funktionen beschäftigten kaufmännischen Arbeiter unmöglich unmittelbar Mehrwert für ihn schaffen. ...

Was Schwierigkeiten macht in Bezug auf die kaufmännischen Lohnarbeiter, ist keineswegs, zu erklären, wie sie direkt für ihren Beschäftiger Profit produzieren, obgleich sie nicht direkt Mehrwert ... produzieren.

Diese Frage ist in der Tat schon gelöst durch die allgemeine Analyse des kaufmännischen Profits.

Ganz wie das industrielle Kapital dadurch Profit macht, dass es in den Waren steckende und realisierte Arbeit verkauft, für die es kein Äquivalent (keinen Gegenwert) bezahlt hat, so das kaufmännische Kapital dadurch, dass es dem produktiven Kapital die unbezahlte Arbeit, die in der Ware steckt ... nicht ganz zahlt, dagegen beim Verkauf der Waren diesen noch in den Waren steckenden und von ihm unbezahlten Teil sich zahlen lässt.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 303f.

„Wie die unbezahlte Arbeit des Arbeiters dem produktiven Kapital direkt Mehrwert, schafft die unbezahlte Arbeit der kommerziellen Lohnarbeiter dem Handelskapital einen Anteil an jenem Mehrwert.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 305.

„Der kommerzielle Arbeiter produziert nicht direkt Mehrwert. Aber der Preis seiner Arbeit ist durch den Wert seiner Arbeitskraft, also deren Produktionskosten bestimmt, während die Ausübung dieser Arbeitskraft, als eine Anspannung, Kraftäußerung und Abnutzung, wie bei jedem anderen Lohnarbeiter, keineswegs durch den Wert seiner Arbeitskraft begrenzt ist. Sein Lohn steht daher in keinem notwendigen Verhältnis zu der Masse des Profits, die er dem Kapitalisten realisieren hilft.

Was er dem Kapitalisten kostet, und was er ihm einbringt, sind verschiedene Größen. Er bringt ihm ein, nicht indem er direkt Mehrwert schafft, aber indem er die Kosten der Realisierung des Mehrwerts vermindern hilft, soweit er zum Teil unbezahlte Arbeit verrichtet.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 311.

„Dem industriellen Kapital erscheinen und sind die Zirkulationskosten Unkosten.

Dem Kaufmann erscheinen sie als Quelle seines Profits, der - die allgemeine Profitrate vorausgesetzt - im Verhältnis zur Größe seines Kaufmannskapitals steht. Die in diesen Zirkulationskosten zu machende Auslage ist daher für das kaufmännische Kapital eine produktive Anlage. Also ist auch die kommerzielle Arbeit, die es kauft, für es unmittelbar produktiv.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 313.

Die Arbeit der kaufmännischen Lohnarbeiter ist also für ihren jeweiligen Ausbeuter direkt produktiv. Für das gesamtgesellschaftliche Kapital sind sie indirekt produktiv.

Allerdings:

„Der eigentlich kaufmännische Arbeiter (= Angestellte) gehört zu der besser bezahlten Klasse von Lohnarbeitern, zu denen, deren Arbeit geschickte Arbeit ist, die über der Durchschnittsarbeit steht.

Indes hat der Lohn die Tendenz zu fallen, selbst im Verhältnis zur Durchschnittsarbeit, im Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise. Teils durch Teilung der Arbeit innerhalb des Kontors... Zweitens, weil die Vorbildung, Handels- und Sprachkenntnisse usw. mit dem Fortschritt der Wissenschaft und Volksbildung immer rascher, leichter, allgemeiner, billiger reproduziert werden...

Die Verallgemeinerung des Volksunterrichts erlaubt, diese Sorte aus Klassen zu rekrutieren, die früher davon ausgeschlossen, an schlechtere Lebensweise gewöhnt waren. Dazu vermehrt sie den Zudrang und damit die Konkurrenz.

Mit einigen Ausnahmen entwertet sich daher im Fortgang der kapitalistischen Produktion die Arbeitskraft dieser Leute; ihr Lohn sinkt, während ihre Arbeitsfähigkeit zunimmt.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 311f.

2.1.2. Dienstleistungen als produktive oder unproduktive Arbeit

„Bei der nichtmateriellen Produktion, selbst wenn sie rein für den Austausch betrieben wird, also Waren produziert, ist zweierlei möglich:

1. sie resultiert in Waren, Gebrauchswerten, die eine von den Produzenten und Konsumenten verschiedene selbständige Gestalt besitzen, also in einem Intervall zwischen Produktion und Konsumtion bestehen können, ... wie bei Büchern, Gemälden, kurz, allen Kunstprodukten, die von der Kunstleistung des ausübenden Künstlers verschieden sind.

Hier ist kapitalistische Produktion nur in sehr beschränktem Maße anwendbar, soweit z.B. ein Schriftsteller zu einem gemeinschaftlichen Werk - Enzyklopädie z.B. - eine Masse anderer als Handlanger ausbeutet.

Es bleibt hier meistens bei der Übergangsform zur kapitalistischen Produktion, dass die verschiedenen wissenschaftlichen oder künstlerischen Produzenten, Handwerker oder Professionelle, für ein gemeinschaftliches Kaufmannskapital der Buchhändler arbeiten, ein Verhältnis, das mit der eigentlichen kapitalistischen Produktionsweise nichts zu tun hat und selbst formell noch nicht unter sie fällt. Dass in diesen Übergangsformen die Ausbeutung der Arbeit gerade am größten, ändert nichts an der Sache.

2. Die Produktion ist nicht trennbar von dem Akt des Produzierens wie bei allen dienstleistenden Künstlern, Rednern, Schauspielern, Lehrern, Ärzten, Pfaffen etc.

Auch hier findet kapitalistische Produktionsweise nur in geringem Umfang statt und kann der Natur der Sache nach nur in einigen Branchen stattfinden.

Z.B. bei Unterrichtsanstalten können die Lehrer bloße Lohnarbeiter für den Unternehmer der Unterrichtsanstalt sein, wie derartige Unterrichtsfabriken zahlreich in England existieren. Obgleich sie den Schülern gegenüber keine produktiven Arbeiter sind, sind sie es ihrem Unternehmer gegenüber. Er tauscht sein Kapital gegen ihre Arbeitsvermögen und bereichert sich durch diesen Prozess.

Ebenso bei Unternehmungen von Theatern, Vergnügungsanstalten usw. Dem Publikum verhält sich hier der Schauspieler gegenüber als Künstler, aber seinem Unternehmer gegenüber ist er produktiver Arbeiter.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW 26.1, 385f.

„Schauspieler sind produktive Arbeiter, nicht sofern sie das Schauspiel produzieren, sondern indem sie den Reichtum ihres kapitalistischen Unternehmens vermehren. Durch welche Sorte von Arbeit das geschieht, also in welcher Form die Arbeit sich materialisiert, ist absolut gleichgültig ...“ K. Marx, Grundrisse, 234.

„Aus dem Bisherigen geht hervor, dass produktive Arbeit zu sein ein Bestimmung der Arbeit ist, die zunächst absolut nichts zu tun hat mit dem bestimmten Inhalt der Arbeit, ihrer besonderen Nützlichkeit oder dem eigentümlichen Gebrauchswert, worin sie sich darstellt. Dieselbe Sorte Arbeit kann produktiv oder unproduktiv sein.

Z.B. Milton, der das "Paradise Lost" für 5 Pfund schrieb, war ein unproduktiver Arbeiter. Der Schriftsteller dagegen, der Fabrikarbeit für seinen Buchhändler liefert, ist ein produktiver Arbeiter.

Milton produzierte das "Paradise Lost" aus demselben Grund. aus dem ein Seidenwurm Seide produziert. Es war eine Betätigung seiner Natur. Er verkaufte später das Produkt für 5 Pfund. Aber der Leipziger Literaturproletarier, der unter Direktion seines Buchhändlers Bücher (z. B. Kompendien der Ökonomie) fabriziert, ist ein produktiver Arbeiter, denn sein Produkt ist von vornherein Teil des Kapitals ... und findet nur zu dessen Verwertung (Vermehrung) statt.

Eine Sängerin, die auf ihre eigene Faust ihren Gesang verkauft, ist ein unproduktiver Arbeiter. Aber dieselbe Sängerin, von einem Unternehmer engagiert, der sie singen lässt, um Geld zu machen, ist ein produktiver Arbeiter; denn sie produziert Kapital.“ K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit, MEW 26.1., 376f.

„Steht es frei, ein Beispiel außerhalb der Sphäre der materiellen Produktion zu wählen, so ist ein Schullehrer produktiver Arbeiter, wenn er nicht nur Kinderköpfe bearbeitet, sondern sich selbst abarbeitet zur Bereicherung des Unternehmers. Dass letzterer sein Kapital in einer Lehrfabrik angelegt hat, statt in einer Wurstfabrik, ändert nichts an dem Verhältnis.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 532.

„Produktive Arbeit ist bloß die, die Kapital produziert.
Ist es nicht verrückt, fragt z.B. ... Herr Senior, dass der Klaviermacher ein produktiver Arbeiter sein soll, aber der Klavierspieler nicht, obgleich doch ohne den Klavierspieler das Klavier ein Unding wäre? Aber so ist es exakt.

Der Klaviermacher reproduziert Kapital; der Klavierspieler tauscht seine Arbeit nur gegen Revenue aus.

Aber der Klavierspieler produziert Musik und befriedigt unseren Tonsinn, produziert ihn auch gewissermaßen? In fact so tut er: seine Arbeit produziert etwas; darum ist sie nicht produktive Arbeit im ökonomischen Sinne; sowenig als die Arbeit des Narren produktiv ist, der Hirngespinste produziert. Produktiv ist die Arbeit nur, indem sie ihr eigenes Gegenteil produziert.“ K. Marx, Grundrisse, 212.

„Dieselbe Arbeit kann produktiv sein, wenn ich sie als Kapitalist, als Produzent kaufe, um sie zu verwerten (d.h. um Profit daraus zu schlagen), und unproduktiv, wenn ich sie als Konsument ... kaufe, um ihren Gebrauchswert zu verzehren, sei es, dass dieser Gebrauchswert mit der Tätigkeit des Arbeitsvermögens selbst verschwindet oder sich in einem Ding materialisiert...“ K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit, MEW 26,1., 135.

Diese Beispiele zeigen, dass bei der Bestimmung der produktiven Arbeit im Kapitalismus zwischen der Ebene des Einzelkapitals und der gesamtgesellschaftlichen Ebene unterscheiden muss.

Schauspieler, Künstler, Lehrer usw. sind, sofern sie selbständig arbeiten, gesamtgesellschaftlich unproduktive Arbeiter, da ihr Arbeitsprodukt den Kapitalwert nicht vergrößert. Sofern sie aber als Lohnarbeiter bei einem Einzelkapital angestellt sind, sind sie dort produktive Arbeiter, weil sie dieses Kapital vermehren.

Zirkulationsarbeiter im Handel, bei Banken und Versicherungen sind für ihren Einzelkapitalisten direkt produktive Arbeiter, für das Gesamtkapital sind es indirekt produktive Arbeiter.

2.1.3. Kopfarbeit als produktive Arbeit

Produktive Arbeit ist zweckgerichtete Verausgabung des ganzen Organismus. Weder gibt es Kopfarbeit ohne Beteiligung des Körpers noch Handarbeit ohne Beteiligung des Kopfes.

In der handwerklichen Einzelproduktion sind Hand- und Kopfarbeit sichtbar vereint. In der arbeitsteiligen industriellen Produktion werden die verschiedenen Arbeitsfunktionen zunächst getrennt und auf verschiedene Lohnarbeiter verteilt.

Der produktive Gesamtarbeiter, das Proletariat, vereint jedoch notwendig Kopf- und Handarbeit.

Mit der Verwissenschaftlichung der industriellen Produktion und dem zunehmenden Wechsel der Arbeit werden Hand- und Kopfarbeit auch in jedem einzelnen Lohnarbeiter wieder vereint.

„... Produktive Tätigkeiten... sind ... produktive Verausgabung von menschlichem Hirn, Muskel, Nerv, Hand usw.“ K. Marx, Kapital I, K. Marx, Kapital I. MEW 23, 58.

„...Wie verschieden die nützlichen Arbeiten oder produktiven Tätigkeiten sein mögen, es ist eine physiologische Wahrheit, dass sie Funktionen des menschlichen Organismus sind und dass jede solche Funktion, welches immer ihr Inhalt und ihre Form, wesentlich Verausgabung von menschlichem Hirn, Nerv, Muskel, Sinnesorganen usw. ist.“ K. Marx, Kapital I, K. Marx, Kapital I. MEW 23, 85.

„Mit der Entwicklung der spezifisch kapitalistischen Produktion wo viele Arbeiter an der Produktion derselben Ware zusammenarbeiten, muss natürlich das Verhältnis, worin ihre Arbeit unmittelbar zum Gegenstand der Produktion steht, sehr verschieden sein.

Z.B. die ... Handlanger in einer Fabrik haben nichts direkt mit der Bearbeitung des Rohstoffs zu tun. Die Arbeiter, die die Aufseher der direkt mit dieser Bearbeitung zu tun Habenden bilden, stehen einen Schritt weiter ab; der Ingenieur hat wieder ein andres Verhältnis und arbeitet hauptsächlich nur mit seinem Kopfe etc.

Aber das Ganze dieser Arbeiter, die Arbeitsvermögen von verschiednem Werte besitzen, ... produzieren das Resultat, das sich ... in Ware oder einem materiellen Produkt ausspricht; und alle zusammen ... sind die lebendige Produktionsmaschine dieser Produkte, wie sie, den gesamten Produktionsprozess betrachtet, ihre Arbeit gegen Kapital austauschen und das Geld der Kapitalisten als Kapital reproduzieren, d.h. als sich verwertenden Wert, sich vergrößernden Wert.

Es ist ja eben das Eigentümliche der kapitalistischen Produktionsweise, die verschiedenen Arbeiten, also auch die Kopf- und Handarbeiten — oder die Arbeiten, in denen die eine oder die andre Seite vorwiegt, — zu trennen und an verschiedene Personen zu verteilen, was jedoch nicht hindert, dass das materielle Produkt das gemeinsame Produkt dieser Personen ist oder ihr gemeinsames Produkt in materiellem Reichtum vergegenständlicht; was andrerseits ebenso wenig hindert oder gar nichts daran ändert, dass das Verhältnis jeder einzelnen dieser Personen das des Lohnarbeiters zum Kapital und in diesem eminenten Sinn das des produktiven Arbeiters ist. Alle diese Personen sind nicht nur unmittelbar in der Produktion von materiellem Reichtum beschäftigt, sondern sie tauschen ihre Arbeit unmittelbar gegen das Geld als Kapital aus und reproduzieren daher unmittelbar außer ihrem Lohn einen Mehrwert für den Kapitalisten. Ihre Arbeit besteht aus bezahlter Arbeit plus unbezahlter Mehrarbeit.“ (Sie sind also produktive Lohnarbeiter bzw. Proletarier) K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit I. MEW 26.1, 386f.

„Im planmäßigen Zusammenwirken mit andern streift der Arbeiter seine individuellen Schranken ab und entwickelt sein Gattungsvermögen.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 349.

Sofern diese Kopfarbeiter selbständige Dienstleister sind und keine Lohnarbeiter, ist ihre Arbeit produktiv, soweit sie ihr Arbeitsprodukt an die Kapitalisten verkaufen, und es so in den Wert der von den Kapitalisten produzierten Ware eingeht:

„Und die Dienstleistungen, soweit sie in die Produktion direkt eingehen, fasst A. Smith als materialisiert im Produkt, die Arbeit der Handarbeiter sowohl wie die des Managers, Handlungsgehilfen, Ingenieurs und selbst des Gelehrten, soweit er Erfinder ist und innerhalb oder außerhalb für die Fabrik arbeitet. ...“ K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit, MEW 26.1, 267.

2.1.4. Leitungsarbeit ist produktive Arbeit.

Mit einem Teil ihrer Tätigkeit sind Manager daher produktive Lohnarbeiter, Teil des produktiven Gesamtarbeiters.

„Alle intellektuellen Arbeiten, die direkt in der materiellen Produktion konsumiert werden“ schließt A. Smith „natürlich ein in die Arbeit, die sich fixiert und sich realisiert in einer käuflichen und austauschbaren Ware ... Nicht nur der direkte Handarbeiter oder Maschinenarbeiter, sondern Aufseher, Ingenieur, Manager, Geschäftsführer (Manager) etc., kurz die Arbeit des ganzen Personals, das in einer bestimmten Sphäre der materiellen Produktion erheischt ist, um eine bestimmte Ware zu produzieren, dessen Zusammenwirken von Arbeiten (Kooperation) notwendig zur Herstellung der Waren ist. In der Tat fügen sie dem konstanten Kapital ihre Gesamtarbeit hinzu und erhöhen den Wert des Produkts um diesen Betrag.“ K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit, MEW 26.1, 134.

Soweit Manager notwendige Leitungsarbeit verrichten, sind sie produktive Arbeiter, soweit sie Ausbeuterfunktionen verrichten (Einstellungen und Entlassungen, Disziplinierungen, Lohnfestsetzungen, Festsetzung der Arbeitsbedingungen usw.) sind sie Handlanger des Kapitals

„Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung entspringt notwendig überall, wo der unmittelbare Produktionsprozess die Gestalt eines gesellschaftlich kombinierten Prozesses hat und nicht als vereinzelte Arbeit der selbständigen Produzenten auftritt. Sie ist aber doppelter Natur.

Einerseits in allen Arbeiten, worin viele Individuen kooperieren, stellt sich notwendig der Zusammenhang und die Einheit des Prozesses in einem kommandierenden Willen dar, und in Funktionen, die nicht die Teilarbeiten, sondern die Gesamttätigkeit der Werkstatt betreffen, wie bei einem Dirigent eines Orchesters.

Es ist dies eine produktive Arbeit, die verrichtet werden muss in jeder kombinierten Produktionsweise.

Andererseits ... entspringt diese Arbeit der Oberaufsicht notwendig in allen Produktionsweisen, die auf dem Gegensatz zwischen dem Arbeiter als dem unmittelbaren Produzenten und dem Eigentümer der Produktionsmittel beruhen.

Je größer dieser Gegensatz, desto größer ist die Rolle, die diese Arbeit der Oberaufsicht spielt. Sie erreicht daher ihr Maximum im Sklavensystem. Sie ist aber auch in der kapitalistischen Produktionsweise unentbehrlich, da hier der Produktionsprozess zugleich Konsumtionsprozess der Arbeitskraft durch den Kapitalisten ist.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 397.

„Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung, soweit sie aus dem gegensätzlichen Charakter, aus der Herrschaft des Kapitals über die Arbeit entspringt und daher allen auf dem Klassengegensatz beruhenden Produktionsweisen mit der kapitalistischen gemeinsam ist, ist auch im kapitalistischen System unmittelbar und unzertrennbar verquickt mit den produktiven Funktionen, die alle kombinierte gesellschaftliche Arbeit einzelnen Individuen als besondere Arbeit auferlegt.

Der Arbeitslohn eines ... Managers oder Regisseur, wie er im feudalen Frankreich hieß, trennt sich vollständig vom Profit und nimmt auch die Form des Arbeitslohns für geschickte Arbeit an, sobald das Geschäft auf hinreichend großer Stufenleiter betrieben wird, um einen solchen Dirigenten (Manager) zu zahlen...

Dass nicht die industriellen Kapitalisten, sondern die industriellen Manager ‚die Seele unseres Industriesystems‘ sind, hat schon Herr Ure bemerkt. ...

Die kapitalistische Produktion selbst hat es dahin gebracht, dass die Arbeit der Oberleitung, ganz getrennt vom Kapitaleigentum, auf der Straße herumläuft. Es ist daher nutzlos geworden, dass diese Arbeit der Oberleitung vom Kapitalisten ausgeübt werde.

Ein Musikdirektor braucht durchaus nicht Eigentümer der Instrumente des Orchesters zu sein, noch gehört es zu seiner Funktion als Dirigent, dass er irgendetwas mit dem „Lohn“ der übrigen Musikanten zu tun hat.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 398 - 401.

3. Unproduktive Arbeiter (Bedientenklasse)

3.1. Private Bedientenklasse

Wer keine eigenen Produktionsmittel besitzt, muss vom Verkauf seiner Arbeitskraft leben. Aber nicht alle diese Lohnarbeiter gehören zur Lohnarbeiterklasse.

Marx trennte davon die „Bedientenklasse, die direkten Lohnarbeiter der müßigen Kapitalisten“ ab. K. Marx, Kapital II, MEW 24, 481.

Diese Bediensteten sind der von dem Mehrprodukt lebende „Teil der dienenden Klasse, der nicht von Kapital, sondern von Revenue lebt. Es besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen dieser dienenden und der arbeitenden Klasse.“ K. Marx, Grundrisse, 305.

„Nur die Arbeit, die Kapital produziert, ist produktive Arbeit. ... Damit ist auch absolut festgesetzt, was unproduktive Arbeit ist. Es ist Arbeit, die sich nicht gegen Kapital, sondern unmittelbar gegen Revenue (= privater Konsumtionsfonds) austauscht...“ K. Marx, MEW 26.1, 127.

„Produktive Arbeit ist nur die mit Kapital ausgetauschte; die mit Revenue als solcher nie.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW 26.1, 228.

„Ein Schauspieler z.B., selbst ein Clown, ist hiernach ein produktiver Arbeiter, wenn er im Dienst eines Kapitalisten arbeitet, dem er mehr Arbeit zurückgibt, als er in der Form des Lohns von ihm erhält, während ein Flickschneider, der zu dem Kapitalisten ins Haus kommt und ihm seine Hosen flickt, ... ein unproduktiver Arbeiter ist.

Die Arbeit des ersteren tauscht sich gegen Kapital aus, die des zweiten gegen Revenue. Die erstere schafft Mehrwert; in der zweiten verzehrt sich eine Revenue.“ K. Marx, MEW 26.1, 127.

„Alle nicht direkt in der Reproduktion, mit oder ohne Arbeit, figurierenden Gesellschaftsmitglieder können ihren Anteil am jährlichen Warenprodukt - also ihre Konsumtionsmittel - ... nur beziehen aus den Händen der Klassen, denen das Produkt in erster Hand zufällt - produktiven Arbeitern, industriellen Kapitalisten und Grundbesitzern.

Insofern sind ihre Revenuen in der Tat abgeleitet von Arbeitslohn (der produktiven Arbeiter), Profit und Bodenrente, und erscheinen daher jenen Originalrevenuen gegenüber als abgeleitete.“ K. Marx, Kapital II. MEW 24, 372.

Zu dieser unproduktiven Dienstleistungsklasse gehören das gesamte Hauspersonal der Reichen, ihre Geliebten und alle anderen, die aus den Privatschatullen (= Revenue) der Kapitalisten und Grundbesitzer leben und nur dazu da sind, den Reichen das Leben angenehm zu machen.

Gemeinsam mit allen Lohnarbeitern haben diese unproduktiven Dienstleister, dass sie von eigener Arbeit leben müssen. Aber ihren Lohn zahlen die Kapitalisten nicht als Vorschuss aus ihrem Kapital, um von ihnen ein vergrößertes Produkt und daraus ein vermehrtes Kapital zu erhalten. Die Kapitalisten und Grundbesitzer bezahlen diese Dienstleister aus ihrem privaten Konsumtionsfonds für private Bedienung. Daher haben diese Bediensteten gemeinsame Interessen mit ihren Herren: Je reicher ihr Herr, desto mehr fällt auch für die Bedienten ab. Sie erhalten, „für ihre Dienste einen Teil der Luxusausgabe der Kapitalisten ... (diese Arbeiter selbst sind insgesamt Luxusartikel)...“ K. Marx, Kapital II, 409.

Als „Luxusartikel“ werden diese Arbeiter mit Beseitigung des Kapitals verschwinden.

Zur Zeit von Marx war die Bedientenklasse in England 1861 zahlenmäßig größer als die produktive Arbeiterklasse. Heute macht ihr Anteil an der Erwerbsbevölkerung in Deutschland nur noch rund 5 % aus, weil der private Luxus der Reichen nicht mehr wie früher in jedem Haushalt in Form von Bediensteten vorrätig gehalten wird, sondern zunehmend als Ware bzw. Dienstleistung gekauft wird: Beim Schönheitschirurg, im Luxus-Restaurant, beim privaten Flugdienst, im Luxushotel usw.

Neben die lohnabhängigen Dienstleister treten selbstständige, aber unproduktive Dienstleister, die statistisch bei den selbstarbeitenden Eigentümern erfasst werden:

„Die ganze Klasse der sogenannten Dienste vom Schuhputzer bis zum Kö¶nig, fällt in diese Kategorie.“ K. Marx, Grundrisse, 369f.

Mit wachsendem kapitalistischem Reichtum kann dieser Teil der Dienstleistungsklasse ebenfalls wachsen, indem „sich um das Kapital eine Masse Parasitenkörper anlegen, die unter einem oder dem anderen Titel so viel von der Gesamtproduktion an sich ziehen....“ K. Marx, Grundrisse, 643.

3.2. Die Staatsdiener

Zur unproduktiven, aber lohnabhängigen Bedientenklasse zählte Marx auch alle Staatsdiener - ausgenommen die produktiven Arbeiter im Staatsdienst bei der Bahn, der Post usw. Im ersten Band des Kapitals rechnete Karl Marx „Regierung, Pfaffen, Juristen, Militär usw.“ ausdrücklich aus der Lohnarbeiterklasse heraus. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 469.

Die „große Masse der sog. ‚höheren’ Arbeiter – wie der Staatsbeamten, Militärs, Künstler, Ärzte, Pfaffen, Richter, Juristen usw. – (sind) ... zum Teil nicht nur nicht produktiv ..., sondern wesentlich destruktiv, aber ... wissen einen sehr großen Teil des ‚materiellen’ Reichtums teils durch Verkauf ihrer ‚immateriellen’ Waren, teils durch gewaltsame Aufdrängung derselben sich anzueignen...“ K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit, MEW 26.1., 145.

Zu Marx Zeiten wurden die Staatsdiener noch fast vollständig durch Besteuerung der Reichen bezahlt. Dass heute die Lohnarbeiter die Staatsmacht durch Lohn- und Verbrauchssteuern mitfinanzieren, ist nur ein doppeltes Ärgernis und bewirkt keineswegs, dass Legislative und Exekutive, dass Parlamentarier, Richter, Polizisten oder Professoren auf Seiten der Lohnarbeiter stehen. Die Erhaltung und der Ausbau des Staatsapparates fügt der „direkten ökonomischen Ausbeutung eine zweite Ausbeutung des Volkes hinzu.“ K. Marx, MEW 17, 540.

Dabei werden die „Gebildeten der Massen“ gerne „in die unteren Stellen der Hierarchie“ aufgenommen. K. Marx MEW 17, 544.

„Je mehr eine herrschende Klasse fähig ist, die bedeutendsten Männer der beherrschten Klasse in sich aufzunehmen, desto solider und gefährlicher ist ihre Herrschaft.“ (K. Marx, Kapital III. MEW 25, 614.

Willy Brandt kam darum zu dem Schluss, dass der Berufsverbot-Erlass sein größter politischer Fehler war.

Die höheren Stellen des Staates sind in der Regel den Kapitalistenkindern und ihrer Klientel vorbehalten. So ergänzt die herrschende Klasse „in der Form von Staatsgehalten, was sie nicht in der Form von Profiten, Zinsen, Renten und Honoraren einstecken kann.“ K. Marx, MEW 8, 151.

Sie muss dann ihre Bediensteten wie ein sächsischer Ministerpräsident nicht aus eigener Tasche zahlen, sondern kann dafür in den Steuersäckel greifen, oder diese höheren Staatsdiener fliegen wie ein Verteidigungsminister auf Staatskosten nach Mallorca zur Geliebten.

Marx nahm an, dass die lohnabhängige Bedientenklasse - einschließlich der Staatsdiener - im Kapitalismus anwächst: „Endlich erlaubt die außerordentlich erhöhte Produktivkraft in den Sphären der großen Industrie, begleitet, wie sie ist, von intensiv und extensiv gesteigerter Ausbeutung der Arbeitskraft in allen übrigen Produktionssphären, einen stets größeren Teil der Arbeiterklasse unproduktiv zu verwenden...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 469.

„... Auf Basis der kapitalistischen Produktion, wo der größte Teil der materiellen Waren ... unter Herrschaft des Kapitals von Lohnarbeitern produziert werden, (können) die unproduktiven Arbeiten (oder Dienste, sei es der Hure, sei es des Papstes) nur bezahlt werden ... entweder aus dem Lohn der produktiven Arbeiter oder aus dem Profit der Kapitalisten (und deren Teilhaber am Profit)...

Die produktiven Arbeiter produzieren die materielle Grundlage des Lebensunterhalts und, konsequenterweise, der Existenz der unproduktiven Arbeiter ...“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW 26.1, 157.

In Deutschland machen die Beamten heute 7 % der Erwerbsbevölkerung aus. Zusammen mit der Bedientenklasse stellen die unproduktiven Lohnarbeiter in Deutschland gegenwärtig rund 12% der Erwerbstätigen.

Wo es dem Verständnis dient, habe ich die Rechtschreibung und veraltete Fremdwörter in Marx-Zitaten modernisiert. Diese und alle erklärenden Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.

Wal Buchenberg, 14.10.02.-

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