Antagonismus:
1. Als „Antagonismus“ bezeichnete Marx einen Gegensatz, in dem eine Seite gewinnt, was die andere verliert.
Also solche Antagonismen bezeichnete Marx z.B. den:
- Gegensatz zwischen Käufer und Verkäufer (K. Marx, MEW 13, 77).
- Gegensatz zwischen Gläubiger und Schuldnern (K. Marx, Kapital I, 150)
- Gegensatz zwischen Lohnarbeit und Kapital als „unvermeidlicher Antagonismus zwischen dem Ausbeuter und dem Rohmaterial seiner Ausbeutung“ (K. Marx, Kapital I, 350)

2. Insofern antagonistische Gegensätze eine Sache bestimmen, sprach Marx z.B.
- vom  „antagonistischer Charakter“ der „kapitalistischen Produktionsweise“ (K. Marx, Kapital I, 21) oder vom „antagonistischen Charakter der kapitalistischen Produktion“ (K. Marx, Kapital I, 701).
- vom „antagonistischen Charakter der kapitalistischen Akkumulation“ (K. Marx, Kapital I, 675 u. 687)
- „Die kapitalistische Produktion entwickelt ... nur Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.“ (K. Marx, Kapital I, 529f.)

3. Beispiele für nichtantagonistische Gegensätze bei Marx:
- Gegensatz zwischen Gebrauchswert und Warenwert (beide sind in jeder Ware vereint) (Kapital I, 128);
- Gegensatz zwischen Hand- und Kopfarbeit (beide sind in jedem Arbeitsprodukt vereint) (Kapital I, 531);
- Gegensatz zwischen Stadt und Land: „Die Grundlage aller entwickelten und durch Warentausch vermittelten Teilung der Arbeit ist die Scheidung von Stadt und Land.“ (K. Marx, Kapital I, 373.

Mit der bloßen Bestimmung, dass ein bestimmter Gegensatz „antagonistisch“ sei oder nicht, ist jedoch nichts gewonnen, weil aus nichtantagonistischen Gegensätzen antagonistische werden und umgekehrt.

Es kann in der Analyse also nicht darum gehen, bestimmten Erscheinungen nur das Vokabular „antagonistisch“, „nicht antagonistisch“ anzuhängen.
Es kommt vielmehr darauf an, jeweils die Umstände und Gesetzmäßigkeiten zu begreifen, die einen bestimmten Widerspruch oder Gegensatz zu einem bestimmten Zeitpunkt antagonistisch machen oder nicht.

Wal Buchenberg, 10.7.2001