Revolution in Europa?

Wie stelle ich, Wal Buchenberg, mir das Ende des Kapitalismus vor?
Meine persönliche Prognose geht von folgenden Fragen aus:

1. Was tun die Lohnarbeiter jetzt - und wie werden sie die Lohnabhängigkeit los?
2. Was tun die Herrschenden jetzt und wie werden sie in Zukunft davon abgehalten?

1. Die Lohnarbeiter

Die Lohnarbeiter halten jetzt schon alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Tätigkeiten in Gang. Sie wollen diese Tätigkeiten aber nicht als Befehlsempfänger im Interesse des Kapitals fortführen, sondern als emanzipierte Menschen, die selber über ihre Arbeit bestimmen und ihre Zwecke selber festlegen.

Das Naheliegendste ist daher, dass sie zunächst in jedem Betrieb die Leitung selber übernehmen - in die Chefetage gehen, und den Managern sagen: Wenn ihr weiter für das Kapital arbeiten wollt, dann müsst ihr jetzt gehen. Wer in unserem Auftrag weiterarbeiten will, der kann eventuell weiter Manager bleiben. Unsere Betriebsversammlung ist ab sofort euer Aufsichtsrat, der alle Leitungsfunktionen besetzt und euch sagt, was ihr zu tun habt.
Alle Bilanzen, die Buchhaltung und Forschungsunterlagen aller Unternehmen und Banken werden veröffentlicht (zum Beispiel ins Internet gestellt) und ab sofort öffentlich geführt. Dabei kann man auch mal genauer ausrechnen, wieviel Reichtum das Kapital aus unserer Arbeitskraft gesaugt hat.

Alle Betriebe eines Ortes schicken Vertreter, um die örtliche Stadtverwaltung zu bilden, die mit den anderen Stadtverwaltungen Kontakt hält und sich berät. Für die Vertretung nach Außen und für die wirtschaftliche Gesamtkoordination braucht es auch eine Landesvertretung. Solche Vertreterfunktionen gelten immer nur für kurze Zeit (z.B. ein Jahr) und sind jederzeit kündbar.

2. Die heutigen Machthaber

Die heutige Macht basiert vor allem auf dem wirtschaftlichen Kommando über die Lohnarbeiter - diese Macht wäre gebrochen wie in Punkt 1) beschrieben. Daneben und darüber steht aber noch die hoch zentralisierte Macht von Polizei, Armee, Gefängnissen etc. Dieser Gewaltapparat ist so spezialisiert und aufgerüstet, dass er nicht im direkten Angriff besiegt werden kann. Was sich gegen diesen Gewaltapparat tun lässt, ist, die Lebensadern und die Versorgung dieses Gewaltapparates zu durchschneiden und den Angriffswillen der Befehlsempfänger zu lähmen.
Lebensadern des Gewaltapparates sind zunächst die Kommunikation zwischen den verschiedenen Befehlszentren und zwischen den Befehlszentren und den Untergebenen.
Versorgungsadern dieses Gewaltapparates sind andererseits wirtschaftlicher Natur: Kasernen und Regierungszentren brauchen Strom, Wasser, Lebensmittel, Geld usw. Das wird möglichst unterbrochen, bis die einfachen Befehlsempfänger kapitulieren oder die Seiten wechseln.
Natürlich müssen sich die selbstverwalteten und selbstbestimmten Arbeiter auch vor militärischen Angriffen der alten Machthaber schützen. Das geschieht am besten in den großen Betrieben. Ein zahlenmäßig kleiner selbstorganisierter Werkschutz kann jeden arbeitenden Industrie- oder Verwaltungsbetrieb (Banken) ziemlich gut gegen Angriffe von außen schützen. Schon heute traut sich kaum eine Polizeitruppe in einen Industriebetrieb. Die Wohngebiete und die Verbindungswege zwischen den Städten und Betrieben sind allerdings schwer oder gar nicht gegen Angriffe zu schützen.

Resümee 

Der Endkampf zwischen Lohnarbeit und Kapital wird nicht auf der Straße ausgetragen zwischen zwei bewaffneten Armeen. Diesen Kampf würden die Lohnarbeiter immer verlieren. Der Kampf wird nach meiner Prognose vielmehr darüber ausgetragen, wer das Gaswerk, das Wasserwerk, die E-Werke, die Fernsehsender und Telefonnetze in Gang halten und Betriebe und Banken gegen Angriffe von Außen verteidigen kann und wer die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung sicherstellen kann.

W. Buchenberg, Januar 2004

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