IT-Branche

„Informationsberufe sind Berufsgruppen mit mehr als 70 % informationsrelevanten Tätigkeiten“ LitDok. 1993/94 a-1330.

„Mit knapp 900.000 Beschäftigten hat die Informations- und Kommunikationsbranche zu den größten traditionellen Industriezweigen Maschinenbau, Elektrotechnik, Automobil- und chemische Industrie aufgeschlossen." LitDokAB 2000, a-888.

1. Computer werden aus einem Hightech-Produktionsmittel zum gewöhnlichen Arbeitsmittel.
„Es wird deutlich, dass die Nutzung des Computers als Arbeitsmittel inzwischen weit verbreitet ist. Etwa die Hälfte der Erwerbstätigen gehört mittlerweile zu den Computernutzern. ...Die Gruppe der Computerkräfte ("Computerspezialisten") ist weiterhin klein. Sie umfasst ...lediglich 1,2 % der Erwerbstätigen." LitDokAB 2000, a-62.

1.1. Tätigkeiten, die früher von Computerspezialisten erledigt werden mussten, werden heute von weniger hochqualifizierten Lohnarbeitern erledigt:
„Während die Programmiertätigkeit in den vierziger Jahren eine überwiegend von Frauen ausgeübte Tätigkeit war, verwandelte sich diese im nächsten Jahrzehnt in eine eher von Männern ausgeübte Tätigkeit. ... In den achtziger Jahren kehrten die Frauen in das nun viel weitere Berufsfeld zurück ...“ LitDokAB 1998/99 a-1420.
„Der Personalbedarf im IT-Bereich wird nach wie vor über Angelernte und Ungeschulte gedeckt. Informatiker bleiben in der Minderheit.“ LitDokAB 99/2000-2, b-1018.
 „Von einer Proletarisierung der Computerspezialisten könne man ... in dem Sinne sprechen, als die große Mehrzahl von ihnen sich im Anforderungsniveau ihrer Arbeit wie in ihren beruflichen Aufstiegsperspektiven Stück für Stück der Masse der Sachbearbeiter in den Büros der deutschen Unternehmen annähert.“ LitDokAB 1993/94 a-2352.
 „Die vier neuen IT-Berufe (IT-Systemelektroniker, Fachinformatiker, IT-Systemkaufleute, Informatikkaufleute) ... werden seit August 1997 ausgebildet. LitDokAB 1998/99 a-1420.

1.2. Bis vor kurzem war der Arbeitsmarkt für Computer- und IT-Fachleute gut ...
„1993 waren ca. 335000 Computerfachleute erwerbstätig.“ LitDokAB 1993/94 a-2349.
„Die Beschäftigung stagniert, die Arbeitslosigkeit von Computerfachleuten ist - nach starkem Anstieg - wieder rückläufig und die Zahl der offenen Stellen hat wieder zugenommen.“ LitDokAB 1998/99 a-1208.
„Der aktuelle Boom folgt auf eine Baisse, in der von 1991 bis 1994 die Arbeitslosigkeit bei IT-Fachleuten allein in Westdeutschland von 10.000 auf 20.000 Personen anstieg. Gleichzeitig stagnierte in dieser Zeit auch die Zahl der Erwerbstätigen in diesen Berufen.“ LitDokAB 99/2000-2, b-1017.
„Die Normalisierung auf dem Arbeitsmarkt wird zu einer weiteren Professionalisierung führen. Umstiege aus anderen Berufen in Computerberufe werden schwieriger, eine Informatik-Grundausbildung wird für eine erfolgreiche Berufskarriere immer notwendiger werden.“ LitDokAB 1998/99 a-1208.
„Im Jahr 2000 kann mit einem Neuangebot von ca. 47.000 heimischen Computerfachleuten gerechnet werden, von denen rund 32.000 über die Bundesanstalt für Arbeit qualifiziert werden. Da mit einem Bedarf von rund 75.000 Fachleuten gerechnet wird, kann (ausländische) Anwerbung kurzfristig Engpässe überbrücken." LitDokAB 2000, a-1012.


Weiter düstere Stellenaussichten für zu viele IT-Experten

Zigtausende IT-Fachleute sind in Deutschland nach wie vor arbeitslos und haben zur Zeit auch nur geringe Chancen auf eine neue Stelle oder gar einen Traumjob. Das geht aus einer aktuellen Studie der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit[2] hervor, die heute in Bonn verbreitet wurde.

Auf neun offene Stellen der IT-Branche kommen im Schnitt zur Zeit rund 100 Bewerber. Und ihre Zahl wird in den nächsten Jahren weiter deutlich steigen: Derzeit gibt es in den IT-Fächern 122.990 Studierende, die auf den Arbeitsmarkt drängen werden.

Mittelfristig dürfte sich am Stellenmangel deshalb insgesamt wenig ändern, ist der Studie zu entnehmen. Die Zahl der Stellensuchenden steige weiter kräftig. Für einen neuen "Hype" der Branche gebe es auch bei anziehender Konjunktur keine Anzeichen.

Der zuvor boomende Stellenmarkt für IT-Experten, als in spektakulärer Manier selbst Fachkräfte aus Indien und anderen fernen Ländern mit Green Cards umworben wurden, war im Zuge der Krise in der Branche 2000 eingebrochen. Kurz zuvor hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder im Februar 2000 auf der CeBIT in der IT-Euphorie das Green-Card-Programm lanciert[3]. Über Nacht standen dann zuvor insbesondere von den neuen "Start ups" gehätschelte Mitarbeiter, darunter viele Quereinsteiger und Studienabbrecher, auf der Straße.

"Kaum hatte Schröder das Programm gestartet, brach der ganze Markt ein", sagte ZAV-Experte Bernhard Hohn. Inzwischen sind auch viele Green-Card-Inhaber arbeitslos und zu einem Problem geworden. "Unser Job besteht inzwischen nicht mehr in der Anwerbung von ausländischen Experten, sondern in der Nachsorge von vielen hochkarätigen Green-Card-Inhabern, die auf der Straße stehen", berichtete Hohn.

Die ZAV macht wenig Hoffnung auf eine Wiederbelebung der fetten Jahre oder gar lukrative Einkommen: "Die Zeiten, in denen einzelne Arbeitgeber ihr nahezu rund um die Uhr arbeitendes IT-Personal mit Pizza-, Friseur-Service und anderen Annehmlichkeiten bei Laune hielten, werden auf absehbare Zeit nicht wiederkehren." Betroffen von Arbeitslosigkeit sind vor allem jüngere IT-Experten und in ihren Kompetenzen begrenzte Quereinsteiger. Ältere Beschäftigte waren und sind durch das Arbeitsrecht besser vor Kündigungen geschützt.

Nach dem Hoch des Jahres 2000, als es noch weit mehr Stellenangebote als Bewerber gab, hat sich die Zahl der Offerten von Jahr zu Jahr etwa halbiert. Im Vergleich zu 2000 umfasste das Stellenvolumen 2003 nur noch ein Drittel. Ende 2003 gab es insgesamt nur 1654 offene Stellen. Auf sie kamen 18.381 Bewerber. Die Zahlen bedeuten auf der anderen Seite gute Zeiten für Firmen, die neue Kräfte einstellen wollen: Sie haben reichlich Auswahl und können die Bedingungen weitgehend bestimmen.

Anwender mit eigenen IT-Abteilungen wollen außerdem auch durch Outsourcing noch Kosten senken, wie es in der ZAV-Studie heißt. Mit "Offshoring" werde eine Verlagerung von IT-Dienstleistungen in Niedriglohnländer als Alternative verfolgt. Nach Indien richte sich hier das Augenmerk vor allem auf Russland.

Gleichwohl machen die professionellen Arbeitsvermittler den IT-Experten begrenzte Hoffnung. Die Informationstechnologie habe inzwischen weite Teile der Wirtschaft durchdrungen und sei zu einer "Querschnittstechnologie" geworden. "Ähnlich wie Wirtschaftswissenschaftler und Juristen finden IT-Fachleute deshalb nicht nur in der IT-Branche sondern auch in allen anderen Branchen ihren Arbeitsplatz." (Edgar Bauer, dpa

18.03.2004 18:15. URL:   http://www.heise.de/newsticker/meldung/45745


1.3. Langfristig sind auch Computerspezialisten von wachsender Arbeitslosigkeit bedroht. Erst recht, zu einem Zeitpunkt, wo die Wachstumsraten und kapitalistischen Gewinnerwartungen der IT-Branche grob überschätzt wurden und die IT-Industrie eine Überakkumulation von Kapazitäten und Lagerbeständen angehäuft hat.
„Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass die Berufsperspektiven dieser Gruppe nicht mehr ungetrübt sind, die ‚rosigen Zeiten sind vorbei.‘“ LitDokAB 1993/94 a-2353.

„Eine differenzierte Analyse zur Entwicklung der Informationsberufe nach Wirtschaftssektoren zeigt allerdings einen Beschäftigungszuwachs von knapp 199.000 lediglich im tertiären Sektor und hier vor allem bei den wirtschaftsbezogenen Dienstleistungen. In allen anderen Bereichen ging die Beschäftigung zurück, so dass die Gesamtbilanz bei den Informationsberufen für den Zeitraum 1995 bis 1998 leicht negativ ist." LitDokAB 2000, a-889. 

„Insgesamt verzeichnet München derzeit gerade mal 540 offene Stellen für IT-Fachkräfte, ... Dem stehen jedoch knapp 2000 arbeitslose IT-Spezialisten gegenüber. Vor gut einem Jahr gab es noch mehr als 3000 offene Stellen.“ Spiegel vom 18.3.02.

Soweit nicht anders angegeben sind Angaben und Zitate aus: Literaturdokumentation zur Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Hrsg. von der Bundesanstalt für Arbeit, div. Jhrg.
www.marx-forum.de Arbeitswelt
.