Manager


1. Manager ersetzen die aktiven Kapitalisten und machen sie überflüssig.
„Die kapitalistische Produktion selbst hat es dahin gebracht, dass die Arbeit der Oberleitung, ganz getrennt vom Kapitaleigentum, auf der Straße herumläuft. Es ist daher nutzlos geworden, dass diese Arbeit der Oberleitung vom Kapitalisten ausgeübt werde.
Ein Musikdirektor braucht durchaus nicht Eigentümer der Instrumente des Orchesters zu sein, noch gehört es zu seiner Funktion als Dirigent, dass er irgendetwas mit dem 'Lohn' der übrigen Musikanten zu tun hat.
Die Kooperativfabriken liefern den Beweis, dass der Kapitalist als Funktionär der Produktion ebenso überflüssig geworden, wie er selbst ... den Großgrundbesitzer überflüssig findet.“ K. Marx, Kapital 3. S. 400.

„Die Aktienunternehmungen überhaupt - entwickelt mit dem Kreditwesen - haben die Tendenz, diese Verwaltungsarbeit als Funktion mehr und mehr zu trennen von dem Besitz des Kapitals, sei es eigenes oder geborgtes. ...
Indem aber einerseits dem bloßen Eigentümer des Kapitals, dem Geldkapitalisten, der fungierende Kapitalist gegenübertritt und mit der Entwicklung des Kredits dies Geldkapital selbst einen gesellschaftlichen Charakter annimmt, in Banken konzentriert und von diesen, nicht mehr von seinen unmittelbaren Eigentümern ausgeliehen wird; indem andererseits aber der bloße Manager, der das Kapital unter keinerlei Titel  besitzt, weder leihweise noch sonst wie, alle realen Funktionen versieht, die dem fungierenden Kapitalisten als solchem zukommen, bleibt nur der Funktionär und verschwindet der Kapitalist als überflüssige Person aus dem Produktionsprozess.“ K. Marx, Kapital 3. S. 401.

„Die Kapitalisten werden als Funktionäre ... in demselben Maß überflüssig, als sie per procura der Gesellschaft die Nutznießung eingehen und als Eigentümer dieses gesellschaftlichen Reichtums und Kommandeure der gesellschaftlichen Arbeit aufgebläht werden.
Es geht ihnen wie den Feudalen, deren Ansprüche in demselben Maß als ihre Dienste überflüssig wurden mit dem Aufkommen der bürgerlichen Gesellschaft, sich in bloße zeitwidrige und zweckwidrige Privilegien verwandelten und damit ihrem Untergang entgegeneilten.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III., MEW 26.3, 309.

2. Manager sind zwar nur den Kapitaleignern und nicht den Lohnarbeitern verantwortlich, dennoch setzen sich teils mit, teils gegen Willen der Manager demokratischere Managementmethoden durch:
Das 'Boss-Modell' hat sich überholt. Manager und Führungskräfte, die ihre Aufgaben nach traditionellem Managementverständnis erfüllen wollen, geraten unter Druck, ruinieren ihre Gesundheit und reduzieren die Kraft ihres Verantwortungsbereichs. An die Stelle der Einzelkämpfer treten ... selbststeuernde Arbeitsteams (SDWTs, self-directed-work-teams) LitDokAB 1998/99 b-191.

„Neue Arbeitsstrukturen und die zunehmende Bedeutung der Gruppenarbeit machen auch ein anderes Führungsverständnis und -verhalten erforderlich. Die Autoren zeigen ...., dass das Gegenteil der traditionell-autoritären Führung nicht die kooperative, sondern die moderative Führung darstellt.“ LitDokAB 1998/99 b-193.

„Ein Paradigmenwechsel von hierarchischen Strukturen zu dynamischen, selbststeuernden Organisationseinheiten kündigt sich in vielen Unternehmen an.“ LitDokAB 1998/99 b-219.

„Seit etwa 5 Jahren erleben Vorgesetzten-Beurteilungen in zahlreichen Unternehmen eine Renaissance. Fragebogen zur Vorgesetzten-Einschätzung werden eingesetzt, um folgende Ziele zu erreichen: Feedback für Vorgesetzte über ihr Führungsverhalten, Motivation der Mitarbeiter zu mehr Eigenverantwortung, Reduktion von Reibungsverlusten im Führungsprozess und Unterstützung von Veränderungsprozessen“ (sprich: Abbau von überflüssigen und störenden Führungskräften)  LitDokAB 1998/99 b-229.

„Der Autor geht der Frage nach, warum die vor 20 Jahren erfolgversprechenden Gruppenarbeitskonzepte sich erst heute unter dem Stichwort lean production durchsetzen lassen. Den Grund sieht er vor allem in der neuen Führungskräftegeneration, die demokratischer, liberaler denkt und handelt als früher.“ LitDokAB 1993/94 a - 420.

„Je weiter entfernt vom Typus des hierarchisch strukturierten Einzeleigentümerbetriebes und je mehr kooperative Strukturen ... realisiert sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit der Bestandsfähigkeit des Unternehmens.“  LitDokAB 1998/99 a-712.

„Teamarbeit, flache Hierarchien, Kundenfreundlichkeit gewinnen an Bedeutung....“ LitDokAB 1998/99 a-237. „..die für Managementtheorie wie -praxis gleichermaßen feststellbare steigende Beachtung bzw. neue Wertschätzung des 'subjektiven Faktors' von Unternehmen, die ... in der Forderung eines 'Mitunternehmertums' seitens der Mitarbeiter pointierten Ausdruck findet.“  LitDokAB 1998/99 a-235.

„Schlanke Produktion ist deswegen 'schlank', weil sie von allem weniger einsetzt als die Massenfertigung - die Hälfte des Personals, die Hälfte der Produktionsfläche, die Hälfte der Investitionen in Werkzeuge, die Hälfte der Zeit für die Entwicklung eines neuen Produkts.“ LitDokAB 1993/94 a - 427.
„Lean production ist vor allem durch den Einsatz der neuen Informationstechnologien möglich geworden“. LitDokAB 1993/94 a - 422.

2.1 Management und Betriebsrat rücken näher zusammen:
„Ausführlich wird dann der Wandel innerhalb des Managements und des Betriebsrats sowie die Veränderung ihrer Verhandlungsbeziehungen beschrieben. Dabei lässt sich ein Trend der Versachlichung und 'Versozialwissenschaftlichung' in ihren Beziehungen feststellen. ... Diese Entwicklung macht die Verhandlungsbeziehungen flexibler und berechenbarer, enthält aber auch neue Risiken.“ LitDokAB 1998/99 a-607.

„Kooperation zwischen Management und Betriebsrat: „Folgende Muster werden herausgestellt: Co-Management, Experten-Modell, Zwei-Parteien-Modell.“ LitDokAB 1998/99 a-609.

3.1 Durch moderne Informationstechnologie und Arbeitsorganisation wird Managerarbeit teils mit traditioneller Handarbeit 'angereichert', teils überflüssig gemacht.
„Vor allem von den Führungskräften wird die Kommunikationsverbesserung durch E-Mail betont...  Führungskräfte erledigen durch E-Mail ihre Korrespondenz weitgehend alleine.... Durch die neue Technologie ... verliert die schreibtechnische Qualifikation der SekretärInnen an Bedeutung.“ LitDokAB 1998/99 a-1205.

3.2 Vor allem das unterste Management, die 'Unteroffiziere der Produktion', schwindet.
 „Eine traditionelle Aufstiegsmöglichkeit für Facharbeiter ist der Industriemeister. Dessen Hauptaufgabe umfasst die rationelle, produktive und störungsfreie Gestaltung des Arbeitsablaufs in seinem Aufsichtsbereich...
Die Zahl der Teilnehmer an der Weiterbildung zum Industriemeister ist rückläufig...“ LitDokAB 1998/99 a-1199.

„Mit der Einführung von Gruppenarbeit werden an Meister neue Aufgaben und Funktionen herangetragen. Gefragt sind mehr Fach-, Sozial- und betriebswirtschaftliche Kompetenz... Es zeigt sich, dass die Umsetzung der neuen Meisterrolle auch nach durchschnittlich vier Jahren Erfahrung mit Gruppenarbeit nicht in befriedigendem Maß stattgefunden hat und zu einer großen Unzufriedenheit beiträgt.“ LitDokAB 99/2000-2, b-1011.

„Gegenwärtige betriebliche Rationalisierungsstrategien zielen im Kern auf den Umbau der betrieblichen Hierarchien, ... auf die ... Enthierarchisierung zentraler Strukturen ... und auf die Verringerung betrieblicher Strukturen“. LitDokAB 1998/99 a-1621.

4. Manager sind teils Ausbeutungsgehilfen, teils produktive Lohnarbeiter.
„Alle unmittelbar gesellschaftliche oder gemeinschaftliche Arbeit auf größerem Maßstab bedarf mehr oder minder einer Direktion, welche die Harmonie der individuellen Tätigkeiten vermittelt und die allgemeinen Funktionen vollzieht, die aus der Bewegung des produktiven Gesamtkörpers im Unterschied von der Bewegung seiner selbständigen Organe entspringen. Ein einzelner Violinspieler dirigiert sich selbst, ein Orchester bedarf des Dirigenten.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 350.

„Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung entspringt notwendig überall, wo der unmittelbare Produktionsprozess die Gestalt eines gesellschaftlich kombinierten Prozesses hat und nicht als vereinzelte Arbeit der selbständigen Produzenten auftritt. Sie ist aber doppelter Natur.
Einerseits in allen Arbeiten, worin viele Individuen kooperieren, stellt sich notwendig der Zusammenhang und die Einheit des Prozesses in einem kommandierenden Willen dar, und in Funktionen, die nicht die Teilarbeiten, sondern die Gesamttätigkeit der Werkstatt betreffen, wie bei einem Dirigenten eines Orchesters.
Es ist dies eine produktive Arbeit, die verrichtet werden muss in jeder kombinierten Produktionsweise.
Andererseits ... entspringt diese Arbeit der Oberaufsicht notwendig in allen Produktionsweisen, die auf dem Gegensatz zwischen dem Arbeiter als dem unmittelbaren Produzenten und dem Eigentümer der Produktionsmittel beruhen.
Je größer dieser Gegensatz, desto größer ist die Rolle, die diese Arbeit der Oberaufsicht spielt. Sie erreicht daher ihr Maximum im Sklavensystem. Sie ist aber auch in der kapitalistischen Produktionsweise unentbehrlich, da hier der Produktionsprozess zugleich Konsumtionsprozess der Arbeitskraft durch den Kapitalisten ist.“ K. Marx, Kapital 3. S. 397.

„Mit der Entwicklung der spezifisch kapitalistischen Produktion wo viele Arbeiter an der Produktion derselben Ware zusammenarbeiten, muss natürlich das Verhältnis, worin ihre Arbeit unmittelbar zum Gegenstand der Produktion steht, sehr verschieden sein.
Z.B. die früher erwähnten Handlanger in einer Fabrik haben nichts direkt mit der Bearbeitung des Rohstoffs zu tun. Die Arbeiter, die die Aufseher der direkt mit dieser Bearbeitung zu tun Habenden bilden, stehen einen Schritt weiter ab; der Ingenieur hat wieder ein andres Verhältnis und arbeitet hauptsächlich nur mit seinem Kopfe etc.
Aber das Ganze dieser Arbeiter, die Arbeitsvermögen von verschiednem Werte besitzen, ... produzieren das Resultat, das sich ... in Ware oder einem materiellen Produkt ausspricht; und alle zusammen ... sind die lebendige Produktionsmaschine dieser Produkte, wie sie, den gesamten Produktionsprozess betrachtet, ihre Arbeit gegen Kapital austauschen und das Geld der Kapitalisten als Kapital reproduzieren, d.h. als sich verwertenden Wert, sich vergrößernden Wert.
Es ist ja eben das Eigentümliche der kapitalistischen Produktionsweise, die verschiedenen Arbeiten, also auch die Kopf- und Handarbeiten - oder die Arbeiten, in denen die eine oder die andre Seite vorwiegt, - zu trennen und an verschiedene Personen zu verteilen, was jedoch nicht hindert, dass das materielle Produkt das gemeinsame Produkt dieser Personen ist oder ihr gemeinsames Produkt in materiellem Reichtum vergegenständlicht; was andrerseits ebenso wenig hindert oder gar nichts daran ändert, dass das Verhältnis jeder einzelnen dieser Personen das des Lohnarbeiters zum Kapital und in diesem eminenten Sinn das des produktiven Arbeiters ist. Alle diese Personen sind nicht nur unmittelbar in der Produktion von materiellem Reichtum beschäftigt, sondern sie tauschen ihre Arbeit unmittelbar gegen das Geld als Kapital aus und reproduzieren daher unmittelbar außer ihrem Lohn einen Mehrwert für den Kapitalisten. Ihre Arbeit besteht aus bezahlter Arbeit plus unbezahlter Mehrarbeit.“ (K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit, MEW 26.1, 386f.)



Soweit nicht anders vermerkt, stammen Daten und Zitate aus: Literaturdokumentation zur Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Hrsg. von der Bundesanstalt für Arbeit, div. Jhrg.
Wal Buchenberg, 20.11.2001