Managergehälter

Leute, die selber ziemlich gut verdienen, zeigen gerne mit dem Stinkefinger auf Leute, die noch mehr verdienen. Die Top-Manager oder Geschäftsführer stehen immer wieder in der Kritik.

So meinte das DGB-Vorstandmitglied Dietmar Hexel: "Ein Manager ist ein Angestellter des Unternehmens und nicht dessen Eigentümer. Deshalb muss seine Vergütung in einem vernünftigen Verhältnis zu der der übrigen Mitarbeiter im Betrieb stehen." In den Augen von Herrn Hexel ist ein Jahresgehalt von 1 Million noch "vernünftig", erst "Vergütungen ab zwei Millionen sind überhaupt nicht mehr vermittelbar".

Ins gleiche Horn blies der Landesbischof von Berlin, Huber: Es gebe Großkonzerne, in denen das Management Gehälter beziehe, "deren Höhe jedes normale Maß übersteigt".
Links-Lafontaine will im Namen der "sozialen Gerechtigkeit" einen Höchstlohn für Geschäftsführer einführen. Managereinkommen ab einer bestimmten Höhe sollen zu 100 Prozent versteuert werden.

SPD-Müntefering könne akzeptieren, dass Spitzenleute das 10- oder 20-fache des einfachen Arbeiters verdienten. "Aber manchmal ist es das Hundertfache und mehr. Da endet mein Verständnis", meinte er.

Tatsache ist, dass die Gehälter der Top-Manager in den letzten Jahren gestiegen sind, während die Löhne und Gehälter der "normalen" Lohnarbeiter stagnierten oder sanken.
In den letzten 20 Jahren stiegen die durchschnittlichen Gehälter der Geschäftsführer in US-Unternehmen vom 40fachen eines normalen Lohns auf das 100fache. Und die Topgehälter schossen vom 40fachen auf das 170fache.

Doch wo und wie wird dadurch die "soziale Gerechtigkeit" verletzt? Ein Geschäftsführer ist ohne Zweifel auch ein Lohnarbeiter: Er muss seine Arbeitskraft verkaufen und seine Existenzgrundlage ist der Lohn, den er mit dem Arbeitsplatz verlieren kann.
Natürlich schauen alle Lohnarbeiter auch darauf, was andere in ihrem Unternehmen verdienen, und nehmen den Verdienst der anderen zum Anlass, für sich mehr zu fordern, wenn es im eigenen Geldbeutel knapp wird.
Es ist die Angst der Oberen vor allgemeinen Lohnsteigerungen, die den Managern "zur Mäßigung" rät.

Ein Geschäftsführer sieht sich selber aber nicht als einfacher Lohnarbeiter. Ein Geschäftsführer überwacht, organisiert und kommandiert alle Lohnarbeiter seines Unternehmens und ihre Profitproduktion. Geschäftsführer sind Repräsentanten des Kapitals, nicht der Lohnarbeit.

Die Geschäftsführer vergleichen ihr Gehalt daher nicht mit dem Durchschnittslohn, sondern mit den Profiten, die sie an die Kapitalisten abliefern.

US-Managerlohn

Verglichen mit dem Unternehmensumsatz und der Unternehmensgröße sind die Geschäftsführergehälter seit 1936 gesunken. Umsatz und Marktwert der Unternehmen sind allerdings Indikatoren für die Masse des Profits oder Mehrwerts, den diese Unternehmen machen. Man kann also sagen: Verglichen mit dem kapitalistischen Profit sind die Geschäftsführergehälter gesunken. Oder anders: Die Managergehälter sind gestiegen, weil die Profite der Kapitalisten gestiegen sind, aber sie sind nicht so schnell gestiegen wie diese.

Wie sieht es bei uns in Deutschland aus?

Innerhalb Europas sind die deutschen Geschäftsführer die am besten bezahlten. Von der kleinsten GMbH-Klitsche bis zu den 20 Millionen des Herrn Ackermann verteilen sich ihre Gehälter wie folgt:
Zwischen 40.000 und 100.000 Euro Jahresgehalt verdienen 23% der Geschäftsführer.
Zwischen 100.000 und 200.000 Euro verdienen 60% der Geschäftsführer.
200.000 und mehr Jahresgehalt haben 17% der Geschäftsführer.

Managerlohn

Von dieser Verteilung errechnete sich im Jahr 2005 ein durchschnittliches Geschäftsführergehalt von 247.000 Euro im Jahr.

Was macht das in der Summe?

Wir haben in Deutschland zur Zeit 1.300 Aktiengesellschaften und 240.000 GmbHs.

Ich rechne pro Aktiengesellschaft 3 Gesellschafter (große AGs haben fünf) und pro GmbH zwei Gesellschafter (die meisten haben nur einen), ergibt für Deutschland grob gerechnete 500.000 Geschäftsführer. Diese Zahl multipliziert mit ihrem Durchschnittsgehalt von 247.000 Euro macht eine jährliche Gehaltssumme von 123,5 Mrd. für alle Geschäftsführer.

Eine erkleckliche Summe. Wer aber benötigt und bezahlt die Geschäftsführer? Die Lohnarbeiter kämen gut ohne Geschäftsführer aus. In aller Regel verkomplizieren sie die Arbeit.


Die Kapitalistenklasse ist jedoch dringend auf ihre Geschäftsführer angewiesen. Geschäftsführer sind die aktiven Kapitalisten, die von nichtstuenden, passiven Kapitalisten bezahlt werden, damit sie ihre Geschäfte erledigen.
Die 123,5 Mrd. stammen aus dem Gesamtprofit, den die Kapitalistenklasse Jahr für Jahr einstreicht, und von dem sie einen gewissen Teil an die Geschäftsführer abgeben.

Wie groß ist also der Anteil des Geschäftsführergehalts am Gesamtprofit des Kapitals?

Nach den Angaben des Statistischen Bundesamts betrug das Volkseinkommen 2006 1,728 Billionen Euro. Dieses Gesamteinkommen teilt sich derzeit in Lohn und Profit wie 66,2 zu 33,8.

In Worten: 66,2 Prozent des Volkseinkommens ist Lohneinkommen (einschließlich der Managerlöhne!) und 33,8 Prozent des Volkseinkommens ist Unternehmereinkommen oder Kapitalgewinn.

In absoluten Zahlen macht das:
1.144 Milliarden sind Lohneinkommen, das sich 90 Prozent der Erwerbsbevölkerung (die Lohnarbeiter) teilen.
548 Milliarden sind Gewinne, die sich die restlichen 10 Prozent der Erwerbsbevölkerung teilen (Kleine Selbständige und Kapitalisten).

Die 123,5 Mrd. Gehaltssumme für deutsche Geschäftsführer macht also 22,5 Prozent des kapitalistischen Unternehmergewinns oder Gesamtprofits in Deutschland aus.

Die Herren Politiker von links bis rechts, die über hohe Managergehälter jammern, verlieren kein Wort über den kapitalistischen Profit.

Über Profite zu reden, ist gefährlich. Denn das Gehalt eines Geschäftsführers ist noch mit Mühe und Arbeit verbunden. Die Kapitalisten, die hinter jedem Geschäftsführer stehen, erhalten im Durchschnitt mehr als das Dreifache ihres Geschäftsführers ohne irgend eine Mühe und Arbeit.

Wer wie die Müntefering, die Lafontaine, die Pfaffen und Schreiberlinge, die Geschäftsführer kritisiert, weil die Höhe ihres Einkommens in keinem Verhältnis zu ihrer Arbeitsleistung steht, - was halten denn diese Herren vom dreimal höheren Einkommen der wirklichen Kapitalisten, die wirklich nichts tun und ihre Arbeit durch Geschäftsführer erledigen lassen?

Man könnte sie ja mal darnach fragen.

Wal Buchenberg, 22.01.2007