Sozialhilfe

Sozialhilfe & Zwangsarbeit: „Bei der Vergabe von Sozialhilfetransfers wird das staatliche Hilfeangebot in letzter Zeit zunehmend an eine Arbeitsleistung der Hilfeempfänger gekoppelt. Einzelne Gemeinden als zuständige Träger der Sozialhilfe stellen arbeitsfähige Hilfeempfänger vor die Wahl, entweder ein befristetes, sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis in einer Beschäftigungsgesellschaft einzugehen oder aus dem Hilfebezug auszuscheiden. Dieses Vorgehen ermöglicht den Gemeinden mehrere Einsparmöglichkeiten....“ Lit.dok. 99/2000-2, b-353.

Sozialhilfe: „Die Gesamtausgaben der Sozialhilfe in der BRD haben im Jahr 1995 mit über 52 Milliarden DM einen neuen Höchststand erreicht. Die Hilfe zum Lebensunterhalt, diese ‚Sozialhilfe im engeren Sinn‘ macht mit knapp 19 Milliarden lediglich gut ein Drittel des Sozialhilfeaufwandes aus.“ LitDok. 1998/99 a-1513.

staatliche Transferleistungen in Ostdeutschland: „Transferleistungen vor allem in Form von Vorruhestands-, Altersübergangs-, Arbeitslosengeld, Arbeitslosen- und Sozialhilfe sowie Wohngeld)...betrugen je Haushalt 1992 durchschnittlich 525 DM.“ LitDok. 1993/94 a-1238.
aus: Literaturdokumentation zur Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Hrsg. von der Bundesanstalt für Arbeit, div. Jhrg.

Empfänger von Sozialhilfe
Ende 1998 erhielten nahezu 2,9 Mio. Personen außerhalb von Einrichtungen laufende Hilfe zum Lebensunterhalt. Seit Inkrafttreten des BSHG im Jahr 1962 zeigt sich ein deutlicher Anstieg, der sich vor allem seit Beginn der 80er-Jahre ausgeprägt hat. 1991 wurde unter Einschluss der gut 210000 Hilfeempfänger aus den neuen Ländern zum ersten Mal die 2 Mio. Marke erreicht. Insgesamt hat sich seit 1980 - bezogen auf die alten Bundesländer - die Zahl der Hilfeempfänger nahezu verdreifacht....
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung errechnet sich für 1998 eine Sozialhilfequote (Hilfe zum Lebensunterhalt) von 3,5 %. 1970 lag die Quote noch bei 0,9 %, 1980 bei 1,4 %.
Untergliedert man die Empfänger nach soziodemographischen er Merkmalen, lassen sich folgende Strukturen erkennen...:
-Frauen sind etwas stärker als Männer von der Sozialhilfe abhängig; sie stellen 56 % der Empfänger. Allerdings ist der Frauenanteil im längerfristigen Verlauf kontinuierlich gesunken. Ihre Sozialhilfequote beträgt 3,8 % gegenüber 3,2 % bei den Männern.
- Die Häufigkeit des Sozialhilfebezugs hängt entscheidend vom Lebensalter ab. Je jünger die Menschen sind, umso höher liegt die Sozialhilfequote. Bei Kindern unter 7 Jahren erreicht die Quote einen Wert von 8,6 %. Bei Kindern unter 3 Jahren steigt sie sogar auf 9,3 % an, d. h. dass fast jedes zehnte Kind in diesem Alter Hilfe zum Lebensunterhalt bezieht. Dagegen beträgt die Quote bei den über 65-jährigen nur 1,3 %.
-Betrachtet man die Entwicklung der Altersstruktur der Sozialhilfeempfänger im Zeitverlauf, lässt sich eine „Verjüngung“ des Sozialhilferisikos erkennen. 1980 lag die Sozialhilfequote der unter 7-Jährigen noch bei 2 %. Zu dieser Zeit war das Problem der Sozialhilfebedürftigkeit in erster Linie ein Problem der älteren Menschen.
- Eine besonders hohe Bedeutung hat die Sozialhilfe bei ausländischen Bürgern. Der Ausländeranteil bei den Hilfeempfängern liegt bei 23 % .Dies entspricht einer Sozialhilfequote von 9,1 % der ausländischen Bevölkerung. Bei den Deutschen beträgt die Quote 3,0%.
- In den neuen Bundesländern beziehen relativ weniger Menschen Sozialhilfe (Quote von 2,7 % ) als in den alten Bundesländern (Quote von 3,7 % ); infolge des steilen Anstiegs der Sozialhilfebedürftigkeit in den neuen Ländern ebnet sich das West-Ost Gefälle jedoch zunehmend ein.

Ursachen der Hilfebedürftigkeit

... Die Ursachen dafür sind vielfältig: Es kann sein, dass kein Arbeitseinkommen vorhanden oder dieses - gemessen am Bedarf - nur sehr niedrig ist. Das Gleiche gilt für die sozialversicherungsrechtlichen Lohnersatzleistungen. Häufig leisten Unterhaltsverpflichtete keinen Unterhalt. Je nach familiärer Konstellation und Lebensereignissen können mehrere dieser Faktoren zusammenfallen und sich überlagern.
In der Sozialhilfestatistik wird ausgewiesen, ob die Hilfeempfänger in einer sogenannten besonderen sozialen Situation leben. Dies traf (Ende 1998) auf rund 20 % der Empfängerhaushalte zu. Darunter fallen: Trennung/ Scheidung (9,5 %), Geburt von Kindern (4,3 %), Wohnungslosigkeit (2,5 %), Tod eines Familienangehörigen (1,4 %), Überschuldung, Haftentlassung, Suchtabhängigkeit (3,5 %).

Der Bezug von Sozialhilfe hängt entscheidend von der Lage auf dem Arbeitsmarkt ab. Vor allem der Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit ist für den steilen Zuwachs der Empfängerzahlen verantwortlich. Von den 1,77 Mio. Sozialempfängern zwischen 15 und 65 Jahren waren 1998 8,4 % erwerbstätig, 40,2 % arbeitslos und 51,4 % aus anderen Gründen nicht erwerbstätig, z. B. wegen häuslicher Bindung, Ausbildung, Krankheit, Behinderung und Alter.
Sozialhilfe soll von ihrem Anspruch her keine rentenähnliche Dauerleistung sein. Tatsächlich weist die Sozialhilfestatistik für 1998 aus, dass 41,4 % der Hilfe empfangenden Haushalte die Leistungen für einen Zeitraum von weniger als einem Jahr erhalten. Für 11,3 % der Haushalte liegt die bisherige Bezugsdauer bei 5 Jahren und.
Aus:

W. Hanesch/ P. Krause/ G. Bäcker: Armut und Ungleichheit in Deutschland. Der neue Armutsbericht der Hans-Böckler-Stiftung, des DGB und des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. rororo November 2000. (DM 26,90).