Kapital I.: 56-61

Marx beginnt mit der Analyse der Ware.

Ein Ding oder eine Dienstleistung muss zunächst ein menschliches Bedürfnis befriedigen, also nützlich sein (= Gebrauchswert haben) und es/sie muss menschliche Arbeit enthalten (= Warenwert oder Wert haben). Schließlich muss das Ding oder die Dienstleistung mit dieser doppelten Eigenschaft für den Austausch, also den Markt oder Verkauf produziert worden sein.

Es gibt nach dieser Definition also Dinge, die einen Gebrauchswert haben, ohne Wert zu haben (z. B. die Luft), es gibt menschliche Produkte oder Dienstleistungen, die keine Waren sind, weil sie nicht für den Austausch (Verkauf) gemacht sind (, sondern z.B. für den Eigenbedarf oder für Familienmitglieder). Und es gibt Produkte, die zwar Arbeit enthalten, aber nutzlos sind, und daher keinen Wert haben (wie z.B. Produktionsausschuss). Wert haben nur Waren, die auch einen Gebrauchswert haben.

Der Wert einer bestimmten Ware bleibt im Laufe der Zeit nicht unverändert, sondern wechselt mit der zu ihrer Herstellung durchschnittlich notwendigen Arbeitszeit; letztere verändert sich mit jedem Wechsel der Produktivkraft der Arbeit [Produktivität].

(Text geändert auf Hinweis eines aufmerksamen Lesers.)

Wodurch die Produktivität der Arbeit sich ändert, wird später noch erklärt.

2) Doppelcharakter der in den Waren dargestellten Arbeit

„Ursprünglich erschien uns die Ware als ein Zwiespältiges, Gebrauchswert und Tauschwert. Später zeigte sich, dass auch die Arbeit, soweit sie im Wert ausgedrückt ist, nicht mehr dieselben Merkmale besitzt, die ihr als Erzeugerin von Gebrauchswerten zukommen. Diese zwiespältige Natur der in der Ware enthaltenen Arbeit ist zuerst von mir kritisch nachgewiesen worden. Da dieser Punkt der Springpunkt ist, um den sich das Verständnis der politischen Ökonomie dreht, soll er hier näher beleuchtet werden.“ K. Marx, Kapital I : 56.

Arbeit, sofern sie einen Gebrauchsgegenstand schafft oder eine Dienstleistung hervorbringt, ist eine „bestimmte Art produktiver Tätigkeit. Sie ist bestimmt durch ihren Zweck, Operationsweise, Gegenstand, Mittel und Resultat. Die Arbeit, deren ... Produkt ein Gebrauchswert ist, nennen wir kurzweg nützliche Arbeit.“ K. Marx, Kapital I : 56.

„Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit daher eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung der Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln.“ K. Marx, Kapital I : 57.

„Die Gebrauchswerte Rock, Leinwand usw. kurz die Warenkörper, sind Verbindungen von zwei Elementen, Naturstoff und Arbeit. ... Der Mensch kann in seiner Produktion nur verfahren, wie die Natur selbst, d. h. nur die Formen der Stoffe ändern. Noch mehr. In dieser Arbeit der Formung selbst wird er beständig unterstützt von Naturkräften. Arbeit ist also nicht die einzige Quelle der von ihr produzierten Gebrauchswerte, des stofflichen Reichtums. Die Arbeit ist sein Vater, wie William Petty sagt, und die Erde seine Mutter.“ K. Marx, Kapital I : 57-58.

„Gehen wir nun von der Ware, soweit sie Gebrauchsgegenstand, über zum Waren-Wert.“ K. Marx, Kapital I.: 58.

„Sieht man ab von der Bestimmtheit der produktiven Tätigkeit und daher vom nützlichen Charakter der Arbeit, so bleibt das an ihr, dass sie eine Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ist ...  produktive Verausgabung von menschlichem Hirn, Muskel, Nerv, Hand usw. ...

Der Wert der Ware ... stellt menschliche Arbeit schlechthin dar, Verausgabung menschlicher Arbeit überhaupt.“ K. Marx, Kapital I. : 58-59.

Bei der nützlichen Arbeit „handelt es sich um das Wie und Was der Arbeit“, bei der wertbildenden Arbeit „um ihr Wieviel, ihre Zeitdauer.“ K. Marx, Kapital I : S. 60.

„Alle Arbeit ist einerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im physiologischen Sinn, und in dieser Eigenschaft gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Arbeit bildet sie den Warenwert. Alle Arbeit ist andrerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft in besonderer zweckbestimmter Form, und in dieser Eigenschaft konkreter nützlicher Arbeit produziert sie Gebrauchswerte.“ K. Marx, Kapital I : 61.

„Die einfache Durchschnittsarbeit selbst wechselt zwar in verschiedenen Ländern und Kulturepochen ihren Charakter, ist aber in einer vorhandenen Gesellschaft gegeben. Kompliziertere Arbeit gilt nur als potenzierte oder multiplizierte einfache Arbeit, so dass ein kleineres Quantum komplizierter Arbeit gleich einem größerem Quantum einfacher Arbeit ist.

Dass diese Reduktion beständig vorgeht, zeigt die Erfahrung. Eine Ware mag das Produkt der kompliziertesten Arbeit sein, ihr Wert setzt sie dem Produkt einfacher Arbeit gleich und stellt daher selbst nur ein bestimmtes Quantum einfacher Arbeit dar.“ K. Marx Kapital I. : 59.

Zur Methode dieser Online-Lektüre:

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.

Jedem neuen Abschnitt wird eine Zusammenfassung des bisherigen Gedankengangs vorangestellt.

Wo es dem Verständnis dient, wurden Fremd­wörter, Maß­einhei­ten und teilweise auch Zahlenbeispiele modernisiert.

Diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht. Hervor­hebungen von Marx sind normal fett gedruckt. Jedes Zitat enthält die Seitenangabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.

Wal Buchenberg