Kapital 2. 069 -
082
„Betrachten wir nun die
Gesamtbewegung G - W ... P .. W’ - G’, oder ihre ausführliche
Form G - W=A/Pm ... P ... W‘ (W + w) - G‘ (G + g). Das
Kapital erscheint hier als ein Wert, der eine Reihenfolge
zusammenhängender, durch einander bedingter Verwandlungen durchläuft, eine
Reihe von Verwandlungen, die ebenso viele Phasen oder Stadien eines
Gesamtprozesses bilden. Zwei dieser Phasen gehören der
Zirkulationssphäre an, eine der Produktionssphäre. In jeder dieser Phasen
befindet sich der Kapitalwert in verschiedener Gestalt, der eine
verschiedene, spezielle Funktion entspricht. Innerhalb dieser Bewegung
erhält sich nicht nur der vorgeschossene Wert, sondern er wächst, vermehrt
seine Größe. Endlich, im Schlussstadium kehrt er zur selben Form
zurück, worin er beim Ausgang des Gesamtprozesses erschien. Dieser
Gesamtprozess ist daher Kreislaufprozess.“ K. Marx, Kapital 2.:
56. „Der Kreislaufprozess des Kapitals ist also Einheit von Zirkulation
und Produktion, schließt beide ein.“ K. Marx, Kapital 2.:
64.
„Der Kreislauf des
Kapitals geht nur normal vonstatten, solange seine verschiedenen Phasen
ohne Stockung ineinander übergehen. Stockt das Kapital in der ersten Phase
G - W, so erstarrt das Geldkapital zum Schatz; wenn es in der
Produktionsphase stockt, so liegen die Produktionsmittel
funktionslos auf der einen Seite, während die Arbeitskraft auf der anderen
unbeschäftigt bleibt; wenn es in der letzten Phase W’ - G’
stockt, so versperren unverkäuflich aufgehäufte Waren den
Zirkulationsfluss.“ K. Marx, Kapital 2.: 56.
„Andererseits liegt es in
der Natur der Sache, dass der Kreislauf selbst die Fixierung des Kapitals,
während bestimmter Fristen, in den einzelnen Kreisabschnitten bedingt. In
jeder seiner Phasen ist das industrielle Kapital an eine bestimmte Form
gebunden, als Geldkapital, produktives Kapital, Warenkapital. Nur
nachdem es die seiner jedesmaligen Form entsprechende Funktion vollzogen
hat, erhält es die Form, worin es eine neue Verwandlungsphase eingehen
kann.“ K. Marx, Kapital 2.: 56-59.
„Die beiden Formen, die
der Kapitalwert innerhalb seiner Zirkulationsstadien annimmt, sind die von
Geldkapital und Warenkapital; seine dem Produktionsstadium
angehörige Form ist die von produktivem Kapital. Das Kapital,
welches im Verlauf seines Gesamtkreislaufes diese Formen annimmt und
wieder abstreift und in jeder die ihr entsprechende Funktion vollzieht,
ist industrielles Kapital ... Geldkapital, Warenkapital,
produktives Kapital bezeichnen hier also nicht selbständige Kapitalsorten,
deren Funktionen den Inhalt gleichfalls selbständiger und voneinander
getrennter Geschäftszweige bilden. Sie bezeichnen hier nur besondere
Funktionsformen des industriellen Kapitals, das sie alle drei nacheinander
annimmt.“ K. Marx, Kapital 2.: 56.
Zweites
Kapitel
Der Kreislauf des
produktiven Kapitals
„Der Kreislauf des
produktiven Kapitals ist die Form, worin die klassische Ökonomie den
Kreislaufprozess des industriellen Kapitals betrachtet.“ K. Marx, Kapital
2.: 90.
„Der Kreislauf des
produktiven Kapitals hat die allgemeine Formel: P ... W’ - G’ - W ...
P. Er bedeutet die periodisch erneuerte Funktion des produktiven
Kapitals, also die Reproduktion, oder seinen Produktionsprozess als
Reproduktionsprozess mit Bezug auf die Verwertung; nicht nur
Produktion, sondern periodische Produktion von Mehrwert; die Funktion
des in seiner produktiven Form befindlichen industriellen Kapitals, nicht
als einmalige, sondern als periodisch wiederholte Funktion, so dass der
Wiederbeginn durch den Ausgangspunkt selbst gegeben ist.“ K. Marx, Kapital
2.: 69.
„Zweierlei spring sofort
bei dieser Form in die Augen. Erstens. Während in der ersten Form G ...
G‘ der Produktionsprozess ... die Zirkulation des Geldkapitals unterbricht
und nur als Vermittler zwischen seinen beiden Phasen G - W und W‘ - G‘
erscheint, bildet hier der gesamte Zirkulationsprozess des industriellen
Kapitals, seine ganze Bewegung innerhalb der Zirkulationsphase, nur eine
Unterbrechung und daher nur die Vermittlung zwischen dem produktiven
Kapital, das als erstes Extrem den Kreislauf eröffnet und als letztes ihn
in derselben Form, also in der Form seines Wiederbeginns, schließt. Die
eigentliche Zirkulation erscheint nur als Vermittlung der periodisch
erneuerten und durch die Erneuerung kontinuierliche
Reproduktion. Zweitens. Die gesamte Zirkulation stellt sich dar in der
entgegengesetzten Form von der, die sie im Kreislauf des Geldkapitals
besitzt. Sie war dort: G - W - G (G - W. W - G), abgesehen von der
Wertbestimmung; sie ist hier, wieder abgesehen von der Wertbestimmung, W -
G - W (W - G. G - W), also die Form der einfachen Warenzirkulation.“ K.
Marx, Kapital 2.: 69f.
„Ob wir nun den Kreislauf
in der Form G ... G‘ oder in der Form P ... P betrachten, der unmittelbare
Produktionsprozess P bildet stets nur ein Glied dieses Kreislaufs. In der
einen Form erscheint er als Vermittlung des Zirkulationsprozesses, in der
anderen Form erscheint der Zirkulationsprozess als seine Vermittlung.“ K.
Marx, Kapital 2.: 351. I. Einfache Reproduktion „Nehmen wir
also zunächst die einfache Reproduktion des produktiven Kapitals, wobei
wie im ersten Kapitel gleichbleibende Umstände und Kauf und Verkauf der
Waren zu ihrem Wert vorausgesetzt sind. Der ganze Mehrwert geht unter
dieser Annahme in die persönliche Konsumtion des Kapitalisten
ein. Sobald die Verwandlung des Warenkapitals W‘ in Geld stattgefunden
hat, zirkuliert der Teil der Geldsumme, der den Kapitalwert
darstellt, fort im Kreislauf des industriellen Kapitals; der andre, der
vergoldeter Mehrwert ist, geht ein in die allgemeine Warenzirkulation...“
K. Marx, Kapital 2.: 70f.
„In unserem Beispiel
hatten wir ein Warenkapital W‘ von 10000 Pfund Garn zum Wert von 50000
Euro; 42200 Euro davon sind der Wert des produktiven
Kapitals, und setzen als Geldform von 8440 Pfund Garn die von W‘ begonnene
Kapitalzirkulation fort, während der Mehrwert von 7800 Euro,
Geldform von 1560 Pfund Garn, ... aus dieser Zirkulation heraustritt
und eine getrennte Bahn innerhalb der allgemeinen Warenzirkulation
beschreibt.“ K. Marx, Kapital 2. : 71.
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„Die Zirkulation von W
und w, von Kapitalwert und Mehrwert, spaltet sich nach der Verwandlung von
W‘ in G‘. Es folgt daher: Erstens: Indem durch W‘- G‘ = W‘- (G + g) das
Warenkapital realisiert wird, wird die in W’ - G’ noch gemeinsame und von
derselben Warenmasse getragene Bewegung von Kapitalwert und Mehrwert
spaltbar, indem beide jetzt selbständige Formen als Geldsummen
besitzen. Zweitens: Findet dieses Spaltung statt, indem g als Revenue
(=privater Konsum) des Kapitalisten verausgabt wird, während G als
funktionelle Form des Kapitalwerts seine durch den Kreislauf bestimmte
Bahn fortsetzt - so ist der erste Akt W’ - G’, im Zusammenhang mit den
nachfolgenden Akten G - W und g - w, darstellbar als die zwei
verschiedenen Zirkulationen: W - G - W und w - g - w;“ K. Marx, Kapital
2.: 72f.
„Drittens: Trennt sich
die in W und G noch gemeinschaftliche Bewegung von Kapitalwert und
Mehrwert nur teilweise (so dass ein Teil des Mehrwerts nicht als Revenue
verausgabt wird) oder gar nicht, so geht im Kapitalwert selbst eine
Veränderung vor noch innerhalb seines Kreislaufs, vor Vollendung
desselben. ... Es kann dies zugleich verbunden sein mit Änderung seiner
Wertzusammensetzung.“ K. Marx, Kapital 2.: 73 (siehe dazu nächstes
Kapitel: Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter
Stufenleiter).
„g - w ist eine Reihe von
Käufen vermittelst des Geldes, das der Kapitalist, sei es in eigentlichen
Waren, sei es in Diensten für seine werte Person, bzw. seine
Familie, verausgabt. Diese Käufe sind zersplittert, finden zu
verschiedenen Terminen statt. Das Geld existiert also zeitweise in der
Form eines für die laufende Konsumtion bestimmten Geldvorrats oder
Schatzes... Seine Funktion als Zirkulationsmittel, das auch seine
vorübergehende Form als Schatz einbegreift, geht nicht in die Zirkulation
des Kapitals in seiner Geldform G ein. Das Geld wird nicht vorgeschossen,
sondern verausgabt.“ K. Marx, Kapital 2. : 71. „G, als Geldkapital,
setzt den Kreislauf des Kapitals fort, g, als Ausgabe für privaten
Konsum (g - w), geht in die allgemeine Zirkulation ein, fliegt aber
aus dem Kreislauf des Kapitals hinaus.“ K. Marx, Kapital 2. : 75. „In w
- g - w fungiert Geld nur als Münze; Zweck dieser Zirkulation ist die
individuelle Konsumtion des Kapitalisten. Es charakterisiert den
Schwachsinn der Vulgärökonomie, dass sie diese Zirkulation, die
nicht in den Kreislauf des Kapitals eingeht - die Zirkulation des als
Revenue verzehrten Teils des Wertprodukts - für den charakteristischen
Kreislauf des Kapitals ausgibt.“ K. Marx, Kapital 2. :
75.
„In der zweiten Phase, G
- W, ist der Kapitalwert G = P (dem Wert des produktiven Kapitals, das den
Kreislauf des industriellen Kapitals hier eröffnet) wieder vorhanden,
entledigt vom Mehrwert, also in derselben Wertgröße, wie in dem ersten
Stadium des Kreislaufs des Geldkapitals G - W.“ K. Marx, Kapital 2. :
75.
„Damit der Kreislauf sich
normal vollzieht, muss W‘ zu seinem Wert und in seiner Gesamtheit verkauft
werden.... Es ist unsre Annahme, dass dies hier geschieht.“ K. Marx,
Kapital 2.: 77f.
„Gleichzeitig mit w - g
hat also der Kapitalwert in der Funktion des Warenkapitals W’ - G’ die
Phase W - G durchlaufen und tritt nun in die ergänzende Phase G - W=A/Pm;
seine Gesamtzirkulation ist also W - G - W=A/Pm.“ K. Marx, Kapital 2. :
75.
„Mit Vollziehung von G -
W=A/Pm ist G in produktives Kapital rückverwandelt, in P, und
beginnt der Kreislauf von neuem. Die ausführliche Form von P ...
W’ - G’ - W ... P ist also: P ... (W+w) - (G + g) - W=A/Pm ... P +
w.“ (wobei w in den privaten Konsum des Kapitalisten geht.) K.
Marx, Kapital 2.: 79.
„In dieser Form, wo sich
die ganze Bewegung in P ... P darstellt, also keine Wertdifferenz zwischen
den beiden Endpunkten stattfindet, ist ... die Verwertung des
vorgeschossenen Werts, die Erzeugung von Mehrwert, ebenso dargestellt wie
in G ... G‘;“ K. Marx, Kapital 2. : 85. (Der Mehrwert verwandelt sich
hier in privaten Konsum des Kapitalisten)
„Wir haben also einfache
Reproduktion vorausgesetzt, d. h. dass g - w sich ganz trennt von G -
W. Da beide Zirkulationen, w - g - w ebenso wie W - G - W, der
allgemeinen Form nach der Warenzirkulation angehören (und daher auch keine
Wertdifferenzen zwischen den Extremen zeigen), so ist es leicht, wie die
Vulgärökonomie es tut, den kapitalistischen Produktionsprozess aufzufassen
als bloße Produktion von Waren, Gebrauchswerten zur Konsumtion irgendeiner
Art bestimmt, die der Kapitalist nur produziert, um sie durch Waren von
anderem Gebrauchswert zu ersetzen, oder sie damit umzutauschen, wie es in
der Vulgärökonomie fälschlich heißt.“ K. Marx, Kapital 2. :
73-74.
Schon das normale
Funktionieren dieses einfachen Kreislaufes P ... P birgt den Keim der
Überproduktionskrise „Sobald
W‘ nämlich verkauft, in Geld verwandelt ist, kann es in die realen
Faktoren des Arbeitsprozesses und darum des Produktionsprozesses
rückverwandelt werden. Ob W‘ daher vom endgültigen Konsumenten
gekauft ist oder vom Kaufmann, der es wieder verkaufen will, ändert
unmittelbar nichts an der Sache. Der Umfang der von der
kapitalistischen Produktion erzeugten Warenmassen wird bestimmt durch die
Stufenleiter dieser Produktion und das Bedürfnis der beständigen
Ausdehnung dieser letzteren, nicht durch einen vorherbestimmten
Kreis von Nachfrage und Angebot, von zu befriedigenden Bedürfnissen. Die
Massenproduktion kann für ihren unmittelbaren Käufer, außer andern
industriellen Kapitalisten, nur den Großkaufmann haben. Innerhalb
gewisser Grenzen kann der Reproduktionsprozess auf derselben oder
erweiterter Stufe vorgehen, obgleich die aus ihm ausgestoßenen Waren nicht
wirklich in die individuelle oder produktive Konsumtion eingegangen sind.
Die Konsumtion der Waren ist nicht eingeschlossen in den Kreislauf des
Kapitals, aus dem sie hervorgegangen sind. Sobald das Garn z.B.
verkauft ist, kann der Kreislauf des im Garn dargestellten Kapitalwerts
von neuem beginnen, was auch immer zunächst aus dem verkauften Garn wird.
Solange das Produkt verkauft wird, geht vom Standpunkt des
kapitalistischen Produzenten alles seinen regelmäßigen Gang. Der Kreislauf
des Kapitalwerts, den er repräsentiert, wird nicht unterbrochen. Es
kann so die Produktion von Mehrwert und mit ihr auch die individuelle
Konsumtion des Kapitalisten wachsen, der ganze Reproduktionsprozess sich
im blühendsten Zustand befinden und dennoch ein großer Teil der Waren nur
scheinbar in die Konsumtion eingegangen sein, in Wirklichkeit aber
unverkauft in den Händen von Wiederverkäufern lagern, tatsächlich sich
also noch auf dem Markt befinden. Nun folgt Warenstrom auf Warenstrom,
und es tritt endlich hervor, dass der frühere Strom nur scheinbar von der
Konsumtion verschlungen ist. Die Warenkapitale machen sich
wechselseitig ihren Platz auf dem Markt streitig. Die Nachrückenden, um zu
verkaufen, verkaufen unter dem Preis. Die früheren Ströme sind noch nicht
flüssig gemacht, während die Zahlungstermine dafür fällig werden. Ihre
Inhaber müssen sich insolvent erklären oder verkaufen zu jedem Preis, um
zu zahlen. ... Dann bricht die Krise los. Sie wird sichtbar nicht in
der unmittelbaren Abnahme der konsumtiven Nachfrage, der Nachfrage für
individuelle Konsumtion, sondern in der Abnahme des Austauschs von Kapital
gegen Kapital, des Reproduktionsprozesses des Kapitals.“ K. Marx, Kapital
2.: 80f.
Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände
online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den
vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in
seinen eigenen Worten. Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung
des vorherigen Abschnitts voran. Auslassungen im laufenden Text sind
durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
Buchenberg. |