Kapital 2.: 82-87

Zweites Kapitel
Der Kreislauf des produktiven Kapitals

„Der Kreislauf des produktiven Kapitals hat die allgemeine Formel:
P ... W’ - G’ - W ... P.
Er bedeutet die periodisch erneuerte Funktion des produktiven Kapitals, also die Reproduktion, oder seinen Produktionsprozess als Reproduktionsprozess mit Bezug auf die Verwertung;
nicht nur Produktion, sondern periodische Produktion von Mehrwert;
die Funktion des in seiner produktiven Form befindlichen industriellen Kapitals, nicht als einmalige, sondern als periodisch wiederholte Funktion, so dass der Wiederbeginn durch den Ausgangspunkt selbst gegeben ist.“ K. Marx, Kapital 2.: 69.
I. Einfache Reproduktion
„Nehmen wir also zunächst die einfache Reproduktion des produktiven Kapitals, wobei wie im ersten Kapitel gleichbleibende Umstände und Kauf und Verkauf der Waren zu ihrem Wert vorausgesetzt sind.
Der ganze Mehrwert geht unter dieser Annahme in die persönliche Konsumtion des Kapitalisten ein.
Sobald die Verwandlung des Warenkapitals W‘ in Geld stattgefunden hat, zirkuliert der Teil der Geldsumme, der den Kapitalwert darstellt, fort im Kreislauf des industriellen Kapitals; der andre, der vergoldeter Mehrwert ist, geht ein in die allgemeine Warenzirkulation...“ K. Marx, Kapital 2.: 70f.
„In unserem Beispiel hatten wir ein Warenkapital W‘ von 10000 Pfund Garn zum Wert von 50000 Euro;
42200 Euro davon sind der Wert des produktiven Kapitals, und setzen als Geldform von 8440 Pfund Garn die von W‘ begonnene Kapitalzirkulation fort, während der Mehrwert von 7800 Euro, Geldform von 1560 Pfund Garn, ... aus dieser Zirkulation heraustritt und eine getrennte Bahn innerhalb der allgemeinen Warenzirkulation beschreibt.“ K. Marx, Kapital 2. : 71.
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„Die Zirkulation von W und w, von Kapitalwert und Mehrwert, spaltet sich nach der Verwandlung von W‘ in G‘. Es folgt daher:
Erstens: Indem durch W‘- G‘ = W‘- (G + g) das Warenkapital realisiert wird, wird die in W’ - G’ noch gemeinsame und von derselben Warenmasse getragene Bewegung von Kapitalwert und Mehrwert spaltbar, indem beide jetzt selbständige Formen als Geldsummen besitzen.
Zweitens: Findet dieses Spaltung statt, indem g als Revenue (=privater Konsum) des Kapitalisten verausgabt wird, während G als funktionelle Form des Kapitalwerts seine durch den Kreislauf bestimmte Bahn fortsetzt - so ist der erste Akt W’ - G’, im Zusammenhang mit den nachfolgenden Akten G - W und g - w, darstellbar als die zwei verschiedenen Zirkulationen: W - G - W und w - g - w;“ K. Marx, Kapital 2.: 72f.
„Drittens: Trennt sich die in W und G noch gemeinschaftliche Bewegung von Kapitalwert und Mehrwert nur teilweise (so dass ein Teil des Mehrwerts nicht als Revenue verausgabt wird) oder gar nicht, so geht im Kapitalwert selbst eine Veränderung vor noch innerhalb seines Kreislaufs, vor Vollendung desselben. ...
Es kann dies zugleich verbunden sein mit Änderung seiner Wertzusammensetzung.“ K. Marx, Kapital 2.: 73
II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter
„Wir betrachteten zuerst die einfache Reproduktion, wobei unterstellt wurde, dass der ganze Mehrwert als Revenue verausgabt wird. In der Wirklichkeit muss unter normalen Verhältnissen immer ein Teil des Mehrwerts als Revenue verausgabt und ein andrer Teil kapitalisiert werden...“ K. Marx, Kapital 2. : 84.
„Der ganze Charakter der kapitalistischen Produktion ist bestimmt durch die Verwertung des vorgeschossenen Kapitalwerts, also in erster Instanz durch Produktion von möglichst viel Mehrwert; zweitens aber (siehe Buch I, Kap. XXII „Verwandlung von Mehrwert in Kapital“) durch Produktion von Kapital, also durch Verwandlung von Mehrwert in Kapital. Die Akkumulation oder Produktion auf erweiterter Stufenleiter, die als Mittel zu stets ausgedehnterer Produktion von Mehrwert, daher Bereicherung des Kapitalisten, als persönlicher Zweck des letzteren erscheint, ...  wird aber weiter, wie im ersten Buch gezeigt, durch ihre Entwicklung eine Notwendigkeit für jeden individuellen Kapitalisten. Die stete Vergrößerung seines Kapitals wird Bedingung der Erhaltung desselben.“ K. Marx, Kapital 2.: 83f.
„Um die Formel nicht zu komplizieren, ist es ... besser anzunehmen, dass der ganze Mehrwert akkumuliert wird.
Die Formel P ... W’ - G’ - W’=A/PM ... P‘ drückt aus:
produktives Kapital, das auf größerer Stufenleiter und mit größerem Wert reproduziert wird, und als angewachsenes produktives Kapital seinen zweiten Kreislauf beginnt...
Sobald dieser zweite Kreislauf beginnt, haben wir wieder P als Ausgangspunkt; bloß ist P ein größeres produktives Kapital als das erste P war.“ K. Marx, Kapital 2.: 84.
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„Vergleichen wir P ... P‘ mit G ... G‘ oder dem ersten Kreislauf (P ... P) , so haben sie durchaus nicht dieselbe Bedeutung. G ...G‘, für sich genommen als vereinzelter Kreislauf, drückt nur aus, das G, das Geldkapital (oder das industrielle Kapital in seinem Kreislauf als Geldkapital) Geld heckendes Geld, Wert heckender Wert ist, Mehrwert setzt.“ K. Marx, Kapital 2.: 84.
“Dass Mehrwert produziert worden ist, ist in der zuerst betrachteten Form von P ... P dargestellt (siehe ausführliche Formel S. 79) durch w - g- w, das in seinem zweiten Stadium außerhalb der Kapitalzirkulation fällt und die Zirkulation des Mehrwerts als Revenue darstellt. (siehe Grafik_2) ...
In P ... P‘ drückt P‘ aus, ... dass der produzierte Mehrwert kapitalisiert, also Kapital akkumuliert worden ist, und daher P‘, gegenüber P, aus dem ursprünglichen Kapitalwert plus dem Wert von ... akkumuliertem Kapital besteht.“ K. Marx, Kapital 2.: 84f.
„Im Stadium G‘ - W’=A/PM  ist die angewachsene Größe nur durch W‘ angezeigt, aber nicht durch A‘ und Pm‘. Da W die Summe von A und Pm, ist schon durch W‘ angezeigt, dass die Summe der in ihm enthaltenen A und Pm größer ist als das ursprüngliche P.
Zweitens aber wäre die Bezeichnung A‘ und Pm‘ falsch, weil wir wissen, dass mit dem Wachstum des Kapitals eine Änderung seiner Wertzusammensetzung verbunden ist, im Fortschritt derselben der Wert von Pm wächst, der von A stets relativ abnimmt, oft absolut.“ K. Marx, Kapital 2.: 87.


Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
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Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
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