Kapital 2.: 087 - 090

II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter
„Wir betrachteten zuerst die einfache Reproduktion, wobei unterstellt wurde, dass der ganze Mehrwert als Revenue verausgabt wird. In der Wirklichkeit muss unter normalen Verhältnissen immer ein Teil des Mehrwerts als Revenue verausgabt und ein andrer Teil kapitalisiert werden...“ K. Marx, Kapital 2. : 84.
„Um die Formel nicht zu komplizieren, ist es ... besser anzunehmen, dass der ganze Mehrwert akkumuliert wird.
Die Formel P ... W’ - G’ - W’=A/PM ... P‘ drückt aus:
produktives Kapital, das auf größerer Stufenleiter und mit größerem Wert reproduziert wird, und als angewachsenes produktives Kapital seinen zweiten Kreislauf beginnt...
Sobald dieser zweite Kreislauf beginnt, haben wir wieder P als Ausgangspunkt; bloß ist P ein größeres produktives Kapital als das erste P war.“ K. Marx, Kapital 2.: 84.

„Dass Mehrwert produziert worden ist, ist in der zuerst betrachteten Form von P ... P dargestellt (siehe ausführliche Formel S. 79) durch w - g- w, das in seinem zweiten Stadium außerhalb der Kapitalzirkulation fällt und die Zirkulation des Mehrwerts als Revenue darstellt. (siehe Grafik_2) ...
In P ... P‘ drückt P‘ aus, ... dass der produzierte Mehrwert kapitalisiert, also Kapital akkumuliert worden ist, und daher P‘, gegenüber P, aus dem ursprünglichen Kapitalwert plus dem Wert von ... akkumuliertem Kapital besteht.“ K. Marx, Kapital 2.: 84f.

III. Geldakkumulation
„Da die Proportionen, worin der Produktionsprozess erweiterbar, nicht willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisierte Mehrwert, obgleich zur Kapitalisierung bestimmt, oft erst durch die Wiederholung verschiedener Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen (muss also bis dahin aufgehäuft werden), worin er wirklich als zuschüssiges Kapital fungieren ... kann.
Der Mehrwert erstarrt also zum Schatz und bildet in dieser Form latentes (=potentielles) Geldkapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 82f.
„Ob g, der vergoldete Mehrwert, sofort wieder dem prozessierenden Kapitalwert zugeschlagen, und so zusammen mit dem Kapital G, in der Größe G‘ in den Kreislaufprozess eingehen kann, hängt von Umständen ab, die unabhängig sind von dem bloßen Vorhandensein von g.
Soll g als Geldkapital in einem, neben dem ersten Geschäft anzulegenden, zweiten selbständigen Geschäft dienen, so ist klar, dass es hierzu nur anwendbar, wenn es die zu solchem Geschäft nötige Minimalgröße besitzt.
Soll es zur Ausdehnung des ursprünglichen Geschäft verwandt werden, so bedingen die Verhältnisse der stofflichen Faktoren von P und deren Wertverhältnisse ebenfalls eine bestimmte Minimalgröße für g. Alle in diesem Geschäft wirkenden Produktionsmittel haben nicht nur ein qualitatives, sondern ein bestimmtes quantitatives Verhältnis zueinander, einen proportionellen Umfang. ... So kann der Spinner nicht die Zahl seiner Spindeln vermehren, ohne gleichzeitig die entsprechenden Kratzen und Vorspinnstühle anzuschaffen, abgesehen von der vermehrten Ausgabe für Baumwolle und Arbeitslohn, die eine solche Geschäftsausdehnung bedingt. ...
Solange g diesen Minimalumfang nicht besitzt, muss der Kreislauf des Kapitals sich mehrmals wiederholen, bis die Summe der nacheinander von ihm erzeugten g, mit G zusammen ... in G‘ - W’=A/PM fungieren kann. ...
In der Zwischenzeit wird also g angehäuft und seine Anhäufung ist nicht seine eigne Funktion, sondern das Resultat wiederholter P ...P.
Seine eigne Funktion ist sein Verharren im Geldzustand ... und existiert nur in der Form eines im Bildungsprozess, im Wachstum begriffenen Schatzes.
Geldakkumulation, Schatzbildung, erscheint hier als ein Prozess, der die wirkliche Akkumulation ... vorübergehend begleitet. K. Marx, Kapital 2.: 88.
„Solange es ... im Schatzzustande verharrt, fungiert es nicht als Geldkapital, ist noch brachliegendes Geldkapital; nicht wie vorher in seiner Funktion unterbrochenes, sondern noch nicht zu seiner Funktion fähiges.“ K. Marx, Kapital 2.: 88.
„Wir nehmen die Geldanhäufung in ihrer ursprünglichen realen Form, als wirklichen Geldschatz. Sie kann auch existieren in der Form von bloßen Guthaben, Schuldforderungen des Kapitalisten, der W‘ verkauft hat. Was die andren Formen betrifft, wo dies latente Geldkapital in der Zwischenzeit selbst in Gestalt von Geld heckendes Geld existiert, z.B. als zinstragendes Depositum in einer Bank, in Wechseln oder Wertpapieren irgendeiner Art, so gehören sie nicht hierher.“ K. Marx, Kapital 2.: 88f.

IV. Reservefonds
In der eben betrachteten Form ist der Schatz, als welcher der Mehrwert existiert, Geldakkumulationsfonds, die Geldform, welche die Kapitalakkumulation vorübergehend besitzt, und insofern selbst Bedingung der letzteren.“ K. Marx, Kapital 2.: 89.
„Verlängert sich der Prozess W‘ - G‘ über sein normales Maß, ist also das Warenkapital anormal aufgehalten in seiner Verwandlung in Geldform; oder ist ... z.B. der Preis der Produktionsmittel, worin das Geldkapital umgesetzt werden muss, gestiegen über den Stand, den er beim Beginn des Kreislaufs hatte, so kann der als Akkumulationsfonds fungierende Schatz verwandt werden, um die Stelle des Geldkapitals oder eines Teils desselben einzunehmen.
Der Geldakkumulationsfonds dient so als Reservefonds, um Störungen des Kreislaufs auszugleichen.“ K. Marx, Kapital 2.: 89.
„Als solcher Reservefonds ist er verschieden von dem ... Fonds von Kauf- oder Zahlungsmitteln. Die letzteren sind Teil des fungierenden Geldkapitals..., dessen Teile nur in verschiedenen Zeitterminen nacheinander in Funktion treten. ...
Dagegen ist der Reservefonds nicht ein Bestandteil des fungierenden Kapitals, ... sondern des in einem Vorstadium seiner Akkumulation begriffenen Kapitals. ...
Es versteht sich übrigens ganz von selbst, dass der Kapitalist in Nöten in keiner Weise nach den bestimmten Funktionen des in seiner Hand befindlichen Geldes fragt, sondern anwendet, was er hat, um den Kreislaufprozess seines Kapitals in Gang zu halten.“ K. Marx, Kapital 2.: 89f.
„Die allgemein Formel des Kreislaufs des produktiven Kapitals, welche einfache und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter zusammenfasst, ist:
P ... (W’ - G’). (G - W=A/Pm) ... P (P’)
Ist P = P, so G  im Kauf der Produktionsfaktoren  = G‘ minus g;
ist P = P‘, so ist G im Kauf der Produktionsfaktoren größer als G‘ minus g;
d.h. g ist ganz oder teilweise in Geldkapital verwandelt worden.
Der Kreislauf des produktiven Kapitals ist die Form, worin die klassische Ökonomie den Kreislaufprozess des industriellen Kapitals betrachtet.“ K. Marx, Kapital 2.: 90.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg