Kapital 3.: 164-165

„Wir haben also gezeigt: dass in verschiedenen Industriezweigen, entsprechend der verschiedenen organischen Zusammensetzung der Kapitale, und innerhalb der angegebenen Grenzen auch entsprechend ihren verschiedenen Umschlagszeiten, ungleiche Profitraten herrschen und dass daher auch bei gleicher Mehrwertsrate nur für Kapitale von gleicher organischer Zusammensetzung - gleiche Umschlagszeiten vorausgesetzt - das Gesetz (der allgemeinen Tendenz nach) gilt, dass die Profite sich verhalten wie die Größen der Kapitale und daher gleich große Kapitale in gleichen Zeiträumen gleich große Profite abwerfen.“ K. Marx, Kapital 3.: 162.
„Wenn ... also gleich große Kapitale in verschiedenen Produktionssphären ungleiche Profite erzeugen infolge ihrer verschiedenen organischen Zusammensetzung, so folgt, dass die Profitrate ungleicher Kapitale in verschiedenen Produktionssphären nicht im Verhältnis zu ihren respektiven Größen stehen können, dass also die Profite in verschiedenen Produktionssphären nicht den Größen der jeweils in ihnen angewandten Kapitale proportional sind.“ K. Marx, Kapital 3.: 159.
„Andererseits unterliegt es keinem Zweifel, dass in der Wirklichkeit, von unwesentlichen, zufälligen und sich ausgleichenden Unterschieden abgesehen, die Verschiedenheit der durchschnittlichen Profitraten für die verschiedenen Industriezweige nicht existiert und nicht existieren könnte, ohne das ganze System der kapitalistischen Produktion aufzuheben.“ K. Marx, Kapital 3.: 162. (Wenn die Profitraten verschiedener Branchen große Unterschiede aufweisen würden, dann würde alles Kapital in die profitableren Branchen strömen, was den Gesamtzusammenhang der gesellschaftlichen Produktion aufheben würde. Die unprofitableren Branchen würden aussterben, die profitableren Branchen hätten große Überproduktion und die Profite würden insgesamt zusammenbrechen.)
„Es scheint also, dass die Werttheorie hier unvereinbar ist mit der wirklichen Bewegung, unvereinbar mit den tatsächlichen Erscheinungen der Produktion und dass daher überhaupt darauf verzichtet werden muss, die letzteren zu begreifen.“ K. Marx, Kapital 3.: 162.

9. Kapitel
Bildung einer allgemeinen Profitrate (Durchschnittsprofitrate)
und Verwandlung der Warenwerte in Produktionspreise

Bildung der Durchschnittsprofitrate:
„Die organische Zusammensetzung des Kapitals hängt in jedem aktuellen Moment von zwei Umständen ab: erstens vom technischen Verhältnis der angewandten Arbeitskraft zur Masse der angewandten Produktionsmittel; zweitens vom Preis dieser Produktionsmittel.
Sie muss, wie wir gesehen, nach ihrem Prozentverhältnis betrachtet werden.
Die organische Zusammensetzung eines Kapitals, das aus 4/5 konstantem und 1/5 variablem Kapital besteht, drücken wir aus durch die Formel 80 v + 20 v.
Ferner wird bei der Vergleichung eine unveränderliche Rate des Mehrwerts angenommen, und zwar eine irgend beliebige Rate, z.B. 100%.
Das Kapital von 80 c + 20 v wirft also einen Mehrwert von 20 m ab, was auf das Gesamtkapital eine Profitrate von 20 % bildet.
Wie groß nun der wirkliche Wert seines Produkts, hängt davon ab, wie groß der fixe Teil des konstanten Kapitals und wie viel davon als Verschleiß in das Produkt eingeht...
Da dieser Umstand aber völlig gleichgültig für die Profitrate und also für die vorliegende Untersuchung, wird der Vereinfachung halber (zunächst) angenommen, dass das konstante Kapital überall gleichmäßig ganz in das jährliche Produkt dieser Kapitale eingeht.
Es wird ferner angenommen, dass die Kapitale in den verschiedenen Produktionssphären, im Verhältnis zur Größe ihres variablen Teils, jährlich gleich viel Mehrwert realisieren;
es wird also vorläufig abgesehen von dem Unterschied, den die Verschiedenheit der Umschlagszeiten in dieser Beziehung hervorbringen kann.“ K. Marx, Kapital 3.: 164.

„Nehmen wir fünf verschiedenen Produktionssphären mit jedes Mal verschiedener organischer Zusammensetzung der in ihnen angelegten Kapitale, etwa wie folgt:“ (alle Mehrwertraten = 100 %) K. Marx, Kapital 3.: 164.
Kapitale - Mehrwert - Produktenwert - Profitrate
  c + v              m                     (c + v + m)    p’
1.
60c+40v+ 40 m    = 140 (c + v + m)            p’ = 40 %
2.
70c+30v+ 30 m    = 130 (c + v + m)            p’ = 30 %
3. 80c+20v+ 20 m    = 120 (c + v + m)            p’ = 20 %
4.
85c+15v+ 15 m    = 115 (c + v + m)            p’ = 15 %
5.
95c + 5v+   5 m     = 105 (c + v + m)            p’ =   5  %
Summen 1. - 5.:
390c+110v+ 110 m = 610 (c+v+m)            p’ = 22 %
vgl. K. Marx, Kapital 3.: 165.
„Wir haben hier für verschiedene Produktionssphären bei gleichmäßiger Ausbeutung der Arbeit sehr verschiedene Profitraten, entsprechend der verschiedenen organischen Zusammensetzung der Kapitale.“ K. Marx, Kapital 3.: 165.
„Die Gesamtsumme der in den fünf Sphären angelegten Kapitale (C = c + v) ist = 500;
die Gesamtsumme des von ihnen produzierten Mehrwerts = 110;
der Gesamtwert der von ihnen produzierten Waren = 610.
Betrachten wir die 500 als ein einziges Kapital, von dem 1 - 5 nur verschiedene Teile bilden ... so wäre erstens die Durchschnittszusammensetzung des Kapitals von
500 = 390 c + 110 v, oder prozentig 78 c + 22 v; ....
ebenso fielen auf jedes 100 als durchschnittlicher Mehrwert 22;
daher wäre die Durchschnittsrate des Profits = 22 %,
und endlich wäre der Preis von jedem Fünftel des von den 500 produzierten Gesamtprodukts = 122.
Das Produkt von jedem Fünftel des vorgeschossenen Gesamtkapitals müsste also zu 122 verkauft werden.“ K. Marx, Kapital 3.: 165.
„Es ist ... klar: das gesellschaftliche Gesamtkapital betrachtet, ist die Wertsumme der von ihm produzierten Waren (oder in Geld ausgedrückt ihr Preis) = Wert des konstanten Kapitals + Wert des variablen Kapitals + Mehrwert.“ ( c + v + m) K. Marx, Kapital 3.: 176. (Warenpreis und Warenwert stimmen nur dann  überein, wenn alle Kapitale als ein einziges Gesamtkapital betrachtet werden.)
„Infolge der verschiedenen organischen Zusammensetzung der in verschiedenen Produktionszweigen angelegten Kapitale;
infolge daher des Umstandes, dass je nach dem verschiedenen Prozentsatz, den der variable Teil in einem Gesamtkapital von gegebener Größe hat, sehr verschiedene Quanta Arbeit von Kapitalen gleicher Größe in Bewegung gesetzt werden, werden auch sehr verschiedene ... Massen Mehrwert von ihnen produziert.
Demgemäss sind die Profitraten, die in verschiedenen Produktionszweigen herrschen, ursprünglich sehr verschieden.
Diese verschiedenen Profitraten werden durch die Konkurrenz zu einer allgemeinen Profitrate ausgeglichen, welche der Durchschnitt aller dieser verschiedenen Profitraten ist.
Der Profit, der entsprechend dieser allgemeinen Profitrate auf ein Kapital von gegebener Größe fällt, welches immer seine organische Zusammensetzung, heißt der Durchschnittsprofit.“ K. Marx, Kapital 3.: 167.
„Es ist klar, dass der Durchschnittsprofit nichts sein kann, als die Gesamtmasse des Mehrwerts, verteilt auf die Kapitalmassen in jeder Produktionssphäre nach Verhältnis ihrer Größen.“ K. Marx, Kapital 3.: 183.
“Dass die Profite ungleich großer Kapitale im Verhältnis ihrer Größen sind, heißt überhaupt nichts, als dass gleich große Kapitale gleich große Profite abwerfen oder dass die Profitrate für alle Kapitale gleich ist, welches immer ihre Größe und ihre organische Zusammensetzung.“ K. Marx, Kapital 3.: 159.
K. Marx, Kapital 3.: 183.
„Man hat im ersten Abschnitt gesehen: Mehrwert und Profit waren identisch, der Masse nach betrachtet. ... Ein Größenunterschied ... war nur zwischen Mehrwertrate und Profitrate, nicht zwischen Mehrwert und Profit selbst. ...
Anders verhält es sich, sobald eine allgemeine Profitrate ... hergestellt ist.
Es ist jetzt nur noch Zufall, wenn der in einer besonderen Produktionssphäre wirklich erzeugte Mehrwert und daher Profit mit dem im Verkaufspreis enthaltenen Profit zusammenfällt.
In der Regel sind Profit und Mehrwert, und nicht bloß ihre Raten, nun wirklich verschiedene Größen.“ K. Marx, Kapital 3.: 176f.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg