Kapital 3.245-250

III. Verbilligung der Elemente des konstanten Kapitals
„Alles, was im ersten Abschnitt dieses Buchs über die Ursachen gesagt worden, die die Profitrate erhöhen .... gehört hierher.
Also namentlich, dass ... der Wert des konstanten Kapitals nicht in demselben Verhältnis wächst wie sein materieller Umfang. Z.B. die Baumwollmasse, die ein einzelner europäischer Spinnarbeiter in einer modernen Fabrik verarbeitet, ist gewachsen im kolossalsten Verhältnis zu dem, was ein europäischer Spinner früher mit dem Spinnrad verarbeitete. Aber der Wert der verarbeiteten Baumwolle ist nicht in demselben Verhältnis gewachsen wie ihre Masse. Ebenso mit den Maschinen und anderem fixen Kapital.“ K. Marx, Kapital 3. S. 245f.
„Kurz, dieselbe Entwicklung, die die Masse des konstanten Kapitals steigert im Verhältnis zum variablen, vermindert, infolge der gesteigerten Produktivkraft der Arbeit, den Wert seiner Elemente und verhindert daher, dass der Wert des konstanten Kapitals, obgleich beständig wachsend, im selben Verhältnis wachse wie sein materieller Umfang....
In einzelnen Fällen kann sogar die Masse der Elemente des konstanten Kapitals zunehmen, während sein Wert gleich bleibt oder fällt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 246.
“Obgleich mit der anwachsenden Körpermasse die Maschine absolut teurer wird, wird sie relativ billiger.
Wenn fünf Arbeiter zehnmal soviel Waren produzieren wie früher, verzehnfacht sich deswegen nicht die Auslage an fixem Kapital;
obgleich der Wert dieses Teils des konstanten Kapitals wächst mit der Entwicklung der Produktivkraft, wächst er bei weitem nicht in demselben Verhältnis.“ K. Marx, Kapital 3. S. 270.
“Mit dem Gesagten hängt zusammen die mit der Entwicklung der Industrie gegebene Entwertung des vorhandenen Kapitals (d.h. seiner stofflichen Elemente).
Auch sie ist eine der beständig wirkenden Ursachen, welche den Fall der Profitrate aufhalten, obgleich sie unter Umständen die Masse des Profits beeinträchtigen kann durch Beeinträchtigung der Masse des Kapitals, das Profit abwirft.
Es zeigt sich hier wieder, dass dieselben Ursachen, welche die Tendenz zum Fall der Profitrate erzeugen, auch die Verwirklichung dieser Tendenz mäßigen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 246.
(Diese Entwicklung konnte man an der Computertechnik gut verfolgen: Obwohl die Rechner in wenigen Jahren immer leistungsfähiger wurden, stiegen ihre Preise wenig oder gar nicht.)

IV. Die relative Überbevölkerung (= Arbeitslosigkeit)
„Ihre Erzeugung ist unzertrennlich von der und wird beschleunigt durch die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, die sich in der Abnahme der Profitrate ausdrückt.
Die relative Überbevölkerung zeigt sich um so auffallender in einem Lande, je mehr die kapitalistische Produktionsweise in ihm entwickelt ist.
Sie ist wiederum Grund, ... dass in vielen Produktionszweigen die mehr oder minder vollständige Unterordnung der Arbeit unter das Kapital fortdauert und länger fortdauert, als dies dem allgemeinen Stand der Entwicklung auf den ersten Blick entspricht...“ K. Marx, Kapital 3. S. 246.
„Andererseits öffnen sich neue Produktionszweige, besonders auch für Luxuskonsumtion, die eben jene relative, oft durch Überwiegen des konstanten Kapitals in anderen Produktionszweigen freigesetzte Bevölkerung als Basis nehmen, ihrerseits wieder auf Überwiegen des Elements der lebendigen Arbeit beruhen und erst nach und nach dieselbe Karriere wie die anderen Produktionszweige durchmachen. In beiden Fällen nimmt das variable Kapital eine bedeutende Proportion des Gesamtkapitals ein und ist der Arbeitslohn unter dem Durchschnitt, so dass sowohl Mehrwertrate wie Mehrwertmasse in diesen Produktionszweigen ungewöhnlich hoch sind. Da nun die allgemeine Profitrate durch die Ausgleichung der Profitraten in den besonderen Produktionszweigen gebildet wird, bringt hier wieder dieselbe Ursache, die die fallende Tendenz der Profitrate erzeugt, ein Gegengewicht gegen diese Tendenz hervor, das ihre Wirkung mehr oder minder paralysiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 247.
(Das Abwandern der Lohnarbeiter aus der Industrie mit hoher Kapitalzusammensetzung in die sogenannten „Dienstleistungsbereiche“ mit sehr niedriger Kapitalzusammensetzung und teilweise niedrigen Löhnen steigert die gesellschaftliche Durchschnittsprofitrate enorm.
Ein großer Teil dieser „Dienstleistungen“ geht in den Luxuskonsum - in Restaurants, Touristik, Beratungstätigkeiten für Private etc.
Laut Economist vom 17.10.1998 ging „fast 70 % des amerikanischen Bruttosozialprodukts in den Konsum“. Dabei entfielen auf „Familien mit einem Jahreseinkommen von mehr als 50000 US-Dollar im Jahr fast die Hälfte aller Konsumausgaben“, obwohl sie nur einen geringen Prozentsatz der Bevölkerung ausmachen.)

„Eine Entwicklung der Produktivkräfte, welche die absolute Anzahl der Arbeiter verminderte, d.h., in der Tat die ganze Nation befähigte, in einem geringeren Zeitteil ihre Gesamtproduktion zu vollziehen, würde Revolution herbeiführen, weil sie die Mehrzahl der Bevölkerung außer Kurs setzen würde.“ K. Marx, Kapital 3. S. 274.

V. Der auswärtige Handel
„Soweit der auswärtige Handel teils die Elemente des konstanten Kapitals, teils die notwendigen Lebensmittel, worin das variable Kapital sich umsetzt, verbilligt, wirkt er steigernd auf die Profitrate, indem der die Rate des Mehrwerts hebt und den Wert des konstanten Kapitals senkt. Er wirkt überhaupt in diesem Sinn, indem er erlaubt, die Stufenleiter der Produktion zu erweitern. Damit beschleunigt er einerseits die Akkumulation, andererseits aber auch das Sinken des variablen Kapitals gegen das konstante und damit den Fall der Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3. S. 247.
“Ebenso ist die Ausdehnung des auswärtigen Handels, obgleich in der Kindheit der kapitalistischen Produktionsweise deren Basis, in ihrem Fortschritt, durch die innere Notwendigkeit dieser Produktionsweise, durch ihr Bedürfnis nach stets ausgedehnterem Markt, ihr eigenes Produkt geworden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 247.
„Derselbe auswärtige Handel aber entwickelt im Inland die kapitalistische Produktionsweise, und damit die Abnahme des variablen Kapitals gegenüber dem konstanten, und produziert auf der anderen Seite Überproduktion mit Bezug auf das Ausland, hat daher auch wieder im weiteren Verlauf die entgegengesetzte Wirkung.“ K. Marx, Kapital 3. S. 249.
(In diese Entwicklung ist nicht nur die Ausweitung des Welthandels zu rechnen, sondern auch die Bildung von Handelszonen und der EU, die zu einer Ausweitung der Handelsströme, einer Verbilligung des konstanten Kapitals und der Produktion auf größerer Stufenleiter beitragen. Die EU sorgt auch für Anhebung der niedrigeren Profitrate in Deutschland durch Ausgleich mit den hohen Profitraten in rückständigeren Zonen wie Irland, Spanien, Portugal.)

VI. Zunahme des Aktienkapitals
„Den obigen fünf Punkten kann noch hinzugefügt werden der folgende, worauf aber zunächst nicht tiefer eingegangen werden kann.
Ein Teil des Kapitals wird im Fortschritt der kapitalistischen Produktion, der mit beschleunigter Akkumulation Hand in Hand geht, nur als zinstragendes Kapital berechnet und angewandt.
Nicht in dem Sinne, worin jeder Kapitalist, der Kapital ausleiht, sich mit den Zinsen begnügt, während der industrielle Kapitalist den Unternehmergewinn einsteckt. Dies geht die Höhe der allgemeinen Profitrate nichts an, denn für sie ist der Profit = Zins + Profit aller Art + Grundrente, deren Verteilung in diese besonderen Kategorien für sie gleichgültig ist.
Sondern in dem Sinn, dass diese Kapitale, obgleich in große produktive Unternehmungen gesteckt, nach Abzug aller Kosten nur große oder kleine Zinsen, sogenannte Dividenden abwerfen. ...
Sie gehen also nicht in die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate ein, da sie eine geringere als die Durchschnittsprofitrate abwerfen.
Ginge sie ein, so sänke diese viel tiefer.
Theoretisch betrachtet, kann man sie einrechnen und erhält dann eine geringere Profitrate als die scheinbar existierende und die Kapitalisten wirklich bestimmende...“ K. Marx, Kapital 3. S. 250. „Bevor wir weitergehen, ist noch dies ökonomisch Wichtige zu bemerken:
Da der Profit hier (bei den großen Aktiengesellschaften wo Management und Kapitaleigner getrennt sind) rein die Form des Zinses annimmt, sind solche Unternehmungen noch möglich, wenn sie bloßen Zins abwerfen, und es ist dies einer der Gründe, die das Fallen der allgemeinen Profitrate aufhalten, indem diese Unternehmungen, wo das konstante Kapital in so ungeheurem Verhältnis zum variablen steht, nicht notwendig in die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate eingehen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 453.
(Faktisch gehen die Kapitalisten von einer doppelten Profitrate aus: einer niedrigeren im Aktienkapital, das mit fremdem und eigenem Kapital arbeitet, und eine höhere, ‚normale‘ bei Kapital, das nur oder hauptsächlich mit Eigenkapital betrieben wird.
Das fällt dann in ihre „Kompensationsgründe“ - siehe oben -, indem sie z.B. von einem größeren Risiko bei kleineren und mittleren Unternehmen, die mit Eigenkapital betreiben werden, ausgehen.)

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg