Kapital 3.:454 - 457 „IV. Abgesehen von dem
Aktienwesen - das eine Aufhebung der kapitalistischen Privatindustrie auf
Grundlage des kapitalistischen Systems selbst ist, und in demselben
Umfang, worin es sich ausdehnt und neue Produktionssphären ergreift, die
Privatindustrie vernichtet -, bietet der Kredit dem einzelnen Kapitalisten
oder dem, der für einen Kapitalisten gilt, eine ... Verfügung über fremdes
Kapital und fremdes Eigentum und dadurch über fremde Arbeit. Verfügung
über gesellschaftliches, nicht eigenes Kapital gibt ihm Verfügung über
gesellschaftliche Arbeit. Das Kapital selbst, das man wirklich oder in der
Meinung des Publikums besitzt, wird nur noch die Basis zum
Kreditüberbau... Alle Maßstäbe, alle mehr oder minder innerhalb der
kapitalistischen Produktionsweise noch berechtigten
Erklärungsgründe verschwinden hier. Was der spekulierende
Großhändler riskiert, ist gesellschaftliches, nicht sein
Eigentum. Ebenso abgeschmackt wird die Phrase vom Ursprung des Kapitals
aus der Ersparung, da jener gerade verlangt, dass andere für ihn
sparen sollen... Der anderen Phrase von der Entsagung (bei den
Privatausgaben) schlägt sein Luxus, der nun auch selbst Kreditmittel
wird, direkt ins Gesicht. Vorstellungen, die auf einer minder
entwickelten Stufe der kapitalistischen Produktion noch einen Sinn haben,
werden hier völlig sinnlos.“ K. Marx, Kapital 3.: 454f.
Arbeiterkooperativen und Aktiengesellschaften als
Übergangsformen zum Kommunismus „Die kapitalistischen
Aktiengesellschaften sind ebenso sehr wie die Kooperativfabriken als
Übergangsformen aus der kapitalistischen Produktionsweise in die
assoziierte zu betrachten, nur dass in den einen der Gegensatz negativ und
in den anderen positiv aufgehoben ist.“ K. Marx, Kapital 3.:
456. (Das heißt, innerhalb der Kooperativbetriebe ist der Gegensatz
zwischen Kapital und Arbeit nur negativ verdrängt, weil die Arbeiter
gleichzeitig Eigentümer sind, sich also insgesamt nach außen wie
Kapitalisten verhalten müssen. In den Aktiengesellschaften verschwindet
tendenziell der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit, insofern der
Privatkapitalist durch viele Eigentümer ersetzt wird, und daher ein
Privatmann nicht mehr seinen Privatwillen über die kooperative (=
gesellschaftliche) Arbeit vieler durchsetzen kann. Die Aktiengesellschaft
schaffen gleichzeitig einen formellen Rahmen, mit dem Produktionsmittel
nach Beseitigung des
Privateigentums durch die Gesellschaft verwaltet werden können.
wb) „Die Kooperativfabriken der Arbeiter selbst sind, innerhalb der
alten Form, das erste Durchbrechen der alten Form, obgleich sie natürlich
überall, in ihrer wirklichen Organisation, alle Mängel des bestehenden
Systems reproduzieren und reproduzieren müssen. Aber der Gegensatz
zwischen Kapital und Arbeit ist innerhalb derselben aufgehoben, wenn auch
zuerst in der Form, dass die Arbeiter als Assoziation ihr eigener
Kapitalist sind, d.h. die Produktionsmittel zur Verwertung ihrer eigenen
Arbeit verwenden.“ K. Marx, Kapital 3.: 456. „In den
Aktiengesellschaften ist die Funktion getrennt vom Kapitaleigentum, also
auch die Arbeit gänzlich getrennt vom Eigentum an den Produktionsmitteln
und an der Mehrarbeit. Es ist dies Resultat der höchsten Entwicklung
der kapitalistischen Produktion ein notwendiger Durchgangspunkt zur
Rückverwandlung des Kapitals in Eigentum der Produzenten, aber nicht mehr
als das Privateigentum vereinzelter Produzenten, sondern als das Eigentum
ihrer als assoziierter, als unmittelbares Gesellschaftseigentum. Es ist
andererseits Durchgangspunkt zur Verwandlung aller mit dem Kapitaleigentum
bisher noch verknüpften Funktionen im Reproduktionsprozess in bloße
Funktionen des assoziierten Produzenten, in gesellschaftliche Funktionen.“
K. Marx, Kapital 3.: 453. „Es ist dies die Aufhebung der
kapitalistischen Produktionsweise innerhalb der kapitalistischen
Produktionsweise selbst und daher ein sich selbst aufhebender Widerspruch,
der auf den ersten Blick als bloßer Übergangspunkt zu einer neuen
Produktionsform sich darstellt. Als solcher Widerspruch stellt er sich
dann auch in der Erscheinung dar. Er stellt in gewissen Sphären das
Monopol her und fordert daher die Staatseinmischung heraus. Er
reproduziert eine neue Finanzaristokratie, eine neue Sorte Parasiten in
Gestalt von Projektemachern, Gründern und bloß nominellen Direktoren; ein
ganzes System des Schwindels und Betrugs mit Bezug auf Gründungen,
Aktienausgabe und Aktienhandel. Es ist Privatproduktion ohne die
Kontrolle des Privateigentums.“ K. Marx, Kapital 3.: 454. “Bildung von
Aktiengesellschaften. Hierdurch: 1. Ungeheure Ausdehnung der
Stufenleiter der Produktion und Unternehmungen, die für Einzelkapitale
unmöglich waren. Solche Unternehmungen ..., die früher
Regierungsunternehmungen waren, werden gesellschaftliche. 2. Das
Kapital, das an sich auf gesellschaftlicher Produktionsweise beruht und
eine gesellschaftliche Konzentration von Produktionsmitteln und
Arbeitskräften voraussetzt, erhält hier direkt die Form von
Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen) im Gegensatz
zum Privatkapital, und seine Unternehmungen treten auf als
Gesellschaftsunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen. Es
ist die Aufhebung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen
der kapitalistischen Produktionsweise selbst. 3. Verwandlung des
wirklich fungierenden Kapitalisten in einen bloßen Manager,
Verwalter fremdes Kapitals, und der Kapitaleigentümer in bloße Eigentümer,
bloße Geldkapitalisten. Selbst wenn die Dividenden, die sie beziehen, den
Zins und Unternehmergewinn, d.h. den Totalprofit einschließen... so wird
dieser Totalprofit nur noch bezogen in der Form des Zinses, d.h. als bloße
Vergütung des Kapitaleigentums, das nun ganz so von der Funktion im
wirklichen Reproduktionsprozess getrennt wird wie diese Funktion, in der
Person des Managers, vom Kapitaleigentum.“ K. Marx, Kapital 3.:
452. „Das Kapital zeigt
sich immer mehr als gesellschaftliche Macht, deren Funktionär der
Kapitalist ist und die in gar keinem möglichen Verhältnisse mehr zu dem
steht, was die Arbeit eines einzelnen Individuums schaffen kann - aber es zeigt sich als
entfremdete, verselbständigte gesellschaftliche Macht, die als Sache ...
der Gesellschaft gegenübertritt. (Der private Kapitalist verschwindet
hinter dem Kapital als Sache.) Der Widerspruch zwischen der
allgemeinen gesellschaftlichen Macht, zu der sich das Kapital gestaltet,
und der Privatmacht der einzelnen Kapitalisten über diese
gesellschaftlichen Produktionsbedingungen entwickelt sich immer
schreiender und schließt die Auflösung dieses Verhältnisses ein, indem sie
zugleich die Herausarbeitung der Produktionsbedingungen zu allgemeinen,
gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Produktionsbedingungen
einschließt. Diese Herausarbeitung ist gegeben durch die Entwicklung
der Produktivkräfte unter der kapitalistischen Produktion und durch die
Art und Weise, worin sich diese Entwicklung vollzieht.“ K. Marx, Kapital
3.: 274. Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online
verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den
vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in
seinen eigenen Worten. Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung
des vorherigen Abschnitts voran. Auslassungen im laufenden Text sind
durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
Buchenberg
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