Kapital 3.:536 - 579
33. Kapitel
Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem
1)
„Einerseits sind alle Methoden, die Zirkulationsmittel ersparen, begründet auf den Kredit...
Das bloße Ökonomisieren des Zirkulationsmittels erscheint am höchsten entwickelt im Clearing House, dem bloßen Austausch von fälligen Wechseln, und der vorwiegenden Funktion des Geldes als Zahlungsmittel zum Ausgleich bloßer Überschüsse.
Aber das Dasein dieser Wechsel beruht selbst wieder auf dem Kredit, den sich die Industriellen und Kaufleute untereinander geben. Nimmt dieser Kredit ab, so nimmt die Zahl der Wechsel ab...
Und diese Ökonomie, die in der Beseitigung des Geldes aus den Umsätzen besteht und die ganz auf der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel beruht, welche wieder auf dem Kredit beruht, kann ... nur zweierlei Art sein: Wechselseitige Schuldforderungen, repräsentiert durch Wechsel oder Schecks, gleichen sich aus entweder bei demselben Bankier, der nur die Forderung vom Konto des einen auf das des anderen überschreibt; oder die verschiedenen Bankiers gleichen untereinander aus.“ K. Marx, Kapital 3. : 536.
„Wir sehen hier also, wie die Banken Kredit und Kapital kreieren: 1. durch Ausgabe eigener Banknoten; 2. durch Ausstellung von Anweisungen ... mit bis zu 21 Tagen Laufzeit, die ihnen aber bei Ausstellung gleich bar bezahlt werden; 3. durch Wegzahlung diskontierter Wechsel, deren Kreditfähigkeit zunächst und wesentlich, wenigstens bei den betreffenden Lokalbezirk, durch das Endossement der Bank hergestellt wurde.“ K. Marx, Kapital 3. : 558.

2) „Andererseits hängt die Geschwindigkeit des als Zirkulationsmittels umlaufenden Geldes (wodurch es auch ökonomisiert wird) ganz ab von dem Fluss der Käufe und Verkäufe, oder auch von der Verkettung der Zahlungen, soweit sie nacheinander in Geld erfolgen. Aber der Kredit vermittelt und erhöht dadurch die Geschwindigkeit der Zirkulation.“ K. Marx, Kapital 3. : 537.
„Es ist bereits bei Betrachtung der einfachen Geldzirkulation (Buch I, Kap. III. 2, Zirkulationsmittel) nachgewiesen worden, dass die Masse des wirklich zirkulierenden Geldes, Geschwindigkeit der Zirkulation und Ökonomie der Zahlungen als gegeben vorausgesetzt, bestimmt ist durch die Preise der Waren und die Masse der Transaktionen. Dasselbe Gesetz herrscht bei der Notenzirkulation.“ K. Marx, Kapital 3. : 538.
„Es sind also nur die Bedürfnisse des Geschäfts selbst, die einen Einfluss auf die Quantität des zirkulierendes Geldes - Noten und Gold - ausüben.
Hier kommen zunächst die periodischen Schwankungen in Betracht, die sich jedes Jahr wiederholen, was auch die allgemeine Geschäftslage sein mag...
So gehen im August jedes Jahres einige Millionen, meist in Gold, aus der Bank von England in die inländische Zirkulation, um die Kosten der Ernte zu zahlen; ... Bis Jahresschluss ist dies Geld der Bank dann wieder zurückgeströmt.... Die Notenzirkulation der Bank von England erfährt auch vierteljährlich eine momentane Schwankung infolge der vierteljährlichen Zahlung der ‚Dividenden, d.h. der Zinsen der Staatsschuld, wodurch zuerst Banknoten der Zirkulation entzogen und dann wieder unter das Publikum geworfen werden; sie fließen aber sehr bald wieder zurück.“ K. Marx, Kapital 3. : 542.
„Viel bedeutender und nachhaltiger sind die Schwankungen im Betrag des umlaufenden Mittels, die den verschiedenen Phasen des industriellen Zyklus entsprechen.“ K. Marx, Kapital 3. : 542.
“Solange die Geschäftslage derart ist, dass die Rückflüsse für die gemachten Vorschüsse regelmäßig eingehen und also der Kredit unerschüttert bleibt, richtet sich die Ausdehnung und Zusammenziehung der Zirkulation einfach nach den Bedürfnissen der Industriellen und Kaufleute. ...
In der stillen Zeit nach der Krise läuft am wenigsten um, mit der Wiederherstellung der Nachfrage tritt auch größerer Bedarf an Umlaufsmitteln ein, der sich steigert mit der steigenden Prosperität;
Den Höhepunkt erreicht die Menge des Umlaufsmittels in der Periode der Überspannung und Überspekulation - da bricht die Krise herein, und über Nacht sind die gestern noch so reichlichen Banknoten vom Markt verschwunden und mit ihnen die Diskontierer von Wechseln, die Vorschussleister auf Wertpapiere, die Käufer von Waren.
Die Bank von England soll helfen - aber auch ihre Kräfte sind bald erschöpft, das Bankgesetz von 1844 zwingt sie, ihre Notenzirkulation einzuschränken gerade im Moment, wo alle Welt nach Banknoten schreit, wo die Warenbesitzer nicht verkaufen können und doch zahlen sollen und jedes Opfer zu bringen bereit sind, wenn sie nur Banknoten erhalten.  ...
Sowie die Krise hereinbricht, handelt es sich nur noch um Zahlungsmittel. Da aber jeder vom anderen abhängig ist für den Eingang dieser Zahlungsmittel und keiner weiß, ob der andere imstande sein wird, am Verfalltag zu zahlen, tritt ein vollständiges Kirchturmrennen ein um die im Markt befindlichen Zahlungsmittel, d.h. für Banknoten. Jeder schatzt davon auf, so viele er erhalten kann, und so verschwinden die Noten aus der Zirkulation am selben Tag, wo man sie am nötigsten braucht.“ K. Marx, Kapital 3. : 542.

3) „Die Macht der Bank von England zeigt sich in ihrer Regulierung der Marktrate des Zinsfußes. In Zeiten normalen Geschäftsverlaufs kann es vorkommen, dass die Bank von England einem mäßigen Goldabfluss aus ihrem Metallschatz nicht durch Erhöhung der Diskontrate einen Riegel vorschieben kann, weil der Bedarf an Zahlungsmittel durch die Privat- und Aktienbanken und Wechselhändler ... befriedigt wird. Sie hat dann andere Mittel anzuwenden. Aber für kritische Momente gilt noch immer, was der Bankier Glyn ... aussagte: ‚In Zeiten großer Klemme im Lande kommandiert die Bank von England den Zinsfuß.‘“ K. Marx, Kapital 3. : 559.
„Das Kreditsystem, das seinen Mittelpunkt hat in den angeblichen Nationalbanken und den großen Geldverleihern und Wucherern um sie herum, ist eine enorme Zentralisation und gibt dieser Parasitenklasse eine fabelhafte Macht, nicht nur die industriellen Kapitalisten periodisch zu dezimieren, sondern auf die gefährlichste Weise in die wirkliche Produktion einzugreifen - und diese Bande weiß nichts von der Produktion und hat nichts mit ihr zu tun.“ K. Marx, Kapital 3. : 560.
34. Kapitel
Das Currency Principle und die englische Bankgesetzgebung von 1844
 (Kommentierte Materialsammlung, die zeigt, dass die zeitgenössischen Geldtheorien ständig von der Wirklichkeit widerlegt wurden.)

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
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Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg