Kapital 3.: 653 - 661 38. Kapitel Die
Differentialrente: Allgemeines „Bei Analyse der Bodenrente wollen
wir zunächst von der Voraussetzung ausgehen, dass Produkte, die eine
solche Rente zahlen ... - für unseren Zweck reicht es hin,
Ackerbauprodukte oder auch Bergwerksprodukte zu berücksichtigen -, dass
also Boden- oder Bergwerksprodukte, wie alle anderen Waren zu ihren
Produktionspreisen verkauft werden. D.h. ihre Verkaufspreise sind gleich
ihren Kostelementen (dem Wert des aufgezehrten konstanten und variablen
Kapitals) plus einem Profit, bestimmt durch die allgemeine Profitrate,
berechnet auf das vorgeschossene Gesamtkapital, verbrauchtes und nicht
verbrauchtes... Es fragt sich dann, wie unter dieser Voraussetzung sich
eine Grundrente entwickeln, d.h. ein Teil des Profits sich in Grundrente
verwandeln, daher ein Teil des Warenpreises dem Grundeigentümer
anheimfallen kann.“ K. Marx, Kapital 3. : 653. „Um den allgemeinen Charakter
dieser Form der Grundrente zu zeigen, unterstellen wir, die Fabriken in
einem Lande würden in überwiegender Anzahl durch Dampfmaschinen getrieben,
eine bestimmte Minderzahl jedoch durch natürliche
Wasserfälle. Unterstellen wir, der Produktionspreis in jenen
Industriezweigen sei 115 für eine Masse von Waren, worin ein Kapital von
100 verzehrt ist. Die 15 % Profit sind berechnet nicht nur auf das
konsumierte Kapital von 100, sondern auf das Gesamtkapital, das in der
Produktion dieses Warenwerts angewandt ist. Dieser Produktionspreis ...
ist bestimmt, nicht durch den individuellen Kostpreis jedes einzelnen
produzierenden Industriellen, sondern durch den Kostpreis, den die Ware
durchschnittlich kostet unter den Durchschnittsbedingungen des Kapitals in
der ganzen Produktionssphäre. Es ist in der Tat der
Marktproduktionspreis.“ K. Marx, Kapital 3. : 654. „Da die bestimmten
Zahlenverhältnisse hier vollständig gleichgültig sind, wollen wir ferner
annehmen, dass der Kostpreis in den Fabriken, die durch Wasserkraft
getrieben werden, nur 90 statt 100 betrage. Da der den Markt
regulierende Produktionspreis der Masse dieser Waren = 115, mit einem
Profit von 15 %, so werden die Fabrikanten, die ihre Maschinen mit
Wasserkraft treiben, ebenfalls zu 115 verkaufen... Ihr Profit betrüge
dann 25 statt 15; der regulierende Produktionspreis erlaubte ihnen einen
Extraprofit von 10 % zu machen, nicht weil sie ihre Ware über,
sondern weil sie sie zu dem Produktionspreis verkaufen, weil ihre Waren
produziert werden... unter ausnahmsweise günstigen Bedingungen....“ K.
Marx, Kapital 3. : 654. „Zweierlei zeigt sich
sofort: Erstens: ... Der Wert der mit dem Wasserfall
produzierten Ware ist kleiner, weil zu ihrer Produktion ein kleineres
Gesamtquantum Arbeit erforderlich ist, nämlich weniger Arbeit, die ... als
Teil des konstanten Kapitals eingeht. Die hier angewandte Arbeit ist
produktiver, ihre individuelle Produktivkraft ist größer als die in der
Masse derselben Art Fabriken angewandten Arbeit.... Diese größere
individuelle Produktivkraft der angewandten Arbeit vermindert den Wert,
aber auch den Kostpreis und damit den Produktionspreis der Ware. Für
den Industriellen stellt sich dies so dar, dass für ihn der Kostpreis der
Ware geringer ist.... Da der Kostpreis seiner Ware geringer ist, ist auch
sein individueller Produktionspreis geringer. Der Kostpreis für ihn ist 90
statt 100. Also wäre auch sein individueller Produktionspreis statt 115
nur 103,5...“ K. Marx, Kapital 3. : 655. „Zweitens: Bisher
unterscheidet sich der Extraprofit des Fabrikanten, der den
natürlichen Wasserfall statt des Dampfs als Triebkraft anwendet, in keiner
Art von allem anderen Extraprofit. ... Aber jetzt kommt der
Unterschied.“ K. Marx, Kapital 3. : 656. „Die gesteigerte
Produktivkraft der von ihm angewandten Arbeit entspringt weder aus dem
Kapital und der Arbeit selbst, noch aus bloßer Anwendung einer von Kapital
und Arbeit unterschiedenen, aber dem Kapital einverleibten
Naturkraft. Sie entspringt aus der größeren naturwüchsigen
Produktivkraft der Arbeit, gebunden an die Benutzung einer Naturkraft,
aber nicht einer Naturkraft, die allem Kapital in derselben
Produktionssphäre zur Verfügung steht, wie z.B. die
Ausdehnungsfähigkeit des Dampfs... Sondern in einer
monopolisierbaren Naturkraft, die wie der Wasserfall nur denen zur
Verfügung steht, die über besondere Stücke des Erdbodens ... zu verfügen
haben... Sie findet sich nur lokal in der Natur vor und ist da, wo sie
sich nicht vorfindet, nicht herstellbar durch bestimmte Auslage von
Kapital... Der Teil der Fabrikanten, der die Wasserfälle besitzt,
schließt den Teil, der sie nicht besitzt, von der Anwendung dieser
Naturkraft aus... Der Besitz dieser Naturkraft bildet ein Monopol in
der Hand ihres Besitzers...; diese Naturkraft, die so monopolisierbar ist,
haftet immer an der Erde. Eine solche Naturkraft gehört nicht zu den
allgemeinen Bedingungen der fraglichen Produktionssphäre und nicht zu den
Bedingungen derselben, die allgemein herstellbar sind.“ K. Marx, Kapital
3. : 658. „Denken wir uns nun die Wasserfälle, mit dem Boden, zu dem
sie gehören, in der Hand von Subjekten, die als Inhaber dieser Teile des
Erdballs gelten, als Grundeigentümer, so schließen sie die Anlage des
Kapitals am Wasserfall und seine Benutzung durch das Kapital aus. Sie
können die Benutzung erlauben oder versagen... Der Extraprofit,
der aus dieser Benutzung des Wasserfalls entspringt, entspringt daher
nicht aus dem Kapital, sondern aus der Anwendung einer monopolisierbaren
und monopolisierten Naturkraft durch das Kapital. Unter diesen
Umständen verwandelt sich der Extraprofit in Grundrente; d.h. er
fällt dem Eigentümer des Wasserfalls zu.“ K. Marx, Kapital 3. :
659. „Zahlt der Fabrikant diesem 10 Pfd. St. jährlich für seinen
Wasserfall, so beträgt sein Profit 15 Pfd. St.; 15 % auf die 100 Pfd. St.,
worauf dann seine Produktionskosten sich belaufen; und er steht sich ganz
ebenso gut, möglicherweise besser, als alle anderen Kapitalisten seiner
Produktionssphäre, die mit Dampf arbeiten. Es würde nichts an der Sache
ändern, wenn der Kapitalist selbst den Wasserfall eignete. Er würde nach
wie vor den Extraprofit von 10 Pfd. St. nicht als Kapitalist,
sondern als Eigentümer des Wasserfalls beziehen....“ K. Marx, Kapital 3. :
659. „Das Grundeigentum hat mit dem wirklichen Produktionsprozess
nichts zu schaffen. Seine Rolle beschränkt sich darauf, einen Teil des
produzierten Mehrwerts aus der Tasche des Kapitals in seine eigene
hinüberzuführen.“ K. Marx, Kapital 3. : 829. „Das Grundeigentum
befähigt den Eigentümer, die Differenz zwischen dem individuellen Profit
und dem Durchschnittsprofit abzufangen;“ K. Marx, Kapital 3. :
661. „Nachdem wir so den allgemeinen Begriff der Differentialrente
festgesetzt, gehen wir nun zur Betrachtung derselben in der eigentlichen
Agrikultur über. Was von ihr gesagt wird, gilt im ganzen auch für
Bergwerke.“ K. Marx, Kapital 3. : 661.
Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände
online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den
vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in
seinen eigenen Worten. Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung
des vorherigen Abschnitts voran. Auslassungen im laufenden Text sind
durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
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