Schmierenkomödie Opel

Eigentlich wollten die GM-Oberen die europäischen Opel-Werke nie wirklich und nie ganz verkaufen. Es war immer nur ein aus Finanznot geborener Teilverkauf geplant mit einem späteren Rückkaufrecht für die Amis.
Nun haben sie nach vielen Monaten des Hin und Her den Opel-Verkauf abgeblasen.


Angeschmiert ist die Bundesregierung und etliche Landesregierungen, die darauf gedrängt hatten, dass die deutschen Opel-Werke einen anderen Kapitaleigner bekommen sollen. Sie taten das in dem Glauben, dass die drohende Pleite von GM samt Opel nicht auf strukturelle Überkapazitäten, sondern auf einzelne Management-Fehler zurückzuführen sei.
Die Bundesregierung hatte schon 1,5 Mrd. Euro für GM vorgeschossen und muss nun bangen, ob sie das Geld, das zweckgebunden für den Magna-Deal war, nun wiederbekommt.
GM-Chef Fritz Henderson will das Geld nicht herausrücken, sondern sogar noch weitere 3 Milliarden Euro von der Bundesregierung einsacken: 3 Milliarden seien „weniger als alle Investoren-Angebote“. Die schon gezahlten 1,5 Milliarden kommen in seiner Rechnung nicht vor.

Angeschmiert ist auch die Führungsriege von GM. Sie konnte sich lange nicht entscheiden, ob die europäischen Opelwerke für sie Tafelsilber bedeutet, das man nicht aus der Hand gibt, oder ein Schuldenmacher, den man möglichst schnell loswerden soll. Gutes Management sieht anders aus. Waren die GM-Oberen bisher schon in den deutschen Werken ungeliebt, so haben sie in den vergangenen Monaten viel getan, um sich noch weiter unbeliebt zu machen.

Angeschmiert sind die Betriebsräte und Gewerkschaftsführer, die den Kollegen in den deutschen Opelwerken jährliche Gehaltsverzichte in dreistelliger Millionenhöhe aufgedrängt hatten und noch am Vorabend mit diesem Lohnraub stolz an die Öffentlichkeit gingen. Bis zum Jahr 2014 hätten die Opelkollegen auf 1,6 Milliarden Euro Lohn verzichten sollen. Für kurze Zeit sonnten sich die Franz und Konsorten in der Illusion „Miteigner“ von Opel zu werden und den Lauf der Wirtschaftswelt beeinflussen zu können.

Angeschmiert sind nicht zuletzt die Kolleginnen und Kollegen in den europäischen Opel-Werken.
Die Opelkollegen waren für alle Beteiligen nur Verhandlungsmasse:
Für die Politiker in Deutschland waren sie eine Trumpfkarte im Wahlkampfpoker vor der Bundestagswahl.
Für die österreichisch-russischen Möchtegern-Investoren waren sie bloßes Beiwerk, um zu einem Schnäppchenpreis an wichtige Fahrzeug-Technologie für den russischen Markt zu kommen.
Für die Herren Oberbetriebsräte waren die Kollegen bloßer Spielball in ihrem Machtpoker.
Niemand fragte die Kolleginnen und Kollegen nach ihrer Meinung – die Vertreter des Kapitals nicht, die Vertreter des Staates nicht, und auch die Vertreter der „Arbeitnehmer-Interessen“ nicht.
Keiner der am Opel-Poker Beteiligten wollte die Belegschaften in irgendeiner Weise an den anstehenden Entscheidungen beteiligen.

Jetzt stehen alle Beteiligten mit leeren Händen da.
Aus dem geplanten Heldenepos wurde eine Schmierenkomödie.
Die Schmierenkomödie muss als Trauerspiel enden.
Das Trauerspiel wird beginnen, sobald sich die Hoffnungen auf eine baldige Erholung der Autokonjunktur als Wunschdenken entpuppt.

Wal Buchenberg, 4.11.2009