Weltölreserven und Weltpolitik

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Ölvorkommen in beiden Amerikas, in den USA, Mittel- und Südamerika (51% aller damals bekannten Vorkommen der Welt) im Eigentum von US-Unternehmen. Die Vorkommen in Asien und im Nahen Osten (28,4% der Weltvorräte) waren überwiegend in britischer Hand.

Durch die Entkolonialisierung der 50er und 60er Jahre hatten die kapitalistischen Großmächte immer mehr ihre direkte Kontrolle über die Weltölreserven verloren. Heute muss ein immer größerer Anteil des „flüssigen Golds“ für die kapitalistischen Metropolen aus „unsicheren“ Regionen importiert werden. Schlüsselregion ist die arabische Halbinsel, die bald ein Versorgungsmonopol für Erdöl erreichen wird.



Aus der aktuellen Übersicht geht hervor, dass die USA nur noch Ölvorkommen haben für 11 Jahre, Norwegen für 9 Jahre, Kanada für 9 Jahre, Großbritannien für 5 Jahre.

Japan und Deutschland setzen in dieser Situation wie bisher auf die „friedlichen Waffen“ ihrer Exportindustrie. Ihre Taktik heißt: Wer konkurrenzfähige Produkte auf dem Weltmarkt anbieten kann, der findet auch Verkäufer für die dafür notwendigen Rohstoffe.
USA und Großbritannien, deren Industrien in den letzten 20 Jahren immer mehr ins Hintertreffen geraten sind, setzen auf kolonial-kriegerische Methoden.
Von Fall zu Fall wird der militärische, politische und der wirtschaftliche Druck auch kombiniert. Der Streit zwischen Frankreich, Deutschland und den USA um die erfolgreichste Taktik gegenüber dem Ölland Irak ist inzwischen beigelegt. Gegenüber Saudi-Arabien herrschen (noch) friedliche Töne vor, gegenüber dem Iran ist die EU jetzt offiziell auf den neokolonial-kriegerischen Kurs der USA eingeschwenkt.

Vergleiche auch: Warum Öl zum Kriegsgrund wurde

Wal Buchenberg, 21.6.2003