Die Griechenlandkrise

In den Medien ist zur Zeit viel von der Griechenland-Krise die Rede. Die Griechenland-Krise ist für bürgerliche Journalisten und Politiker ein griffiges Thema, weil sich da leicht irgendwelche „Schuldigen“ für die aktuelle Finanzkrise finden lassen.

Tatsächlich sind die Schulden des griechischen Staatsapparates nur ein kleines Mosaiksteinchen in einer globalen Überschuldung der kapitalistischen Welt.
Auf die Verschuldung der USA habe ich schon hingewiesen.

Europäische Unternehmen nahmen im Jahr 2009 laut Moody's Anleihen (Kredite) im Wert von 420 Mrd. Euro auf. Im Jahr 2010 werden bei diesen Unternehmen Schulden in Höhe von rund 210 Mrd. Euro fällig und müssen durch neue Kredite refinanziert werden.

Folgende Grafik zeigt die Schuldenproblematik der sogenannten PIIGS-Staaten.

[image]

Anders als zum Beispiel Hypothekenkredite von Privatleuten werden die Schulden von Staaten und Unternehmen in kürzeren Fristen fällig – meist in drei bis fünf Jahren. Da Regierungen laufend neue Schulden machen, werden auch laufend alte Schulden fällig.

Keine Regierung tilgt wirklich ihre Schulden, statt dessen ersetzt sie fällige Kredite rollierend durch neue Kredite.

Im Jahr 1950 hatte der bundesdeutsche Staat als schöne Folgewirkung der Währungsreform nur knapp 10 Mrd. Euro Schulden. Seit 1950 wurde in keinem einzigen Jahr die öffentliche Schuldenlast reduziert. Statt dessen stieg sie bis 2006 auf eine Höhe von 1.860 Mrd. Euro.

Ein Staat wird nicht insolvent, weil er seine Schulden nicht zurückzahlen kann. Kein Staat kann seine Schulden insgesamt zurückzahlen. Ein Staat wird insolvent, weil er fällige Zinsen nicht mehr zahlen kann. Oder er wird insolvent, wenn er fällige Schulden nicht auf neue Schulden überwälzen kann.

Zweierlei wird dabei deutlich: Wachsende Verschuldung bedeutet wachsende Zinszahlungen, die jede Regierung zwingen, öffentliche Ausgaben zu senken und öffentliche Einnahmen zu steigern. Für die deutschen Schulden von 1.860 Mrd. Euro sind jährlich rund 75 Mrd. Euro Zinsen an die Staatsgläubiger zu zahlen, das sind 7,5 Prozent aller Staatsausgaben.

Das alles sind Krisenprobleme, die mehr oder minder alle kapitalistischen Staaten haben, nicht nur Griechenland. Und Großbritannien und die USA haben - gemessen an der jeweiligen jährlichen Wirtschaftskraft (BSP) größere Probleme als Griechenland.

[image]


Es ist noch ein weiter Weg von der rollierenden Umschuldung der PIIGS-Staaten bis zur Insolvenz eines dieser Staaten. Der Großteil des gegenwärtigen Medien-Lärms um Griechenland ist nur die Hintergrundmusik im Konkurrenzstreit zwischen Staatsschuldner und Gläubigern um die Höhe der Zinsen für künftige Schulden.

Wal Buchenberg, 21.03.2010