Extraprofit (Surplusprofit)

 

1. Extraprofit entsteht durch Üœberschuss des individuellen Profits über den Durchschnittsprofit

Liegt der individuelle Kostpreis eines Kapitalisten unter dem Durchschnitt, d. h., produziert er aus irgendeinem Grund billiger als die Konkurrenz, dann kann er seine Waren zum Marktpreis (oder sogar darunter) verkaufen und macht dabei einen Extraprofit.

Daneben machen auch Monopole, die ihre Preise künstlich hoch halten können, einen Extraprofit. Davon ist im Folgenden aber nicht die Rede: Von Extraprofiten, die Folge von Monopolen im gewöhnlichen Sinn, künstlichen oder natürlichen, sprechen wie hier nicht. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 209.

Der Extraprofit besteht im Überschuss des individuellen Profits über den Durchschnittsprofit. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 656.

Der Kapitalist, der verbesserte, aber noch nicht verallgemeinerte Produktionsweisen anwendet, verkauft unter dem Marktpreis, aber über seinem individuellen Produktionspreis; so steigt die Profitrate für ihn, bis die Konkurrenz dies ausgeglichen; ... K. Marx, Kapital III, MEW 25, 241.

Im Marktpreis ist nämlich eingeschlossen, dass derselbe Preis für Waren derselben Art bezahlt wird, obgleich diese unter sehr verschiedenen individuellen Bedingungen produziert sein und daher sehr verschiedene Kostpreise haben mögen. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 209.

Der Kostpreis einer Ware bezieht sich nur auf die Menge der in ihr enthaltenen bezahlten Arbeit (= c + v), der Wert auf die Gesamtmenge der in ihr enthaltenen bezahlten und unbezahlten Arbeit (= c + v + m); der Produktionspreis auf die Summe der bezahlten Arbeit plus einer ... bestimmten Menge unbezahlter Arbeit (z. B. = c + v + Durchschnittsprofit). K. Marx, Kapital III, MEW 25, 175. Â&xnbsp;

... Der Extraprofit in besonderen Sphären wird erst erkennbar durch Vergleichung der Marktpreise mit den Kostenpreisen. K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 456.

Beispiel: Der Kostpreis einer Ware, bestehend aus konstantem Kapital (= Maschinerie, Rohstoffe etc.) c = 70 plus variablem Kapital (= Lohn) v = 30, sei 100. Der Durchschnittsprofit sei 15 %, dann ist der individuelle Produktionspreis dieser Ware = 115. Nehmen wir an, die groߟe Masse Anbieter produziere unter diesen Bedingungen, und es existiere keine große Differenz zwischen Angebot und Nachfrage, dann wird dieser durchschnittliche Produktionspreis von 115 zum Marktpreis, zu dem die Ware angeboten und verkauft wird.

Falls nun ein Kapitalist X geschicktere, gesündere und fleißigere Lohnarbeiter beschäftigt, dann braucht er zur Produktion dieser Ware weniger Lohnarbeiter und sein Kostpreis ist vielleicht c = 70 plus v = 25, macht zusammen 95. Der individuelle Produktionspreis dieser Ware wäre 95 + 15 (Durchschnittsprofit) = 110.

Ein anderer Kapitalist Y wendet vielleicht eine bessere Technologie an, die mit weniger Arbeitseinsatz dasselbe Ergebnis liefert. Sein Kostpreis für diese Ware ist vielleicht c = 80 plus v = 15, macht ebenfalls 95. Sein individueller Produktionspreis ist ebenfalls 95 + Durchschnittsprofit = 110.

Auch die Kapitalisten X und Y mit individuellen Pro-duktionspreisen von 110 können ihre Ware zum üblichen Marktpreis von 115 verkaufen. In diesem Fall machen sie den Durchschnittsprofit von 15 plus einen Extraprofit von 5.

Selbst wenn sie die Ware z. B. für 112 verkaufen, bleibt ihnen immer noch ein Extraprofit, gleichzeitig hätten sie die Chance, ihre Marktanteile auszuweiten.

Der Extraprofit, den ... ein individuelles Kapital in einer besonderen Produktionssphäre realisiert ... , entspringt, von den nur zufälligen Abweichungen abgesehen, aus einer Verminderung des Kostpreises, also der Produktionskosten, die entweder dem Umstand geschuldet ist, dass Kapital in größeren als den durchschnittlichen Massen angewandt wird und sich daher die toten Kosten der Produktion vermindern, während die allgemeinen Ursachen der Steigerung der Produktivkraft der Arbeit (Kooperation, Teilung etc.) in höherem Grade, mit mehr Intensität, weil auf größerem Arbeitsfeld, wirken können; oder aber dem Umstand, dass, abgesehen vom Umfang des fungierenden Kapitals, bessere Arbeitsmethoden, neue Erfindungen, verbesserte Maschinen, chemische Fabrikgeheim-nisse etc., kurz neue, verbesserte, über dem Durchschnittsniveau stehende Produktionsmittel und Produktionsmethoden angewandt werden.

Die Verminderung des Kostpreises und der daraus entfließende Extraprofit entspringen hier aus der Art und Weise, wie das fungierende Kapital angelegt wird.

Sie entspringen entweder daraus, dass es in ausnahmsweise großen Massen in einer Hand konzentriert ist, ein Umstand, der sich aufhebt, sobald gleich große Kapitalmassen durchschnittlich angewandt werden oder dass Kapital von bestimmter Größe in besonders produktiver Weise fungiert, ein Umstand, der wegfällt, sobald sich die auߟergewöhnlich gute Produktionsweise verallgemeinert oder von noch mehr entwickelter überflügelt wird.

Die Ursache des Extraprofits entspringt hier also aus dem Kapital selbst (worin die davon in Bewegung gesetzte Arbeit einbegriffen ist); sei es aus einem Gröߟenunterschied des angewandten Kapitals, sei es aus zweckmäߟigerer Anwendung desselben; und an und für sich steht nichts im Wege, dass alles Kapital in derselben Produktionssphäre in derselben Weise angelegt wird. Die Konkurrenz zwischen den Kapitalen strebt ..., diese Unterschiede mehr und mehr auszugleichen; die Bestimmung des Werts durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit setzt sich durch in der Verbilligung der Waren und dem Zwang, die Waren unter denselben günstigen Verhältnissen herzustellen. K.Â&xnbsp;Marx, Kapital III, MEW 25, 657.

2. Die individuelle Jagd nach Extraprofit senkt die allgemeine Profitrate

Die Profitrate ist die treibende Macht in der kapitalistischen Produktion, und es wird nur produziert, was und soweit es mit Profit produziert werden kann. K. Marx, KapitalÂ&xnbsp;III, MEW 25, 269.

Kein Kapitalist wendet eine neue Produktionsweise, sie mag noch so viel produktiver sein oder um noch so viel die Rate des Mehrwerts vermehren, freiwillig an, sobald sie die Profitrate vermindert.

Aber jede solche neue Produktionsweise verbilligt die Waren. Er verkauft sie daher ursprünglich über ihrem Produktionspreis, vielleicht über ihrem Wert. Er steckt die Differenz ein, die zwischen ihren Produktionskosten und dem Marktpreis der übrigen, zu höheren Produktionskosten produzierten Waren besteht. Er kann dies, weil der Durchschnitt der zur Produktion dieser Waren gesellschaftlich nötigen Arbeitszeit größer ist als die mit der neuen Produktionsweise nötige Arbeitszeit.

Seine Produktionstechnik steht über dem Durchschnitt der gesellschaftlichen.

Aber die Konkurrenz verallgemeinert sie und unterwirft sie dem allgemeinen Gesetz. Dann tritt das Sinken der Profitrate ein ... , das also ganz und gar unabhängig ist vom Willen der Kapitalisten. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 275.

Sinkt die Profitrate, so einerseits Anspannung des Kapitals, damit der einzelne Kapitalist durch bessere Methoden etc. den individuellen Wert seiner einzelnen Waren unter ihren gesellschaftlichen Durchschnittswert herabdrückt und so, bei gege-benem Marktpreis, einen Extraprofit macht; andererseits Schwindel und allgemeine Begünstigung des Schwindels durch leidenschaftliche Versuche in neuen Produktionsmethoden, neuen Kapitalanlagen, neuen Abenteuern, um irgendeinen Extraprofit zu sichern, der vom allgemeinen Durchschnitt unabhängig ist und sich über ihn erhebt. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 269.

Siehe auch die Artikel

Durchschnittsprofitrate

Produktivität

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Zur Zitierweise:
Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maßein-heiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeitszeitberech-nungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder auf absolute Größen noch auf Wäh-rungseinheiten ankam, darauf hatte er selbst hingewiesen:

Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten. Kapital II, MEW 24, 396.

Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschrei-bung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff