Klassen und Klassenkampf 1. Klassen
sind Resultat gesellschaftlicher Arbeitsteilung Klassen sind
„durch die Teilung der
Arbeit bereits bedingt ...“. K. Marx, Deutsche
Ideologie, MEW 3, 33. Der „gesellschaftliche Produktionsorganismus (stellt)... seine unter-schiedlichen Glieder im System der Teilung der Arbeit dar ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 122. „Wodurch aber entstehen und bestehen wieder diese Klassen? Durch die jedesmaligen materiellen ... Bedingungen, unter denen die Gesellschaft zu einer gegebenen Zeit ihren Lebensunterhalt produziert und austauscht.“ F. Engels, Karl Marx, MEW 19, 102. „Was ist die
Gesellschaft, welches immer auch ihre Form sei? Das Produkt des
wechselseitigen Handelns der Menschen. Steht es den Menschen
frei, diese oder jene Gesellschaftsform zu wählen? Keineswegs. Setzen Sie
(Adressat des Schreibens, Annenkow) einen bestimmten
Entwicklungsstand der Produktivkräfte der Menschen voraus, und Sie
erhalten eine bestimmte Form des Verkehrs ... und der Konsumtion. Setzen
Sie bestimmte Stufen der Entwicklung der Produktion, des Verkehrs und der
Konsumtion voraus, und Sie erhalten eine entsprechende soziale Ordnung,
eine entsprechende Organisation der Familie, der Stände oder der Klassen,
mit einem Wort eine entsprechende Gesellschaft ... Setzen Sie eine solche Gesellschaft voraus, und Sie erhalten eine entsprechende politische Ordnung (Staatsapparat), die nur der offizielle Ausdruck der Gesellschaft ist.“ K. Marx, Brief an Annenkow (1846), MEW 4, 548. „Die sozialen
Verhältnisse sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der
Erwerbung neuer Produktivkräfte verändern die Menschen ihre
Produktionsweise, und mit der Veränderung der Produktionsweise, der Art,
ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern sie alle ihre
gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Handmühle ergibt
eine Gesellschaft mit Feudalherren, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit
industriellen Kapitalisten.“ K. Marx, Elend der
Philosophie, 4, 130. „Solange die wirklich arbeitende Bevölkerung von ihrer notwendigen Arbeit so sehr in Anspruch genommen wird, dass ihr keine Zeit zur Besorgung der gemeinsamen Geschäfte der Gesellschaft – Arbeits-leitung, Staatsgeschäfte, Rechtsangelegenheiten, Kunst, Wissenschaft etc. – übrig bleibt, solange musste stets eine besondere Klasse bestehen, die, von der wirklichen Arbeit befreit, diese Angelegenheiten besorgte; wobei sie denn nie verfehlte, den arbeitenden Massen zu ihrem eigenen Vorteil mehr und mehr Arbeitslast aufzubürden.“ F. Engels, Anti-Dühring, MEW 20, 169. „Die Spaltung der
Gesellschaft in eine ausbeutende und eine ausgebeutete, eine herrschende
und eine unterdrückte Klasse war die notwendige Folge der früheren
geringen Entwicklung der Produktion. Solange die gesellschaftliche
Gesamtarbeit nur einen Ertrag liefert, der das zur notdürftigen Existenz
Aller Erforderliche nur um wenig übersteigt, solange also die Arbeit alle
oder fast alle Zeit der großen Mehrzahl der Gesellschaftsmitglieder in
Anspruch nimmt, solange teilt sich diese Gesellschaft notwendig in
Klassen. Neben der
ausschließlich der Arbeit frönenden großen Mehrheit bildet sich eine von
direkt-produktiver Arbeit befreite Klasse, die die gemeinsamen
Angelegenheiten der Gesellschaft besorgt: Arbeitsleitung, Staatsgeschäfte,
Justiz, Wissenschaften, Künste usw. Es ist also das Gesetz
der Arbeitsteilung, das der Klassenteilung zugrunde liegt.
... Aber wenn hiernach die Einteilung in Klassen eine gewisse geschichtliche Berechtigung hat, so hat sie eine solche doch nur für einen gegebenen Zeitraum, für gegebene gesellschaftliche Bedingungen. Sie gründet sich auf die Unzulänglichkeit der Produktion; sie wird weggefegt werden durch die volle Entfaltung der modernen Produktiv-kräfte.“ F. Engels, Entwicklung des Sozialismus, MEW 19, 224f. 2. Die Klassen der
modernen Gesellschaft – Kapitalisten,
Lohnarbeiter und Grundeigentümer „Die Eigentümer von bloßer Arbeitskraft, die Eigentümer von Kapital und die Grundeigentümer, deren jeweilige Einkommensquellen Arbeits-lohn, Profit und Grundrente sind, also Lohnarbeiter, Kapitalisten und Grundeigentümer, bilden die drei großen Klassen der modernen, auf der kapitalistischen Produktionsweise beruhenden Gesellschaft.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 892. 2.1. Kapitalisten und
Lohnarbeiter „Die heutige
kapitalistische Produktionsweise hat zur Voraussetzung das Dasein zweier
Gesellschaftsklassen; einerseits der Kapitalisten, die sich im Besitz der
Produktions- und Lebensmittel befinden, und andererseits der Proletarier,
die, von diesem Besitz ausgeschlossen, nur eine einzige Ware zu verkaufen
haben: ihre Arbeitskraft; und die diese ihre Arbeitskraft daher verkaufen
müssen, um in den Besitz von Lebens-mitteln zu gelangen.“ K. Engels, „Karl
Marx“, MEW 19, 105.
Von Engels und vielen Marxisten wurden und werden die Grund-eigentümer – als sichtlich überflüssig – gerne ignoriert. „Das Interesse des
Kapitalisten und des Arbeiters ist ... dasselbe, behaupten die
Bourgeois und ihre Ökonomen. Und in der Tat! Der Arbeiter geht zugrunde,
wenn ihn das Kapital nicht beschäftigt. Das Kapital geht zugrunde, wenn es
die Arbeitskraft nicht ausbeutet, und um sie auszubeuten, muss es
sie kaufen. Je rascher sich das
zur Produktion bestimmte Kapital, das produktive Kapital, vermehrt, je
blühender daher die Industrie ist, je mehr sich die Bourgeoisie
bereichert, je besser das Geschäft geht, umso mehr Arbeiter braucht der
Kapitalist, umso teurer verkauft sich der Arbeiter. Die unerlässliche
Bedingung für eine passable Lage des Arbeiters ist also möglichst
rasches Wachsen den produktiven Kapitals. Aber was ist Wachstum
des produktiven Kapitals? ... Wachstum der Herrschaft der Bourgeoisie über
die arbeitende Klasse. ... Die Interessen des
Kapitals und die Interessen der Arbeiter sind dieselben, heißt nur:
Kapital und Lohnarbeit sind zwei Seiten eines und desselben Verhältnisses.
Die eine bedingt die andere, wie der Wucherer und Verschwender sich
wechselseitig bedingen. Solange der
Lohnarbeiter Lohnarbeiter ist, hängt sein Los vom Kapital ab. Das ist die
vielgerühmte Gemeinsamkeit der Interessen von Arbeiter und Kapitalist.“
K. Marx,
Lohnarbeit und Kapital, MEW 6, 410f. „Eine unterdrückte Klasse ist die Lebensbedingung jeder auf den Klassengegensatz begründeten Gesellschaft.“ K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 181. Siehe auch die Artikel: 2.2.
Grundeigentümer „Allerdings ... unterscheidet sich das Grundeigentum von den übrigen Arten des Eigentums dadurch, dass auf einer gewissen Entwicklungs-höhe, selbst vom Standpunkt der kapitalistischen Produktionsweise aus, es als überflüssig und schädlich erscheint.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 635f. „Das Grundeigentum, dessen Existenz gerade eine Schranke für die Anlage von Kapital und für die beliebige Verwertung desselben in Grund und Boden bildet ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 759. „Als eine solche
fremde Macht und Schranke tritt aber das Grund-eigentum dem Kapital bei
seinen Anlagen in Grund und Boden oder der Grundeigentümer dem
Kapitalisten gegenüber. Das Grundeigentum ist hier die Barriere, die keine neue Kapitalanlage auf bisher unbebautem oder unverpachtetem Boden erlaubt, ohne Zoll zu erheben, d. h. ohne eine Rente zu verlangen, ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 770. „Vom
Standpunkt einer höheren ökonomischen Gesellschaftsformation wird das
Privateigentum einzelner Individuen am Erdball ganz so überholt erscheinen wie das
Privateigentum eines Menschen an einem anderen
Menschen. Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als gute Eltern den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 784. Siehe auch die Artikel: 3. Klassenkampf ist
gemeinsames Handeln, „Die ökonomischen Verhältnisse haben zuerst die Masse der Bevölkerung in Arbeiter verwandelt. Die Herrschaft des Kapitals hat für diese Masse eine gemeinsame Situation, gemeinsame Interessen geschaffen. So ist diese Masse bereits eine Klasse gegenüber dem Kapital ... In dem Kampf ... findet sich diese Masse zusammen ... Die Intereressen, welche sie verteidigt, werden Klasseninteressen.“ K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 180f. „Der Kampf zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter beginnt mit dem Kapitalverhältnis selbst.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 451. „Am Anfang kämpfen die
einzelnen Arbeiter, dann die Arbeiter einer Fabrik, dann die Arbeiter
eines Arbeitszweigs an einem Ort gegen den einzelnen Kapitalisten,
der sie direkt ausbeutet. Sie richten ihre Angriffe nicht nur gegen die
bürgerlichen Produktionsverhältnisse, sie richten sie gegen die
Produktionsinstrumente selbst; sie vernichten die fremden konkurrierenden
Waren, sie zerschlagen die Maschinen, sie stecken die Fabriken in Brand
... Aber mit der
Entwicklung der Industrie vermehrt sich nicht nur das Proletariat; es wird
in größeren Massen zusammengedrängt, seine Kraft wächst, und es fühlt sie
mehr ... Die Arbeiter beginnen
damit, Koalitionen gegen die Bourgeois zu bilden; sie treten zusammen zur
Behauptung ihres Arbeitslohns. Sie stiften selbst dauernde Assoziationen,
um sich für die gelegentlichen Empörungen zu verproviantieren.
Stellenweise bricht der Kampf in Aufständen aus
... Es bedarf aber bloß
der Verbindung, um die vielen Lokalkämpfe von überall gleichem Charakter
zu einem nationalen, zu einem Klassenkampf zu zentralisieren. Jeder
Klassenkampf ist aber ein politischer Kampf ... Diese Organisation der Proletarier zur Klasse, und damit zur politischen Partei, wird jeden Augenblick wieder gesprengt durch die Konkurrenz unter den Arbeitern selbst. Aber sie ersteht immer wieder, stärker, fester, mächtiger. Sie erzwingt die Anerkennung einzelner Interessen der Arbeiter in Gesetzesform, indem sie die Spaltungen der Bourgeoisie unter sich benutzt. So das Zehnstundengesetz in England.“ K. Marx, Kommunistisches Manifest, MEW 4, 470f. „Z. B. der Versuch, in
einer einzelnen Fabrik oder auch in einer einzel-nen Branche durch
Streiks etc. von den einzelnen Kapitalisten eine Beschränkung der
Arbeitszeit zu erzwingen, ist eine rein ökonomische Bewegung; dagegen die
Bewegung, ein Achtstunden- etc. Gesetz zu erzwingen, ist eine
politische Bewegung. Und in dieser Weise wächst überall aus den vereinzelten ökonomischen Bewegungen der Arbeiter eine politische Bewegung hervor, d. h. eine Bewegung der Klasse, um ihre Interessen durchzusetzen in allgemeiner Form, in einer Form, die allgemeine, gesellschaftlich zwingende Kraft besitzt.“ K. Marx, Brief an Bolte (1871), MEW 33, 332f. „Die Bedingung der
Befreiung der arbeitenden Klasse ist die Abschaf-fung jeder
Klasse .... Nur bei einer Ordnung der Dinge, wo es keine Klassen und keinen Klassengegensatz gibt, werden die gesellschaftlichen Veränderungen aufhören, politische Revolutionen zu sein.“ K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 181f.
"Und die soziale Revolution - was bedeutet sie anderes als Klassenkampf? Es ist möglich, dass der Kampf zwischen den Arbeitern und Kapitalisten weniger grausam und blutig sein wird als einst der Kampf zwischen den Feudalherren und den Kapitalisten in England und Frankreich. Wir wollen es hoffen." K. Marx, MEW 16, 204. „Die Abschaffung der Klassen ist unsere Grundforderung, ohne sie ist die Abschaffung der Klassenherrschaft ökonomisch ein Unding.“ F. Engels, Kritik des SPD-Programmentwurfs, MEW 22, 232. Siehe auch die Artikel: |
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Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |