Grundeinkommen - nein, danke!

Es gibt heute längst Gesellschaftsbereiche, wo ein "Grundeinkommen" verwirklicht ist, und es sind Bereiche, wo nicht Selbstbestimmung, sondern Fremdbestimmung oben an steht:
In Gefängnissen, in Arbeitslagern und in Kindergärten.

Natürlich braucht jeder Mensch einen Lebensunterhalt. Für dieses materielle Minimum streiten die "Grundeinkommen-Ritter". Aber diese Forderung hat - entgegen der lautstarken Propaganda - wenig mit Emanzipation und viel mit Versorgung und Armenspeisung zu tun.

Eine Grundversorgung für alle muss in irgendeiner Form jede (Klassen)Gesellschaft leisten. Ob das durch Armenspeisung, HartzIV oder durch Grundeinkommen erfüllt wird, sind marginale (Verwaltungs)Unterschiede.

Natürlich lohnt es sich dafür zu streiten, dass diese Grundversorgung nicht knapp ausfällt, gerade in reichen Gesellschaften wie in Europa.

Aber mit einem selbstbestimmten Leben hat das noch wenig zu tun. Ob man HartzIV oder "Grundeinkommen" bezieht, mensch bleibt Versorgungsempfänger. Und diejenigen, die den Versorgungstopf verwalten, konzentrieren nicht nur staatliche, sondern auch ökonomische Macht.

Nein, ein Grundeinkommen ist kein Schritt in eine emanzipierte Gesellschaft. Das wird schließlich auch darin deutlich, dass die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Kräfte (bis hin zu Kapitalisten) sich dafür einsetzen.

Im übrigen ist es eine Illusion, dass sich eine ganze Gesellschaft von jeglicher Arbeit verabschieden könnte. Arbeit bleibt (neben der Natur) die unverzichtbare Quelle der Produkte, die menschliche Bedürfnisse befriedigen.

Es gab immer soziale Strömungen, die die notwendige Arbeit auf andere schieben wollen, um selber von Arbeit befreit zu sein.

Die Marxsche Antwort auf dieses Problem ist anders:
Die (notwendige) Arbeit soll möglichst auf alle verteilt werden, so dass sie insgesamt möglichst verkürzt wird.

Als Beispiel: Wären wir mit dem Lebensstandard von 1850 zufrieden, dann müsste jeder von uns noch 6 Stunden in der Woche (notwendige) Arbeit verrichten. (Die Rechnung bezieht sich darauf, dass seit damals die Arbeitsproduktivität um das 30fache gestiegen ist. Für die Produktion von damals ist also nur ein Dreißigstel Arbeit nötig.)

Wal Buchenberg, 3.4. 2007