Zur
politischen Ökonomie des Krieges 1. Kriege gibt es, seit es Menschen
gibt. „Der Krieg war
früher ausgebildet wie der Frieden;“ K. Marx, Grundrisse, 29.
„Bei
dem erobernden Barbarenvolke ist der Krieg selbst noch, wie schon oben
angedeutet, eine regelmäßige Verhaltenweise, die um so eifriger
angewandt wird, je mehr der Zuwachs der Bevölkerung bei der
hergebrachten und für sie einzig möglichen rohen Produktionsweise das
Bedürfnis neuer und erweiterter Produktionsmittel schafft.“ K.
Marx, Dt. Ideologie, MEW 3, 23.
1.1. Die Kriege der Urzeit
wurden um Gemeinschaftsbesitz geführt. Jäger und Sammler verteidigten
ihren Lebensraum als Gemeinschaftsbesitz und vertrieben oder töteten alle
Eindringlinge, anfangs um sie zu verspeisen, auf jeden Fall um sie als
Nahrungskonkurrenten loszuwerden. Mit wachsender Menschenzahl musste
jeder Stamm seinen Lebensraum vergrößern und in den Lebensraum der
Nachbarstämme eindringen. „Der Jagdgrund ist so
gemeinsames Eigentum bei den wilden Indianerstämmen in Amerika; der
Stamm betrachtet eine gewisse Region als sein Jagdgebiet und behauptet es
gewaltsam gegen andere Stämme, oder sucht andere Stämme aus dem von ihnen
besetzten Jagdrevier zu vertreiben.“ K. Marx, Grundrisse,
390.
1.2. Hirtenvölker nutzten den Nahrungsraum ihrer
Herden als ihr gemeinsames Eigentum, das sie mittels Krieg erweiterten
oder gewaltsam gegen Räuber schützen mussten. „Bei wandernden
Hirtenstämmen - und alle Hirtenvölker sind ursprünglich wandernd -
erscheint die Erde gleich den anderen Naturbedingungen in
ursprünglicher Unbegrenztheit... Sie wird abgeweidet etc.,
konsumiert durch die Herden, an denen wieder die Herdenvölker existieren.
Sie verhalten sich zu ihr als ihrem Eigentum, obgleich sie dies Eigentum
nie fixieren. ... Bei den wandernden Hirtenstämmen ist die Gemeinde in
der Tat stets vereinigt, Reisegesellschaft, Karawane,
Horde... Angeeignet und reproduziert wird in der Tat hier nur die
Herde, nicht die Erde, die aber stets temporär gemeinschaftlich benutzt
wird an dem jedesmaligen Aufenthaltsplatz.“ K. Marx, Grundrisse,
390.
„Die Mongolen mit
ihren Verwüstungen in Russland z.B. handelten ihrer Produktion, der
Viehweide gemäß, für die große, unbewohnte Strecken eine Hauptbedingung
ist.“ K. Marx, Kritik der Politischen Ökonomie, MEW 13,
629.
1.3. Die sesshaften Bauern der antiken Frühzeit führten
Kriege zur Sicherung und Expansion ihres gemeinschaftlichen
landwirtschaftlichen Lebensraumes. Eine isolierte Bauernfamilie wäre
damals ohne militärischen und ökonomischen Rückhalt durch angehörige
Bauernfamilien nicht überlebensfähig gewesen. „Das Verhalten zur
Erde als Eigentum ist immer vermittelt durch die Besetzung,
friedliche oder gewaltsame, von Grund und Boden durch den Stamm
oder die Gemeinde in irgendeiner mehr oder minder naturwüchsigen
oder schon historisch entwickelteren Form.“ K. Marx, Grundrisse,
385.
„Die
Schwierigkeiten, auf die das ackerbauende Gemeindewesen
der griechischen und römischen Frühzeit trifft, können nur von
anderen Gemeindewesen herrühren, die entweder den Grund und Boden schon
besetzt haben, oder die Gemeinde in ihrer Herrschaft über den
Boden beunruhigen. Der Krieg ist daher die große Gesamtaufgabe, die
große gemeinschaftliche Arbeit, die nötig ist, sei es um Grund
und Boden, die objektiven Bedingungen des lebendigen Dasein, zu
besetzen, sei es um diese Herrschaft über den Boden ... zu
beschützen und zu verewigen. Die aus Familien bestehende Gemeinde
ist daher zunächst kriegerisch organisiert - als Kriegs- und
Heerwesen, und dies ist eine der Bedingungen ihres Daseins als
Eigentümerin. Die Konzentration der Wohnsitze in der Stadt war
Grundlage dieser kriegerischen Organisation.“ K. Marx, Grundrisse,
378f.
„Ihre ursprüngliche Produktionsweise der griechischen und
römischen Ackergemeinden war auf Gemeineigentum gegründet... Ein
Teil der Ländereien wurde als freies Privateigentum von den Mitgliedern
der Gemeinde selbständig bewirtschaftet, ein anderer Teil - das
Gemeindeland, der ager publicus - gemeinsam von ihnen bestellt. Die
Produkte dieser gemeinsamen Arbeit dienten teils als Reservefonds für
Missernten und andre Zufälle, teils als Staatsschatz zur Deckung für die
Kosten von Krieg, Religion und andre Gemeindeausgaben.“ K. Marx, Kapital
I, MEW 23, 252
„Die Fortdauer der Bauerngemeinde ist die
Reproduktion aller Mitglieder derselben als sich selbst
ernährende Bauern, deren Überschusszeit eben der
Gemeinschaft, der Arbeit des Kriegs etc. gehört.“ K. Marx,
Grundrisse, 380.
Die antike Stadt ist „Zentrum des
Landlebens, ... Wohnsitz der Landarbeiter, wie ebenso ... Zentrum der
Kriegsführung...;“ K. Marx, Grundrisse, 382.
1.3.1. Mit der
Entwicklung der produktiven Sklaverei (in grauer Vorzeit gab es nur
unproduktive, dienende Familiensklaven – meist Frauen, die von dem
vorhandenen Reichtum zehrten, ihn aber nicht vermehrten) entstand eine
zusätzliche Notwendigkeit der Kriegführung: Sklavenproduktion war im
Wesentlichen ein Produkt kriegerischer Arbeit. „Bloße Haussklaven,
sei es dass sie zur Leistung notwendiger Dienste oder bloß zur Luxusparade
dienen, ... entsprechen unserer dienenden Klasse.“ K. Marx, Kapital II.
MEW 24, 475.
„In dem Sklaven wird das Produktionsinstrument
direkt geraubt. Dann aber muss die Produktion des Landes, für das er
geraubt wird, so gegliedert sein, um Sklavenarbeit zuzulassen, oder ... es
muss eine dem Sklaven entsprechende Produktionsweise geschaffen werden.“
K. Marx, Grundrisse, 19.
„Wird der Mensch selbst als organisches
Zubehör des Grund und Bodens mit ihm erobert, so wird er miterobert als
eine der Produktionsbedingungen, und so entsteht Sklaverei und
Leibeigenschaft, die die ursprünglichen Formen aller Gemeinwesen bald
verfälscht und modifiziert, und selbst zu ihrer Basis wird.“ K. Marx,
Grundrisse, 391.
„Aber auch das Sklavensystem - sofern es in
Agrikultur, Manufaktur, Schiffsbetrieb etc. die herrschende Form der
produktiven Arbeit ist, wie in den entwickelten Staaten Griechenlands und
in Rom - behält ein Element der Naturalwirtschaft bei. Der Sklavenmarkt
selbst erhält beständig Zufuhr seiner Arbeitskraft-Ware durch Krieg,
Seeraub etc. und dieser Raub ist seinerseits nicht durch einen
Zirkulationsprozess vermittelt, sondern Naturalaneignung fremder
Arbeitskraft durch direkten physischen Zwang.“ K. Marx, Kapital II. MEW
24, 474f.
„Der Mehrarbeitstag im Dienste des
Arbeitsherren ist Arbeit für den Tauschwert, für den Reichtum.... die
natürliche Grenze ist gesetzt durch die Anzahl der gleichzeitigen
Arbeitstage oder der lebendigen Arbeitsvermögen, i.e. durch die
Arbeitsbevölkerung. ... Menschenraub, Sklaverei, Handel mit Sklaven und
Zwangsarbeit derselben, Vermehrung dieser arbeitenden Maschinen,
Mehrprodukt produzierenden Maschinen ist hier direkt durch Gewalt
gesetzt.“ K. Marx, Grundrisse, 654f.
„Indes ist klar, dass, wenn in
einer ökonomischen Gesellschaftsformation nicht der Tauschwert, sondern
der Gebrauchswert des Produkts vorwiegt, die Mehrarbeit durch einen
engeren oder weiteren Kreis von Bedürfnissen beschränkt ist, aber kein
schrankenloses Bedürfnis nach Mehrarbeit aus dem Charakter der Produktion
selbst entspringt. Entsetzlich zeigt sich daher im Altertum die
Überarbeit, wo es gilt, den Tauschwert in seiner selbständigen Gestalt zu
gewinnen, in der Produktion von Gold und Silber. Gewaltsam zu Tod arbeiten
ist hier die offizielle Form der Überarbeit. Man lese nur Diodorus
Siculus. Doch sind dies Ausnahmen in der alten Welt.“ K. Marx, Kapital I.
MEW 23, 250. 2.
Kriege in vormodernen Zeiten konnten also durchaus „produktiv“ sein, den
gesellschaftlichen Reichtum vergrößern. Aber sie konnten das nur auf
Kosten der Besiegten. Ein Stamm oder eine Nation konnte sich nur auf
Kosten anderer Stämme oder Nationen bereichern, indem sie deren Boden,
deren Produkte oder deren Menschen als Produktionsmittel raubten. 2.1.
Raubkriege verschwinden durch den Kapitalismus nicht, aber verändern ihren
Charakter. „Bei allen Eroberungen ist dreierlei möglich. Das
erobernde Volk unterwirft das eroberte seiner eigenen Produktionsweise
(z.B. die Engländer in Irland im 19. Jahrhundert, zum Teil in
Indien); oder es lässt die alte bestehen und begnügt sich mit Tribut (z.B.
Türken und Römer); oder es tritt eine Wechselwirkung ein, wodurch ein
Neues entsteht, eine Synthese (zum Teil in den germanischen Eroberungen).
... Es ist eine hergebrachte Vorstellung, dass in gewissen Perioden nur
vom Raub gelebt wurde. Um aber rauben zu können, muss etwas zu
rauben da sein, also Produktion. Und die Art des Raubs ist selber
wieder durch die Art der Produktion bestimmt. Eine Nation von
Börsianern z.B. kann nicht beraubt werden wie eine Nation von
Kuhhirten.“ K. Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, MEW 13,
629.
2.2. Da der Kapitalismus eine globale Wirtschaftsweise ist,
sind Freund und Feind nicht mehr so klar getrennt wie in früheren Zeiten.
Jedes Land, jede Nation ist nicht nur ein potentieller Konkurrent und
Feind, sie sind gleichzeitig Geschäftspartner, Kunden und
Lieferanten. Das ist auch die wirtschaftliche Basis jeder
„Friedensbewegung“: Das technologisch und ökonomisch fortgeschrittenste
Kapital bzw. Land braucht keinen Krieg zur Bereicherung, weil es im
Frieden geschäftlich gewinnen kann. „Die Manchesterschule
will in der Tat den Frieden, um industriell Krieg führen zu können, nach
außen und nach innen. Sie will die Herrschaft der englischen
Kapitalistenklasse auf dem Weltmarkt, wo bloß mit ihren Waffen,
Baumwollballen, gekämpft werden soll...“ K. Marx, Parlamentsdebatten, MEW
11, 283.
3. Vom Standpunkt der arbeitenden
Gesellschaftsmitglieder sind Rüstung und Krieg verschwendete Arbeitszeit und
verschwendete Leben. „Krieg versteht sich von selbst, da er
unmittelbar ökonomisch dasselbe ist, als wenn die Nation einen Teil ihres
Kapitals ins Wasser würfe.“ K. Marx, Grundrisse, 47.
Dass
Rüstung und Krieg unproduktiv
sind – Reichtum verbrauchen und nicht Reichtum vergrößern -, das gilt
jedoch nur für die gesamte Volkswirtschaft, nicht für die
Rüstungsindustriellen.
3.1. Vereinfachtes Basismodell für Rüstung
und Krieg im Kapitalismus: Eine Nation bestehe aus 90 Lohnarbeitern
und 10 Kapitalisten (z.B. 100Tausende oder Millionen). Die Regierung
presst von den 90 Lohnarbeitern durch Steuern und Abgaben zusätzlich eine
Million Geld ab. Die 1 Million geht als Rüstungsauftrag für
Kriegsmaterial an drei der zehn Kapitalisten (die Rüstungsindustriellen).
Anschließend wird das Kriegsmaterial in einem Krieg
verpulvert. Ergebnis: Die 90 Lohnarbeiter sind um eine Million ärmer,
ohne dafür etwas erhalten zu haben. Die drei Rüstungsindustriellen
sind um dieselbe Million reicher. Volkswirtschaftlich wurde durch
Rüstung und Krieg Reichtum umverteilt, aber nicht vermehrt.
3.2.
Realistischeres Basismodell: Auch Kapitalisten werden zur Finanzierung von
Rüstung und Krieg herangezogen. Die Regierung presst von den 90
Lohnarbeitern eine Million und auch von den 10 Kapitalisten eine Million
Geld ab. Die 2 Millionen gehen als Rüstungsauftrag für Kriegsmaterial
an drei der zehn Kapitalisten (Rüstungsindustrielle). Anschließend
wird das Kriegsmaterial in einem Krieg verpulvert. Ergebnis: Die 90
Lohnarbeiter sind um eine Million ärmer, ohne dafür etwas erhalten zu
haben. Sieben der zehn Kapitalisten (ziviler Sektor) sind ebenso um
700.000 (ihr Anteil an den Kriegs- und Rüstungskosten) ärmer. Drei der
zehn Kapitalisten (Kriegssektor) sind um 1,7 Millionen reicher (=
Rüstungsaufträge minus ihr eigener Steueranteil an den Kriegs- und
Rüstungskosten).
3.3. „Produktives“ Rüstungsmodell: Die Kriegs-
und Rüstungskosten werden auf fremde Nationen gelegt. Falls fremde
Nationen die Kriegs- und Rüstungskosten tragen, dann wird
volkswirtschaftlich die eigene Nation um den Betrag reicher, den die
fremde Nation für Rüstung und Krieg übernimmt. Auf diese Weise konnten
sich die US-Kapitalisten am Ersten und am Zweiten Weltkrieg bereichern,
indem sie Großbritannien, Frankreich und Russland mit Kriegsgütern
belieferten, die diese als Geschäftskunden der US-Rüstungsindustriellen
ganz oder teilweise zu zahlen hatten. Ebenso profitierte das deutsche
Kapital am „Korea-Boom“, indem es Rüstungs- und andere Güter in die USA
lieferte, für die die USA während des Koreakrieges keine Kapazitäten mehr
frei hatten. Die schwere Belastung, die der gesamte Rüstungskomplex für
eine Volkswirtschaft bedeutet, kann über Rüstungsexporte mehr oder minder
auf fremde Nationen verlagert werden. Das betreiben vor allem die USA und
Großbritannien als größte Rüstungsexporteure. Aber auch Länder wie
Nordkorea verstehen es, aus der Kriegsrüstung ein Geschäft zu
machen.
Der Afghanistan-Krieg kostete die USA rund 30 Milliarden USD. Niemand
kann erwarten, dass diese Kosten von der afghanischen Nation unter der
US-Marionette Kazai aufgebracht werden können. Wie beim ersten Golfkrieg,
der rund 60 Milliarden USD kostete, müssen die Kriegskosten unter den
Siegernationen aufgeteilt werden. Bei dieser Aufteilung kann natürlich ein
mächtigerer Sieger auf Kosten der kleineren Sieger sein „Schnäppchen“
machen. Wahrscheinlich war der erste Golfkrieg für die USA ein
„Schnäppchen“, mit dem die USA alte Waffensysteme entsorgen und neue
Waffen erproben konnten und sich das von Kuwait, Deutschland und Japan gut
bezahlen ließen.
3.4. Raubmodell: Die Kriegs- und Rüstungskosten
werden auf die besiegte Nation gelegt. Die Kriegsbeute, die der Sieger
erwartet, übertrifft seine Kriegskosten. Dies ist Deutschland
zuletzt 1871 im Deutsch-Französischen Krieg gelungen. Die trügerische
Hoffnung, dass die besiegte Nation die Kosten des Krieges tragen werde,
hatte die Staatsverschuldung im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg ins
Unermessliche steigen lassen.
Diese drei Modelle und ihre
Kombinationen ergeben alle Möglichkeiten der Kriegsfinanzierung: 3.1.
und 3.2. – Finanzierung aus der eigenen Volkswirtschaft; 3.3.
Kriegsfinanzierung durch fremde Nationen über Kriegskontribution und
Rüstungsexport; 3.4. Kriegsfinanzierung durch Beraubung der besiegten
Nation.
Jedoch sind neben den Kosten auch die
Zerstörungswirkungen der modernen Kriegstechnik so ungeheuer angewachsen,
dass es beides zusammen – die gestiegenen Kriegskosten des Siegers wie die
unermesslichen Zerstörungen beim besiegten Gegner – es immer
unwahrscheinlicher machen, dass eine besiegte Nation für die Kosten eines
Krieges aufkommen kann. Das ist ein neues Element der politischen Ökonomie
des modernen Krieges. Sein Extrem erreicht dieser Widerspruch bei der
teuersten Waffe der Kriegsgeschichte, der Wasserstoffbombe, die
gleichzeitig ein Maximum an Zerstörungswirkung erreicht. Scheinbar wird
allein durch die Entwicklung der Waffentechnik jeder Raubkrieg zum
ökonomischen Widersinn. Doch die gestiegenen „Kriegsinvestitionen“
können sich durchaus noch lohnen, wenn entsprechend wertvollere Beute bzw.
höhere Gewinne zu erwarten sind.
Die Kosten für den kommenden
Irakkrieg werden von der US-Regierung auf 100 bis 200 Milliarden USD
veranschlagt. Hinzu kommen die Kosten für den Wiederaufbau der
Kriegszerstörungen im Irak, die die frühere US-Sicherheitsberaterin Sandy
Berger in einer Kongressanhörung auf 50 bis 150 Milliarden USD
veranschlagt hat. Diesen „Kriegs-Investitionen“ aus dem staatlichen
Steuersäckel stehen laut den Erwartungen der Internationalen
Energiebehörde aus dem Jahr 2001 ein Gesamtwert der Verträge, die der Irak
ausländischen Ölfirmen zugesagt hat, von 1,1 Billionen US-Dollar gegenüber
(The Observer, 6.10.2002) Je nach Berechnungsgrundlage ergäbe das ein
Investition/Gewinnverhältnis des Irakkrieges von 1 : 3 bis 1 : 7. Kein
schlechter Anreiz. Der Irak ist eine rohstoffreiche Nation. Da lohnt ein
klassischer Raubkrieg.
Alle modernen Kolonialkriege wurden nach
diesem Raub-Modell geführt. Ob sich der erwartete Gewinn hinterher
tatsächlich einstellt oder nicht, ändert nichts an der Kriegskalkulation
zu Beginn. Diese Kriege werden mit der Hoffnung auf späteren Gewinn,
nicht mit der Gewissheit auf späteren Gewinn geführt. Das haben
Raubkriege gemeinsam mit jeder kapitalistischen
Investitionsentscheidung. Allerdings werden kapitalistische
Investitionen nicht nur getätigt in der Hoffnung auf direkte Gewinne,
sondern auch in monopolistischer Absicht, um Konkurrenten zu vernichten
oder aus dem Markt zu verdrängen. Die Hoffnung auf regionale Monopole
(Kolonien) war die Triebkraft des klassischen Imperialismus zu Beginn des
20. Jahrhunderts. Die Hoffnung auf ein Monopol über den wichtigen
Rohstoff Öl spielte und spielt für den gesamten Nahen und Mittleren Osten
die zentrale Rolle. Falls aus dem Irak ein zweites Israel wird, dann
hätten die USA einen weiteren Stützpfeiler zur Kontrolle einer Region, die
über die reichsten Ölreserven der Welt verfügt, und damit eventuell die
Kontrolle über den Olpreis.
Wo es dem Verständnis dient,
habe ich in Marx-Zitaten die Rechtschreibung, veraltete Fremdwörter,
Maßeinheiten und Zahlenangaben modernisiert. Diese und alle erklärenden
Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver
Schrift.
Wal Buchenberg, 2.1.03. |