1. Der Mythos der kapitalistischen Genies
Wissenschaft und Technologie ist neben der mehr oder minder ausreichenden Reproduktion der Lohnabhängigen das zweite Standbein des kapitalistischen Selbstbewusstseins. Auch ein Karl Marx war durchaus von den technologischen Errungenschaften im Kapitalismus beeindruckt und sah darin die materielle Basis einer Aufhebung des Kapitalismus durch eine selbstbestimmte und deshalb bedarfsgerechte Gesellschaft.
„Die Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe und Berechtigung des Kapitals. Eben damit schafft es unbewusst die materiellen Bedingungen einer höheren Produktionsform.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 269.
Aber Marx war weit entfernt von dem Geniekult, der in der kapitalistischen Heldengeschichtsschreibung gepflegt wird.Die Halbgötter der Kapitalistenklasse sind heute ein Steve Jobs und ein Zuckerberg, früher waren es Edison, Henry Ford, ein Benz, Krupp oder Siemens. Alle diese Tüftler und Erfinder haben es zu großem Reichtum gebracht. Alle diese Technikfreaks sind erfolgreiche Kapitalisten geworden. Ihre Heldensagen werden umrahmt von dem Kissenspruch: „Große Männer machen Geschichte!“ oder genauer: „Große Männer machen großes Geld.“
Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass keine einzige Erfindung und keine einzige technische Entwicklung dieser Geistesriesen aus ihrer individuellen und alleinigen Denkarbeit stammt. In jedem einzelnen Fall stützten sie sich auf die Vorarbeiten und Entwicklungen Anderer. Edison erfand nicht die Glühlampe, sondern verbesserte nur den Glühfaden von längst patentieren Glühlampen. Alfred Krupp schlich sich unter falschem Namen in englische Stahlwerke ein, um hinter das Geheimnis ihrer Qualitätsstähle zu kommen. Die Masse der Kapitalisten im 19. und 20. Jahrhundert hatte durchweg keine Ahnung von Physik, Chemie oder auch Mechanik.
Wissenschaft und Technik ist nur im seltenen Ausnahmefall eine Tat von großen Einzelnen. In aller Regel ist Wissenschaft und Technik Resultat der Kooperation und der Erfahrung vieler Menschen – seien es Zeitgenossen oder seien es die hinterlassenen Gedanken von Verstorbenen. Und selbst wo ein Einzelner Großes vollbringt, wie die Infinitesimalrechnung oder die Relativitätstheorie, so werden diese Gedanken erst wirksam, wenn sie von der ganzen Gesellschaft angeeignet und nutzbar gemacht werden.
Als Gradmesser des technologischen Fortschritt gelten allgemein die Patentanmeldungen. Wie die folgende Grafik zeigt, sind es immer weniger einzelne Erfinder, die ein Patent anmelden.
In Deutschland stammen nur noch 10 Prozent der Patentanmeldungen von einem Einzelerfinder – mit weiter fallender Tendenz. Und wo Einzelerfinder noch zu Gange sind, sind es technisch anspruchslose Konsumgüter wie Gartengeräte und Küchenutensilien. Zum erfolgreichen Kapitalisten wird man damit nicht. Eine Untersuchung in Berlin zeigte, dass dort nur 30 % der Erfinder überhaupt ein Einkommen aus ihrer Erfindertätigkeit erzielen.
Die kapitalistische Technologie ist längst den Kinderschuhen entwachsen, mit denen „große Einzelne“ einen neuen Markt erschließen konnten. Selbst ein so alltägliches und simples Produkt wie der DVD-Player basiert auf 30 Patenten unterschiedlicher Firmen.
2. Ein Kapitalist weiß wenig und riskiert viel
Ja, die Kapitalisten nutzen immer ausgefeiltere, immer gewaltigere Technologien. Aber übersehen und verstehen sie diese Techniken und Technologien auch? Da darf man gehörige Zweifel haben. Ich bin zwar nur mit einem einzigen Kapitalisten näher bekannt, aber ich habe keineswegs den Eindruck, dass er mir wissenschaftliche und technologische Kenntnisse voraus hat, oder mir sonst geistig überlegen ist. Ich weiß allerdings von heutigen Unternehmen, dass sie für alle möglichen Situationen und Probleme firmenfremde Berater zu Rate ziehen.
Heißt: Die heutigen Kapitalisten lassen sich von hochdotierten Lohnarbeitern beraten. Ein moderner Kapitalist muss nicht selber denken. Als Kapitalist kann er denken lassen. Guter Rat ist längst eine Ware, die Kapitalisten kaufen, wie sie Erfindungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Lösungen kaufen.Auch Zeitschriften wie der britische Economist, liefern den Kapitalisten (gedruckte) Gedanken als käufliche Ware. Selbst die bezahlten Schreiberlinge des Economists halten so wenig von den intellektuellen Fähigkeiten der Kapitalisten, dass sie (in der Ausgabe vom 4. Oktober 2014) feststellen: Unternehmensführer seien oft „thought laggards“ (denkfaule Leute), die sich auf fremde Analysten und Unternehmensberater verlassen. Den denkfaulen Unternehmensführern empfiehlt der Economist allen Ernstes, sie sollten mal große Denker wie Thukydides oder Konfuzius lesen.
Laut einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaft diw sind Unternehmerkapitalisten vor allem risikofreudiger als Lohnarbeiter und handeln nach dem Motto: „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt!“Ist ja toll! Vor allem wo es sich um Großtechnologie handelt, gefährdet kapitalistische Risikofreude nicht nur die Gesundheit und Existenz der eigenen Lohnarbeiter, sondern auch die Lebensqualität in ganzen Landstrichen.
Fracking ist dafür das aktuellste Beispiel.
Wie die jüngste Vergangenheit in den USA und Europa zeigte, werden zugunsten der „Risikofreude“ und des Profits nur zu oft auch Gesetze gebrochen, die als Dämme gegen allzu große Risiken errichtet wurden.
Eine Studie von 2013 kommt zu dem Ergebnis: „Deutsche Unternehmer balancieren zwischen Mut und Leichtsinn.“
3. Was tun die Kapitalisten eigentlich?
Die folgende Grafik zeigt im oberen Teil den Anteil der Selbstständigen an der Erwerbsbevölkerung seit 1882:
Der Anteil der Selbstständigen an der Erwerbsbevölkerung in Deutschland hat sich von 25% im Jahr 1882 auf heute 11% mehr als halbiert. Die Selbstständigen sind eine aussterbende Gattung von Mensch.
Allerdings sind nicht alle Selbstständigen auch Kapitalisten. Von rund 3,6 Millionen Selbstständigen in Deutschland beschäftigt rund die Hälfte keine Lohnarbeiter. Es sind traditionelle Gewerbetreibende, kleine Bauern, Handwerker und Händler.
Der untere Teil der obigen Grafik zeigt die gegenwärtige Unternehmensstruktur in Deutschland: 2,3 Millionen Einzelunternehmer beschäftigen weniger als 50 Lohnarbeiter. Hinzu kommen noch weitere 1,25 Millionen kleine Aktien- und Personengesellschaften. Soweit diese Betriebe nicht im Low-Tech Dienstleistungsbereich tätig sind, sind diese Firmen Zulieferer für Großbetriebe und produzieren technisch wenig anspruchsvolle Kleinteile wie Türschlösser und Beleuchtung für Autos oder Kompressoren für Kühlschränke.
Der kapitalistische Mythos behauptet, die Unternehmer seien Geistesriesen, die das Know-How der Gesellschaft prägen und revolutionieren. Tatsächlich sind es Pfennigfuchser, die tagaus, tagein die immer gleichen Schrauben oder Dübel produzieren lassen und darauf achten, dass kein Cent dabei verschwendet wird.
Die Welt jedes dieser Kapitalisten ist meist nicht größer als eine Werkstatt oder eine Werkhalle, aber sie fühlen sich in diesen paar hundert Quadratmetern als Könige und Weltenlenker.
Alle Kapitalisten machen ihren Job mit der mehr oder minder gleichen Managementsoftware von SAP oder anderen Firmen. Trotzdem halten sie alle Daten und Inhalte voreinander und vor ihren Lohnarbeitern geheim. Die Kapitalisten (wie auch die Staatsführer) haben einen Wissensvorsprung vor uns allen, der nur künstlich geschaffen und aufrechterhalten wird - durch bloße Geheimniskrämerei.
Die wirklichen Weltenlenker an den Schalthebeln der kapitalistischen Wirtschaft sitzen in den Führungsetagen von rund 60.000 Unternehmen in Deutschland, die mehr als 50 Lohnarbeiter ausbeuten. Diese „Wirtschaftsbosse“ sind Funktionäre des Kapitals, aber nicht unbedingt Kapitalisten. Es sind überwiegend bezahlte und angestellte Lohnarbeiter. Diese bezahlten Manager nannte Karl Marx „die Seele unseres Industriesystems“. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 340.
„Indem aber einerseits dem bloßen Eigentümer des Kapitals, dem Geldkapitalisten, der fungierende Kapitalist gegenübertritt und mit der Entwicklung des Kredits dies Geldkapital selbst einen gesellschaftlichen Charakter annimmt, in Banken konzentriert und von diesen, nicht mehr von seinem unmittelbaren Eigentümern ausgeliehen wird; indem andererseits aber der bloße Manager, der das Kapital unter keinerlei Titel besitzt, weder leihweise noch sonst wie, alle realen Funktionen versieht, die dem fungierenden Kapitalisten als solchem zukommen, bleibt nur der Funktionär und verschwindet der Kapitalist als überflüssige Person aus dem Produktionsprozess.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 401.
„Das Kapital zeigt sich immer mehr als gesellschaftliche Macht, deren Funktionär der Kapitalist ist und die in gar keinem möglichen Verhältnisse mehr zu dem steht, was die Arbeit eines einzelnen Individuums schaffen kann aber es zeigt sich als entfremdete, verselbständigte gesellschaftliche Macht, die als Sache ... der Gesellschaft gegenübertritt. Der Kapitalist als Kommandeur der Arbeit verschwindet hinter dem Kapital als Sache.Der Widerspruch zwischen der allgemeinen gesellschaftlichen Macht, zu der sich das Kapital gestaltet, und der Privatmacht der einzelnen Kapitalisten über diese gesellschaftlichen Produktionsbedingungen entwickelt sich immer schreiender und schließt die Auflösung dieses Verhältnisses ein, indem sie zugleich die Herausarbeitung der Produktionsbedingungen zu allgemeinen, gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Produktionsbedingungen einschließt.Diese Herausarbeitung ist gegeben durch die Entwicklung der Produktivkräfte unter der kapitalistischen Produktion und durch die Art und Weise, worin sich diese Entwicklung vollzieht.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 274f.
4. Was wissen und was können die Lohnabhängigen?
Viele Leute, auch viele Linke, trauern der vorindustriellen Handwerkerkultur nach. Hier im Marx-Forum wird von Franziska explizit die Theorie vertreten, dass ohne individuelle Handwerkertechnologie sich keine nachkapitalistische Gesellschaft entwickeln könne.
Tatsache ist, dass der Kapitalismus aus dem unmittelbaren Produkt eines individuellen Produzenten ein gesellschaftliches, ein gemeinsames Produkt eines Gesamtarbeiters gemacht hat. Das bedeutet auch, dass die Fähigkeiten und Kenntnisse, die ein einzelner Handwerker und Bauer besaß, auf einen vielköpfigen Gesamtarbeiter übergegangen ist. Kenntnisse und Fähigkeiten, die früher jeder einzelne Produzent besaß, sind im Kapitalismus auf das Team einer Werkstatt, einer Werkhalle, ja sogar auf eine ganze Industriebranche übergegangen.Das ist ein Verlust und ein Gewinn zugleich. Es ist ein Verlust, weil in jedem einzelnen Individuum nur noch eine Teilkenntnis des Ganzen und eine Teilfähigkeit verkörpert ist. Was in vorindustrieller Zeit ein Individuum wusste und konnte, ist im Kapitalismus auf einen kooperativen Arbeitskörper verteilt, der mit den Hilfs- und Facharbeitern beginnt und über die Ingenieure, Buchhalter und Controller bis zu den Managern reicht.
„Das Ganze dieser Arbeiter, die Arbeitsvermögen von verschiedenem Wert besitzen, ... produzieren das Resultat ...; und alle zusammen, als Werkstatt, sind die lebendige Produktionsmaschine dieser Produkte... Es ist ja eben das Eigentümliche der kapitalistischen Produktionsweise, die verschiedenen Arbeiten, also auch die Kopf- und Handarbeiten – oder die Arbeiten, in denen die eine oder die andere Seite vorwiegt, - zu trennen und an verschiedene Personen zu verteilen, was jedoch nicht hindert, dass das materielle Produkt das gemeinsame Produkt dieser Personen ist ....“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, 386f.
Losgelöst von diesem gemeinsamen Arbeitskörper, zum Beispiel wenn ein Lohnarbeiter arbeitslos geworden ist, ist seine individuelle (Teil-)Arbeitskraft wertlos. Er kann damit keine Ware herstellen. Er kann kein fremdes Bedürfnis damit befriedigen. Es wäre falsch daraus zu schließen, dass die brachliegende Teilarbeitskraft der Arbeitslosen grundsätzlich nutzlos geworden sei. Sie ist nur wertlos unter kapitalistischen Bedingungen.
Nach meiner Entlassung aus dem Schuldienst begann ich meinen „Marsch durch die Betriebe“. Ich arbeitete als Hilfsarbeiter in einem Metallbetrieb, der Hydraulikteile herstellte, in einem Chemiebetrieb, der Elektrokabel gummierte, in einem Papierbetrieb, wo große Papierrollen auf handelsübliche Formate herunter geschnitten wurden. Davor hatte ich schon in einem Elektrobetrieb in der Montage von Vorschaltgeräten, bei Kugelfischer in Schweinfurt in der Rollenlagermontage und auf verschiedenen Baustellen im Hausbau gearbeitet.
Auf meine scheinbar breite Bildung als Akademiker und vielseitig verwendbarer Arbeiter war ich nicht wenig stolz.
Umso größer war für mich der Schock, als ich bei Ford Köln (auf Kosten des Arbeitsamtes) eine Umschulung zum Werkzeugmacher machen konnte. Der Schock traf mich, als ich feststellen musste, wie wenig ich von dem wusste und beherrschte, was nur zum Grundbestand der damaligen Metallherstellung und Metallverarbeitung gehörte. Ich hatte mir eingebildet, dass ich Viel und viel Wichtiges wusste. Diese Einbildung und diesen Stolz haben mir meine Ausbilder bei Ford, zwei Facharbeiter und ein Ingenieur, gründlich ausgetrieben.
Die Einbildung, dass man als Einzelner so viel mehr wissen könne, dass man für alle Anderen und an ihrer statt Entscheidungen treffen könne und treffen müsse, entstammt vorindustriellen Vorbildern und Mythen. Diese Einbildung teilen viele Linke mit den Kapitalisten. Ich denke, diese Einbildung hat schon viel wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden angerichtet und richtet weiter Schaden an.
Die große Masse der Lohnabhängigen teilt diese Einbildung nicht. Ein guter Ingenieur weiß, wie schmal sein technisches Wissen und erst recht seine praktischen Fertigkeiten sind. Ein guter Facharbeiter weiß, wie begrenzt seine Fähigkeiten und Kenntnisse sind. Und beide wissen, wie wenig sie außerhalb des kapitalistischen Produktionsapparates erreichen und produzieren können.
Ich denke, dieses allgemeine Wissen um die Begrenztheit individuellen Kenntnisse ist die erfahrungsmäßige Grundlage für die breite Ablehnung der Atomkraft, des Frackings oder anderer Großtechnologien. Das Wissen um die individuelle Begrenztheit ist Grundlage für das allgemeine Misstrauen gegenüber unseren Machthabern in Politik und Wirtschaft. Und dieses begründete Misstrauen richtet sich auch gegen alle Linken, die sich als Avantgarde fühlen und meinen, die Verhältnisse mit Waffengewalt umstürzen zu können.Für Kapitalisten ist Risikofreude typisch, Sorgfalt und Vorsicht für die Lohnabhängigen.
Die Ersetzung individueller Arbeit und individueller Kenntnissen durch kooperative Arbeit und kollektive Kenntnisse ist ein Gewinn, weil die Gesamtmasse der Kenntnisse und Informationen, die in unserer Gesellschaft verfügbar sind, immer größer werden und von einzelnen Individuen gar nicht mehr überschaubar sind. Die individuelle Produktionsweise ist eine zwergenhafte Produktion mir zwergenhaften Kenntnissen. Die kooperative Produktion konnte über die zwergenhafte Kenntnisse hinauswachsen, weil und insoweit die „Zwerge“ kombiniert wurden und als Kollektiv tätig wurden. Als Kollektiv wirkten die Lohnarbeitszwerge unter dem Kommando des Kapitalisten.
„Der Befehl des Kapitalisten auf dem Produktionsfeld wird jetzt so unentbehrlich wie der Befehl des Generals auf dem Schlachtfeld. Alle unmittelbar gesellschaftliche oder gemeinschaftliche Arbeit auf größerem Maßstab bedarf mehr oder minder einer Direktion, welche die Harmonie der individuellen Tätigkeiten vermittelt und die allgemeinen Funktionen vollzieht, die aus der Bewegung des produktiven Gesamtkörpers im Unterschied von der Bewegung seiner selbständigen Organe entspringen. Ein einzelner Violinspieler dirigiert sich selbst, ein Orchester bedarf des Dirigenten. Diese Funktion der Leitung, Überwachung und Vermittlung, wird zur Funktion des Kapitals, sobald die ihm untergeordnete Arbeit kooperativ wird.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 350.
In den Augen vieler Linker steht diese Funktion der Leitung des kooperativen Arbeitskörpers in Widerspruch zur Emanzipation der Lohnabhängigen, im Widerspruch zu einem selbstbestimmten Arbeiten und Leben. Diese Linken können sich selbstbestimmte Arbeit nur als individuelle Arbeit vorstellen. Deshalb können sich diese Linken auch keine selbstbestimmte Arbeit auf Basis der kapitalistischen Technologie vorstellen.
Dagegen hatte schon Karl Marx eingewandt, dass sich in den Aktiengesellschaften und noch mehr in den Kooperativbetrieben, die unterdrückerische und ausbeuterische Seite der Leitungsarbeit zurücktritt, „indem der Manager von den Arbeitern bezahlt wird statt ihnen gegenüber das Kapital zu vertreten.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 401.
Sobald die angestellte Unternehmensführung nicht mehr von den Kapitaleignern ausgewählt und bezahlt wird, sondern zum Beispiel von der Belegschaftsversammlung oder der Kommuneversammlung, wird deren Leitungstätigkeit der Kontrolle der Kapitalisten entzogen und der Kontrolle der Gesellschaft unterstellt.
„Die freie Arbeit (Hervorhebung von w.b.) entwickelt sich innerhalb der kapitalistischen Produktion als gesellschaftliche Arbeit. Dass sie Eigentümer der Produktionsbedingungen werden, heißt also, dass diese den vergesellschafteten Arbeitern gehören und diese als solche produzieren, ihre eigene Produktion unter sich als vergesellschaftet unterordnen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26,3, 514.
Das wäre allerdings nur der erste, aber große Schritt zu einer nachkapitalistischen, emanzipierten Gesellschaft. Damit sich die kapitalistische Arbeitsteilung nicht reproduziert und verfestigt, muss die lebenslange Rollenverteilung an einen Beruf oder eine Tätigkeit aufgelöst und beseitigt werden. Dazu gehört ein ständiger Wechsel der Tätigkeiten, der teilweise schon im Kapitalismus zur Gewohnheit wird. Dazu gehört vor allem aber auch eine andere Ausrichtung des Bildungssystem.
„Um die gesellschaftliche Produktion in ein umfassendes und harmonisches System freier Kooperativarbeit zu verwandeln, bedarf es allgemeiner gesellschaftlicher Veränderungen, Veränderungen der allgemeinen Bedingungen der Gesellschaft, die nur verwirklicht werden können durch den Übergang der organisierten Gewalt der Gesellschaft, d.h. der Staatsmacht, aus den Händen der Kapitalisten und Grundbesitzer in die Hände der Produzenten selbst.“ K. Marx, Forderungen der IAA, MEW 16, 195.
Die „Staatsmacht in den Händen der Produzenten selbst“ muss aus Gründen der Übersichtlichkeit und der Selbstbestimmung kommunal organisiert sein. Was kommunal entschieden und produziert werden kann, kann und muss von den jeweiligen Kommunemitgliedern entschieden und produziert werden. Was über das kommunale Netzwerk hinaus noch möglich und nötig ist, können wir gerne denen zur Entscheidung überlassen, die einmal vor dieser Frage stehen werden.
Gruß Wal Buchenberg