Staatsgeheimnis Bankenrettung (Dokumentation)

  • Wenn in sogenannten „Rettungschirmen“ Milliardensummen bereitgestellt werden, um in Irland, Griechenland, Spanien oder Portugal Staatsbankrotte zu vermeiden (Streichung aller Staatsschulden), dann feiert das ein Teil der Medien als einen Akt notwendiger „Nächstenliebe“ und ein anderer geifert gegen die faulen Versager in diesen Ländern. Der Wirtschaftsjournalist Harald Schumann ist der Frage nachgegangen, wohin die Gelder eigentlich letztlich fließen und dabei ist eine sehenswerte Dokumentation herausgekommen, die es lohnt, sich anzuschauen. Die riesigen Summen fließen schnurstracks zurück zu den großen Kreditgebern/Anlegern (Banken, Versicherungen etc.) vor allem in Deutschland und Frankreich , damit sie keinen Verlust erleiden. Die noblen „Rettungsschirme“ sollen die retten, die sie aufspannen. Die Zeche zahlt die Masse der Menschen in den genannten Ländern. Sie stehen buchstäblich im Regen!


    Ausgestrahlt wurde die Dokumentation auf Arte und kann via Internet hier noch einige Tage gesehen werden:


    http://videos.arte.tv/de/video…nkenrettung--7340782.html


    oder hier:


    http://www.youtube.com/watch?v=Du7moCxj-Do
    Viele Grüße
    Robert

  • Wenn in sogenannten „Rettungschirmen“ Milliardensummen bereitgestellt werden, um in Irland, Griechenland, Spanien oder Portugal Staatsbankrotte zu vermeiden (Streichung aller Staatsschulden),



    Hallo Robert,
    ich teile deine Einschätzung und die von H. Schumann, dass die Milliarden zur "Eurorettung" nicht bei den Schuldnern im Süden, sondern bei den Gläubigern im Norden ankommen.
    Allerdings verstehe ich die Bemerkung in der Klammer nicht: "Streichung aller Staatsschulden". Diese Staatsschulden werden ja gerade nicht gestrichen, sondern weiter bedient - oder liege ich da falsch?
    Eigentlich wäre es im Interesse der überschuldeten Staaten, dass ihre Schulden wirklich gestrichen werden. Aber realistischerweise ist das nur möglich, wenn diese Staaten den Staatsbankrott erklären - damit machen sie sich allerdings die Gläubigerstaaten zum Feind. Oder sie weichen vor dieser Möglichkeit zurück, dann machen sich die verschuldeten Regierungen ihr eigenes Volk zum Feind. Ich sehe nur diese beiden Möglichkeiten.


    Gruß Wal

  • Hallo Wal,
    dann habe ich mich wohl missverständliche ausgedrückt. Staatsbankrott würde ja bedeuten, dass alle Schulden die der Staat bei privaten Gläubigern hat, gestrichen werden. Verlust der Gläubiger auf der ganzen Linie also. Um das zu vermeiden, wird hoch verschuldeten Staaten "freundlich" ein "Rettungsschirm" angeboten, nicht um sich als "Sozialstaat" betätigen zu können, sondern um gegenüber den privaten Gläubigern zahlungsfähig zu bleiben. Die hoch verschuldeten Staat werden im Gegenteil zu "Sparmaßnahmen" (Renten etc.) gezwungen und erhalten dafür Geld, dass schnurstracks wieder bei den Banken etc. landet. So ist alles bestens eingerichtet, und die "Rettungsschirme" kommen dem "bedürftigen" Kapital zu gute. Eine Glanzleistung von "Solidarität" und "Nächstenliebe"! X(


    Viele Grüße
    Robert

  • Klar, das ist die übliche Vorgehensweise, um 'faule' Kredite zu retten: man befähigt den Schuldner die Zinsen zu bedienen, dann behält der Schuldschein seinen Wert. (Die Hauptsumme ist eh nicht zur Rückzahlung vorgesehen.) Der Gläubiger kann nun mit dem Schuldschein einkaufen oder ihn als Grundlage eigener Kreditwürdigkeit gebrauchen.


    Aber war das nicht von Anfang an klar? Den Verdacht, es gänge darum, irgendeiner Bevölkerung etwas Gutes zu tun, den hat doch niemand absichtlich erweckt oder? Dass das Soziale im Kapitalismus nur eine abhängiege Variable vom Geschäftserfolg eines Landes oder von Kapitalisten ist, ist jedermann dermaßen selbstverständlich, dass ein staatliches bzw. Kapitalisten-Programm zur Rettung von sich selber vom Bürger glatt als sozialer Akt mißverstanden wird. (Und hinterher fühlen sich die Bedürftigen betrogen, anstatt lieber ihren Irrtum einzusehen.)


    Was vielleicht noch bemerkenswert ist, dass die Kapitale und Staaten, um deren Nöte es hier geht, genau von denen an die Wand konkurriert worden sind, die ihnen nun Beispringen müssen. Das ist der Widerspruch eines Europas, mit einer gemeinsamen Währung aber nationalen Haushalten. Einerseits konkurrieren die Staaten gegeneinander, andererseits darf es bei dieser Konkurrenz keine Verlierer geben, weil das Zusammenbrechen einer Wirtschaft auf die gemeinsame Währung zurückfällt. Und gegen solche Widersprüche hilft kein Rettungsschirm.

  • Aber war das nicht von Anfang an klar? Den Verdacht, es gänge darum, irgendeiner Bevölkerung etwas Gutes zu tun, den hat doch niemand absichtlich erweckt oder? Dass das Soziale im Kapitalismus nur eine abhängiege Variable vom Geschäftserfolg eines Landes oder von Kapitalisten ist, ist jedermann dermaßen selbstverständlich, dass ein staatliches bzw. Kapitalisten-Programm zur Rettung von sich selber vom Bürger glatt als sozialer Akt mißverstanden wird. (Und hinterher fühlen sich die Bedürftigen betrogen, anstatt lieber ihren Irrtum einzusehen.)

    Hallo Marco,
    meine Wahrnehmung und Erfahrung sagen mir was anderes: Ständig wird da von "den Griechen", "den Spaniern" etc. geschwätzt, für die die "Rettungsschirme" aufgespannt würden; also die Bevölkerung! Die habe sich das auch selbst eingebrockt, mit ihrem "Anspruchsdenken". In "Bild" wird das geradezu kampagnenartig propagiert. Dass die Gelder für die vom Bankrott bedrohten Staaten nur einen kleinen Umweg machen und dann wieder direkt in den Kassen der Gläubiger landen, ist keineswegs so klar .... und man versucht es zu verschleiern! Ich finde, dass die Dokumentation das sehr deutlich macht.


    Viele Grüße
    Robert

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