Sarah Joseph, Studentin an der Hamburger HafenCity Universität, hat in ihrer Master-Arbeit untersucht, ob und wie die Menschen in Hamburg regional ernährt werden könnten. Sie vergleicht in dieser Arbeit unterschiedliche Ernährungsstile und prüft, wie groß der jeweilige Flächenbedarf ist.
Ihre Ergebnisse lassen sich ohne Weiteres auf die gesamte Bundesrepublik übertragen. Um die Sache etwas zu vereinfachen, greife ich nur drei der sechs Ernährungsstile von Sarah Joseph heraus.
Stil 1: Hoher Fleischverbrauch mit moderner, chemieunterstützter Landwirtschaft:
Im Durchschnitt verbrauchen wir Deutsche 87 Kg Fleisch pro Kopf und Jahr. Die moderne Agrartechnik benötigt für die Produktion dieser fleischlastigen Ernährung 2.388 qm landwirtschaftliche Nutzfläche für jeden einzelnen Verbraucher. Dabei werden Ressourcen aus aller Welt genutzt: Futtermittel aus Südamerika, Früchte aus Südafrika, Kartoffeln aus Ägypten und Arbeitskräfte in Marokko.
Stil 2: Hoher Fleischverbrauch mit biologischer Landwirtschaft: Für den heutigen Ernährungsmix benötigte ein biologischer Anbau pro Kopf 3.102 qm Nutzfläche.
Stil 3: Vegetarische Kost mit biologischer Landwirtschaft:
Dafür werden pro Kopf 1.939 qm Nutzfläche benötigt.
Das sind die Daten von Sarah Joseph. Umgerechnet auf die heutige landwirtschaftliche Nutzfläche der Bundesrepublik Deutschland ergibt sich folgendes Bild:
1) Mit heutiger Technologie, aber ohne Transporteinsatz um die ganze Welt, könnten auf der Agrarfläche der Bundesrepublik 75 Millionen Menschen mit dem derzeit üblichen Nahrungsmix (Stil 1) ernährt werden.
2) Sollte der derzeit übliche Nahrungsmix mit biologischer Landwirtschaft in Deutschland produziert werden (Stil 2), dann könnten auf der deutschen Agrarfläche noch 58 Millionen Menschen ernährt werden.
3) Würden sich die Menschen in Deutschland vegetarisch ernähren, dann könnten mit biologischer Landwirtschaft auf der jetzigen Agrarfläche gut 92 Millionen Menschen ernährt werden.
Gesunde und naturschonende Ernährung für Alle in Deutschland ist machbar. Man muss allerdings wissen, dass lokale Kost, die nicht aus aller Herren Ländern kommt, auch saisonale Kost bedeutet: keine Tomaten im Winter, keine Äpfel im Frühjahr, kaum Südfrüchte usw, - also Lebensumstände, die für Milliarden Menschen noch heute normal sind und für Europäer über Jahrhunderte hinweg normal waren.
Siehe auch:
Gespräche über Hitze sind ein Verbrechen
Wohin-mit-AKWs-und-Kernenergie?
Zerstörung der traditionellen Alpenwirtschaft
Kommunistisches-Rechnungswesen-2-Umweltcontrolling-und-Ökounternehmensbilanzen
Rechnungswesen-einer-kommunistischen Ökonomie-Update
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Kommunalisierung-der-Lebensmittelversorgung