Beamte

(Staatsdiener)

 

1. Unproduktive Staatsdiener vermehren nicht

den gesellschaftlichen Reichtum, sondern verzehren ihn

Karl Marx rechnete „Regierung, Pfaffen, Juristen, Militär usw.“ ausdrücklich aus der produktiven Lohnarbeiterklasse heraus. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 469.

 

Die „große Masse der sog. ‚höhere" Arbeiter – wie der Staatsbeamten, Militärs, Künstler, Ärzte, Pfaffen, Richter, Juristen usw. – (sind) ... zum Teil nicht nur nicht produktiv ..., sondern wesentlich destruktiv, aber ... wissen einen sehr großen Teil des ‚materiellen" Reichtums teils durch Verkauf ihrer ‚immateriellen' Waren, teils durch gewaltsame Aufdrängung derselben sich anzueignen ...“ K. Marx, Theorien über produktive und unproduktive Arbeit, MEW 26.1, 145.

 

Die Erhaltung und der Ausbau dieses Staatsapparates fügt der „direkten ökonomischen Ausbeutung eine zweite Ausbeutung des Volkes hinzu.“ K. Marx, Bürgerkrieg in Frankreich, MEW 17, 540.

 

Dabei werden die „Gebildeten der Massen“ gerne „in die unteren Stellen der Hierarchie“ aufgenommen. K. Marx, Bürgerkrieg in Frankreich, MEW 17, 544.

 

„Je mehr eine herrschende Klasse fähig ist, die bedeutendsten Männer der beherrschten Klassen in sich aufzunehmen, desto solider und gefährlicher ist ihre Herrschaft.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 614.

 

Die höheren Stellen des Staates sind in der Regel den Kapitalistenkindern und ihrer Klientel vorbehalten. So ergänzt die herrschende Klasse „in der Form von Staatsgehalten, was sie nicht in der Form von Profiten, Zinsen, Renten und Honoraren einstecken kann.“ K. Marx, Louis Bonaparte, MEW 8, 151. Sie muss dann ihre Villen und viele Dienstleistungen nicht aus eigener Tasche zahlen, sondern kann dafür in den Steuersäckel greifen.

Marx nahm an, dass die lohnabhängige Bedientenklasse – einschließlich der Staatsdiener – im Kapitalismus anwächst: „Endlich erlaubt die außerordentlich erhöhte Produktivkraft in den Sphären der großen Industrie, begleitet, wie sie ist, von intensiv und extensiv gesteigerter Ausbeutung der Arbeitskraft in allen übrigen Produktionssphären, einen stets größeren Teil der Arbeiterklasse unproduktiv zu verwenden ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 469.

 

In Deutschland machen die Staatsdiener heute rund 7 % der Erwerbsbevölkerung aus, deren Einkommen rund 25 % aller Staatsausgaben (Bund, Länder und Gemeinden) verzehrt.

 

2. Abschaffung des Beamtentums

Die Beamtenschaft ist ein Hindernis für die Emanzipation der Gesellschaft. Die Macht des Staatsapparates ruht in politischen Krisenzeiten vor allem auf dem Beamtentum. Daher haben die herrschenden Klassen immer darauf geachtet, die Beamtenschaft samt Offizierskorps der Armee bei allen politischen Machtwechseln unangetastet zu lassen.

 

Als Bismarck das Deutsche Reich „mit Blut und Eisen“ zimmerte, ergänzte er nur vorsichtig die adelige Beamtenschaft und das adelige Offizierskorps.

Nach dem Sturz des Kaiserreichs 1918 übernahm die oberste Heeresleitung die Staatsmacht und stellte in Verhandlungen mit der SPD-Führung sicher, dass alle kaiserlichen Beamten samt Offizierskorps von der sozialdemokratischen Regierung in die Weimarer Republik übernommen wurden.

Hitler übernahm ebenso die gesamte Beamtenschaft und Armee der Weimarer Republik und Adenauer die Beamtenschaft Hitlers.

 

Demgegenüber betonte Marx: „Der französische Konvent (ist und bleibt) der Leuchtturm aller revolutionären Epochen ... Er leitete die Revolution ein, indem er durch ein Dekret alle Beamten absetzte.“ K. Marx, Preußische Konterrevolution, MEW 6, 138.

 

„Die Kommune machte das Stichwort aller Bourgeoisrevolutionen – billige Regierung – zur Wahrheit, indem sie die beiden größten Ausgabequellen, die Armee und das Beamtentum, aufhob.“ K. Marx, Bürgerkrieg in Frankreich, MEW 17, 341.

 

„Gerade die unterdrückende Macht der bisherigen zentralisierten Regierung, Armee, politische Polizei, Bürokratie, die Napoleon 1798 geschaffen und die seitdem jede neue Regierung als willkommenes Werkzeug übernommen und gegen ihre Gegner ausgenutzt hat, gerade diese Macht, sollte überall fallen, wie sie in Paris bereits gefallen war.

Die Kommune musste gleich von vornherein anerkennen, dass die Arbeiterklasse, einmal zur Herrschaft gekommen, nicht fortwirtschaften könne mit der alten Staatsmaschine; dass diese Arbeiterklasse, um nicht ihrer eigenen, erst eben eroberten Herrschaft wieder verlustig zu gehen, einerseits alle die alte, bisher gegen sie selbst ausgenutzte Unterdrückungsmaschine beseitigen, andererseits aber sich sichern musste, gegen ihre eigenen Abgeordneten und Beamten, indem sie diese, ohne alle Ausnahme, für jederzeit absetzbar erklärte.“ F. Engels, Vorwort zu Marx, „Bürgerkrieg in Frankreich“, MEW 17, 623.

 

Auf die Frage Bakunins: „Die Deutschen zählen ungefähr 40 Millionen. Werden z. B. alle 40 Millionen Glieder der Regierung sein?“ antwortete Marx: „Gewiss! Da die Sache mit der Selbstregierung der Gemeinde anfängt.“ K. Marx, Konspekt zu Bakunin, MEW 18, 634.

 

Siehe auch die Artikel:

Staat

 

Steuer

 

Revolution

 

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Zur Zitierweise:

Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396.

Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.