Fixes und flüssiges Kapital

 

Als fixes und flüssiges (oder zirkulierendes) Kapital werden Teile des produktiven Kapitals in Hinsicht auf ihre spezielle Nutzungsweise und Nutzungsdauer in der produktiven Konsumtion unterschieden.

 

1. Fixes Kapital sind die Bestandteile des produktiven Kapitals, die als Arbeitsmittel (Gebäude, Maschinen etc.) ihren Wert stückweise in den Wert des Produkts abgeben, aber nicht stofflich in das Produkt eingehen. Sie wirken stofflich lange als Körper weiter, bis sie ihren Gebrauchswert verlieren und müssen dann in der Regel als Ganzes ersetzt werden.

„Übrigens ist im Körper der Knochenbau das fixe Kapital; er erneuert sich nicht in derselben Zeit wie Fleisch, Blut. Es finden verschiedene Grade in der Geschwindigkeit der Konsumtion (der Selbstkonsumtion) und daher der Reproduktion statt.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 554.

 

2. Flüssiges Kapital sind die Bestandteile des produktiven Kapitals, die ihren jeweiligen Wert nicht stückweise, sondern ganz und gar an jedes einzelne Produkt abgeben, das sie produzieren helfen. Sie müssen also für die Produktion eines jeden neuen Produkts auch ganz ersetzt werden.

2.1.1. Rohmaterial geht als Wert ganz in das Produkt ein, stofflich geht es zum großen Teil ein, aber in veränderter Gestalt. Aus Rohmaterial wird der Körper des Produkts gebildet.

2.1.2. Hilfsstoffe (Energieträger, Schmiermittel etc.) gehen als Wert jeweils ganz in das Produkt ein, das sie bilden helfen, aber stofflich gehen sie nicht ein. Sie werden für jedes einzelne Produkt verbraucht, werden aber nicht stofflicher Teil des Produkts.

2.2. Variables Kapital geht als Arbeitslohn ganz in den Wert jedes Produkts ein. Es ist also auch – im Hinblick auf seinen Umschlag – Teil des zirkulierenden Kapitals.

 

1. Fixes Kapital

„Ein Instrument, eine Maschine, eine Fabrikgebäude, ein Gefäß usw. dienen im Arbeitsprozess nur, solange sie ihre ursprüngliche Gestalt bewahren und morgen wieder in eben derselben Form in den Arbeitsprozess eingehen wie gestern.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 218.

Es „folgt daraus keineswegs .., dass das fixe Kapital notwendig aus unbeweglichen Dingen besteht. Ein Schiff und eine Lokomotive wirken nur durch ihre Bewegung; und doch fungieren sie ... für ihren Anwender als fixes Kapital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 213.

 

1.1. Fixes Kapital geht nicht stofflich, aber als Wert in das Produkt ein

„Ein Teil des konstanten Kapitals behält die bestimmte Gebrauchsform, worin es in den Produktionsprozess eingeht, gegenüber den Produkten, zu deren Bildung es bei­trägt. Es verrichtet also während einer kürzeren oder längeren Periode in stets wie­derholten Arbeitsprozessen stets wieder dieselben Funktionen. So z. B. Ar­beits­gebäude, Maschinen etc, kurz alles, was wir unter der Bezeichnung Ar­beits­mittel zusammen-fassen.

Dieser Teil des konstanten Kapitals gibt Wert an das Produkt ab im Verhältnis, worin er mit seinem eigenen Gebrauchswert seinen eigenen Tauschwert verliert. Diese Wertabgabe ... auf das Produkt ... wird bestimmt durch eine Durchschnitts­rechnung; es wird gemessen durch die Durchschnittsdauer seiner Funktion von dem Augenblick, worin das Produktionsmittel in den Produktionsprozess eingeht, bis zu dem Augenblick, wo es ganz abgenutzt ... ist ...“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 158.

 

„Beträgt die Funktionsdauer einer Maschine, sage zum Wert von 1.000.000 Euro, z. B. 10 Jahre, so beträgt die Umschlagszeit des in ihr ursprünglich vorgeschosse­nen Werts 10 Jahre. Vor Ablauf dieser Zeit ist sie nicht zu erneuern, sondern wirkt in ihrer Naturalform fort.

Ihr Wert zirkuliert unterdes stückweise als Wertteil der Waren, zu deren kontinu­ierlicher Produktion sie dient, und wird so allmählich in Geld umgesetzt, bis er schließlich am Ende der 10 Jahre ganz in Geld verwandelt und aus Geld in eine Maschine rückverwandelt worden ist, also seinen Umschlag vollzogen hat. Bis zum Eintritt dieser Reproduktionszeit wird ihr Wert allmählich zunächst in der Form eines Geldreservefonds akkumuliert.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 164.

„Das Eigentümliche dieses Teils des konstanten Kapitals – der eigentlichen Ar­beitsmittel – ist also dies: ...

Ein Teil des vorgeschossenen Kapitalwerts ist in diese, durch die Funktion der Arbeitsmittel im Produktionsprozess bestimmte Form fixiert. Mit der Funktion und daher der Abnutzung des Arbeitsmittels geht ein Teil seines Werts auf das Produkt über, ein anderer bleibt fixiert im Arbeitsmittel und daher im Produk­tionsprozess. Der so fixierte Wert nimmt beständig ab, bis das Arbeitsmittel aus­ge­dient und daher auch sein Wert sich in einer längeren oder kürzeren Periode über eine Masse von Produkten verteilt hat, die aus einer Reihe beständig wieder­holter Arbeitsprozesse hervorgehen.

Solange es aber noch als Arbeitsmittel wirksam ist, also nicht durch ein neues Exemplar derselben Art ersetzt werden muss, bleibt stets konstanter Kapitalwert in ihm fixiert, ... Je länger das Arbeitsmittel ausdauert, je langsamer es verschleißt, desto länger bleibt der konstante Kapitalwert in dieser Gebrauchsform fixiert.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 158f.

 

„Dieser im Arbeitsmittel fixierte Teil des Kapitalwerts zirkuliert so gut wie jeder andere. Wir haben überhaupt gesehen, dass der ganze Kapitalwert in beständiger Zirkula-tion begriffen und in diesem Sinn daher alles Kapital zirkulierendes Ka­pital ist. Aber die Zirkulation des hier betrachteten Kapitalteils ist eigentümlich.

Erstens zirkuliert er nicht in seiner Gebrauchsform, sondern nur sein Wert zirku­liert, und zwar allmählich, bruchweise, im Maß, wie er von ihm auf das Produkt übergeht, das als Ware zirkuliert. Während seiner ganzen Funktionsdauer bleibt ein Teil seines Werts stets in ihm fixiert, ... Durch diese Eigentümlichkeit erhält dieser Teil des konstanten Kapitals die Form: Fixes Kapital.

Alle anderen stofflichen Bestandteile des im Produktionsprozess vorgeschossenen Kapitals dagegen bilden im Gegensatz dazu: Zirkulierendes oder flüssiges Ka­pital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 159.

 

2. Flüssiges (zirkulierendes) Kapital

„Die übrigen Elemente des produktiven Kapitals (= zirkulierendes oder flüssiges Kapital) bestehen teils aus den in Hilfsstoffen (2.1.) und Rohstoffen (2.2.) existie­renden Elementen des konstanten Kapitals, teils aus variablem (2.3.), in Arbeits­kraft ausgelegtem.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 164.

 

2.1. Hilfsstoff geht als Wert gänzlich, als Stoff gar nicht in das Produkt ein

„Ein Teil der Produktionsmittel – solche Hilfsstoffe nämlich, die von den Ar­beitsmitteln selbst während ihrer Funktion konsumiert werden, wie Kohle von der Dampfmaschine; oder die nur den Vorgang unterstützen, wie Kühlwasser, das verdampft, etc. – gehen nicht stofflich in das Produkt ein.

Nur ihr Wert bildet einen Teil des Produktwerts. In seiner eigenen Zirkulation zirkuliert das Produkt ihren Wert. Dies haben sie gemein mit dem fixen Kapital. Aber in jedem Arbeitsprozess, worin sie eingehen, werden sie ganz konsumiert und müssen also für jeden neuen Arbeitsprozess ganz ersetzt werden durch neue Exemplare dersel-ben Art.

Sie bewahren nicht ihre selbständige Gebrauchsgestalt während ihrer Funktion. Es bleibt also auch während ihrer Funktion kein Teil des Kapitalwerts in ihrer al­ten Gebrauchsgestalt, ihrer Naturalform fixiert.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 159f.

 

„Andererseits sind Dinge, die wirklich im Produktionsprozess fixiert sind, in ihm leben und sterben und ihn nie, nachdem sie in ihn eingetreten, wieder verlassen, flüssige Bestandteile des produktiven Kapitals. Z. B. die Kohle, die zum Betrieb der Maschine im Produk-tionsprozess, das Gas, das zur Beleuchtung im Fabrikge­bäude verzehrt wird usw.

Sie sind flüssig, nicht weil sie leiblich mit dem Produkt den Produk-tionsprozess verlassen und als Ware zirkulieren, sondern weil ihr Wert ganz in den Wert der Ware eingeht, den sie produzieren helfen, also auch ganz aus dem Verkauf der Ware ersetzt werden muss.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 213.

 

2.2. Rohstoff geht als Wert ganz, als Stoff hauptsächlich in das Produkt ein

„Der Teil der Produktionsmittel, der stofflich in das Produkt eingeht, also Roh­stoff etc, erhält dadurch zum Teil Formen, worin er später als Gebrauchsgegen­stand in die individuelle Konsumtion eingehen kann.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 160.

„Man hat gesehen, dass z. B. in der chemischen Fabrikation Rohmaterial und Hilfsstoff ineinander verschwimmen.

So auch Arbeitsmittel und Hilfsstoff und Rohmaterial. So gehen im Ackerbau z. B. die in Bodenverbesserungen zugesetzten Stoffe zum Teil als Produktbildner in das Pflanzenprodukt ein. Andererseits ist ihre Wirkung über eine längere Peri­ode z. B. 4–5 Jahre verteilt. Ein Teil derselben geht daher stofflich in das Produkt ein und überträgt damit zugleich seinen Wert auf das Produkt, während ein ande­rer Teil in seiner alten Gebrauchsform auch seinen Wert fixiert. Er dauert fort als Produktionsmittel und erhält daher die Form von fixem Kapital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 160.

„Vieh als Arbeitsvieh ist fixes Kapital; als Mastvieh ist es Rohmaterial, das schließlich als Produkt in die Zirkulation tritt, ist dann also nicht fixes, sondern zirkulierendes Kapital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 162.

„Samen z. B. ist kein fixes Kapital, sondern nur Rohmaterial, das während unge­fähr eines Jahres im Produktionsprozess fixiert ist. ... Ob, je nach der Art des Pro­duktionsprozesses oder dem bezweckten Nutzeffekt, dies Fixiertsein länger oder kürzer dauert, bewirkt nicht den Unterschied von fixem und zirkulierendem Ka­pital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 162f.

„Soweit Hilfs- und Rohstoffe ganz verzehrt werden in der Bildung ihres Produkts, übertragen sie ihren ganzen Wert auf das Produkt. Er wird daher auch ganz durch das Produkt zirkuliert, verwandelt sich in Geld und aus Geld zurück in die Pro­duktionselemente der Ware.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 165.

 

2.3. Variables Kapital (Arbeitslohn) geht als Wert ganz in das Produkt ein

„Was den variablen, in Arbeitskraft ausgelegten Bestandteil des produktiven Ka­pitals betrifft: Die Arbeitskraft wird für eine bestimmte Zeitfrist gekauft. Sobald der Kapitalist sie gekauft hat und dem Produktionsprozess einverleibt hat, bildet sie einen Bestandteil seines Kapitals, und zwar dessen variablen Bestandteil. Sie wirkt täglich während eines Zeitraums, worin sie nicht nur ihren Tageswert, son­dern noch einen überschüssigen Mehrwert, von dem wir hier zunächst absehen, dem Produkt zusetzt.

Nachdem die Arbeitskraft, für eine Woche z. B, gekauft ist und gewirkt hat, muss der Kauf beständig in den gewohnheitsmäßigen Terminen erneuert werden. Das Äquivalent (Gegenwert) ihres Werts, das die Arbeitskraft während ihrer Funktion dem Produkt zusetzt und das mit der Zirkulation des Produkts in Geld verwandelt wird, muss aus Geld beständig in Arbeitskraft rückverwandelt werden .., d. h. umschlagen, wenn der Kreislauf der kontinuierlichen Produktion nicht unterbro­chen werden soll.

Der in Arbeitskraft vorgeschossene Wert des produktiven Kapitals geht also ganz auf das Produkt über (wir sehen hier fortwährend vom Mehrwert ab), ...

Wie verschieden die Arbeitskraft sich also auch sonst, mit Bezug auf die Wertbil­dung, zu den kein fixes Kapital bildenden Bestandteilen des konstanten Kapitals verhält, diese Art des Umschlags ihres Werts hat sie mit ihnen gemein im Gegen­satz zum fixen Kapital.

Diese Bestandteile des produktiven Kapitals – die in Arbeitskraft und in nicht fi­xes Kapital bildenden Produktionsmitteln ausgelegten Wertteile desselben – ste­hen durch diesen ihren gemeinschaftlichen Charakter des Umschlags dem fixen Kapital als zirkulierendes oder flüssiges Kapital gegenüber.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 165.

„Der Wert des flüssigen Kapitals – in Arbeitskraft und Produktions-mitteln – ist vorgeschossen nur für die Zeit, während welcher das Produkt fertig gemacht wird, ...

Dieser Wert geht ganz in das Produkt ein, kehrt also durch den Verkauf des Pro­dukts ganz wieder aus der Zirkulation zurück und kann von neuem vorgeschossen werden. ...; sie werden beständig rückverwandelt aus Ware in die Produktions­elemente derselben Ware.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 166f.

 

3. Resümee

„Vom Standpunkt des Zirkulationsprozesses stehen auf der einen Seite die Ar­beitsmittel: fixes Kapital, auf der anderen Seite Arbeitsmaterial und Arbeitslohn: flüssiges Kapital.

Dagegen vom Standpunkt des Arbeits- und Verwertungsprozesses steht auf der einen Seite: Produktionsmittel (Arbeitsmittel und Arbeits-material), konstantes Kapital; auf der anderen Seite Arbeitskraft, variab-les Kapital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 218.

 

„Aus dem Bisherigen ergibt sich Folgendes:

1. Die Formbestimmtheiten von fixem und flüssigem Kapital entspringen nur aus dem verschiedenen Umschlag des im Produktions-prozess fungierenden Kapital­werts oder produktiven Kapitals. Diese Verschiedenheit des Umschlags ent­springt ihrerseits aus der verschiedenen Weise, worin die verschiedenen Be­standteile des produktiven Kapitals ihren Wert auf das Produkt übertragen, ...

Die Verschiedenheit der Abgabe des Werts an das Produkt endlich ... entspringt aus der Verschiedenheit der stofflichen Gestalten, worin das produktive Kapital existiert, und wovon ein Teil während der Bildung des einzelnen Produkts ganz konsumiert, an anderer nur allmählich vernutzt wird. Es ist also nur das produk­tive Kapital, das sich in fixes und flüssiges spalten kann.

Dagegen existiert dieser Gegensatz nicht für die beiden anderen Daseinsweisen des industriellen Kapitals, also weder für das Warenkapital, noch für das Geldka­pital, noch als Gegensatz beider gegen das produktive Kapital. Er existiert nur für das produktive Kapital und innerhalb desselben.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 167f.

„2. Der Umschlag des fixen Kapitalbestandteils, also auch die dazu nötige Um­schlagszeit, umfasst mehrere Umschläge der flüssigen Kapitalbestandteile. In der­selben Zeit, worin das fixe Kapital einmal umschlägt, schlägt das flüssige Kapital mehr­mals um. ...

3. Der im fixen Kapital ausgelegte Wertteil des produktiven Kapitals ist ganz, auf einmal vorgeschossen worden, für die ganze Funktionsdauer ... Dieser Wert wird also auf einmal vom Kapitalisten in die Zirkulation geworfen; er wird aber der Zirkulation nur stückweise und allmählich wieder entzogen durch die Realisie­rung der Wertteile, die das fixe Kapital den Waren stückweise zusetzt.

Andererseits: Die Produktionsmittel selbst, worin ein Bestandteil des produktiven Kapitals fixiert wird, werden auf einmal der Zirkulation entzogen, um dem Pro­duktionsprozess für ihre ganze Funktionsdauer einverleibt zu werden, aber sie bedürfen für dieselbe Zeit nicht ... der Reproduktion. ... Während dieser Zeit be­nötigen sie also auch ihrerseits keine Erneuerung des Vorschusses von Seiten des Kapitalisten.

Endlich: Der im fixen Kapital ausgelegte Kapitalteil durchläuft den Kreislauf sei­ner Formen während der Funktionsdauer der Produktions-mittel ... nicht stofflich, sondern nur für seinen Wert, und auch das nur teilweise und allmählich. D. h. ein Teil seines Werts wird fortwährend als Wertteil der Ware zirkuliert und in Geld verwandelt, ohne sich aus Geld in seine ursprüngliche Naturalform rückzuver­wandeln. Diese Rückverwandlung des Gelds in die Naturalform des Produk­tionsmittels findet erst statt am Schluss seiner Funktionsperiode, wenn das Pro­duktionsmittel gänzlich verbraucht ist.

4. Die Elemente des flüssigen Kapitals sind ebenso beständig im Produktionspro­zess – soll er kontinuierlich sein – fixiert wie die Elemente des fixen Kapitals. Aber die so fixierten Elemente des ersteren werden beständig in natura erneuert ...

Es befinden sich beständig Roh- und Hilfsstoffe im Produktionsprozess, aber immer neue Exemplare derselben Art, nachdem die alten in der Bildung des ferti­gen Produkts verzehrt sind.

Es befindet sich ebenso beständig Arbeitskraft im Produktionsprozess, aber nur durch beständige Erneuerung ihres Kaufs, und oft mit Wechsel der Personen.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 168.

 

4. Instandhaltung und Ersatz des fixen Kapitals

4.1. Reparatur des fixen Kapitals geschieht stückweise

„Ein Pferd kann nicht stückweise, sondern nur durch ein anderes Pferd ersetzt werden. Andere Elemente des fixen Kapitals lassen periodische oder teilweise Erneuerung zu. Hier ist der teilweise oder periodische Ersatz zu unterscheiden von allmählicher Ausdehnung des Geschäfts-betriebs. ...

Andere Stücke des fixen Kapitals bestehen aus ungleichen Bestandteilen, die in ungleichen Zeiträumen abnutzen und daher ersetzt werden müssen. Dies findet namentlich bei Maschinen statt.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 171f.

„In derselben Kapitalanlage haben die einzelnen Elemente des fixen Kapitals eine verschiedene Lebenszeit, daher auch verschiedene Umschlagszeiten. In einer Ei­senbahn z. B. haben Schienen, Schwellen, Erdarbeiten, Bahnhofsgebäude, Brü­cken, Tunnels, Lokomotiven und Waren verschiedene Funktionsdauer und Re­pro­duktionszeit, also auch das in ihnen vorgeschossene Kapital verschiedene Um­schlagszeiten.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 169.

„Die Beschädigungen, denen einzelne Teile der Maschinerie etc. ausgesetzt sind, sind der Natur der Sache nach zufällig, und so sind es daher auch die dadurch nö­tig gewordenen Reparaturen. Dennoch scheiden sich aus dieser Masse zwei Sor­ten von Reparaturarbeiten ab, die einen mehr oder minder festen Charakter haben und in verschiedene Perioden der Lebenszeit des fixen Kapitals fallen – Krank­heiten des Kindesalters und die viel zahlreicheren Krankheiten des über die mitt­lere Lebenszeit hinausgerückten Alters.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 175.

„Mit Bezug auf allmähliche Ausdehnung des Geschäfts im Lauf der teilweisen Erneuerung bemerken wir Folgendes. Obgleich, wie wir gesehen, das fixe Kapital fortfährt, in natura im Produktionsprozess zu wirken, hat ein Teil seines Werts, je nach dem Durchschnittsverschleiß, mit dem Produkt zirkuliert, ist in Geld ver­wandelt worden ... Dieser so in Geld verwandelte Teil des fixen Kapitalwerts kann dazu dienen, das Geschäft zu erweitern oder Verbesserungen an den Ma­schinen anzubringen, welche deren Wirksamkeit vermehren. In kürzeren oder längeren Abschnitten findet so Reproduktion statt, und zwar ... Repro-duktion auf erwei­terter Stufenleiter; extensiv, wenn das Produktionsfeld ausgedehnt; intensiv, wenn das Produktionsmittel wirksamer gemacht.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 172.

 

4.2. Kosten für Erhaltung, Reinigung, Reparatur und Versicherung

4.2.1. Erhaltung

„Das fixe Kapital verursacht besondere Erhaltungskosten. Ein Teil der Erhaltung wird durch den Arbeitsprozess selbst bewirkt; das fixe Kapital ver­dirbt, wenn es nicht im Arbeitsprozess fungiert. ... Diese Erhaltung, die aus dem Gebrauch im Arbeitsprozess hervorgeht, ist eine Gratisnaturgabe der lebendigen Arbeit. Und zwar ist die erhaltende Kraft der Arbeit doppelter Art. Einerseits er­hält sie den Wert der Arbeitsmaterialien, indem sie ihn auf das Produkt überträgt, andererseits erhält sie den Wert der Arbeitsmittel, soweit sie nicht auch diesen auf das Produkt überträgt, durch Erhaltung ihres Gebrauchswerts, vermittelst ihrer Aktion im Produktionsprozess.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 173.

 

4.2.2. Reinigung

„Das fixe Kapital erfordert aber auch positive Arbeitsauslage zu seiner Instandhaltung. Die Maschinerie muss von Zeit zu Zeit gereinigt werden. Es handelt sich hier um zusätzliche Arbeit, ohne welche sie gebrauchsunfähig wird ... Die normale Lebenszeit des fixen Kapitals ist selbstredend darauf be­rechnet, dass die Bedingungen erfüllt werden, unter denen es während dieser Zeit normal fungieren kann ... Das in dieser Arbeit der Reinigung ausgelegte Kapital ... gehört zum flüssigen Kapital.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 173f.

 

4.2.3. Reparatur

„Die eigentlichen Reparaturen oder Flickarbeiten machen Auslage von Kapital und Arbeit nötig, die nicht in dem ursprünglich vorgeschossenen Ka­pital enthalten sind, also auch durch den allmählichen Wertersatz des fixen Kapi­tals jedenfalls nicht immer ersetzt und gedeckt werden können. ... Es ist dies ein zusätzlicher Wertbestandteil, der auch nicht auf einmal vorgeschossen wird, sondern je nach Bedürfnis, und dessen verschiedene Vorschusszeiten ... zufällig sind.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 174f.

„Andererseits ist es ebenso klar, dass der durch diese zusätzliche Ausgabe von Kapital und Arbeit zugesetzte Wert nicht in den Preis der Waren eingehen kann gleichzeitig mit der wirklichen Ausgabe. Ein Spinner z. B. kann diese Woche sein Garn nicht teurer verkaufen als vorige Woche, weil ihm diese Woche ein Rad ge­brochen oder ein Riemen zerrissen ist ... Hier, wie bei aller Wertbestimmung, be­stimmt der Durchschnitt ... Diese Durchschnittsausgabe wird verteilt auf die Durchschnitts-Lebensperiode und wird in entsprechenden Anteilen auf den Preis des Produkts geschlagen ...“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 176.

„Bei der Bestimmung des Verschleißes, wie der Reparaturkosten, nach gesell­schaftlichem Durchschnitt, ergeben sich notwendig große Ungleichheiten ... Die Reparaturkosten des einen sind über, die des anderen unter dem Durchschnitt usw. Der durch den Verschleiß, wie durch die Reparaturkosten, bestimmte Preis­zuschlag der Ware ist aber derselbe und wird durch den Durchschnitt bestimmt. Der eine erhält also durch diesen Preiszusatz mehr, als er wirklich zusetzt, der andere weniger. Dies, wie alle anderen Umstände, die bei gleicher Ausbeutung der Arbeitskraft den Gewinn verschiedener Kapitalisten in demselben Geschäfts­zweig verschieden machen, trägt dazu bei, die Einsicht in die wahre Natur des Mehrwerts zu erschweren.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 178.

Die Reparaturarbeiter sind Teil der produktiven Lohn­arbeiter:

„Da es von der höchsten Wichtigkeit ist, sofort jeden Defekt der Maschinerie zu kurieren, so befindet sich bei jeder größeren Fabrik ein den eigentlichen Fabrik­arbeitern beigegebenes Personal, Ingenieur, Schreiner, Mechaniker, Schlosser usw. Ihr Lohn bildet Teil des variablen Kapitals, und der Wert ihrer Arbeit ver­teilt sich auf das Produkt.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 176.

 

4.2.4. Versicherung

„Ganz verschieden, sowohl vom Ersatz des Verschleißes wie von den Arbeiten der Erhaltung und Reparatur ist die Versicherung, die sich auf Zerstörung durch außerordentliche Naturereignisse, Feuersbrunst, Überschwem­mungen etc. bezieht. Diese muss aus dem Mehrwert gutgemacht werden und bil­det einen Abzug von demselben. Oder, vom Standpunkt der ganzen Gesellschaft betrachtet: Es muss eine beständige Überproduktion stattfinden, d. h. Produktion auf größerer Stufenleiter, als zu einfachem Ersatz und Reproduktion des vorhan­denen Reichtums nötig – ganz abgesehen von Zunahme der Bevölkerung –, um die Produktionsmittel zur Verfügung zu haben, zur Ausgleichung der außeror­dentlichen Zerstörung, welche Zufälle und Naturkräfte anrichten.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 178.

 

4.3. Ersatz des fixen Kapitals als Ganzes

„Die Arbeitsmittel werden großenteils beständig umgewälzt durch den Fortschritt der Industrie. Sie werden daher nicht in ihrer ursprünglichen Form ersetzt, son­dern in der umgewälzten Form. Einerseits bildet die Masse des fixen Kapitals, die in einer bestimmten Naturalform angelegt ist und innerhalb derselben eine be­stimmte Durchschnittslebenszeit auszudauern hat, einen Grund der nur allmähli­chen Einführung neuer Maschinen etc, und daher ein Hindernis gegen die rasche allgemeine Einführung der verbesserten Arbeitsmittel. Andererseits zwingt der Konkurrenzkampf, namentlich bei entscheidenden Umwälzungen, die alten Ar­beitsmittel vor ihrem natürlichen Lebensende durch die neuen zu ersetzen. Es sind hauptsächlich Katastrophen, Krisen, die solche vorzeitige Erneuerung des Betriebsgeräts auf größerer gesellschaft-licher Stufenleiter erzwingen.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 171.

„Endlich, wie überall in der großen Industrie, spielt auch hier der moralische Ver­schleiß seine Rolle: Nach Verlauf von zehn Jahren kann man gewöhnlich die­selbe Menge Waggons und Lokomotiven für 30.000 Pfd. St. kaufen, das vorher 40.000 Pfd. St. kostete. Man muss so auf dies Material eine Entwertung von 25 % des Marktpreises rechnen, selbst wenn keine Entwertung des Gebrauchswerts stattfindet.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 170f.

Ersatz des fixen Kapitals als Ganzen macht Schatzbildung nötig:

„Obgleich, wie wir gesehen, ein größerer Teil des zum Ersatz des Verschleißes des fixen Kapitals zurückfließenden Geldes jährlich, oder selbst in kürzeren Zeit­räumen, wieder in seine Naturalform rückver-wandelt wird, ist dennoch für jeden einzelnen Kapitalisten ein Amortisationsfonds nötig für den Teil des fixen Kapi­tals, der nur nach Verlauf von Jahren auf einmal in seinen Reproduktionstermin tritt und dann ganz zu ersetzen ist. Ein bedeutender Bestandteil des fixen Kapitals schließt durch seine Beschaffenheit die stückweise Reproduktion aus.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 181f.

„In unserem Fall wird nun Geld, das als Schatz in der Hand eines größeren Kapi­talisten in größerem Umfang aufgehäuft sein muss, beim Einkauf des fixen Ka­pitals auf einmal in die Zirkulation geworfen. Es verteilt sich selbst wieder in der Gesellschaft als Zirkulationsmittel und als Schatz. ... Es ist eine beständig wech­selnde Verteilung des in der Gesellschaft existierenden Schatzes, der abwech­selnd als Zirkulations-mittel fungiert, und dann wieder als Schatz aus der Masse des zirkulierenden Geldes abgeschieden wird. Mit der Entwicklung des Kreditwe­sens, welche mit der Entwicklung der großen Industrie und der kapitalistischen Produktion notwendig parallel geht, fungiert dies Geld nicht als Schatz, sondern als Kapital, aber in der Hand nicht seines Eigentümers, sondern anderer Kapitalis­ten, denen es zur Verfügung gestellt ist.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 182.

 

 

Siehe auch die Artikel:

Konstantes und variables Kapital

Umschlag des Kapitals

 

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Zur Zitierweise:

Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396.

Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.