Geld II
Funktionen von Geld
„Die
besonderen Geldformen, bloßes Warenäquivalent oder Zirkulationsmittel oder
Zahlungsmittel, Schatz und Weltgeld, deuten, je nach dem verschiednen
Umfang und dem relativen Vorwiegen einer oder der andren Funktion, auf
sehr verschiedne Stufen des gesellschaftlichen Produktionsprozesses.
Dennoch genügt erfahrungsmäßig eine relativ schwach entwickelte
Warenzirkulation zur Bildung aller dieser Formen.“ K. Marx, Kapital I, MEW
23, 184.
Die Funktionen des Geldes, die Formen, in denen Geld
fungiert, sind:
1) Geld als Maß der Werte (allgemeines Äquivalent und
Rechengeld),
„Als Maß dient das Geld stets als Rechengeld, und als
Preis ist die Ware stets nur ideell in das Geld verwandelt.“ K. Marx,
Grundrisse, 105.
2) Zirkulationsmittel,
„Als Vermittler
der Warenzirkulation erhält das Geld die Funktion des
Zirkulationsmittels.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 128.
3)
Schatz,
„Mit der ersten Entwicklung der Warenzirkulation selbst
entwickelt sich die Notwendigkeit und die Leidenschaft, ... die
verwandelte Gestalt der Ware oder ihre Goldpuppe festzuhalten. Ware wird
verkauft, nicht um Ware zu kaufen, sondern Warenform durch Geldform zu
ersetzen. ... Das Geld versteinert damit zum Schatz, und der
Warenverkäufer wird zum Schatzbildner.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23,
144.
4) Zahlungsmittel,
„als Kaufmittel und als
Zahlungsmittel realisiert Geld nur den Preis der Ware, die es kauft
oder zahlt...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 181.
5)
Weltgeld.
1. Geld als Maß der Werte:
„Ich setze
überall in dieser Schrift, der Vereinfachung halber, Gold als die Geldware
voraus.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 109.
„Die erste Funktion des
Goldes besteht darin, der Warenwelt das Material ihres Wertausdrucks zu
liefern oder die Warenwerte als gleichnamige Größen, qualitativ gleiche
und quantitativ vergleichbare, darzustellen.
So funktioniert es als
allgemeines Maß der Werte, und nur durch diese Funktion wird Gold, die
spezifische Äquivalentware, zunächst Geld.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
109.
„Der Wertausdruck einer Ware in Gold - x Ware A = y Geldware - ist ihre Geldform oder ihr Preis.“
K. Marx, Kapital I. MEW 23, 110.
„Der Preis oder die Geldform der
Waren ist ... eine von ihrer handgreiflich reellen Körperform
unterschiedne, also nur ideelle oder vorgestellte Form. Der Wert von
Eisen, Leinwand, Weizen usw. existiert, obgleich unsichtbar, in diesen
Dingen selbst; er wird vorgestellt durch ihre Gleichheit mit Gold, eine
Beziehung zum Gold, die sozusagen nur in ihren Köpfen spukt.“ K. Marx,
Kapital I. MEW 23, 110.
„Der Preis ist der Geldname der in der Ware
vergegenständlichten Arbeit.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 116.
Aber
Preis der Ware und Wert der Ware können und müssen voneinander
abweichen. „Die Möglichkeit ... der Abweichung des Preises von der
Wertgröße, liegt ... in der Preisform selbst. Es ist dies kein Mangel
dieser Form, sondern macht sie umgekehrt zur adäquaten Form einer
Produktionsweise, worin sich die Regel nur als blindwirkendes
Durchschnittsgesetz der Regellosigkeit durchsetzen kann.“ K. Marx, Kapital
I. MEW 23, 117.
Der Preis kann sich ganz vom Wert ablösen:
„Dinge, die an und für sich keine Waren sind, z. B. Gewissen, Ehre usw.
können ihren Besitzern für Geld feil sein und so durch ihren Preis die
Warenform erhalten. Ein Ding kann daher formell einen Preis haben, ohne
einen Wert zu haben. Der Preisausdruck wird hier imaginär...“ K. Marx,
Kapital I. MEW 23, 117.
vergleiche:
Die
Preistheorie von K. Marx.
„Die Warenwerte sind daher verwandelt
in vorgestellte Goldquanta von verschiedener Größe... Als solche
verschiedne Goldquanta vergleichen und messen sie sich untereinander, und
es entwickelt sich technisch die Notwendigkeit, sie auf ein fixiertes
Quantum Gold als ihre Maßeinheit zu beziehen. ...
Vor ihrer Geldwerdung
besitzen Gold, Silber, Kupfer bereits solche Maßstäbe in ihren
Metallgewichten... Bei aller metallischen Zirkulation bilden daher die
vorgefundenen Namen des Gewichtsmaßstabs auch die ursprünglichen Namen des
Geldmaßstabs oder Maßstabs der Preise.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
112.
„Als Maß der Werte kann Gold nur dienen, weil es selbst
Arbeitsprodukt, also der Möglichkeit nach ein veränderlicher Wert ist.“ K.
Marx, Kapital I. MEW 23, 113.
„Wertmaß ist das Gold, weil sein Wert
veränderlich ist, Maßstab der Preise, weil es als unveränderliche
Gewichtseinheit fixiert wird.“ K. Marx, Zur Kritik der Politischen
Ökonomie, MEW 13, 55.
„Als Maß der Werte und als Maßstab der Preise
verrichtet das Gold zwei ganz verschiedne Funktionen. Maß der Werte
ist es als die gesellschaftliche Inkarnation der menschlichen Arbeit,
Maßstab der Preise als ein festgesetztes Metallgewicht.“ K. Marx, Kapital
I. MEW 23, 113.
„Der Wertwechsel des Goldes verhindert auch nicht
seine Funktion als Wertmaß. Er trifft alle Waren gleichzeitig, lässt also
unter sonst gleichen Bedingungen ihre wechselseitigen relativen
Werte unverändert, obgleich sie sich nun alle in höheren oder niedrigeren
Goldpreisen als zuvor ausdrücken.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
113.
„Da der Geldmaßstab einerseits rein konventionell ist,
andrerseits allgemeiner Gültigkeit bedarf, wird er zuletzt gesetzlich
geregelt.
Ein bestimmter Gewichtsteil des edlen Metalls, z.B. eine Unze
Gold, wird offiziell abgeteilt in aliquote Teile, die legale Taufnamen
erhalten, wie Pfund, Taler usw. Solcher aliquote Teil, der dann als die
eigentliche Maßeinheit des Geldes gilt, wird untergeteilt in andere
aliquote Teile mit gesetzlichen Taufnamen, wie Shilling, Penny
etc.
Nach wie vor bleiben bestimmte Metallgewichte Maßstab des
Metallgeldes. Was sich geändert, ist Einteilung und Namensgebung.
Die
Preise, oder die Goldquanta, worin die Werte der Waren ideell verwandelt
sind, werden jetzt also ausgedrückt in den Geldnamen oder gesetzlich
gültigen Rechennamen des Goldmaßstabs.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
115.
2. Geld als Zirkulationsmittel
2.1 Die
Verwandlung der Waren
Der Austauschprozess
„produziert eine Verdopplung der Ware in Ware und Geld... In diesem
Gegensatz treten die Waren als Gebrauchswerte dem Geld als Tauschwert
gegenüber. Andrerseits sind beide Seiten des Gegensatzes Waren, also
Einheiten von Gebrauchswert und Wert.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
119.
„Begleiten wir nun irgendeinen Warenbesitzer ... zur Szene des
Austauschprozesses, dem Warenmarkt. ...
Der Austauschprozess der Ware
vollzieht sich ... in zwei entgegengesetzten und einander ergänzenden
Verwandlungen - Verwandlung der Ware in Geld und ihre
Rückverwandlung aus Geld in Ware...
Die Momente der
Warenverwandlung sind zugleich Tätigkeiten des
Warenbesitzers - Verkauf, Austausch der Ware mit Geld; Kauf, Austausches
des Geldes mit Ware, und Einheit beider Akte: verkaufen, um zu kaufen...
Von seinem Standpunkt vermittelt der ganze Prozess nur den Austausch
seines Arbeitsprodukts mit fremdem Arbeitsprodukt, den
Produktentausch.
Der Austauschprozess der Ware vollzieht sich also in
folgendem Formwechsel:
Ware - Geld - Ware
W - G - W.
Nach ihrem
stofflichen Inhalt ist die Bewegung W - W, Austausch von Ware gegen Ware,
Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit...“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
129f.
„Soweit der Austauschprozess Waren aus der Hand, worin sie
Nicht-Gebrauchswerte sind, in die Hand überträgt, worin sie
Gebrauchswerte sind, ist er gesellschaftlicher Stoffwechsel. Das Produkt
einer nützlichen Arbeitsweise ersetzt das der andren.“ K. Marx, Kapital I.
MEW 23, 119.
„Die
Teilung der Arbeit verwandelt das Arbeitsprodukt in Ware und macht dadurch
seine Verwandlung in Geld notwendig. Sie macht es zugleich zufällig, ob
diese Verwandlung der Körper gelingt.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
122.
„Als Vermittler der Warenzirkulation erhält das Geld die
Funktion des Zirkulationsmittels.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
128.
„Die Gesamtverwandlung einer Ware unterstellt, in ihrer
einfachsten Form, vier Extreme und drei handelnde Personen.
Erst tritt der Ware das Geld als ihre Wert-Gestalt gegenüber... So
tritt dem Warenbesitzer ein Geldbesitzer gegenüber.
Sobald die Ware nun
in Geld verwandelt, wird letzteres zu ihrer verschwindenden
Äquivalentform, deren Gebrauchswert oder Inhalt diesseits in andren
Warenkörpern existiert.
Als Endpunkt der ersten Warenwandlung ist das
Geld zugleich Ausgangspunkt der zweiten.
So wird der Verkäufer des
ersten Akts Käufer im zweiten, wo ihm ein dritter Warenbesitzer als
Verkäufer gegenübertritt.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 125.
„Der
Kreislauf, den die Verwandlungsreihe jeder Ware beschreibt,
verschlingt sich also unentwirrbar mit den Kreisläufen andrer Waren. Der
Gesamtprozess stellt sich dar als Warenzirkulation.“ K. Marx, Kapital I.
MEW 23, 126.
„Die Warenzirkulation ist nicht nur formell, sondern
wesentlich vom unmittelbaren Produktentausch unterschieden... (Es)
entwickelt sich ein ganzer Kreis von den handelnden Personen
unkontrollierbarer, gesellschaftlicher Naturzusammenhänge.“ K. Marx,
Kapital I. MEW 23, 126.
„Die Zirkulation sprengt die zeitlichen,
örtlichen und individuellen Schranken des Produktenaustausches eben
dadurch, dass sie die hier vorhandne unmittelbare Identität zwischen dem
Austausch des eignen und dem Eintausch des fremden Arbeitsprodukts in den
Gegensatz von Verkauf und Kauf spaltet.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
127.
2.2 Der Umlauf des Geldes
„Der Umlauf des Geldes
zeigt beständige, eintönige Wiederholung desselben Prozesses. Die Ware
steht stets auf Seite des Verkäufers, das Geld stets auf Seite des
Käufers, als Kaufmittel. Es funktioniert als Kaufmittel, indem es den
Preis der Ware realisiert.
Indem es ihn realisiert, überträgt es die
Ware aus der Hand des Verkäufers in die Hand des Käufers, während es die
Ware aus der Hand des Käufers in die die des Verkäufers entfernt, um
denselben Prozess mit einer anderen Ware zu wiederholen.
Dass diese
einseitige Form der Geldbewegung aus der doppelseitigen Formbewegung der
Ware entspringt ist verhüllt. ... Das Resultat der Warenzirkulation,
Ersatz von Ware durch andre Ware, erscheint daher nicht durch ihren
eigenen Formwechsel vermittelt, sondern durch die Funktion des Geldes als
Zirkulationsmittel... “ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 129f.
Wie
viel Geld ist nötig für die Zirkulation der Waren zu einem bestimmten
Zeitabschnitt?
„Preissumme der Waren geteilt durch die
Umlaufsanzahl gleichnamiger Geldstücke = Masse des als Zirkulationsmittel
funktionierenden Geldes.
Dies Gesetz gilt allgemein.“ K. Marx, Kapital
I. MEW 23, 133.
„Die drei Faktoren: die Preisbewegung, die
zirkulierende Warenmasse und endlich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes,
können aber in verschiedner Richtung und verschiednen Verhältnisses
wechseln... also sehr zahlreiche Kombinationen durchmachen.“ K. Marx,
Kapital I. MEW 23, 135
„Das Gesetz, dass die Quantität der
Zirkulationsmittel bestimmt ist durch die Preissumme der zirkulierenden
Waren und die Durchschnittsgeschwindigkeit des Geldumlaufs, kann auch so
ausgedrückt werden, dass bei gegebner Wertsumme der Waren und gegebner
Durchschnittsgeschwindigkeit ihrer Verwandlungen, die Quantität des
umlaufendes Geldes oder des Geldmaterials von seinem eigenen Wert
abhängt.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 136. (Silberwährung erfordert
also mehr umlaufendes Geld
als Goldwährung, die Euro-Währung weniger als die
D-Mark.)
2.3 Münzgeld statt Goldbarren und Entstehung von
Papiergeld
„Aus der Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel
entspringt seine Münzgestalt. Der in dem Preise oder Geldnamen der Waren
vorgestellte Gewichtsteil Gold muss ihnen in der Zirkulation als
gleichnamiges Goldstück oder Münze gegenübertreten... In den verschiednen
Nationaluniformen, die Gold und Silber als Münzen tragen, auf dem
Weltmarkt aber wieder ausziehen, erscheint die Scheidung zwischen den
innern oder nationalen Sphären der Warenzirkulation und ihrer allgemeinen
Weltmarktsphäre.
Goldmünze und Barrengold unterscheiden sich also von
Haus aus nur durch die Figur, und das Gold ist beständig aus einer Form in
die andre verwandelbar.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 138f.
„Der Weg
aus der Münze ist aber zugleich der Gang zum Schmelztiegel. Im Umlauf
verschleißen nämlich die Goldmünzen... Goldtitel und Goldsubstanz,
Nominalgehalt und Realgehalt beginnen ihren Scheidungsprozess...
Das
Gold als Zirkulationsmittel weicht ab vom Gold als Maßstab der Preise und
hört damit auch auf, wirkliches Äquivalent der Waren zu sein, deren Preise
es realisiert.
Die Geschichte dieser Wirren bildet die Münzgeschichte
des Mittelalters und der Neuzeit bis ins 18. Jahrhundert.“ K. Marx,
Kapital I. MEW 23, 139.
„Wenn der Geldumlauf selbst den Realgehalt
vom Normalgehalt der Münze scheidet, ihr Metalldasein von ihrem
funktionellen Dasein, so enthält er die Möglichkeit latent, das Metallgeld
in seiner Münzfunktion durch Marken aus andrem Material oder Symbole zu
ersetzen.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 140.
„Nur bedarf das Zeichen
des Geldes seiner eignen objektiv gesellschaftlichen Gültigkeit, und diese
erhält das Papiersymbol durch den Zwangskurs. Nur innerhalb der von den
Grenzen eines Gemeinwesens umschriebnen oder innern Zirkulationssphäre
gilt dieser Staatszwang, aber auch nur hier geht das Geld völlig auf in
seine Funktion als Zirkulationsmittel oder Münze und kann daher im
Papiergeld eine von seiner Metallsubstanz äußerlich getrennte oder bloß
funktionelle Existenzweise erhalten.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23,
143.
„Staatspapiergeld mit Zwangskurs ist die vollendete Form des
Wertzeichens, und die einzige Form des Papiergeldes, die
unmittelbar aus ... der einfachen Warenzirkulation selbst herauswächst.“
K. Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, MEW 13, 95.
„Weil
Geld in bestimmten Funktionen durch bloße Zeichen seiner Zeichen seiner
selbst ersetzt werden kann, entsprang der .... Irrtum, es sei ein bloßes
Zeichen. Andererseits lag darin die Ahnung, dass die Geldform des Dings
ihm selbst äußerlich und bloße Erscheinungsform dahinter versteckter
menschlicher Verhältnisse ist." K. Marx, Kapital I, MEW 23,
105.
„In der Zirkulation der Wertzeichen (Papiergeld)
erscheinen alle Gesetze der wirklichen Geldzirkulation umgekehrt und auf
den Kopf gestellt.
Während das Gold zirkuliert, weil es Wert hat, hat
das Papier Wert, weil es zirkuliert.
Während bei gegebenem Tauschwert
der Waren die Quantität des zirkulierenden Goldes von seinem eigenen Wert
abhängt, hängt der Wert des Papiers von seiner zirkulierenden Quantität
ab.
Während die Quantität des zirkulierenden Goldes steigt oder fällt
mit dem Steigen oder Fallen der Warenpreise, scheinen die Warenpreise zu
steigen oder zu fallen mit dem Wechsel in der Quantität des zirkulierenden
Papiers.
Während die Warenzirkulation nur bestimmte Quantität Goldmünze
absorbieren kann, daher abwechselnde Kontraktion und Expansion des
zirkulierenden Geldes sich als notwendiges Gesetz darstellt, scheint das
Papiergeld in jeder beliebigen Ausdehnung in die Zirkulation
einzugehen.
Während der Staat die Gold- und Silbermünze verfälscht ...,
sollte er die Münze auch nur 1/100 Gramm unter ihrem Nominalgehalt
ausgeben, vollzieht er eine völlig richtige Operation in der Ausgabe
wertloser Papierzettel...
Während die Goldmünze augenscheinlich nur den
Wert der Waren repräsentiert, soweit dieser selbst in Gold geschätzt oder
als Preis dargestellt ist, scheint das Wertzeichen (Papiergeld) den
Wert der Ware unmittelbar zu repräsentieren.
Es leuchtet daher ein,
warum Beobachter, die die Phänomene der Geldzirkulation einseitig an der
Zirkulation von Papiergeld mit Zwangskurs studierten, alle inneren
Gesetze der Geldzirkulation verkennen mussten.
In der Tat erscheinen
diese Gesetze nicht nur verkehrt in der Zirkulation des Papiergelds,
sondern ausgelöscht, da das Papiergeld, wenn in richtiger Quantität
ausgegeben, Bewegungen vollzieht, die ihm nicht als Wertzeichen
eigentümlich sind, während seine eigentümliche Bewegung, statt direkt aus
der Verwandlung der Waren zu stammen, aus Verletzung seiner
richtigen Proportion zum Gold entspringt.“ K. Marx, Zur Kritik der
Politischen Ökonomie, MEW 13, 100f.
„Ein spezifisches Gesetz der
Papierzirkulation kann nur aus ihrem Repräsentationsverhältnis zum Gold
entspringen. Und dies Gesetz ist einfach dies, dass die Ausgabe des
Papiergeldes auf die Quantität zu beschränken ist, worin das von ihm
symbolisch dargestellte Gold (bzw. Silber) wirklich zirkulieren
müsste.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 141.
3.
Schatzbildung
Sobald das Geld als Verkörperung von Wert
festgehalten wird, wird die Einheit von Verkauf und Kauf unterbrochen.
„Das Geld versteinert damit zum Schatz, und der Warenverkäufer wird zum
Schatzbildner.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 144.
„Die
Schatzbildung erfüllt verschiedne Funktionen in der Ökonomie der
metallischen Zirkulation... Man hat gesehen, wie mit den beständigen
Schwankungen der Warenzirkulation in Umfang, Preisen und Geschwindigkeit
die Umlaufsmasse des Geldes rastlos ebbt und flutet. Sie muss also der
Kontraktion und Expansion fähig sein...
Damit die wirklich umlaufende
Geldmasse dem Sättigungsgrad der Zirkulation stets entspreche, muss das in
einem Lande befindliche Gold- oder Silberquantum größer sein als das in
Münzfunktion befindliche. Diese Bedingung wird erfüllt durch die
Schatzfunktion des Geldes. Die Schatzreservoirs dienen zugleich als
Abfuhr- und Zufuhrkanäle des zirkulierenden Geldes, welches seine
Umlaufskanäle daher nie überfüllt.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
148.
„In den Ländern
rein metallischer Zirkulation oder unentwickelter Produktionsstufe sind
die Schätze unendlich zersplittert und zerstreut über die ganze Oberfläche
des Landes, während sie in bürgerlich entwickelten Ländern in den
Bankreservoirs konzentriert werden.“ K. Marx, Zur Kritik der Politischen
Ökonomie, MEW 13, 114.
4. Geld als Zahlungsmittel (einer
Schuldforderung)
„Mit der Entwicklung der Warenzirkulation
entwickeln sich jedoch Verhältnisse, wodurch die Veräußerung der Ware von
der Realisierung ihres Preises zeitlich getrennt wird. Es genügt, die
einfachsten dieser Verhältnisse hier anzudeuten.
Die eine Warenart
erheischt längere, die andere kürzere Zeitdauer zu ihrer Produktion. Die
Produktion verschiedner Waren ist an verschiedne Jahreszeiten geknüpft.
Die eine Ware wird auf ihrem Marktplatz geboren, die andre muss zu
entferntem Markt reisen. Der eine Warenbesitzer kann daher als Verkäufer
auftreten, bevor der andre als Käufer auftreten kann... Andrerseits
wird die Benutzung gewisser Warenarten, z. B. eines Hauses, für einen
bestimmten Zeitraum verkauft. Erst nach Ablauf des Termins hat der Käufer
den Gebrauchswert der Ware wirklich erhalten. Er kauft sie daher, bevor er
sie zahlt...
Der Verkäufer wird Gläubiger, der Käufer Schuldner. Da...
erhält auch das Geld eine andre Funktion. Es wird Zahlungsmittel.“ K.
Marx, Kapital I. MEW 23, 149.
„Die gleichzeitige Erscheinung der
Äquivalente Ware und Geld auf den beiden Polen des Verkaufsprozesses hat
aufgehört.
Das Geld funktioniert jetzt erstens als Wertmaß in der
Preisbestimmung der verkauften Ware. Ihr kontraktlich festgesetzter Preis
misst die Obligation des Käufers, d.h. die Geldsumme, die er an einem
bestimmten Zeittermin schuldet.
Es funktioniert zweitens als ideelles
Kaufmittel. Obgleich es nur im Geldversprechen des Käufers existiert,
bewirkt es den Händewechsel der Ware. Erst am fälligen Zahlungstermin
tritt das Zahlungsmittel wirklich in die Zirkulation, d. h. geht aus der
Hand des Käufers in die des Verkäufers über... Das Zahlungsmittel tritt in
die Zirkulation hinein, aber nachdem die Ware bereits aus ihr ausgetreten
ist. Das Geld vermittelt nicht mehr den Prozess. Es schließt ihn
selbständig ab, als absolutes Dasein des Tauschwerts oder allgemeine
Ware.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 150.
„Betrachten wir nun die
Gesamtsumme des in einem gegebnen Zeitabschnitt umlaufenden Geldes, so ist
sie, bei gegebner Umlaufsgeschwindigkeit der Zirkulations- und
Zahlungsmittel, gleich der Summe der zu realisierenden Warenpreise plus
der Summe der fälligen Zahlungen, minus der sich ausgleichenden Zahlungen,
minus endlich der Anzahl der Umläufe, worin dasselbe Geldstück abwechselnd
bald als Zirkulations-, bald als Zahlungsmittel funktioniert.“ K. Marx,
Kapital I. MEW 23, 153.
4.1. Folgerungen des Zahlungsmittels
Geld
„Es ist indes klar, dass mit der Ausdehnung des Kreditwesens,
also der bürgerlichen Produktion überhaupt, die Funktion des Geldes als
Zahlungsmittel sich ausdehnen wird auf Kosten seiner Funktion als
Kaufmittel und noch mehr als Element der Schatzbildung.“ K. Marx, Zur
Kritik der Politischen Ökonomie, MEW 13, 119.
„Die Entwicklung des
Geldes als Zahlungsmittel ernötigt Geldakkumulation für die
Verfallstermine der geschuldeten Summen. Während die Schatzbildung als
selbständige Bereicherungsform verschwindet mit dem Fortschritt der
bürgerlichen Gesellschaft, wächst sie umgekehrt mit demselben in der Form
von Reservefonds der Zahlungsmittel.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23,
156.
„Das Kreditgeld entspringt unmittelbar aus der Funktion
des Geldes als Zahlungsmittel, indem Schuldzertifikate für die verkauften
Waren selbst wieder zur Übertragung der Schuldforderungen zirkulieren.“ K.
Marx, Kapital I. MEW 23, 153f.
„Bei gewissem Höhegrad und Umfang
der Warenproduktion greift die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel über
die Sphäre der Warenzirkulation hinaus. Es wird die allgemeine Ware der
Kontrakte.
Renten, Steuern usw. verwandeln sich aus Naturallieferungen
in Geldzahlungen.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 154.
5.
Weltgeld
„Mit dem Verlassen der Landesgrenzen, seiner
inneren Zirkulationssphäre, streift das Geld die dortigen Lokalformen von
Maßstab der Preise, Münze, Scheidemünze und Wertzeichen, wieder ab und
fällt in die ursprüngliche Barrenform der edlen Metalle zurück. Im
Welthandel entfalten die Waren ihren Wert universell. Erst auf dem
Weltmarkt funktioniert das Geld in vollem Umfang als die Ware, deren
Naturalform zugleich unmittelbar gesellschaftliche Verwirklichungsform der
abstrakten menschlichen Arbeit ist. ...
Das Weltgeld
funktioniert als allgemeines Zahlungsmittel, allgemeines Kaufmittel und
absolut gesellschaftliche Materiatur des Reichtums überhaupt... Die
Funktion als Zahlungsmittel, zur Ausgleichung internationaler Bilanzen,
herrscht vor. ...
Wie für seine innere Zirkulation, braucht jedes Land
für die Weltmarkszirkulation einen Reservefonds.“ K. Marx, Kapital I. MEW
23, 156 - 158.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich die
Rechtschreibung, veraltete Fremdwörter, Maßeinheiten und Zahlenangaben
modernisiert. Diese und alle erklärenden Textteile, die nicht wörtlich von
Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Wal Buchenberg,
2.1.2001.
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